11.03.2017
Der heutige Tag sollte möglichst früh beginnen, schließlich wollen wir den Sonnenaufgang über dem Grand Canyon betrachten. Leider haben wir durch die ganzen Zeitenwechsel irgendwie etwas durcheinandergebracht und so stehen wir irgendwie um eine Stunde zu spät auf. Zumindest glauben wir das in dem Moment, in dem wir wach werden. Draußen beginnt es bereits zu dämmern und irgendwie bin ich etwas angefressen, hatte Katja gestern Abend zwar noch ewig recherchiert, aber dann wohl doch etwas nicht berücksichtigt.
Aber Schwamm drüber, Kamera und Stativ ins Auto schmeißen und ab in Richtung Mather Point. Hier tummeln sich schon ein paar Touristen, die genau wie wir Zeuge von dem Schauspiel werden wollen oder auch einfach nur eine Yoga-Session an ungewöhnlichem Ort durchführen wollen.
Bestimmt eine Stunde lang harren wir bei Temperaturen um den Gefrierpunkt aus, knipsen Bild um Bild, genießen zwischendurch auch einfach mal die Ruhe, die trotz der bestimmt 30 Menschen um uns herum geradezu gespenstisch ruhig ist und so den Eindruck eines heiligen Ortes vermittelt, an dem man eben ruhig zu sein hat. Eine Wohltat für die Seele, die auch den Ärger des Morgens schnell verpuffen lässt.
Sonnenaufgang...... am Grand CanyonAls die Sonne dann etwas kräftiger wird machen wir uns auf in Richtung Yavapai Point um auch dort noch etwas zu gucken. Leider werde ich in Richtung Osten gelotst und merke das auch viiiiiel zu spät, so dass wir irgendwann unverrichteter Dinge umkehren und zurück ins Hotel fahren. Hier frühstücken wir kurz und schmeißen dann den restlichen Kram ins Auto, denn uns steht heute noch einiges an Strecke bevor.
Zunächst geht es los in Richtung Süden, wo wir irgendwann auf die I40 / Route 66 treffen. Dieser folgen wir dann in Richtung Westen, bis sich die Historic Route 66 mitten im Nirgendwo von der I40 trennt. Natürlich nehmen wir die 66, die hier aber doch irgendwie nur eine Straße ist, die Meilenweit mit Tempomat und festgestelltem Lenkrad befahrbar ist und außer uns nur alle paar Minuten ein weiteres Auto sieht. Über den Schulbus, der hier durchkommt sind wir dann doch einigermaßen verwundert, schließlich haben wir ewig keine Anzeichen von Zivilisation gesehen…
Tempomat? Wir haben einen Ziegelstein Wir konnten weder Schule noch sonst ein Haus entdecken.In Seligman machen wir kurz Rast, beschließen dann aber doch Westside Lilo’s Café liegen zu lassen. Stattdessen gucken wir uns das alte Gefängnis und die neuen Harleys an, die hier sauber geputzt am Rand der staubigen Straße stehen. Das Foto davon wird aber mit gebührendem Abstand gemacht, falls die Besitzer doch eher zu den raueren Gesellen gehören sollten.
Ob die wohl den bösen Buben von gegenüber gehören?Gegenüber sah es so ausBald darauf heißt es auch schon wieder „Hit the road!“ und wir verlassen Seligman in Richtung Westen, immer auf den Spuren der 66 hin in Richtung Hackberry. Der Berühmte Store veranlasst einen weiteren kurzen Stop, aber auch irgendwie nur um ein, zwei Fotos zu schießen. Den Nippes, den der Laden anzubieten scheint, interessiert uns eher weniger und die berühmte Corvette gibt es ja leider nicht mehr zu sehen.
Frisch aus dem Ford-Werbekatalog, geschossen von uns in HackberryDafür folgt nach Kingman die Abzweigung der 66 in Richtung Oatman, quer über die kleine Bergkette. Hier gesellt sich ein einzelnen Motorradfahrer zu uns, der uns erst überholt und dann regelmäßig mit uns gemeinsam an verschiedenen Stellen kurz anhält um den Ausblick zu genießen. Als wir mit dem Sitgreaves Pass den Höhepunkt erreichen, kommen wir kurz ins Gespräch, unterhalten uns über die tolle Straße, Motorräder, Amerikaner und Touristen, ganz so, als würden wir uns schon ewig kennen. Bestimmt eine Dreiviertelstunde verbringen wir so gemeinsam neben Auto und Motorrad, genießen die Ruhe und Aussicht und erzählen ihm von unserem weiteren Plan, bis wir uns dann wieder von ihm verabschieden.
Auf nach Oatman, zu den Eseln! Vielleicht waren wir hier vorher etwas zu euphorisch, denn bis auf die wilden Esel ist dieses Kaff geradezu überlaufen von Touristenmassen. Wir halten uns nur kurz auf, darauf haben wir beide irgendwie keine Lust. Das ist gar keine Herabwertung des Ortes an sich und die freilaufenden Esel sind schon sehr süß, aber wer Menschenmassen wenig abgewinnen kann ist hier eher falsch.
Aber was solls, wir haben ja noch so viel mehr zu erleben und die Agenda für den heutigen Tag gibt so viel her, dass ein einzelner Punkt nicht stört.
Esel werden auf englisch entweder "donkey" oder "ass" genannt - hier sieht man, warum.In dem nun folgenden Teil habe ich herausgefunden, warum man ein Navi (oder die App „Here“, die wir verwenden) nicht immer auf den kürzesten Weg stellen sollte oder zumindest immer eine grobe Idee haben sollte, wie es ohne Navi weitergeht. Wir machen den Fehler und folgen blind der Technik und biegen so ohne groß nachzudenken auf die Silver Creek Road ein. Soweit nichts ungewöhnliches, aber hier muss der Expedition dann doch zeigen, wie viel Offroader in ihm steckt. Es ist erschreckend wenig…
Die Silver Creek Road verläuft auf ca. 15km ausschließlich über Schotter und groben Kies, als ungeübter Offroadfahrer und mit einem Luxus-SUV mit lackierten Radkästen benötigen wir fast 45 Minuten für die Distanz und werden unterwegs mehrfach von Quads und anderen Fahrzeugen überholt.
Silver Creek RoadVollkommen durchgeschüttelt biegen wir irgendwann auf die 163 in Richtung Laughlin ein. Laughlin scheint ein Phänomen an sich zu sein, zumindest merkt man sofort, dass man von Arizona nach Nevada kommt und Glücksspiel auf einmal legal ist. Casino an Casino, mitten im nichts. Aber eben in Nevada und damit erlaubt. Verrückt.
Über die 95 und 93 erreichen wir dann den Hoover Dam, den wir eigentlich erst für die kommenden Tage auf dem Schirm hatten, aber dank der deutlich verkürzten Zeit in Oatman und Hackberry nehmen wir ihn dann eben doch spontan mit. Das Visitorcenter hat natürlich seit fünf Minuten zu, aber was solls. Der Damm an sich ist beeindruckend genug. Außerdem ist das immer ein schöner Grund, um sich irgendwann nochmal hierher zu begeben.
Wir spazieren zurück nach Arizona, wechseln quasi minütlich die Zeitzonen und freuen uns so in die Vergangenheit beziehungsweise Zukunft reisen zu können.
Wer entdeckt die Menschenmasse?Für uns absolut schockierend war dann der Blick auf die andere Seite, an Rock Island lässt sich unschwer erkennen, wie viel Wasser der Stausee in den vorherigen Monaten verloren haben muss. Bestimmt 10m muss der Wasserspiegel hier eingebüßt haben, unvorstellbare Wassermassen, bei den Ausmaßen.
Auch hier schießen wir noch das eine oder andere Erinnerungsbild bevor wir uns in den Sonnenuntergang in Richtung Sin City aufmachen.
Die Marina mit Rock IslandAuf nach Vegas!Las Vegas! Welch eine Stadt, voller Kontroverse und doch im Nachhinein von uns beiden als „gestört aber geil“, „unnötig aber muss wiederholt werden“ und „Wer nicht hier war, kann es nicht glauben.“ beurteilt worden.
Alleine die Einfahrt bei Dunkelheit war ein Erlebnis - zähflüssiger Verkehr auf unzähligen Spuren, alles blinkt, leuchtet, glitzert und wir sind mittendrin. Irgendwie bekommt das Navi es hin und unfallfrei und ohne uns in die Irre zu leiten zum Hilton Grand Vacations Center zu führen, in dem wir die drei Tage Vegas nächtigen wollen. Also Highlight haben wir uns hier eine Suite der kleinsten Größe reserviert, die wir günstig geschossen haben. Wir sind zunächst ohne Koffer ins Zimmer, was sich schnell als gute Entscheidung herausstellte, denn gebucht hatten wir extra mit großer Whirlpoolbadewann und die fehlte hier.
Glücklicherweise ließ sich das schnell an der Rezeption lösen und so konnten wir unsere „Wohnung“ mit Küche, Bad, Wohnzimmer und Schlafzimmer beziehen. Mit ihren 69m² hatten wir hier mehr Platz, als in Berlin und sogar eine Spülmaschine passte im Gegensatz zu unserer eigenen Wohnung mit in die Küche. Luxus pur also.
Zur Feier des Tages fuhren wir noch einmal quer über den Strip um uns seelisch und moralisch auf die kommenden Tage vorzubereiten, bevor wir dann bei einem Papa Johns um die Ecke des Hotels eine Pizza zum mitnehmen orderten. Mit Pizza, Whirlpool und Dr. Pepper endete dieser lange, anstrengende aber unterhaltsame Tag dann irgendwann gegen 23:30 Uhr.
Die Route heute: