Sonntag, 13. Juni 2010: Durango - Silverton - Durango Heute wollen wir mit der Dampfeisenbahn, genauer der Durango & Silverton Narrow Gauge Railroad, fahren. Die Tickets sind bereits reserviert und bezahlt, Abfahrt zur alten Minenstadt Silverton auf über 11.000ft. ist um 9:45 Uhr.
Um sicher zu gehen, haben wir heute den Wecker gestellt – auf 6:45 Uhr. 5 Minuten vor dem Klingeln bin ich wach
. Um kurz nach 8 Uhr sitzen wir beim Continental Breakfast mit Toast, Muffins, Donuts, Waffeln, Cornflakes, Orangensaft und sogar Obst ist im Angebot! Im Fernseher wird zudem das World Cup Spiel Serbien – Ghana gezeigt. Wir frühstücken in Ruhe und fahren dann in Richtung Old Town zum Bahnhof.
Hier dürfen wir zunächst die Lok 482 und die Abfahrt des vorhergehenden Zuges erleben:
Wir müssen nicht mehr an den Ticketschalter, so steht es auf dem Printout drauf. Im Gebäude des Bahnhofs gibt es im Souvenirshop auch Getränke. Hot & Cold Beverages für $2 Dollar oder eine Plastik Mug, mit Free Refill auch im Zug. Sogar bei einer eventuell weiteren Zugfahrt in 2,5 oder 10 Jahren. Keine Frage, was wir kaufen. Dann wird mein Nachname über die Sprechanlage ausgerufen. Stefan fällt fast von der Bank vor Lachen. Im 3. Versuch klappt die Aussprache dann einigermaßen. Wir sprechen also doch am Schalter vor – der Wagen auf unseren Tickets ist nicht im Zug, wir erhalten Ersatz. Dann steigen wir ein, dass ist unser Zug:
Wie im Forum empfohlen, haben wir den hintersten offenen Wagen gebucht. Pünktlich um 9:45 Uhr geht die Fahrt unter großen Getöse los. Später lernen wir, dass das Pfeifen der Lok immer ein Zeichen an die Besatzung darstellt. Der Zug und auch unser Wagen sind maximal zu Hälfte voll, so dass genügend Platz für alle ist. Ich komme mit einem älteren Mann aus L.A. ins Gespräch, der natürlich auch schon mal 2 Jahre in Deutschland war. Wenn der $-Kurs besser wird, will er nächstes Jahr in die Geburtsstadt von Martin Luther (weiß das jemand ohne Google? Stefan und ich mussten erst mal überlegen…). Dann wollte er noch Tipps, welche deutschen Aktien er kaufen könne!? Nun, der Kerl ist SEHR gesprächig! Der erste Teil der Fahrt bis Rockwood ist schön, aber nicht spektakulär. Langsam lassen wir Durango und die Resorts dahinter zurück. Mein gesprächiger Nachbar ist inzwischen aufgestanden und hatte neue Zuhörer gefunden
.
Nachdem wir nun in die Berge kommen, wird die Strecke spannender. Teilweise muss man im Wagen richtig auf Kopf und Hände achten, der Zug fährt sehr dicht an den Felsen vorbei.
Wir folgen nun dem Animas River (übrigens die ganze Strecke bis kurz vor Silverton), dem Fluss, der auch durch Durango fließt. Mitten Wald tauchen dann einige Sommerhäuser auf. Können eigentlich nur fürs Jagen dienen, sonst ist hier nix. Und im Winter ist es sicherlich tief verschneit. Es folgt die berühmteste Stelle der Strecke, dass U. Hier lassen sich die Züge besonders gut fotografieren.
Gleichzeitig macht die Stelle auch schön deutlich, wie steil es teilweise bergab geht und wie dicht der Zug am Abgrund langfährt.
Neben uns sitzt ein Paar aus Florida. Sie schwanger und mit Shorts und Sandalen, er mit FlipFlops und kurzem Hemd. Alle anderen haben inzwischen mindestens ein Sweatshirt an, es wird langsam kalt. Sie lehnt die angebotene Decke der Nachbarn (aus Ohio) aber ab. Er geht mir langsam auf die Nerven, weil er bei jeder Gelegenheit seine Frau oder die Gegend fotografiert oder sich durch seine Frau knipsen lässt. Auf jeden Fall habe fast nie freies Blickfeld…
Zwischendurch stoppt der Zug auf dem Weg nach oben zweimal, um frisches Wasser aufzunehmen. Bei jedem Stopp werden 10.000 Gallonen Wasser aufgefüllt. Insgesamt braucht der Zug hin- und zurück knapp 50.000 Gallonen Wasser und natürlich reichlich Kohle. Das nennen wir umweltfreundlich
!
Miss Florida hat mittlerweile durchgehend Gänsehaut an den Beinen, lehnt die Decke aber erneut ab. Wir folgen dem Fluss weiter und sind inzwischen auf 7200ft.
Wir sind zwischenzeitlich 2,5 Stunden unterwegs und haben noch 1 Stunde vor uns, die schneebedeckte Gipfel sind ziemlich nahe. Stefan und ich ziehen unsere Jacken an, frieren aber dennoch. Miss Florida nimmt nun doch die Decke
. Als wir Silverton dann gegen 13:15 Uhr erreichen,
hat mich Stefan mehrfach verflucht. Er wollte im geschlossenen Wagon fahren und ist total durchgefroren. Wir haben nun etwas über 2 Stunden Aufenthalt und gehen in den erstbesten Souvenirladen, um uns etwas aufzuwärmen. Danach laufen wir die Main Street lang, die von außen nett & touristisch aussieht.
Hungrig sind wir nicht, also besuchen wir alle Shops. Allerdings gibt es in vielen die gleichen Teile und die Preise empfinden wir als zu hoch, Wir schaffen es, in 2 Stunden NICHTS zu kaufen. Als wir uns fürs Essen interessieren bemerken wir, dass es bis zur Abfahrt nicht mehr langt. Und to go finden wir auf Anhieb auch nichts. Also steigen wir wieder in unseren Zug, der um 15:30 Uhr wieder pünktlich losfährt. Wir frieren wieder, allerdings mit dem Wissen im Hinterkopf, dass es nun wieder wärmer wird. Genaugenommen haben wir sogar Glück, eigentlich hat der Wetterbericht Regen angekündigt. Der entfällt komplett, wenn man vom kondensierenden Wasserdampf der Lok mal absieht. Die Floridaner sind nicht mehr an Bord, sie haben den Bus zurück genommen. Auf dem Weg zurück sitzen wir nun auf der anderen Seite des Zuges und ich mache die Fotos vom Wasserfall und der alten Eisenbahnbrücke, die auf dem Hinweg nicht knipsen konnte
Sonst bietet sich nichts Neues. Die Fahrt zieht sich allerdings und wir können schon ein Fazit ziehen:
Muss man nicht haben! Wir hatten höhere Erwartungen an Zugfahrt und auch an Silverton. Ein verschenkter Tag ist es nicht, aber wir hätten ihn besser füllen können. Sicherlich spielt aber auch die ungewöhnlich kalte Temperatur eine Rolle bei der Einschätzung. Dazu kommt, das wir extrem nach Rauch stinken (Dank Forum wussten wir das und haben alte Klamotten an).
Um 19:00 Uhr ist der Zug wieder zurück in Durango und wir stürmen den McDonald. Nur, weil er eben direkt am Bahnhof ist & wir Hunger haben. Wir fühlen uns übrigens wie nach einer Bootsfahrt – wenn wir ruhig sitzen, schwanken wir (oder glauben das zumindest). Nach McD haben wir keine rechte Energie mehr, frische Luft den ganzen Tag macht müde. Um 20:00 Uhr sind wir im Hotel, erfreuen uns am 4:0 Sieg der deutschen Mannschaft (Klose????) und lassen den Abend bei Internet & Bier ausklingen.
PS: Wer Rechtschreib- oder Grammatikfehler findet darf sie behalten!
Sasch