Rassentrennung – erst 50 Jahre herMittwoch, 7. JuniEs regnet in Savannah, und die Temperaturen liegen im angenehmen 70er-Bereich. Im Hotel gibt es ein nettes kontinentales Frühstück, wobei eigentlich die zentralen Bestandteile des deutschen Frühstücks, nämlich Wurst- und Käseaufschnitt, fehlen.
Angesichts des Wetters ist heute Museumstag. Wir schaffen vier. Als erstes ist das Civil Rights Museum dran, das sich mit der Rassentrennung und dem Kampf dagegen befasst. Es ist schon beklemmend, den Wasserbehälter mit dem Schild "coloured Water" zu sehen.
Eine Museumsangestellte berichtet uns aus ihrer Jugend, als Schwarze nicht in den Restaurants für Weiße bedient wurden, als sie hinten im Bus einsteigen mussten uns nur in Geschäften für Schwarze einkaufen durften und wie sie sich erfolgreich gegen die Willkür der Inhaber gewehrt haben.
Das Museum gibt einen beeindruckenden Überblick über die Jahre der Rassentrennung und die Bürgerrechtsbewegung in den 60er-Jahren. Das Highlight der Ausstellung ist der Nachbau des Diners Levy's mit lebensgroßen Figuren. Man kann selbst am Tresen neben einem Schwarzen Platz nehmen. Drückt man einen schwarzen Knopf, entspannt sich der Dialog mit der Angestellten, die sich weigert, den Kunden zu bedienen. Der Polizist steht schon in der Tür, um den ungebetenen Gast hinauszuwerfen. Drückt man auf den weißen Knopf, klingt das alles ganz anders ....
Das Civil Rights Museum zeichnet die Zeit der Rassentrennung in Georgia anschaulich nach. Selbst Urteile des Supreme Court - etwa zum gemeinsamen Schulunterricht - blieben in Georgia lange Zeit unbeachtet.Echt...,...eher ein Test, wie Besucher reagieren.
Wie die wohlhabenden Weißen und die Sklaven in der Stadt in 19. Jahrhundert gelebt haben, erfahren wir im Owen Thomas Haus. Im Rahmen einer Führung kann man das Haus im Regency Stil (betont elegant, stark symmetrisch aufgebaut, mit Sinn für besondere Details) besichtigen.
Für 20 Dollar Eintritt kann man nicht nur das Owen Thomas House, sondern auch das Telfare museum und das zugehörige Jepson House besuchen. Beide lohnen sich. Im Telfair gibt es Kunst aus Europa und den USA, meist aus dem 19. Und 20. Jahrhundert. Im Jepson ist zeitgenössische Kunst in verschiedenen Wechselausstellungen zu sehen - bemerkenswert.
Das Owen Thomas House ist zwar weit davon entfernt, ein "must see" zu sein, interessant ist aber zu beobachten, wie US-Amerikaner auf die Führung reagieren. Die Maßstäbe, was baugeschichtlich von Bedeutung ist, weichen zwischen Europa und den USA deutlich voneinander ab. Wie auch anders?: Die Möbel, die im Owen Thomas House bestaunt werden, sind bei uns in nicht wenigen Haushalten immer noch in Gebrauch.Da liegen uns die Kunstmuseen schon mehr, wobei auch die nicht herausragend sind.Nick Cave begleitet uns mittlerweile auf vielen Reisen,
er stellt nicht nur in den USA aus.Savannah ist eine Stadt, die sich gut zu Fuß erkunden lässt. Mit dem Auto kann man sich aber auch stressfrei bewegen und vor allem parken, denn überall sind Parkuhren aufgestellt. Am schönsten sind die grünen Plätze an den Straßenkreuzungen, mit alten Bäumen und gepflegten Blumenrabatten.
Abends essen wir in unserem Hotel. Das Restaurant ist gesteckt voll, das Menü in Ordnung. Danach machen wir noch einen Schlenker an die Bar und lernen ein paar guys aus Savannah kennen, mit denen wir einen unterhaltsamen Abend verbringen. Witzig: einer war vor 25 Jahren zum Schüleraustausch in Ennepetal und kannte natürlich Wuppertal, wo Irene aufgewachsen ist, und die Schwebebahn. Als schönsten deutschen Satz hat er in Erinnerung "Ich habe keine Lust!" Na ja …
Auch solche Abende bleiben in guter Erinnerung, an denen man viel redet, viel lacht und mit den US-guys mehr als nur oberflächlich ins Gespräch kommt.