05.08.2014 - Bright Angel TrailAn diesem Morgen wecken mich meine Zimmergenossen schon kurz nach 4 Uhr, jeder mit Taschen- oder Stirnlampe bewaffnet. Die einen stolpern in Richtung Dusche, die ganz fleißigen machen sich bereits marschfertig, die ganz entspannten schlafen noch.
Kurz nach 4:30 erfolgt der Wakeup Call durch einen der Server, er ruft uns zum Breakfast um 5 Uhr - das Early Seating . Für Spätberufene gibt es einen 2. Durchgang um 6:30 Uhr. Der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm und so bin ich überpünktlich kurz 5 Uhr in der Canteen. Es gibt Kaffee, Juice, Pancakes, Bacon und Toast - derart gestärkt mach ich mich um 5:20 als einer der Ersten - zumindest von jenen die nicht auf das Frühstück verzichten - auf die Socken. In meiner Übervorsicht hab ich auch noch ein Lunchpaket geordert, das ich nicht anrühre, aber brav zum South Rim hoch schleppe.
Die Dämmerung weicht rasch dem Morgen. Hier im Innercanyon ist es auch bereits um diese Zeit angenehm war - das Thermometer zeigt bereits jetzt 27 Grad. Auf der Silverbridge überquere ich den Colorado, entlang des Flusses geht 2 1/2 km flach und damit flott bis zum River Resthouse.
Doch dann geht's los, vor mir liegen 5 km bis Indian Gardens und darin enthalten Devils Corkscrew. Wie ein Korkenzieher winden sich die Switchbacks aus dem Canyon.
Wenn man rechtzeitig startet geht man am Morgen und insbesondere in dieser Passage meist im Schatten, erst gegen Ende kommt man in die Sonne und trifft auf die ersten Wanderer die Richtung Colorado absteigen. Zusammengefasst: So lange man diesen Teil im Schatten absolvieren kann, sind die da zu überwindenden Höhenmeter nicht wirklich schlimm.
Nach den Empfehlungen der Ranger sollte man im Sommer nicht zwischen 10 und 16 Uhr aufsteigen, das würde bedeuten bei rund der Hälfte für einen 1/2 Tag Pause zu machen - nein. Da ich bereits um 7:50 Indian Gardens erreicht hatte und dort bereits die Massen auf den Beinen waren - in erster Linie Franzosen, wie an deren Nationalfeiertag (sie waren schon in den letzten Tagen nicht zu übersehen), wie die Heuschrecken sind sie mit Fähnchen auf den Autos on tour (American Quest oder ähnlich).
Da der Weg in Richtung Rim noch teilweise im Schatten lag, entschloss ich mich nach einer kurzen Stärkung, gleich noch die nächste Etappe in Angriff zu nehmen. Vor mir liegen noch 7,7 sonnige Kilometer mit durchschnittlich 12 % Steigung.
Anfangs geht es noch realtiv angenehm bergan - erstmals höre und sehe ich an diesem Tag den Rettungshelikopter in den Canyon fliegen. Kein Wunder wenn man sieht mit welchem Schuhwerk bzw. in welcher Konstitution sich manche Besucher auf den Weg machen.
Ab Jacobs Ladder unterhalb von 3 Mile Resthouse wird's anstrengend - Switchback (besser Schwitzback) um Switchback mit unterschiedlich hohen Stufen, eine zusätzliche Herausforderung. Hier begehe ich den einzigen wirklichen Fehler in diesen Tagen, ich erspar mir die Rast bei 3 Mile-Resthouse und lasse den Rastplatz im wahrsten Sinne links liegen.
Da wirken die Muli Cowboys echt cool
Beim weiteren Aufstieg wird nun jeder Schritt zunehmend schwerer und schwerer. Dazu kommt, dass ich anstatt auf den Weg vor mir zu schauen, immer wieder nach oben blicke und sehe es ist noch soooo weit.
Es sind noch 600 Höhenmeter zurückzulegen und Sonne zeigt was sie kann. Beim 1 1/2 Mile Resthouse treffe ich einen Ranger und im Gespräch meint er, wenn ich um diese Zeit bereits von der Phantom Ranch kommend an dieser Stelle bin, sollte ich jetzt unbedingt eine Pause einlegen. "Wet'n your Shirt and hat" - als den Rat beherzigt. T-Shirt und Sonnenhut ordentlich in Wasser getränkt. Nach eine paar Salznüssen und Cranberrys, Wasser mit Elektrolytpulver trinken und wieder hinein in die nassen Sachen. Nach 15 Minuten Pause mach ich mich wieder auf den Weg. Ein wirklicher guter Rat, die perfekte Zusatzkühlung. Anfänglich bekommt man aufgrund der Überhitzung sogar leichte Gänsehaut. Noch 350 Höhenmeter und 2,6 km.
Die Beine werden müder und müder und ich beginne sogar zu überlegen, ob die nächste Stufe wohl auf der rechten oder der linken Seite niedriger ist? Erschwerend kommt dazu, dass die letzten 3 Meilen wohl die steilsten des gesamten Weges sind. Mindestens alle 10 Minuten werden nun kurze Steh- und Verschnaufpausen fällig, doch man ist nicht allein. Auch den meisten anderen Wanderern beim Aufstieg geht's es nicht besser. Aufgrund der unterschiedlichen Pausenbedarfs beginnt ein Spiel mit überholen und überholt werden - großteils mit den gleichen Leuten.
Um 11:10 ist es geschafft, ich bin "wohlbehalten" am South Rim angekommen, einigermaßen erschöpft, aber froh. Der Bereich des Bright Angel Trailheads wurde neu gestaltet und so setze ich mich in den Schatten und genieße das Gefühl es geschafft zu haben.
Müde gehe ich noch bis zur Maswik Lodge und stehe unerwartet vor dem nächsten Problem. Mit der Familie hatte ich meine Rückkehr für 16 Uhr geplant und so waren die Beiden zum Sightseeing unterwegs. Die Mitarbeiterin an der Rezeption verrät mir mit Müh und Not die Zimmernummer, aber keine Chance hinein zu kommen. Anfangs hänge ich bei der Lodge herum, hinterlasse dann eine Nachricht an der Tür und entschließe mich dann eine Runde mit dem Shuttle durch das Village zu drehen. Gegen 15 Uhr geh ich dann wieder zum Trailhead und beobachte das rege Treiben. Die Franzosen sind noch immer am "Kriegspfad" und stehen am Bright Angel Trail Spalier um jeden ihrer Mitglieder zu beklatschen, der aus dem Canyon zurück kommt.
Kurz vor 16 Uhr treffe ich auf meine Zwei und bekomm als "Preis" gleich mal einen Rim2Rim-Sticker überreicht. Gemeinsam gehen wir zur Lodge und ich werf mich endlich unter die langersehnte Dusche und anschließend noch zur Entspannung in die Badewanne, geht doch nichts über ordentliche Regeneration.
In der Bright Angel Lodge genießen wir dann ein äußerst angenehmes Dinner zum Abschluss dieses einmaligen Tages! Vorspeise Bean & Garlic Dip mit Gemüse und zum Hauptgang Trailblazer Fajitas - lecker.
Die schlimmsten Nachwehen waren eigentlich das Aufstehen nach dem Abendessen. Ansonsten bleiben nur 2 Blasen am linken Fuß, eine besonders unangenehm, liegt sie doch unter dem Zehennagel, der sich in den nächsten zum Bluterguss mausert und mich mehrere Monate begleitet.
Ausrüstungstechnisch hat es gut gepasst, lediglich zum Essen hab mich viel zu viel mitgeschleppt und sowohl hinunter als auch hinauf.
Gefahrene Meilen: 0
Ausgaben:Grand Canyon Lodge 23,36 USD (Breakfast for 2) ***
Bright Angel Lodge 83,59 USD (Dinner) ****
Maswik Lodge 207,34 USD ***
Park Donation 5,00 USD
Phantom RanchEarly Breakfast 20,70 USD ***
Sack Lunch 13,07 USD ****
Infos:
http://www.nps.gov/grca/index.htmSollte jemand mehr über die Phantom Ranch sehen wollen:
https://www.youtube.com/watch?v=SJLRkeq63PEPRO: I've made it
NO: Warten vorm Zimmer