Hallo liebe Freunde der Reiseberichte,
da sieht man es wieder, ein Foto von mir in 'gesoaktem' Zustand hätte Euch lieben, boshaften Menschen wohl gefallen!
Vielleicht beim nächsten Mal...
Unser Aufenthalt hier geht langsam zu Ende, um dem Titel des Berichtes genüge zu tun, fahren wir gleich weiter:
12. Tag
24.07.2006
San Diego - Calico - Barstow06:15 am: Piep-Piep…Piep-Piep… Verfl… ich habe gestern Abend vergessen, mein Handy auszuschalten. Ich schaue mich um. Außer mir niemand anwesend. Die SMS-Sportabo-Nachricht besagt, dass Österreich bei der U-19 – Fußball-EM das Semifinale erreicht hat.
Ich beginne zu sinnieren… Vor zwei Jahren hat die U-19 erst im Finale gegen England verloren und war Vizeeuropameister… was passiert mit den guten jungen Kickern, die wir haben? Dritt- und Viertklassige Ausländer nehmen ihnen die Plätze in den Kampfmannschaften weg. Der Teamchef unserer A-Nationalmannschaft muss ja jeden Morgen weinen, wenn er das sieht. Man könnte einen Schimpansen als Teamchef hinsetzen, der könnte auch nicht anders aufstellen…
Die Tür reißt mich aus meinen Ambitionen, Teamchef zu werden, wie es Hunderttausende österreichische Fußballfans auch wollen. Sibylla kommt mit Kaffee für mich herein. Der Schrecken in der Morgenstunde: Ihre und Sigis Mutter und somit meine liebe Schwiegermutter (kein Scherz, wir verstehen uns wirklich großartig!), ist zu Hause gestürzt und wurde mit einem Bruch des 3. Lendenwirbels ins Krankenhaus eingeliefert. Dabei hat sie sich erst von einem Arm- und Schulterbruch erholt, den sie sich bei einem Sturz rücklings von einer Rolltreppe geholt hatte.
Die erste Idee von Sibylla, heim zu fliegen, wird dann allerdings verworfen. Christianas hilfreiche Geister, ein junges Ehepaar aus Bosnien, kümmerten sich schon nach dem letzten Unfall rührend um sie und werden es, wie aus einem Telefonat hervorgeht, auch jetzt tun.
08:30 Beim Frühstück mache ich dann einen letzten Versuch, noch einiges in San Diego anzusehen.
Der Zoo, den Sibylla und ich zwar schon mehrfach besucht haben, aber der immer wieder ein Erlebnis ist, war schon im Vorfeld der Planung von den Kids abgelehnt worden.
Auch den Baufortschritt an der tollen Modelleisenbahnanlage im Balboa Park werde ich nicht beurteilen können und selbst eine Hafenrundfahrt ist dem hoffnungsvollen Nachwuchs nicht Recht. Das einzige, was sie heute sehen wollen, ist die angekündigte Geisterstadt. Und so bleibt dieses Bild, das ich gestern von der Midway aus gemacht habe, das einzige Panoramafoto in diesem Jahr.
So füge ich einige Fotos aus den Reisen der letzten Jahre ein, die ich hier geschossen habe und die ich mir noch auf dem Läppi ansehen kann:
Da ich auch keine Unterstützung seitens der Gruppenführer bekomme, beginnen alle den Tag mit Schlechtpunkten. Ich vergattere die komplette Besatzung zur Beladung des Schlachtschiffs.
09:45: Was ist das???
Über den Lincoln krabbeln haufenweise Ameisen, selbst in die Türritzen sind sie gelangt.
Sibylla hatte das Schlachtschiff gestern unter einem Baum abgestellt. Denise, die heute offenbar völlig abwesend ist, lässt die hintere Tür mit den Worten ’iiihhh… Ameisen’ offen, was diese natürlich erst recht zur Eroberung des Fahrzeuginneren veranlasst.
‚Das große Krabbeln’ mag ja als Film ganz lustig sein, in natura eher weniger. Ein allgemeines tret…patsch…schnipp setzt ein und als ich das Schlachtschiff auf den I-15 lenke, dürfte der Großteil der ungebetenen Gäste weg sein. Nicht ganz: Corvin, als Co-Pilot des heutigen Tages, exterminiert die letzten, die unter meiner Fußmatte hervorkrabbeln, während der Fahrt. Eine akrobatische Leistung! Die 180 Meilen bis Barstow mit Ameisen in den Socken wären nicht lustig gewesen.
11:00 Ich starte einen Versuch, mir heute eine oder zwei Besichtigungen im Vorbeifahren zu ermöglichen. Bei Temecula verlasse ich den I-15 und biege auf die CA-215 Richtung Riverside ab.
Dort lockt die March AFB mit einem Flugzeugmuseum, das wir vor etwa 6 bis 7 Jahren schon mal besucht haben. Es gibt hier etwa 70 Militärflugzeuge zu besichtigen, unter anderem sowjetische MIGs, eine SR-71A Blackbird und eine B-29 aus WWII.
In Riverside kann man den ‚International Raceway’ besuchen, der Anfang der 60er Jahre Schauplatz des Formel-1 ‚Grand Prix der USA’ war und auf dem später Sportwagen- und NASCAR- Läufe stattfanden. Der deutsche Formel 1 Pilot Rolf Stommelen verunglückte hier mit seinem Porsche 935 während eines Sportwagenrennens 1983 tödlich. Heute ist der Riverside Raceway für Testfahrten, Clubrennen und Firmenincentives anzumieten.
Kein Mitglied meiner Besatzung ahnt etwas, Denise, Corvin und Sigi schlafen. Sibylla hinter mir, die eigentlich als Navigator tätig ist, stellt die Richtigkeit des Wegs über CA-215 fest (’Abkürzung’)
. Als ich mich der March AFB nähere, wird alles plötzlich wie auf Kommando munter. Na toll! Meine offenbar rein rhetorische Frage nach Besichtigung wird einhellig mit ‚Nein!’ beantwortet.
Gelbe Karten für alle und Androhung von Sanktionen! Der Raceway hat sich damit wohl auch erübrigt und ich fahre am Abbiegeschild, dumpfe Verwünschungen murmelnd, vorbei. Irgendetwas wird mir für die Banausen heute noch einfallen, die Stunde des Käpt’ns, Auswendiglernen des Morsealphabets, Schlachtschiff schrubben oder so…
Die Gegend, durch die wir fahren ist auch nicht gerade einladend.
12:15 pm Kurz vor Barstow, wieder auf dem I-15 unterwegs, habe ich die richtige
Das Außenthermometer zeigt 107°F. Ich biege beim Outlet-Center vom Interstate ab. ‚95 Shops, speziell für Euch!’ teile ich grinsend der verwunderten Mannschaft mit. Die wollen bei der Hitze gar nicht shoppen!!!
Das habe ich mir gedacht. ‚Nix da, die Gelegenheit eines Outlet Centers bietet sich nur heute, hier und jetzt!’ setze ich mich, insgeheim leise vor mich hinlächelnd, durch und schon steht das Schlachtschiff mitten in der glühenden Mittagssonne auf dem Parkplatz neben dem ‚Factory Merchants Barstow Center’.
‚Da ist’s ja so heiß!’ murrt ‚Das-ist-fad’-Denise’. Sonst aber immer gleich ‚Hurra’ schreien, wenn’s ums Einkaufen geht, gelle…
Die Shops befinden sich hier nicht in einer durchgehend klimatisierten ‚Mall’ sondern aufgereiht unter Vordächern, unter denen es selbst im Schatten sehr heiß ist. Ich selbst bin nicht sehr hitzempfindlich und so schlendere ich gemütlich von einem Shop zum anderen, begleitet von zur Meuterei bereiten Crewmitgliedern.
Bei Levi’s gönne ich mir jetzt meine ersten Einkäufe außer dem ‚soakbedingten’ Midway-T-Shirt. Ich erstehe eine 517er in Stonewash (die BootCut, um 25,90) und eine 527 low rise in weiß um sensationelle 19,90. Dazu ein T-Shirt um 11,90. Corvin zündet sich draußen an einem Metallteil in der Sonne eine Zigarette an.
01:15 pm: Richtig geschlaucht wird die aufgelöste Mannschaft ins Schlachtschiff verfrachtet. In Sichtweite befindet sich ein ‚Kentucky Fried Chicken’. Sigi wollte diese Kette schon seit langem besuchen und so erfülle ich ihm diesen Wunsch, großzügig wie ich nun mal nach meiner Einlage gestimmt bin!
02:30: Wir treffen in Calico ein. Die Hitze ist gleich geblieben, jetzt wird allerdings nicht gemurrt. Der Besuch der Geisterstadt bietet als Höhepunkte für uns eine Fahrt mit der Bergwerksbahn und einen Besuch im Saloon, wo ich vor einigen Jahren schon mal war. Sogar am selben Tisch wie damals genieße ich ein MGD on tap.
Das Hotel trägt einen bekannten Namen
03:45: Days Inn Barstow. Absolut empfehlenswert. Nette Zimmer, viele TV-Kanäle, kostenloses WLAN, kleiner aber netter Pool, wo die Mannschaft jetzt Abkühlung sucht.:
Ich schreibe am Pool die, ein paar Leuten versprochenen Postkarten und tippe dann an meinem Reisebericht. Ein kühles Anchor Steam aus der Anaheim-Sammlung ist mein Aperitif für das Abendessen. Natürlich auch hier: NO FOOD OR BEVERAGES… wie gehabt! ‚Wo gibt es heute Abendessen, BOSS?’
Na also, wenigstens meine Sibylla zeigt den nötigen Respekt. Ich habe noch zu Hause ‚Di Napoli’s Fire House’ ausfindig gemacht, das italienische Lokal eines ehemaligen Feuerwehrkommandanten von Barstow. Im Internet finde ich jetzt noch eine Coupon Werbung für ein ‚Thai-Gourmet’ Restaurant. ‚Buy one entree - get one free!’ Leutselig fragt der Boss, ob die Mannschaft vielleicht dorthin gehen möchte. Sibylla freut sich, Thai oder auch ein Mexikaner (da hat uns die freundliche Dame an der Rezeption einen empfohlen) wären ihr heute lieber als mein Feuerwehrhauptmann. Denise murrt klarer Weise, aber wir werden trotzdem den Thai versuchen.
Um 7:00 starten wir, im Vorbeifahren sehen wir das mexikanische Restaurant, auch an ‚Di Napoli’s' fahren wir vorbei. Beim Thai Gourmet angelangt, stellen wir von außen fest, dass im Lokal nur ein einziger Tisch besetzt ist. ‚Schlechtes Zeichen, um die Zeit!’ meint Sibylla und trotz Corvins Protest (der ist natürlich am Verhungern) treten wir den Rückzug an.
Zum Mexikaner also, auch unter Protest von Denise. Bei ‚Los Domingos’ stehen allerdings die Massen beim Eingang! Sichtlich sehr gut der Mexicano, ca. 45 Minuten Wartezeit! Da ist Corvin bereits zum Skelett abgemagert, Denise hat Glück und grinst sich eins, denn es geht weiter zu Di Napoli’s am nächsten Eck.
30 Minuten Wartezeit auch hier. Ein Corona für den Chef als Aperitif und gleich die Karte studiert. ‚Pierre, Party of five’ heißt es aber schon nach knapp 15 Minuten - und die Hungrigen entern den Tisch.
Nach einem ausgezeichneten und günstigen Dinner geht es zurück ins Days Inn, wo ich beim letzten Anchor Steam aus dem Anaheim Six-Pack einen Tag Reisebericht ins Netz stelle.
Gute Nacht weit nach Mitternacht.
Ausgaben:Essen und Trinken: $67
Eintritte: $18
Einkäufe: $74
Treibstoffkosten: $17