3. Tag Montag, 03.08.2009 Portland – Mt St Helens - Ashford
Wir schlafen gut und verhältnismäßig lange – offenbar haben wir den Jetlag schon ganz gut überwunden. Auch die Klimatisierung des Zimmers haben wir offenbar besser in den Griff bekommen.
Beim Umpacken der Koffer fällt uns vor dem Frühstück auf, daß ich meinen dünnen anti-Klimaanlagen-Pullover vermisse – offenbar blieb der gestern im Restaurant liegen. Da es ja direkt um die Ecke liegt, schaue ich kurz vorbei, ob da irgendwelche Reinigungsarbeiten o.ä. stattfinden – was natürlich nicht der Fall ist. Da es dort ausschließlich Dinner gibt, sind auch die Chancen gering, daß da alsbald irgendjemand auftauchen wird.
Also bitte ich die Rezeptionistin im Hotel, eine Nachsendung nach San Francisco in unser letztes Hotel zu veranlassen – mal sehen, ob das klappt. Der Tip sollte helfen
.
Mit Navi finden wir schnell aus der Stadt heraus. Bei Vancouver, Wa, tanken wir, wobei sich eine nette Unterhaltung mit einem Touristen aus Alaska ergibt, wer denn wohl die weitere Strecke zurückgelegt hat - wir hatten ja ein Louisiana-Kennzeichen. Beim Hinweis auf Germany gibt er sich aber geschlagen – immerhin war er schon dreimal in Freiburg.
Nachdem die Blinkerkontrolle bei rechts Blinken schon seit gestern ganz hektisches Herzflimmern kundgab, habe ich die Lampen kontrolliert und festgestellt, daß die Birne rechts hinten ausgefallen ist. Solte ja eigentlich kein Drama sein, aber beim Spurwechseln doch eher unangenehm. Daher versuche ich, mit einem frisch gekauften Kreuzschlitzschraubenzieher die hintere Blinkerabdeckung zu entfernen, um an die Birnen heranzukommen. Das scheitert jedoch ebenso wie die Suche nach einer Werkstatt, die die gestern offenbar durchgebrannte Birne austauschen würde.
Also fahren wir unverrichteter Dinge weiter auf der I 5 nach Norden, die ziemlich dichten Verkehr aufweist. In Castle Rock fahren wir raus – ein Ort voller Automotive-Läden und -Werkstätten. Ein äußerst freundlicher Mitarbeiter in einem Teileladen erklärt mir, wo ich die Birne wechseln lassen kann. Und in der Tat ist dort ein junger Mann zur sofortigen Hilfe bereit. Auch er kann die Abdeckung nur mit Mühe so weit lösen, daß er mit seinen langen schlanken Fingern an die Birnen herankommt – aber immerhin, er schafft es, so daß zu den 10 USD auf der Rechnung noch 5 USD Tip dazukommen.
Auf dem Weg zu Mt St Helens findet sich bald ein Visitor Center, das aber zu den Washington State Parks gehört und daher extra Eintritt kostet. Die 3 USD pro Person sind aber gut angelegt, es gibt einen hervorragenden Film zu dem Ausbruch 1980. Es ist hoch beeindruckend und geradezu beängstigend, wenn man sieht, mit welcher Macht sich da zunächst über eine längere Zeit hinweg eine richtige Beule ("bulge") am Hang herausbildet, die plötzlich ins Rutschen gerät, woraufhin dann der Berg explodiert.
Auf der Weiterfahrt gibt es schon einige Viewpoints – leider alle mit „jenem Berg“ im Gegenlicht.
Mt St Helens vom Forest Learning Center
Aschenschlammbett des Toutle River, wie vorgestern vom Flugzeug aus gesehen
Blüten am Forest Learning Center
Am Coldwater Lake fahren wir zunächst weiter, als wir sehen, daß das „Fee-Area“ ist, wir aber noch keinen Nachweis haben und am Parkplatz ein Rangerfahrzeug herumsteht - die Zufahrt zum dortigen, etwas weiter oben gelegenen Visitor Center haben wir offenbar irgendwie verpaßt. Oben am Observatory bekommen wir dann gegen Vorlage des Annual Pass Bänder um die Handgelenke, die uns freien Auslauf geben. Wir gehen daraufhin zunächst den Weg zu den höhergelegenen Aussichtspunkten und dann ein ganzes Stück den Boundary Trail, der sehr schöne Blicke in den Kraterbereich ermöglicht.
Mt St Helens
Am Wegesrand gibt es allerlei an Blüten zu sehen, die sich gegen die Verwüstung wieder durchgesetzt haben und die uns deshalb besonders ins Auge stechen:
Shasta Buckwheat
Offiziell heißt das Shasta Buckwheat, inoffiziell wohl wegen des strengen Geruchs Dirty Socks. Haben wir aber erst später herausgefunden, sonst hätten wir einen Geruchstest vorgenommen.
Indian Paintbrush
Fingerhut
Mt St Helens vom Boundary Trail aus
Auch andere Benutzer des Trails waren unterwegs
Lupinen
Das letzte Drittel sparen wir uns, weil es zum einen sehr schmal an einem
steilen Hang entlang verläuft, was meiner Höhenangst nicht zuträglich erscheint, wir zum anderen nur leichte Laufschuhe und keine richtigen Wanderschuhe angezogen haben. Eigentlich schade, denn man wäre wohl zu einem schönen Aussichtspunkt über dem Spirit Lake gekommen, den wir so nur vage aus der Ferne erahnen konnten.
Die wahre Ermutigung für mich ...
Spirit Lake aus der Ferne
Rückweg auf dem Boundary Trail
Irgendwo müssen wir hier an Nordlicht und seiner Gruppe vorbeigelaufen sein, wahrscheinlich zwischen Visitor Center und dem ersten Wegdrittel, wo es verschiedene Verzweigungen gibt.
Auf der Rückfahrt legen wir noch eine kurze Pause am Coldwater Lake ein, wo wir nach einer Apfeleßpause am Picknickplatz ein paar schöne in den See gebaute Aussichtsplattformen entdecken, richtig idyllische Plätze.
Coldwater Lake
Den ersten Teil der Fahrt nach Ashford können wir noch mit zwei zuvor ausgelassenen Viewpoints auflockern. Am Hoffstadt Bluff Visitor Center gibt es ein paar schöne Gegenüberstellungen von großformatigen Fotos vor und nach dem Ausbruch. Dann aber zieht sich die Fahrt wie Strudelteig durch wenig markante Landschaft mit nur ganz sporadischen Blicken auf den Mt. Rainier.
Irgendwann kommt im Weichbild von Ashford der Hinweis, daß es nur noch eine Tankmöglichkeit vor dem Mt Rainier NP gibt, die wir dann auch nutzen. Hier ist Vorkasse angesagt. Also warten, bis eine Zapfsäule frei wird, an der Schlange vor der Kasse anstehen, Kreditkarte hinterlegen, Zapfsäule freischalten lassen, tanken, wieder an der Schlange vor der Kasse anstehen, Kreditkartenbeleg abzeichnen … eine unendlich lange Prozedur.
Alexander's Country Inn ist sehr idyllisch gelegen; unser Zimmer ist etwas ungünstig geschnitten mit zuwenig Ablagemöglichkeiten. Dafür gibt es einen ordentlichen complementary wine, den wir im Garten neben dem Pond genießen, wo uns die Mücken auffressen wollen und die Kolibris zwischen den Bäumen und einer Futterstelle herumschwirren - ein eigenartiger Anblick, Kolibris in dichten Tannenbäumen.
Alexanders's Country Inn
Mit viel Mühe hat sich ein Kolibri ablichten lassen
Anschließend bekommen wir im Restaurant ein sehr gutes – im Vergleich zur gestrigen haute cuisine eher bodenständiges – Abendessen: Ente bzw. Trout. Den Fang der Trouts aus einem Teichbecken nebn dem Pond durch einen überaus freundlichen, leider geistig leicht behinderten jungen Mann haben wir zuvor live miterleben können. Bei der Bestellung Trout bekam man übrigens zwei Fische, kleiner als üblich, dafür aber unheimlich schmackhaft und von der Bedienung am Tisch äußerst geschickt entgrätet. Dazu ein heimischer Rosé und zur Abwechslung (statt Pellegrino) mal ein Perrier. Für einen Nachtisch sind wir zu satt, so daß wir nach einem kurzen Rundgang um den Pond alsbald aufs Zimmer gehen.
230 mi