MittwochWir danken der Bulldogge für den gesunden Schlaf! Es ist leicht bewölkt, aber sehr warm. Heute geht es in die Everglades. Oder müsste es nicht zum Everglades heißen? Denn die Everglades sind ja ein weiter, breiter Fluss, vom Lake Okeechobee, das ist das Riesenteil, das man auch vom Weltraum aus sieht, bis zur Florida Südspitze lang. Der Bursche ist der Langweiler unter den Flüssen in den USA, einen Meter pro Stunde, - bei dem Alter ja auch kein Wunder!
Die Aligatoren warten in sengender Hitze auf ihre Fütterung. Touristen halten ihre Kameras mit angespannten Körpern insbesondere auf die riesigen Mäuler. Das macht Eindruck zuhause. Nebeneinander und übereinander kämpfen die Viecher um ein Stück Huhn. Sehr agil sind sie aber nicht, das garantiert ein langes Leben. Wir sind auf der anderen Seite des Stacheldrahtzaunes. Ausführlichst erklärt ein Mitarbeiter der Aligator Farm was auch immer, ich habe es mir nicht gemerkt.
Als wir im Airboat sitzen, zieht es gemächlich durch die Sümpfe. Links und rechts sind ein paar Tiere drappiert, die bewundert werden können. Eine Schlange am Baum, ein Schwein im Morast und natürlich der ein oder andere Aligator am Everglades-Strand. Gib Gas Junge und dann ab. Kopfhörer müssen sein, denn wenn der Bootsführer das Teil fliegen läßt, dann wird es mächtig laut. Das Boot gleitet schnell über das Wasser und das Gras und weil das den Touristen gegebenenfalls etwas langweilig werden könnte, eine 360-Grad-Drehung mit Nass-werd-Garantie. Ist aber nicht schlecht. Als wir am Ende wieder Fahrt rausnehmen, noch ein paar Werbeworte und dann war es gut. 23 Dollar hat es gekostet. Tips always welcome!
Wir fahren an die Nationalpark Grenzen und schauen mal im Visitor Center, ob es noch etwas gäbe, was wir sehen sollten. Außerdem hoffe ich ja, dass irgendwer mal meinen Nationalparkpass sehen will. Für was schleppe ich den eigentlich immer rum. Beides Fehlanzeige! Man müsste ein Birder, also ein Vogelbeobachter sein, um wirklich auf seine Kosten zu kommen.
Akurat die Florida Keys Outlet Mall liegt auf der Rückfahrt auf unserem Weg. Ein paar T-Shirts, ganz nett, und nichts los. Wir waren in jedem Geschäft fast alleine. Welcome to Aeropostale - how are you today - let me know ... die Stimmlage der jungen Damen ist gegenüber dem letzten Jahr subjektiv um eine Oktave höher. Oder mein altes Ohr ist noch empfindlicher geworden. Die auswendig gelernten Sätze trommeln immer wieder auf meinen Schädel ein. Aber wehe Du hast wirklich eine Frage. Dann sind die Protagonisten entweder irgendwie unsichtbar, die jungen Mädels, oder sie wissen es nicht. Obligatorisch wird im Lager nachgefragt, ganz modern über Funk, aber das Ergebnis ist immer das Gleiche. In zwei Tagen bekommen wir wieder neue Ware. Aha, sehr schön.
Die Miracle Mile in Downtown Coral Gables ist eine exklusive Einkaufsstraße, die oft mit der Fifth Avenue in New York verglichen wird. Der Vergleich hinkt aber gewaltig. Es ist ganz nett hier und wir gehen die zwei Meilen, also hin und zurück, ab. Ein paar schöne und teuere Restaurants, viele Brautgeschäfte und anderes, was man nicht braucht. Ist es das, was in der Wirtschaftskrise noch zum Erfolg führt? Der kleine Spaziergang war schon in Ordnung.
Als wir die Skyline von Miami wieder fest im Blick haben, fällt die Dunkelheit über die Stadt ein. Nicht, dass es schon so spät wäre, aber das allabendliche Gewitter kommt mit Vehemenz. Es schüttet und weht so stark, dass selbst die schnellste Stufe bei den Scheibenwischern nur maximal 5 Meter Sicht zuläßt. Die ganz Vorsichtigen haben sich gleich mal rechts an den Straßenrand gestellt. Und auch auf der linken Spur taucht plötzlich ein Motorradfahrer auf, der seinen Kübel abgestellt hat. Äste fliegen durch die Gegend und Blitze erleuchten den Himmel. Die Straße wird zum Fluß. Das Auto braucht sowieso eine Wäsche. Gleichzeitig kämpft sich an einer Stelle wieder die Sonne durch. Und als wir im Schritttempo kurz vor unserem Hotel sind, ist der Spuk fast vorbei. Die Leute stehen teilweise bis über die Waden im Wasser. Fußwaschung in Miami Beach.
Das Van Dyke Cafe in der Lincoln Mall hat ausgezeichnete Linguine mit Meeresfrüchten. Das Heineken ist mit 5.50 Dollar entscheidend billiger als vorne am Ocean Drive, auf der Terrasse darf geraucht werden. Schön und gut!
DonnerstagDie Sonne begleitet uns, als wir Miami Richtung Süden verlassen. Vorbei an Palm Island, Hibiscus Island und Jungle Island führt uns der Weg in die karibikähnlichen Keys. Bevor wir die Perlen erreichen, haben sie uns auf dem Turnpike fotografiert. Nein, nicht uns, sondern unser Nummernschild. Toll by plate, das Ergebnis steht auf der Rechnung von Hertz.
Ab Florida City wird es einspurig, vorbei an Sümpfen und Sträuchern, bis es irgendwann offener wird und das Meer links und rechts die Fahrbahn begrenzt. Es schimmert türkis, nur leichter Wellengang fügt ein wenig weiß dazu. Die Stimmung wird eigenartig und entlang der südlichen Strände bahnt sich ein Wolkenband seinen Weg. Noch sieht es freundlich aus, aber wir trauen unseren Augen nicht, als wir einen kleinen Tornado sehen. Während ich noch eine Möglichkeit suche, an den Strand zu fahren, packt Monika das Tele aus und pflanzt es auf die Kamera.
Bei Marathon sehen wir endlich eine Chance und fahren in den Curry Hammock State Park. Die freundliche Dame kassiert 6 Dollar. Das ist mir jetzt aber sowas von wurscht, wenn sie nur schneller wäre. Dann will sie uns auch noch in ein Gespräch verwickeln und fragt, ob wir die Waterspots schon gesehen hätten. Mädel, mach hinne, deshalb sind wir hier, wir wollen das Schauspiel sehen und fotografieren. Also in Eile darf man in den Staaten nicht sein. Da wirst du verrückt. Endlich am Strand angekommen, ziehen drei sogenannte Waterspouts, also kleine Tornados, die das Wasser in die Luft ansaugen, an uns vorbei. So etwas haben wir noch nie gesehen und es ist fantastisch! Das Meer funkelt rund um die schwarzen Stellen, die das Wolkenband hinterläßt. Die Spouts kommen aus dem dunklen Nichts weiß heraus. Wie ein Rüssel einer Mücke schlägt der Sturm auf die Wasseroberfläche und wirbelt das Wasser in die Höhe. Die Waterspouts marschieren vorwärts und ziehen von dannen und die Neugier und das Erstaunen weicht der Verwunderung über so viel Glück. Das sind die Spontanerlebnisse, die man auch in 10 Jahren noch rezitiert.
Kurz vor der Seven Mile Bridge, die längste Verbindung zwischen zwei Keys, liegt links unten der Sunset Grill. Zwar wird der Sunset noch lange auf sich warten lassen, gleichwohl ist es dort auf der Terrasse wunderbar. Man sitzt im Schatten und stiert auf das in verschiedenen Blau- und Türkistönen schimmernde Meer. Rechts überspannt die Brücke das Wasser und scheint im Nirgendwo zu enden. Ein Burgerlein und Chickenwings machen das Glück perfekt.
Das Blue Marlin Motel haben wir einem Tipp unserer Freunde zu verdanken. Es ist zwar wirklich ein Motel, nicht mehr, aber auch nicht weniger, aber es ist sauber, die Zimmer sind absolut ok und das Parken ist frei. Als die Koffer verstaut sind, läuft bereits nach ein paar Metern Fußweg der Schweiß. Keine Wolke spendet den ersehnten Schatten, als wir zuerst die touristischen Höhepunkte von Key West ansteuern. The Southernmost Point, das Lighthouse, die Herberge, die Hemmingway bewohnte und natürlich die Kneipen an der Duval Street. Das HardRock Café sieht aus wie in Hawaii und im Hafen liegen zwei Kreuzfahrtschiffe, die die kleinen Häuser wie Spielzeug aussehen lassen. Als wir uns nach dem Hafen und den bekannten Sonnenuntergangstreffpunkten in die Gassen von Key West verdrücken, erleben wir das Südstaatenflair von Savannah erneut. Dieser Ort hat viele schöne Seiten und wunderbare Häuser. Und wer das Leben liebt, der kommt hier nicht zu kurz.
Zwar sind wir mit Schweiß gebadet, aber jetzt soll richtiges Wasser ran. Nach der erfrischenden Dusche machen wir uns erneut auf den Weg zum Hafen, um den Sonnenuntergang am Sunset Pier bei einem Bier zu genießen. Wir ergattern gerade noch einen Hochtisch mit 2 Barhockern und haben einen tollen Ausblick auf das Meer und eine vorgelagerte Insel. Für Unterhaltung wird auch gesorgt. Der Raketenmann schießt sich mit angesaugtem Wasser aus dem Meer in den Himmel. Segelboote ziehen vorbei und die Touridampfer bahnen sich ihren Weg auf das offene Meer. Als dann die Sonne ihren Abschied nimmt und den Tag beendet, wird die Stimmung fantastisch. Klar leben die Sonnenuntergänge vom Mythos Key Wests, aber sie sind schon wirlich schön. Immer mehr läßt das Leuchten des Horizonts nach. Die Segel der Boote werden eins mit dem Meer und die vorbeiziehenden Vögel sind nur noch dunkle Striche am orange-roten Abendhimmel.
Wir gönnen uns auf dem Nachhauseweg einen Hurricane und einen B52 im Hard Rock Café. Und kurz vor dem Hotel verkauft ein Laden noch einen leckeren Key Lime Pie zur Nachspeise. Ein perfekter Abend geht zu Ende.
... Fortsetzung folgt!PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de