Tag 16: Freitag, 29. April 2011: Tupelo - Lynchburg - NashvilleWir trafen uns an diesem Tag wieder um 7 Uhr zum Frühstück, denn wieder werden wir heute die 300 Meilen Grenze knacken. Nach dem Frühstück im La Quinta in Tupelo suchten wir uns noch kurz vor der Abreise ein paar Motels im Internet raus. Gleichzeitig versuchte ich über die beiden netten Damen an der Rezeption ein Zimmer in einem La Quinta in Nashville zu bekommen - mit niederschmetterndem Erfolg. "Nashville is overbooked" "The whole City ist full" hiess es. Schuld daran war der "Country Marathon Lauf" in der Stadt und zu dem kam dazu, dass viele Tornado-Opfer aus Alabama nach Norden flüchteten und von den Motels aufgenommen wurden. Hurra dachte ich. Evtl. kommen wir etwas ausserhalb der Stadt unter . . .
Um kurz nach 8 Uhr gings dann endlich los. Es geht wieder auf den Natchez Trace Parkway - aber eher ungeplant, denn unser Navi lotste uns drüber.
Immerhin kam unterwegs das Visitor Center, in der Hoffnung, ein paar Infos zu erhaschen, was den Parkway interessant machen kann. Wir fanden leider nichts brauchbares - ausser einem Klo. Daher kann ich folgendes Urteil fällen: vergesst den Natchez Trace Parkway. Da fahr ich nächstes Mal doch lieber auf den Texas BBQ-Trail. Der ist kürzer und man bekommt wenigstens was gutes zu Essen.
Wie gesagt, um kurz nach 8 Uhr gings los. Wir fuhren den Parkway bis kurz vor Cherokee in Alabama, von wo wir dann auf den Highway 72 in Richtung Osten abbogen.
Nach etwa zwei Stunden Fahrzeit kamen wir völlig unverhofft an einer Gegend vorbei, wo erst kurz vorher diverse Tornados durchgerauscht sind.
Es war furchtbar - zumal viele Menschen am Straßenrand standen und ihre übriggebliebenen Habseligkeiten suchten. Ein Bild von unvorstellbarer Verwüstung begegnete uns. Autos standen mit der Schnauze im Acker, Strommasten sind umgeknickt wie Streichhölzer und Häuser wurden förmlich weggepustet.
Einige Anwohner hatten Glück, denn ihr Haus wurde vom Tornado verschont. Uns lief es ganz kalt den Rücken runter . . .
Die nächten Meilen bis Decatur wurden wir immer wieder mit heftigen Verwüstungen konfrontiert. Strom war dort wohl immer noch nicht komplett vorhanden - die Ampeln waren alle noch aus . . . Erst als wir die I-65 nach Norden fuhren, wurde es besser - ab Tennessee blühte die Landschaft förmlich wieder auf.
Nach etwa 4 Stunden Fahrzeit kamen wir kurz nach 12 Uhr in Lynchburg an. Die Jack Daniel's Destillerie ist gleich gefunden - ist alles gut ausgeschrieben in diesem überschaubaren Örtchen.
Also nix wie rein ins Visitor Center, wo wir uns für eine der nächsten Touren einschrieben - Beginn 12:45 Uhr. Die Touren sind netterweise Kostenlos - ein feiner Zug. Warscheinlich machen die genug Umsatz mit Merchandise-Produkten. Somit hatten wir noch eine gute halbe Stunde Zeit, uns etwas umzusehen.
www.jackdaniels.comIm Visitor Center konnte man viel Interessantes vorab erfahren. Die Art, wie Whisky hergestellt wird, wie er gelagert wird usw. Es machte "Durst" auf mehr. Die Destillerie befindet sich übrigens in einem sog. "Dry County", dem Moore County. Hier wird keinerlei Alkohol verkauft. Jack hat eine Ausnahmegenehmigung erhalten und es darf an der Destillerie Whisky verkauft werden, wird aber verplombt und dieses Siegel darf erst gebrochen werden, wenn man das Moore County verlassen hat. Es gibt an der Destillerie direkt keine Merchandise Artikel zu kaufen, sondern nur Whisky. Für diejenigen vielleicht interessant, die sich nur was kaufen möchten, ohne die Tour zu machen. Merchandise Artikel gibt es nur im Jack-Daniels-Shop in der Ortsmitte von Lynchburg - dort gibt es allerdings keinen Whisky zu kaufen. Verstanden?
Die Tour begann pünktlich um 12.45 Uhr erstmal mit einem Film über die Geschichte der Marke und den Gründer Jack Daniels. Danach geht die eigentliche Tour los, man wird mit einem Bus erstmal zur Kohle Herstellung gefahren. Hier werden Ahornscheite verbrannt, die für das berühmte und patentierte "Charcoal Mellowing" verwendet werden.
Das Destillat wird durch eine mehrere Meter dicke Schicht aus der Kohle geträufelt, bzw. gefiltert. Das Charcoal Mellowing verfahren dauert einige Tage und verleiht dem Destillat seinen Geschmack. Er ist aber zu diesem Zeitpunkt immer noch ein "Klarer". Die Farbe erhält er vom Reifen in den Eichenfässern, die ich im geschredderten Zustand immer auf meinen Grill werfe.
Hier der Blick Jacks auf seine idyllisch gelegene Firma. Hinter uns die berühmte Quelle, von wo das Wasser für die Herstellung bezogen wird.
Leider darf man im innern von JD nicht fotografieren. Es war aber sehr interessant. Vor allem wurde gut erklärt, wie die verschiedenen Sorten hergestellt werden. Man geht über das Gelände - alles ganz gemütlich, so wie in der Werbung!
Am bekanntesten ist bei uns der "Old No. 7" - der einfache Jack. Der "Single Barrel" wird in vom Master Destiller speziell ausgesuchte Fässer abgefüllt und lagert doppelt so lange es der No. 7. Der "Gentlemen Jack" durchläuft das Charcoal Mellowing Verfahren zwei Mal: einmal vor der Abfüllung in die Fässer und einmal vor der Abfüllung in die Flaschen. Seit neuestem gibt es auch noch die Geschmacksrichtung "Honey". Hier wird Lynchburg Honig dem Jack beigemischt. Ich weis aber nicht, wie der Schmeckt . . .
Mir persönlich schmeckt der "Single Barrel" am besten, da er am mildesten ist und schön nach Eichenfass schmeckt. Ist aber bekanntlich Geschmackssache . . .
Auf dem ganzen Gelände riecht es nach Schnaps - Hicks! Im Berg stehen die vielen Lagerhäsuer, in denen die vollen Fässer lagern. Jeder Jahrgang schmeckt anders - hängt ganz von der Witterung ab, die während des Reifeprozesses herrscht.
Die Tour ging bis 14 Uhr - also etwas über eine Stunde. Sollte man unbedingt machen, wenn man in der Gegend ist, denn schon alleine die Umgebung von Lynchburg ist was ganz besonderes. Mir hat es sehr gut gefallen dort - mit einer Flasche "Single Barrel" im Gepäck zogen wir von dannen. Besser gesagt in die Ortsmitte von Lynchburg.
Hier der riesengroße Merchandise Shop in der Ortsmitte:
Wir schauten uns im Shop etwas um. Hier gibt es einfach alles, was das Herz begehrt: ganze Fässer, halbe Fässer, Shot-Gläser, BBQ-Sauce, Grillgewürz, T-Shirts, Uhren, Lederjacken und und und - alles ausser Whisky, denn den gibts nur . . . Alles klar?
Wir gingen erstmal einen Happen Essen. Fündig wurden wir im "Iron Kettle". War sehr lecker da. Es gab einfaches Einheimisches. Burger, Ribs und Pulled Pork. Vor allem vom Preis her sehr günstig. Kann empfohlen werden!
Etwa gegen 15.30 Uhr verliessen wir dieses schöne Fleckchen Erde in Richtung Nashville, in der Hoffnung, ein Zimmer zu bekommen. Die Landschaft, durch die wir erst einmal kamen war sehr idyllisch. Viele Ranches mit weissen Lattenzäunen und Pferden dahinter. Da kann man sich Wohl fühlen . . .
Hat uns gut gefallen da.
Wir kamen irgendwann auf die I-24 in Richtung Norden, die uns nach Nashville brachte. Kurz vor Nashville gings dann los mit Motels und Restaurants. Auf Höhe des Städtchens Smyrna, ca. 20 Meilen südlich von Nashville, kam ein La Quinta Inn auf der linken Seite - also nix wie rein.
Es war etwa 17 Uhr, der Parkplatz war Proppevoll und auch im Motel Inneren jede Menge Leute. Wir gingen zur Rezeption und siehe da, es sind nur noch zwei Zimmer übirg, besser gesagt, zwei Juniorsuiten. Wir überlegten keine Sekunde und schlugen zu - für 120 Dollar die Nacht inkl. TAX. Problem gelöst. Die Juniorsuite war der Hammer! Hat großen Spaß gemacht. Ich Fragte die nette Dame am Frontdesk, warum's denn so voll ist hier. Sie meinte, dass das fast alles Leute sind, die durch die vielen Tornados ihre Häuser verloren haben. Hurra dachte ich. Du machst Urlaub und die anderen Leute hier haben gerade ihr Hab und Gut verloren. Das passt mir ja gar nicht.
Während des zwei Tägigen Aufenthalts in Smyrna kam man mit den wirklich toughen Leuten ins Gespräch. Die gingen jeden Morgen zurück und suchten, was zu finden ist. Abends gings wieder zurück ins Motel zu Frau und Kinder. Schon Schlimm . . .
Wir trafen uns um 17:30 Uhr in der Hotellobby. Was tun? Man schaute mir Fragend und Planlos ins Gesicht. Das "Gefolge" hatte Lust auf Shopping und ich wusste, dass es neben der Grand Ole Opry eine Riesenmall gibt, die Opry Mills Mall. Also nix wie hin.
Wir kamen etwa gegen 18 Uhr an der Opry Mills an, doch irgendwie kam mir das Ganze etwas "Spanisch" vor, denn es stand so gar kein Auto auf dem Riesenparkplatz. Die Mall war geschlossen - vor einem Jahr gab's dort eine Riesenflut und alles wurde überschwemmt. Bis Heute - etwa ein Jahr danach - wird immer noch renoviert. Ich glaube, letztes Jahr war einer von uns Forianern in Nashville und hat die Flut von Nashville gefilmt und in seinen Reisebericht eingesetzt. ich weis leider nicht mehr, wer das war . . .
Also was dann? Na wenn man schonmal da ist, dann gehen wir doch zur Grand Ole Opry rüber. Die wurde zwar auch von dem schlimmen Hochwasser erwischt, doch in der Zwischenzeit renoviert und wieder eröffnet. Also nix wie rüber nach Nebenan.
www.opry.comDie Grand Ole Opry ist ein heiliger Ort für jegiche Art von Musik. Jeder Megastar ist dort oder möchte mindestens einmal dort auftreten - und das gilt nicht nur für Countystars, sondern auch für Vertreter anderer Musikstile. Eigentlich ist die Grand Ole Opry die älteste Radioshow der Welt, die sogar noch heute zwei Mal in der Woche Live in die Wohnzimmer der Nation übertragen wird. Eigentlch war das mal alles in der Stadtmitte im Ryman Auditorium untergebracht, doch 1974 an die jetztige Wirkungsstätte umgezogen. Während der Radioshow treten allerlei Countrystars auf, die Mitglieder in der Grand Ole Opry sind. Das können unbekannte Stars aber auch Megastars sein - man weis vorher nie, was einen während der Show erwartet.
Auf alle Fälle war gut was Los an diesem Abend. Der Parkplatz gut gefüllt - irgendwas war im Busch - wir waren Ahnungslos, was auf uns zukommen wird.
Wir schauten uns etwas um - vor allem im Merchandise Shop. Irgendwann waren mir die Menschenmengen zu bunt und ich erkundigte mich mal, was da heute Abend los ist und ging ins Kassenhäusle. Und tatsächlich hatten wir das Glück, dass heute eine Opry Show war - klar, ist doch auch Freitag.
Wir überlegten kurz und kauften uns jeder ein Ticket für ca. 25 Dollar und liessen uns einfach mal Überraschen. Wir machten uns wenig Hoffnung, doch ich rechnete zumindest mit guter Live Musik. Auch wenn Country nicht gerade zu meinem Lieblingsstil gehört, können die Amis wenigstens ordentlich Live Musik spielen. Um 19 Uhr soll die Show losgehen und genau 2:15 Stunden dauern.
Wir suchten uns rechtzeitig unsere Plätze auf der Empore. Wir hatten eine gute Sicht auf die Bühne. Die Show konnte losgehen. Zu Beginn - also vor der Übertragung ab 19 Uhr - wird ein kleiner Film über die Geschichte der Opry gezeigt und vor allem, was das Hochwasser vor einem Jahr angestellt hat. Präsentiert wurde der Film von Schnuckelchen Carrie Underwood, die vor Jahren mal sone DSDS-Casting-Show gewann, aber im Gegensatz zu den Siegern in Deutschland sehr gut Singen kann und ihr wohlverdientes Geld auch behalten darf und nicht ihre "Alimente" an Diddää abgeben muss und nach zwei Jahren Diddäsche-Ausbeutung wieder an der Aldi-Kasse landet. Aber ich schweife mal wieder ab . . .
Pünktlich um 19 Uhr gings los. Schon Irre, bei einer Live-Radio-Show dabei zu sein. Ich habe ja schon viel Livemusik gesehen aber das war mir Neu. Vor allem: die Show wird Live moderiert! Da steht einer am Rednerpult und liest Werbung vor und sagt die Hosts an, die wiederum die Künstler ansagen.
Die Show ist in vier Blöcke aufgeteilt - jeder von einem anderen Werbepartner und einem anderen Host präsentiert. Jeder Host singt zu Beginn des Blocks ein Lied und sagt dann die anderen Künstler an. Bei uns waren das im ersten Block "Riders in the Sky" (Host) und dann noch "Jeannie Seely" (Foto oben) eine junge Künstlerin die schon eher in die Richtung Country Rock ging. Jeder Block dauerte übrigens 30 Minuten.
Man bekam vor der Show das Programm ausgehändigt - mit drei von 11 Künstlern konnte ich was anfangen . . .
Um 19:30 Uhr begann der zweite Block mit "Jimmy Dickens" (Host) und Jimmy C. Newman und John Michael Montgomery. Die Qualität wurde deutlich besser - die Bude rockte und das Publikum ging ordentlich mit!
John Michael Montgomery
Im dritten Block nach einer kurzen Pause stellte der Host "Marty Stuart" die folgenden Künstler vor: Bobby Osborne & The Rocky Top X-Press und Connie Smith. Im vierten Block dann Mike Snider (Host) und die Künstler Jean Shepard und Montgomery Gentry.
Montgomery Gentry
Mir bekannt waren Marty Stuart, John Michael Montgomery und natürlich Montgomery Gentry, die zu den absoluten Stars in Nashville gehören und definitiv der Höhepunkt des Abends waren. Jean Shepard - ca. 85 Jahre alt - wurde 2011 in die Country Music Hall of Fame aufgenommen.
Alles in allem ging ein sehr schöner Abend zu Ende, der so nicht geplant war. Wir erhaschten eine erstklassige Live-Show und es wurde deutlich, dass die Amis ein "Live-Publikum" sind. Selbst in einfachen Fernsehshows wie Conan O'Brian, Letterman oder Saturday Night Live wird Live perfomed - nicht wie bei uns vom Band gespielt.
Die Show endete pünktlich um 21:15 Uhr - wir fuhren etwa eine halbe Stunde später vom Parkplatz und die Kehle schrie nach einem Bier - also los zur nächsten Tanke!
Ich ging in die nächste Tanke, holte einen Six-Pack aus dem Kühlschrank und ging zur Kasse. Der Typ - vielleicht 25 Jahre alt - fragte mich nach meiner ID. Ich dachte erst, der will mich verarschen. Ich fragte ihn, ob er nicht glaubt, dass ich über 21 bin. Er meinte, dass ihm klar ist, dass ich älter bin als 21, doch bei ihrer "Kette" muss jeder, der Alk kauft eine ID vorlegen. So kommt man in nichts rein . . . Ich legte ihm meinen österreichsichen Perso hin und er fragte mich nach einer Tennessee-ID, die ich natürlich nicht habe. Somit darf er mir keinen Alk geben - schöne Schei**e dachte ich. War aber nix zu machen. Enttäuscht zog ich von dannen. Als Frustbewältigung musste somit mein Single Barrel herhalten. Prost und gute Nacht!!
Gefahrene Strecke: 314 Meilen