... Fortsetzung17. August
Kingman - Rt. 66 - Grand CanyonWir frühstückten gegen 7 im Motel, es gab eine recht gute Auswahl mit Waffeln und sogar Eiern. Dann packten wir wieder alles zusammen und machten uns auf den Weg zur Route 66 zwischen Kingman und Seligman.
Nach einigen Meilen stellte Lothar fest, dass wir vergessen hatten zu tanken.
Wir entschlossen uns trotzdem zur Weiterfahrt in der Hoffnung, dass unterwegs noch irgendeine Tankstelle auftauchte. Angesichts der gähnend leeren Landschaft um uns herum eine etwas kühne Hoffnung. Aber ein paar Meilen weiter gab es tatsächlich eine und wir tankten erleichtert voll.
Unser nächster Stop war in Hackberry geplant, wir wollten den dortigen General Store angucken. In der festen Meinung, dass die Straße durch diesen Ort oder zumindest direkt daneben entlang ging, fuhren wir erst mal daran vorbei. Aber als das Navi darauf bestand, dass wir den Ort schon erreicht hatten, wendeten wir und stellten fest, dass der Shop am Straßenrand der General Store war und der Ort irgendwo abseits kaum zu sehen in der Pampa lag.
Wir waren eine Viertelstunde vor der Öffnungszeit um 10 da, deshalb vertrieben wir uns die Zeit mit einer ausführlichen Besichtigung der alten Autos im Hof.
Der Zahn der Zeit hatte hier schon heftig genagt.
Die Corvette vor dem Eingang sah da wesentlich besser aus.
Wir schauten uns dann noch im Store um, fanden die T-Shirts viel zu teuer (ab 15 $ aufwärts), aber kauften ein paar Kappen für uns und als Mitbringsel. Außerdem gab es eine alte Theke mit den entsprechenden Dinertischen und -stühlen und sonstige nostalgische 50er Jahre Ausstattung zu bewundern.
Die weitere Strecke bis Seligman ist landschaftlich ganz nett anzuschauen, vor allem die Berge im Hintergrund. Ansonsten ist es eine weite Leere, Abwechslung brachten nur die Züge, die wir ab und zu sehen konnten. So viele Waggons wie wir es schon in Kanada gesehen hatten, waren aber nicht angehängt.
In Seligman hielten wir uns nicht lange auf, wir wollten nicht allzu spät am Grand Canyon ankommen. Wir schauten ein paar Läden an und aßen im “Lilos Westside Diner” zu Mittag. Hier war es sehr nett, aber die riesigen Portionen überforderten uns. Von einem dreistöckigen Sandwich stand doch nichts auf der Speisekarte!
Dann fuhren wir weiter nach Williams, besorgten im dortigen Supermarkt noch einige Vorräte, und landeten gegen 3 Uhr am Eingang zum Grand Canyon. Hier kauften wir den Nationalpark Pass und fuhren anschließend zur Yavapai Lodge. Die Campingausrüstung blieb noch mal im Auto, da der Plan vorsah, am nächsten Morgen gleich nach dem Sonnenaufgang nach Page weiterzufahren. Soviel zur Theorie von zu Hause aus, praktisch hätten wir locker zelten können, da wir am nächsten Morgen natürlich nicht so früh abfahrbereit waren.
Die Kinder stürmten gleich ins Zimmer, breiteten ihre Spielsachen aus und schienen sich ganz auf einen Spielnachmittag im Zimmer einzustelllen. “Nichts da! Jetzt wird gewandert!”
Ziemlich widerwillig kamen sie dann doch in die Gänge und wir liefen los. Die Kinder überwanden ihren Unmut einigermaßen (“Mensch Kinder, der weltbekannte Grand Canyon, dafür reisen die Japaner hier 10000 km weit!!!”) und hatten Spaß daran, unseren Weg zum Rim anhand der Karte zu suchen und auszurechnen, wie weit es noch sei. Nach diesen etwas abenteuerlichen Berechnungen hätten wir abwechselnd im Schneckentempo oder mit Turboschnellgang laufen müssen.
Wir liefen am Mather Amphitheater entlang auf den Rim zu und ich war direkt etwas aufgeregt. Endlich würde auch ich den Grand Canyon sehen! Lothar war weniger beeindruckt, er war schon mal da, wenn auch vor über 20 Jahren. Und der erste Ausblick am Rim hat dann auch meine Erwartungen erfüllt. Es war ein herrlicher Tag, zwar sehr warm aber nicht unangenehm heiß, und der Himmel war genau richtig, blau mit ein paar Wolken. Wow!
Wir liefen dann den Rim entlang und hielten oft an, um zu genießen und fotografieren. Es waren zwar etliche Leute unterwegs, aber als unangenehm voll habe ich es nicht empfunden.
Den Kindern war der Weg nach einer Weile etwas langweilig, gut ausgebaut und eben bot er ihnen keine Herausforderung. Also vergnügten sie sich damit, auf allen Baumstämmen, Mäuerchen oder was sonst so neben dem Weg lag, herumzubalancieren. Danach wurde es für uns etwas stressig, denn wir mussten mindestens ein Auge auf sie richten, damit sie nicht auf der falschen Wegseite rumkletterten. Unsere Erklärungen, wie der Canyon entstanden ist, waren eine Weile ganz interessant, aber sie reichten nicht um den Rest des Weges “interessiert schauend” zurückzulegen.
An der Bright Angel Lodge bestiegen wir den Shufflebus, der zu den westlichen Aussichtspunkten fährt. An einigen Viewpoints stiegen wir aus, es sah immer wieder irgendwie anders aus. Da ich es nicht aufgeschrieben habe, weiß ich aber nicht mehr, wo wir überall austiegen.
Die Dame an der Lodge Rezeption hatte uns den Hopi Point für den Sonnenuntergang empfohlen. Also fuhren wir rechtzeitig vorher von Hermits Rest zum Hopi Point zurück. Es scheint ein beliebter Platz zu sein, hier waren einige versammelt.
Der Sonnenuntergang selbst hat mich ziemlich enttäuscht. So spektakulär wie ich ihn mir vorgestellt hatte, war er bei weitem nicht. Anstelle Teile des Canyons in rot glühendes Licht zu tauchen, wie ich es insgeheim erwartet hatte, begnügte sich die Sonne damit, ein paar rote Streifen am Himmel zu zeigen und dann zu verschwinden. Und ich hatte vorher noch den Kindern davon vorgeschwärmt, wiederum mit Verweis auf die Japaner, die dafür extra .... Was meinen Sohn prompt zu der Bemerkung veranlasste: “Wenn die Japaner dafür so weit reisen, dann sind sie blöd!” Na dann...
Wir fuhren ins Village zurück und erreichten den General Store dort gerade noch knapp vor Ladenschluss. Wir wollten noch nach Gaskartuschen gucken, denn wir hatten in Kanada schlechte Erfahrungen gemacht mit der Erhältlichkeit. Es gab welche, sie waren aber ziemlich teuer. Trotzdem nahmen wir für Kocher und Laterne 2 mit, irgendwo würde es ja dann wieder welche geben. (Später deckten wir uns im Walmart in Page ein, diese Hamstermentalität führte dann dazu, dass wir am letzten Campingplatz dem Ranger 2 Kartuschen in die Hand drückten, falls mal irgendwann jemand welche braucht ...)
Mittlerweile war es nicht nur dunkel, sondern auch kalt. Pulli hatten wir dabei, aber keine langen Hosen und deshalb sprinteten wir zurück in unser Lodgezimmer. Wir vesperten noch was und gingen wieder einmal früh schlafen, voll mit Eindrücken und Bildern.
... Fortsetzung folgt