Hallo,
Das Foto von der Straße irgendwo in Ontario gefällt mir, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass die Fahrt irgendwann langweilig wurde.
das Foto gefällt mir auch - drum hab ich es ja reingestellt
. Aber es ging halt doch mehr oder weniger stundenlang auf diese Weise weiter, häufig mit Sonne durchs Seitenfenster und erkältungsgeschwächt - nicht wirklich optimal.
Diese Kirche erinnert aufgrund ihrer blauen Decke ja ganz stark an die Sainte-Chapelle nahe der echten Notre Dame.
Ja, in Montreal wiederholt sich das übrigens auch. Es war halt ein typisches Stilmittel der Gotik, die Kirchendecke als Himmel auszugestalten, das auch die neugotischen kanadischen Kathedralen aufgreifen. Wo die Sainte Chapelle halt absolut unerreicht ist, das sind die Glasfenster.
Ein neuerlicher Tag bricht an:
16. Tag Samstag, 09.10.2010 Kitchener – Niagara on the Lake
In der Nacht huste ich mir die Seele aus dem Leib, gegen Morgen habe ich aber ganz gut geschlafen. Wir frühstücken im Hotel, Marianne bäckt Waffeln, die ganz gut schmecken. In der lokalen Zeitung lesen wir nicht nur über den Start des Oktoberfests sondern auch die 100-jährige Stromversorgung von Berlin (so hieß Kitchener bis 1916). Um uns herum sind einige Gäste im Mennonitengewand - ein etwas eigenartiger Anblick inmitten der Touristen. Einen besonders fröhlichen Eindruck machen die Leute nicht auf uns.
Wir stellen das Programm ein wenig um, weil ich bei meiner Erkältung wenig Lust habe, allzu weite Strecken zu fahren, zumal die gestrige Etappe nur begrenzt reizvolle Gegenden erfaßte. So fahren wir zunächst noch einmal nach St Jacobs, um den Farmers Market zu besuchen. Unterwegs kaufe ich noch in einer Apotheke einen Hustensaft. Auf dem Parkplatz fährt ein Mennonit sein Pferdefuhrwerk in die dafür vorgesehene Remise, wo die Pferde im Schatten stehen. Er steigt aus und beginnt mit dem Handy zu telefonieren
… alter Pharisäer ...
St Jacobs, Kutschenparkplatz - die Pferde sind im Schatten
Beim Farmers Market suchen wir vorsichtshalber gleich einen Parkplatz bei den gegenüber liegenden Geschäften. Auf dem Market geht es zu wie auf einem Rummelplatz; etwa 1/3 ist Lebensmittelmarkt, 2/3 alles Mögliche an Krust. Die Lebensmittel werden sehr appetitlich und in nahezu unüberschaubaren Mengen dargeboten. Die Leute kaufen säcke- und körbeweise Kohl, Paprika, Tomaten usw. Etliche – aber deutlich weniger als die Hälfte – der Stände werden von Mennoniten betrieben, wo vor allem die vielen Kinder bei der Arbeit auffallen.
St Jacobs, Farmers Market
St Jacobs, Farmers Market
St Jacobs, Farmers Market
St Jacobs, Farmers Market
Neben den Ständen im Freien gibt es noch zwei Hallen, vor allem die große Holzhalle ist voll von Lebensmittelanbietern insbesondere mit Fleisch und Wurstwaren sowie Bäckereien. Darunter findet man auch Produkte, die nicht nur klassische deutsche Namen haben, sondern auch einen absolut authentischen Eindruck machen (eingekauft haben wir nicht, weil wir noch einige Vorräte von Farmers Daughter haben).
St Jacobs, Farmers Market - Landjäger
St Jacobs, Farmers Market - Bienenstich
Im hinteren Teil der Freiluftanbieter sind dann noch etliche Stände zu finden, wo Mennoniten trditionelle Waren (Blumen, Seifen, Sirups, Honig etc) anbieten.
St Jacobs, Farmers Market, Mennonitenhändler mit hausgemachten Pickles, Cider usw
Eigentlich wollten wir noch kurz nach St Jacobs reinschauen, aber bei der Ausfahrt vom Parkplatz sehen wir in die andere Richtung weisend ein Schild „Joseph-Schneider-Museum", dem wir folgen. Unterwegs finde ich das glücklicherweise auch im Navi (sogar in dem vom Jeep), das uns trotz der vielen Baustellen letztlich den richtigen Weg weisen kann.
Es handelt sich um das älteste noch bestehende Haus von Kitchener, das ein in Pennsylvania geborener Mennonite deutscher Abstammung gebaut hat. Ein schönes großzügiges Haus eines offensichtlich wohlhabenden Menschen mit vielen historischen Einrichtungsgegenständen und sehr schön aufeinander abgestimmten Farben an den Wänden, Fenstern, Türen usw. Es gibt auch ein paar ganz lustige Besonderheiten zu sehen. So führen die Kamine von den Herden im Erdgeschoß durch die Zimmer im Obergeschoß mit einem kleinen eingebauten Kessel, um auch dort für Wärme zu sorgen. Es gibt ein Gästezimmer für arme Durchreisende - von diesem Zimmer geht ein Oberlich zum Schlafzimmer, damit der Gast unter Aufsicht ist. Und das Outhouse ist ein Zweisitzer. Schließlich gibt es noch ein Wasch- und ein Backhaus. Insgesamt eine ganz beachtliche Anlage.
Kitchener, Joseph Schneider House
Kitchener, Joseph Schneider House, Küche mit Herd
Kitchener, Joseph Schneider House, Schlafzimmer
Kitchener, Joseph Schneider House, Outhouse
Anschließend schlagen wir den direkten Weg Richtung Niagara ein. Das Navi lotst uns über Autobahnen mit viel Verkehr. Unterwegs entschließen wir uns, zuerst zum B&B zu fahren. Picknickplatz finden wir keinen vernünftigen, erst bei einer Schleuse am Wellington Kanal stellen wir uns auf den Parkplatz und essen das sehr gute am Farmers Market gekaufte Brot mit unseren verschiedenen Käsesorten. Anschließend gehen wir noch auf eine Beobachtungsplattform, wo wir zuschauen können, wie der ganze Apparat für eine kleine Motorjacht in Betrieb genommen wird.
Welland Kanal, Schleuse 3
Auf den letztenKilometern vor Niagara on the Lake können wir beobachten, wie sich riesige Schwärme von Zugvögeln versammeln. Das Navi lotst uns ein wenig im Zick-Zack-Kurs zu unserem B&B, dem Armarula House. Wir versuchen, von der Innkeeperin ein paar Tips zu bekommen und laden dann nur kurz die Koffer aus, um gleich weiter zum Outlet zu fahren – zunächst kommen wir zu einer völlig falschen Mall. Nach Blick in unsere Unterlagen und Eingabe der richtigen Adresse im Navi finden wir dann aber doch noch zur richtigen, wo vor allem Marianne umfänglich zuschlägt.
Danach fahren wir noch durch den Vegas-mäßigen Ort Niagara Falls zu den Fällen, finden trotz horrender Parkgebühren einen zwar theoretisch kostenpflichtigen, praktisch aber unbewachten und freien Parkplatz, von wo wir in gut 10 Minuten zu den Fällen kommen. Die Gischt sorgt dafür, daß man auf dem Weg parallel zum Fluß gannz schön angefeuchtet wird. Die Fälle sind im Abendlicht sehr beeindruckend.
Herbstwald an den Niagara Fällen
Niagara Falls mit abendlichem Regenbogen
Niagara Falls - American Falls
Auf der Rückfahrt nach Niagara on the Lake wird es allmählich dunkel und wir gehen gleich nach Ankunft zum Restaurant The Epicurean, wo wir eine hervorragende Kartoffelsuppe mit Apfelschnitzen sowie je eine sehr gute Rainbow Trout bekommen, dazu einen unoaked Chardonnay. Für ilnyc mal wieder ein "Freßbild"
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Rainbow Trout im Epicurean in Niagara on the Lake
Nach einem kurzen Bummel auf der Mainstreet gehen wir zu unserem B&B zurück, wo schon allgemeine Ruhe herrscht.
245 km
Außerhalb des eigentlichen Berichtteils noch zwei Hinweise vom Straßenrand, auf was man sich bei Tempoüberschreitungen einläßt. Ich finde die "Tarifierung" am Straßenrand ganz praktisch
100 - 120 (erlaubt waren nach meiner Erinnerung 80)
ganz schön happig