4.Tag Dienstag 27.09.2011 Twentynine Palms – Las Vegas
Marianne schläft praktisch durch bis gegen 6:30, ich mit ein paar Unterbrechungen ebenfalls. Meine Erkältung hat sich endgültig verabschiedet. Dennoch dauert es eine ganze Weile, bis wir in die Gänge kommen.
Während ich den Kofferraum einigermaßen nutzbar mache, bäckt Marianne Waffeln für mich.
Nach dem Checkout begeben wir uns auf die Straße Richtung Amboy. Zunächst will uns das Navi etwas anders lotsen als die Straßenwegweiser, denen wir folgen, was aber im Egebnis wenig Unterschied macht. Nachdem wir den Ort 29 Palms hinter uns haben, geht es zunächst ca. 15 Meilen stur geradeaus nach Osten, bis die Amboy Road dann einen Schwenk nach Norden vollzieht. Im Vergleich zu 2005 ist die Straße in gutem Zustand, der nördliche Teil sogar nagelneu. Dort geht es durch Salzseebecken, hinter denen sich allmählich der Amboy Crater abzeichnet.
Bristol Dry Lake mit Amboy Crater im Hintergrund
Wir fahren die Crater Road, die auch supernagelneu ist, bis zum Parkplatz und beäugen von dort den Crater. Dort hin oder gar hinaufzulaufen ist es uns viel zu heiß.
Amboy Crater
Anschließend machen wir Station in Amboy selbst und besuchen eine der Ikonen der Route 66 - Roy's Motel und Cafe nebst Tankstelle. Ein paar der Motelhäuschen sind zur Besichtigung geöffnet. In die Lobby mit Einrichtungsgegenständen aus den 50ern und 60ern kann man nur durch die Fensterscheiben hineinschauen. Das Postamt gegenüber ist in Betrieb und wir kaufen bei einer netten Postbeamtin ein paar Briefmarken. Im Vorraum gibt es eine Reihe Schließfächer, die ganz putzig filigran verziert sind. Auch Roy's Cafe ist wieder zugänglich. Es ist in historischem Zustand eingerichtet – aber „sorry no kitchen“. Ein netter Angestellter erzählt uns unter anderem, daß Amboy acht ständige Einwohner hat und er auch dazugehört. Der Crater sei vor 500 Jahren zuletzt ausgebrochen und wenn er dort Rauch sehen würde, würde er sofort abhauen. Außerdem zeigt er uns verschiedene Formen des Salzes, das in der Gegend gewonnen wird. Zum Dank für seine Schilderungen kaufen wir ihm ein Coke für 2 USD ab.
Amboy Post Office - Schließfächer
Amboy Post Office Schließfächer - die beiden Bilder hatten mich mal zu einem
Rätsel animiert
Die Ikone - Roy's Motel und Cafe in Amboy
Roy's Motel in Amboy - Zimmer
Musiktruhe in der Lobby von Roy's Motel
Roy's Gasoline in Amboy
Roy's Cafe in Amboy
Alte Werbeschilder in Roy's Cafe in Amboy
Nach ein paar Fotos geht es weiter Richtung Mojave National Preserve. Die Wüste kommt uns dort außergewöhnlich grün vor. Die Kelso Dunes fotografieren wir nur aus der Ferne, da es für einen Aufstieg viel zu heiß ist und wir deshalb die Hinfahrt für wenig sinnvoll halten.
Kelbaker Road auf dem Weg in die Mojave National Preserve
Kelso Dunes Road
Kelso Dunes
Im Kelso Depot, an dessen Pre-Opening in 2005 wir teilnehmen durften, essen wir ein Tuna Sandwich und schauen uns die nett gemachte Ausstellung aus der Blütezeit der Bahnstation an. Wenn man bedenkt, daß vor 70 Jahren zwischen Kelso und Cima, wo heute nicht mal gar nichts ist, vier Bahnstationen lagen!
Kelso Depot - früher Bahnstation, heute Ranger Station und Visitor Center
Kelso Depot
Kelso Depot - früherer Wartesaal, heutige Cafeteria
Kelso Depot - früherer Schalterraum
Kelso Depot - früherer Schalterraum
Kelso Depot - Stadtmodell; davon steht außer dem Bahnhof heute fast gar nichts mehr
Da wir zu früh dran sind, um direkt zum Hotel zu fahren, es für Wanderungen aber zu heiß erscheint, beschließen wir, uns Las Vegas im Zick-Zack zu nähern. Wir fahren daher die Kelbaker Road weiter Richtung Baker, um die Cinder Cones, alte Vulkankrater von der Straße aus zu besichtigen. Die Cones sind beeindruckend, die Straße ist streckenweise in grausamem Zustand, die obere Schicht nahezu abgefahren und die spitzen Steine aus dem Unterbau herausschauend.
Kelbaker Road - Cinder Cones
Kelbaker Road - Cinder Cones
Baker lassen wir links liegen und fahren auf der I 15 bis zur Cima Road, auf der wir in den auch beim wiederholten Besuch beeindruckenden Joshua-Tree-Wald hineinfahren. Die „Bäume“ stehen vielleicht nicht dichter als im Joshua Tree NP, sind aber von einem ganz anderen Kaliber – lauter riesige Prachtexemplare. Am Trailhead zum Teutonia Peak halten wir, um einen Spaziergang zu unternehmen. Aus dem Spaziergang wird dann doch fast die komplette Besteigung des Teutonia Peak. Erst auf die letzten ca. 30 Höhenmeter verzichten wir, weil es dann doch einfach zu heiß und zu steil wird und außerdem kein besonderer Gewinn an Aussicht zu erwarten war (wir waren ja schonmal da oben). Als wir wieder unten sind, waren wir doch ca. 1 ¾ Stunden unterwegs. 2005 im Mai waren natürlich viel mehr blühende Pflanzen zu sehen, aber auch im Herbst ist der Ausflug durchaus lohnend.
Joshua Tree "Wald" am Teutonia Peak Trail
Am Teutonia Peak Trail
Blick auf den Striped Mountain vom Teutonia Peak Trail
Joshua Tree am Teutonia Peak Trail
In Cima ist der ehemalige Shop zugesperrt und ziemlich heruntergekommen (nur eine nagelneue Mülltonne steht davor, die darauf schließen läßt, daß dort noch jemand wohnt). Wir fahren daraufhin die Morning Star Mine Road und über die Nipton Road zur I 15. Auch auf dem ersten Stück der Morning Star Mine Road setzt sich der Joshua-Tree-Wald fort. Später wird es dann wüstenartig.
Cima - das rechte Gebäude war früher Shop und Post Office
Malerische Liegenschaft in Cima
Nipton Road
Auf der I 15 durchqueren wir Primm und nähern uns Las Vegas. Dort kommt dann prompt der allfällige Stau wegen vielerlei Baustellen. Dennoch dauert es nicht allzu lange, bis wir auf die Flamingo Road abzweigen können, von der wir über den Strip schnell zum Hotel Cosmopolitan kommen. Beim Valet werden das Auto entgegengenommen und das Gepäck dem Bellboy überlassen. Der Check-In ist direkt gegenüber. Auf unsere Frage nach einem Zimmer im West Tower fern von der Barmusik erhalten wir das Angebot eines Upgrades auf ein Bellagio-View-Zimmer für 25 USD im 33. Stock. Direkt gegenüber des Check-In geht es in den Aufzug. Das Zimmer ist eine phänomenale Suite mit schönem Balkon, der allerdings unaufgeräumt ist – Gläser und Zigarettenasche von früheren Gästen sind noch auf dem Tischchen, ganz wie es den vielen Hotelkritiken im Internet entspricht.
Nach nicht allzu langer Wartezeit kommt das Gepäck und der Bellboy verspricht sich um die Reinigung des Balkons zu kümmern (natürlich ergebnislos). Wir gönnen uns zunächst ein Bier auf dem Balkon, begleitet vom zunehmenden Abendlicht und den Wasserspielen des Bellagio, die uns etwas enttäuschend kurz vorkommen – wir hatten da eher eine Art Dauerveranstaltung erwartet.
Las Vegas Cosmopolitan - Zimmer
Las Vegas Cosmopolitan - Blick vom Balkon
Las Vegas Cosmopolitan - vorgefundener Zustand des Balkons
Las Vegas Cosmopolitan - Bellagio Fountain bei Abendlicht
Nach einer erfrischenden Dusche begeben wir uns auf den Weg zur Restaurantsuche und bleiben gleich im Hotel im Jaleo hängen, einer Tapateria, die sich als ganz hervorragend herausstellen sollte. Wir kombinieren eine warme dunkle Knoblauchsuppe und eine kalte weiße Knoblauchsuppe mit Krebsen, Mandeln und Trauben mit weißen Spargeln in Zitronenvinaigrete, Pulpo, einem Fenchelsalat mit Äpfeln sowie einer Esqueixada (ein katalanischer Stockfischsalat). Als Nachtisch bekommt Marianne einen Flan mit Crema Catalana und ich ein Oliveneis mit Grapefruit – ganz hervorragend. Dazu ein schöner aromatischer Weißwein aus dem Penedes.
Las Vegas Jaleo - Esqueixada
Anschließend unternehmen wir noch einen kurzen Spaziergang hinüber zum Bellagio, wo wir durch ein fürchterlich verkitscht aufgemachtes Casino und eine ebensolche angeschlossene Ladenstraße gehen, um an den Fontänen vorbei zurück in unser Hotel zu marschieren. Als wir den ewigen Weg durch das Casino im East Tower dackeln müssen, realisieren wir, wie gut wir es im West Tower mit den kurzen Wegen von der Rezeption und vom Parken zu unserem Zimmer hatten.
Zurück auf dem Zimmer fällt Marianne nahezu unmittelbar in tiefen Schlaf, während ich noch ein paar Bilder von den Fontänen mache, Bilder abspeichere, Bericht schreibe etc.
Las Vegas Bellagio
Las Vegas Bellagio Fountains
243 Meilen