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Autor Thema: Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik  (Gelesen 24678 mal)

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ireula

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Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
« Antwort #45 am: 21.10.2017, 22:15 Uhr »
Nachtrag zur Unterkunft in Madison:

Brady Inn B & B in Madison, Georgia

Lage: Ruhige Anliegerstraße ein paar Schritte vom Zentrum entfernt.

Beschreibung: Zwei verbundene Häuser mit einer Handvoll Gästezimmer. Traditionelle Südstaateneinrichtung mit ausgesuchten alten Möbeln. Ein Gemeinschaftswohnzimmer mit Kamin und Fernseher, Bibliothek, Speisezimmer. Das Haus ist außergewöhnlich und sehr reizvoll. Sehr freundliches Personal, das allerdings nur zum Frühstück erscheint. Wir haben das gesamte Anwesen für uns alleine.

Zimmer: Wir bewohnen das McIntyre-Zimmer. Ein wunderschöner Raum mit Kamin, eingebautem Schrank, Sitzecke. Ein Gang führt über zwei Ecken ins geräumige Bad mit Wanne, Dusche und zwei Waschbecken. Es gibt einen Kühlschrank und eine Kaffeemaschine.

Frühstück: Für alle Gäste (sofern vorhanden) gemeinsam um 8.30 bzw. 9 Uhr (sonntags) serviert. Es ist sehr gut: O-Saft, anständiger Kaffee, als erstes frische, zuckersüße Pfirsiche mit Kirschgelee und Cream, dann ein perfektes Omelett, gefüllt mit frischem Spinat, Pilzen und Käse, gegrillte Tomaten, Bacon, ein warmer knuspriger Biscuit mit Pfirsichmarmelade. Das Frühstück hält vor bis zum Dinner!















ireula

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Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
« Antwort #46 am: 22.10.2017, 15:51 Uhr »
Waschküchenwetter

Montag, 5. Juni

Gegen 7.30 Uhr hören wir, dass unsere Gastgeber im Brady Inn eintrudeln. Punkt 8.30 am bekommen wir unser Frühstück serviert: frische Pfirsiche, kurz gedünstet und mit Kirschkompott und Cream angerichtet, dann Omelett gefüllt mit Spinat, Pilzen und Käse, gegrillte Tomaten, Bacon, Biscuit und Gelee. Dazu Kaffee, Orangensaft und eine freundliche Bedienung, die sich als Liebhaberin Irlands und der Britischen Inseln outet. Auch die Köchin stellt sich auch vor. Es macht uns fast ein bisschen befangen, dass sie eine Schwarze ist - die Rollenverteilung in den Südstaaten wie vor 150 Jahren…

Mit Blick auf das Faible für Britannien und als kleines Dankeschön für das herausragende Frühstück packt Dieter kurzerhand die Gitarre aus und serviert den Damen den Klassiker „Greensleeves“. Unsere Gastgeberinnen zeigen sich ergriffen. Bezahlen müssen wir trotzdem.


Zum Frühstück im Brady Inn erwarten uns gleich mehrere leckere Gänge.


Gut gestärkt unternehmen wir einen weiteren kurzen Rundgang durch Madison, denn bei der ersten Tour haben wir längst nicht alles gesehen.


Die beiden Fotos zeigen das auch in unseren Reiseführern erwähnte Hunter House, das man "liken" soll.



Unser Tagesziel ist Dublin. Der Antebellum Trail zieht sich insgesamt 130 Meilen von Nord nach Süd. Neben Madison ist Eatenton ein Hotspot. Wir legen einen Stopp ein und unternehmen einen Spaziergang über den dortigen Heritage Trail.


Zwischenstation in Eatenton mit nochmals reichhaltiger Südstaaten-Architektur.
Und einer besonderen Art Parkhilfe?








Nach dem Rundgang holen uns die dunklen Wolken endgültig ein (oder wir sie). Kapitale Wolkenbrüche
entladen sich. Dabei kühlt sich die Luft kurzfristig von 84 auf 72 Grad ab. Ist die Regenfront vorüber, heizt sie sich im Nu wieder auf, man fühlt sich wie in einer heißen Waschküche.


Die Gewitter fallen kurz und heftig aus. Die Sicht ist bei der Fahrt entsprechend eingeschränkt, und die Schlierenbildung der Scheibenwischer setzt nicht erst bei den gewohnten 280 km/h ein. Deshalb muss sich Dieter darauf verlassen, dass Irene bei dem Wolkenbruch aus dem Beifahrer-Fenster etwas mehr sieht und richtig dirigiert. Am Ende geht alles gut. :liar:


Na also, geht doch!

Im Page House in Dublin wohnen wir für eine Nacht. Das Hotel mit den sechs Zimmern ist plüschig eingerichtet und mit Antiquitäten bestückt, uns gefiel Brady Inn besser. Das Zimmer, der Porter's Room, ist klein, hat aber einen hübschen Balkon. Wir machen einen Spaziergang in die Stadt, die ein paar nette Backsteingebäude, aber sonst nichts Besonderes zu bieten hat. Es sei denn, man ist am St. Patricks day im März hier. Dann gibt es tagelang ein Riesenprogramm, denn die Dubliner sind offenkundig sehr stolz auf ihre irischen Wurzeln.


Dublin hat nichts Sehenswertes zu bieten. Es ist nur schwül-heiß.

ziony

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Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
« Antwort #47 am: 22.10.2017, 17:52 Uhr »
Bin noch zugestiegen, sehr schöner Bericht.  :D
LG,
ziony

Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist.
( Jean Paul )

ireula

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Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
« Antwort #48 am: 22.10.2017, 20:24 Uhr »
Nachtrag Unterkunft Dublin:

Page House in Dublin, Georgia

Lage: eine knappe Meile außerhalb der Innenstadt

Beschreibung: Antebellum-Villa mit plüschigem Interieur. Mit Gepäck sind einige Treppen zu überwinden, Parkplätze direkt am Haus. Es gibt Kaffee und Tee zur freien Bedienung, außerdem eine ziemlich große Auswahl an Snacks und Obst, pro Stück 50 Cents.

Zimmer: Der Porter's room im ersten Stock mit einem Queenbett ist klein, ebenso das Bad, dafür hat er aber einen ziemlich geräumigen Balkon. Kühlschrank.

Frühstück: Serviert zwischen 7 und 8.30 Uhr! Auswahl zwischen neun verschiedenen Varianten american breakfast.
Kaffee mittelmäßig, Essen ok.












Frühstück in stilvollem Ambiente frisch zu bereitet und ok.

ireula

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Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
« Antwort #49 am: 23.10.2017, 20:22 Uhr »
Filmstar: die Wormsloe-Allee

Dienstag, 6. Juni

So früh haben wir in diesem Urlaub noch nicht am Frühstückstisch gesessen, aber Chefin Joann und ihr Partner halten 7 bis 8.30 Uhr für die angemessene Breakfast time. Das American breakfast, das sie servieren (Auswahl aus neun Varianten), ist okay (siehe oben).

Gegen 11 Uhr sind wir an der Wormsloe Plantage bei Savannah. Sie ist vor allem berühmt und oft filmisch in Szene gesetzt wegen der wunderschönen Allee von live oaks (live, weil die Eichen in diesem Klima im Winter ihr Laub nicht verlieren). Die Allee ist 1,4 Meilen lang, und die Bäume, deren Kronen sich über die Straße wölben, sind dick mit spanish moss behängt.

Von der Plantage selbst sind nur noch Ruinen erhalten. Der Film im Visitor Center ist informativ und berichtet über die ersten Siedler in Georgia. Ein Gruppe englischer Gentlemen, sie nannte sich "Trustees", hatte mit der Kolonie an der Küste besondere Pläne. Man wollte keine Riesenplantagen erlauben, sondern beschränkte den Landerwerb auf 500 acres pro Familie. Außerdem durften die Kolonisten keine Sklaven halten, und harte Drinks waren verpönt. Trotz oder wegen dieser strengen Regeln prosperierte die Georgia-Kolonie nicht so recht. Von den zuerst gelandeten 39 Familien überlebte nur eine, die Familie von Noble Jones. Neue Siedler kamen erst dann, als von England aus die Regeln gelockert wurden - Sklavenhaltung war nun erlaubt, und auch die Rumeinfuhr wurde vom Trust genehmigt.

Der Rundgang durch die ehemalige Plantage ist informativ und lässt zumindest ansatzweise nachempfinden, mit welchen Widrigkeiten die ersten Siedler zu kämpfen hatten.



Die Allee zur ehemaligen Wormsloe Plantage ist sehenswert und eine Herausforderung für die Stoßdämpfer.



Florida ist nah, und das merkt man auch an der Vegetation.







Das Grab von Noble Jones und seiner Ehefrau macht uns nachdenklich, angesichts des oft vergeblichen Überlebenskampfs der Siedler und dem heutigen Überfluss.



Die letzten Reste der damaligen Siedlung, gebaut mit Muschelzement.



Uns zieht es weiter zur Küste nach Savannah. Im dortigen Visitor Center rüsten wir uns mit Stadtplan und einem Parking Pass (14 Dollar für 48 Stunden) aus. Damit kann man auf allen öffentlichen Plätzen und an den Parkuhren ohne Zeitbegrenzung stehen. Der Pass ist im Prinzip eine gute Sache - für uns allerdings nur bedingt hilfreich, weil das Hotel, wie wir kurz darauf erfahren, freie Parkplätze anbietet.

Wir bummeln durch Savannah, erkunden die Riverfront und machen eine ausgedehnte "Stadtrundfahrt" mit dem kostenlosen dot-Bus. Zum Abendessen haben wir online einen Tisch im "Alligator Soul" reserviert. Das Essen im dem gepflegten Restaurant ist gut, die Weinkarte verhältnismäßig reichhaltig.



Erste Eindrücke aus Savannah.



Der dot-Bus rumpelt und rattert, aber man kommt ans Ziel, und das auch noch kostenlos.





Savannah ist weitaus gepflegter, als es dieses Hinterhof-Foto vermuten lässt.



Auch die Grünflächen und Plätze sind in guten Gärtner-Händen.



Man kümmert sich sehr hilfsbereit um Touristen.




ireula

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Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
« Antwort #50 am: 24.10.2017, 20:58 Uhr »
Rassentrennung – erst 50 Jahre her

Mittwoch, 7. Juni

Es regnet in Savannah, und die Temperaturen liegen im angenehmen 70er-Bereich. Im Hotel gibt es ein nettes kontinentales Frühstück, wobei eigentlich die zentralen Bestandteile des deutschen Frühstücks, nämlich Wurst- und Käseaufschnitt, fehlen.

Angesichts des Wetters ist heute Museumstag. Wir schaffen vier. Als erstes ist das Civil Rights Museum dran, das sich mit der Rassentrennung und dem Kampf dagegen befasst. Es ist schon beklemmend, den Wasserbehälter mit dem Schild "coloured Water" zu sehen.

Eine Museumsangestellte berichtet uns aus ihrer Jugend, als Schwarze nicht in den Restaurants für Weiße bedient wurden, als sie hinten im Bus einsteigen mussten uns nur in Geschäften für Schwarze einkaufen durften und wie sie sich erfolgreich gegen die Willkür der Inhaber gewehrt haben.

Das Museum gibt einen beeindruckenden Überblick über die Jahre der Rassentrennung und die Bürgerrechtsbewegung in den 60er-Jahren. Das Highlight der Ausstellung ist der Nachbau des Diners Levy's mit lebensgroßen Figuren. Man kann selbst am Tresen neben einem Schwarzen Platz nehmen. Drückt man einen schwarzen Knopf, entspannt sich der Dialog mit der Angestellten, die sich weigert, den Kunden zu bedienen. Der Polizist steht schon in der Tür, um den ungebetenen Gast hinauszuwerfen. Drückt man auf den weißen Knopf, klingt das alles ganz anders ....



Das Civil Rights Museum zeichnet die Zeit der Rassentrennung in Georgia anschaulich nach. Selbst Urteile des Supreme Court - etwa zum gemeinsamen Schulunterricht - blieben in Georgia lange Zeit unbeachtet.


Echt...,




...eher ein Test, wie Besucher reagieren.





Wie die wohlhabenden Weißen und die Sklaven in der Stadt in 19. Jahrhundert gelebt haben, erfahren wir im Owen Thomas Haus. Im Rahmen einer Führung kann man das Haus im Regency Stil (betont elegant, stark symmetrisch aufgebaut, mit Sinn für besondere Details) besichtigen.

Für 20 Dollar Eintritt kann man nicht nur das Owen Thomas House, sondern auch das Telfare museum und das zugehörige Jepson House besuchen. Beide lohnen sich. Im Telfair gibt es Kunst aus Europa und den USA, meist aus dem 19. Und 20. Jahrhundert. Im Jepson ist zeitgenössische Kunst in verschiedenen Wechselausstellungen zu sehen - bemerkenswert.



Das Owen Thomas House ist zwar weit davon entfernt, ein "must see" zu sein, interessant ist aber zu beobachten, wie US-Amerikaner auf die Führung reagieren. Die Maßstäbe, was baugeschichtlich von Bedeutung ist, weichen zwischen Europa und den USA deutlich voneinander ab. Wie auch anders?: Die Möbel, die im Owen Thomas House bestaunt werden, sind bei uns in nicht wenigen Haushalten immer noch in Gebrauch.







Da liegen uns die Kunstmuseen schon mehr, wobei auch die nicht herausragend sind.



Nick Cave begleitet uns mittlerweile auf vielen Reisen,
er stellt nicht nur in den USA aus.








Savannah ist eine Stadt, die sich gut zu Fuß erkunden lässt. Mit dem Auto kann man sich aber auch stressfrei bewegen und vor allem parken, denn überall sind Parkuhren aufgestellt. Am schönsten sind die grünen Plätze an den Straßenkreuzungen, mit alten Bäumen und gepflegten Blumenrabatten.

Abends essen wir in unserem Hotel. Das Restaurant ist gesteckt voll, das Menü in Ordnung. Danach machen wir noch einen Schlenker an die Bar und lernen ein paar guys aus Savannah kennen, mit denen wir einen unterhaltsamen Abend verbringen. Witzig: einer war vor 25 Jahren zum Schüleraustausch in Ennepetal und kannte natürlich Wuppertal, wo Irene aufgewachsen ist, und die Schwebebahn. Als schönsten deutschen Satz hat er in Erinnerung "Ich habe keine Lust!" Na ja …



Auch solche Abende bleiben in guter Erinnerung, an denen man viel redet, viel lacht und mit den US-guys mehr als nur oberflächlich ins Gespräch kommt.

ireula

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Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
« Antwort #51 am: 24.10.2017, 22:22 Uhr »
Nachtrag: Unterkunft in Savannah

17hundred90 in Savannah, Georgia

Lage: Im historical district, Sehenswürdigkeiten gut zu Fuß erreichbar, um die Ecke hält der dot-Bus, der kostenlos durch Savannah kutschiert. Parkplätze kostenlos am Haus. Das Hotel mit einem für die USA ambitionierten, stimmungsvollen Restaurant besteht aus einem Haupthaus und einem Gästehaus. Sehr freundliche Gastgeber.

Zimmer: Nummer 302 im Gästehaus ist groß, Bad mit Whirlpool und großer Dampfdusche. Von der Toilette aus geht es auf einen kleinen, lauschigen Balkon. Das Wohnzimmer neben Zimmer 302 ist zur Nutzung für die Gäste von 302 vorgesehen, lässt sich allerdings nicht abschließen und ist nur über das allgemein zugängliche Treppenhaus zu erreichen.

Frühstück: continental breakfast wird angeboten und ist ok.















Simone_JJ

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Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
« Antwort #52 am: 25.10.2017, 17:13 Uhr »
Guckt mal:
http://17hundred90.com/ Wir hatten zi. 302 soooo schön.
  :D :D :D Wir waren sogar im gleichen Zimmer!!! :D :D :D
Ein sehr schöner Bericht. Bin zur Zeit selbst im Urlaub, lese aber regelmäßig mit. Von Nashville ward ihr gar nicht so sehr begeistert, oder irre ich?

ireula

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Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
« Antwort #53 am: 25.10.2017, 19:39 Uhr »
Von Nashville ward ihr gar nicht so sehr begeistert, oder irre ich?

Das kann man so nicht sagen. Die Musik und die Atmosphäre sind toll - unbedingt eine Reise wert. Die Stadtanlage, vor allem an der Riverfront, fanden wir aber enttäuschend. Und nach zwei Tagen hatten wir tatsächlich genug vom Verkehr, den Menschenmassen und der Lautstärke.

Dass wir im selben Zimmer waren, ist echt witzig.  Schönen Urlaub noch!

ireula

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Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
« Antwort #54 am: 25.10.2017, 20:29 Uhr »
Singen mit den Gullah-Frauen

Donnerstag, 8. Juni

Charleston ist das Ziel des heutigen Tages. Gegen Mittag sind wir an der Boone Hall Plantation im Norden der Stadt. Die dreiviertel Meile lange Zufahrt ist abenteuerlich, denn der Regen der vergangenen Tage hat die Piste in eine schmierige Schlaglochsammlung verwandelt.

Wir besichtigen das Herrenhaus - allerdings nur drei Räume im Erdgeschoss. Der Guide im Kostüm erzählt allerlei Informatives über die Familien, die hier lebten. Auf eigene Faust kann man die früheren Sklavenquartiere erkunden. Sie galten offenbar als vorbildlich, jedenfalls erzählt ein Storyteller, dass die Sklaven auf Boone Hall gut behandelt worden seien. Auf Bildern ist allerdings zu sehen, wie Sklaven verprügelt wurden, manchmal auch bis zum Tod.

Die Plantage lebte vom Reisanbau, für den Sklaven aus Angola nach South Carolina gebracht wurden. Später wurde Baumwolle angebaut, danach Hunderte von imposanten Pecannuss-Bäumen, die auch heute noch zu bewundern sind und abgeerntet werden.



Die Zufahrt zur Boone Hall Plantation.





Sklavenhäuser...







...und "Herrenhäuser", die auch heute noch von Zeit zu Zeit von den Erben bewohnt werden.



Interessant ist die Vorführung im Butterfly Cafe, die uns als Film angekündigt wurde. Vom Film aber ist keine Rede, sondern zwei schwarze Frauen (Mutter und Tochter, wie sich herausstellt) erzählen und singen von der Gullah-Kultur und -Sprache der Sklaven auf Boone Hall.



Eine gute Meile dauert der Spaziergang von unserem Hotel in Charleston zum White Point Park direkt am Wasser. Der breite Fluss Cooper fließt hier in den Atlantik. Die schicken Häuser leuchten in allen Farben, fast jedes hat wunderschöne Veranden. In den Wohnstraßen ist es ruhig und beschaulich, in den Geschäftsstraßen extrem touristisch. Im Vergleich zu Savannah kommt uns Charleston keineswegs eleganter vor. Eher im Gegenteil. Wirklich unangenehm ist der durchdringende Uringeruch in manchen Straßen. Hier fühlen sich offensichtlich auch viele Katzen wohl.













Das Highlight des Tages ist das Dinner -  jedenfalls für Irene. Im crab house bestellt sie einen "Steam pot" mit alascan crab. Es handelt sich um eine Riesenkrabbe, deren Beine mehr oder weniger mühsam erst geknackt werden müssen. Der Gast bekommt extra ein Lätzchen umgebunden, als Werkzeug dient eine Art Nussknacker. Irene ist hellauf begeistert von diesem Essen. Das Krabbenfleisch ist köstlich, und das Essen mit den Fingern macht richtig Spaß.







Nicht gerade ein Sterne-Restaurant, aber in Sachen Krabben eine absolute
Empfehlung: das crab house. Wenn man es denn mag...

ireula

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« Antwort #55 am: 26.10.2017, 19:44 Uhr »
Nachtrag: Unterkunft in Charleston

Andrew Pinckney Inn Charleston, South Carolina

Lage: Das Hotel liegt im historic district, drei Minuten vom touristischen French Market entfernt.

Beschreibung: ein modernes Hotel in einem historischen Gebäude. Die Zimmer sind über mehrere Häuser verteilt. Über den Eingang Church Street erreicht man die Dachterrasse im vierten Stock, auf der Hotelgäste sitzen können, wann immer sie wollen. Hier wird auch das inkludierte Frühstück serviert. 

Zimmer: Nr. 216 besteht aus einem Wohnraum mit Kaffeemaschine und Toilette und einem Schlafzimmer in der oberen Etage mit einem Duschbad und Balkon. Die Einrichtung ist nicht neu, aber ordentlich. 

Frühstück: kontinental vom Bufett auf der Rooftop Terrace, tolle Location und  eine sehr gute Auswahl.

Parken: Valet Parking im Hotel-Innenhof.










ireula

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« Antwort #56 am: 27.10.2017, 19:28 Uhr »
Der Felsen des Raben

Freitag, 9. Juni

Wir beschließen, statt der eigentlich geplanten Magnolia Plantation lieber ein bisschen Natur zu genießen. Vor allem Dieter steht der Sinn nach Wald und Wandern. Auf dem Weg zu unserem Hotel in Durham, North Carolina, hat er den Raven Rock Statepark ausfindig gemacht. Wir picknicken dort am späten Mittag und machen uns dann auf den Eineinhalbstunden-trail zum Raven Rock.

Der Felsen ist eine erstaunliche Formation, die sich durch tektonische Verschiebungen aufgefaltet hat. Überhängende Felswände wie im französischen Perigord oder im Mesa Verde Nationalpark sind am malerischen Cape Fear River entstanden. Die Wanderung durch den traumhaft schönen Wald lohnt sich wirklich, zumal das Wetter inzwischen sonnig und warm ist.



Der Weg zum Raven Rock ist nicht wirklich gefährlich, aber Wanderschuhe wären doch die bessere Wahl gewesen. Sofern vorhanden...





Manchmal sind es gerade die kleineren Stateparks, die ihre besonderen Reize haben. Der Raven Rock gehört dazu.









In Durham sind wir im aloft Hotel mitten in der City untergebracht - was diesmal die Anfahrt kompliziert, weil heute Abend ein Baseballspiel und ein Musical stattfinden. Wir schaffen es schließlich nach zwei Ehrenrunden doch noch in die Parkgarage.

An diesem Freitagabend ist es gar nicht so einfach, ohne Reservierung einen Tisch im Restaurant im Downtown Durham zu bekommen. Wir landen schließlich bei torro, einem Italiener. Keine Empfehlung. Zur Entschädigung für schlechtes Essen und miesen Service lassen wir den Abend unter jungen Leuten in einem großen und gemütlichen Biergarten ausklingen. Es sind immer noch deutlich über 70 degrees.



Nach einem missglückten Dinner lassen wir den Abend unter jungen Leuten nett ausklingen.



Die alte Arbeiterstadt Durham ist sichtlich bemüht, mit Kultur, Sport und Universität ein neues Profil herauszubilden und an Attraktivität zu gewinnen. Einiges ist passiert, wie man an der Umnutzung ehemaliger Industrieanlagen erkennen kann. Nach unserem zugegebenermaßen oberflächlichen Eindruck bleibt allerdings noch vieles zu tun. Ein Stadtplaner aus Chattanooga könnte hilfreich sein.

ireula

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Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
« Antwort #57 am: 28.10.2017, 09:21 Uhr »
Nachtrag: Unterkunft in Durham, North Carolina

Aloft Hotel Durham

Lage: in der Innenstadt, zum angesagten Downtownbezirk drei Minuten zu Fuß.

Beschreibung: modernes Designhotel, öffentliche Parkgarage gleich nebenan, man bekommt einen QR- Code für die Ausfahrt. Relativ kleiner Open-air-Pool im dritten Stock. Ziemlich große  Bar in der Lobby, Snack-, Kaffee- und Frühstücksbereich (gegen Bezahlung) im Erdgeschoss.

Zimmer: sehr geräumig mit zwei Seitenarmen, Kaffeemaschine, Kühlschrank, Safe. Modern eingerichtet, mehrere Sitzgelegenheiten. Fernseher drehbar vom Bett  zum Sofa.










ireula

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Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
« Antwort #58 am: 28.10.2017, 17:06 Uhr »
Ein Cottage in der ersten Reihe

Samstag, 10. Juni

Jetzt gibt es zunächst nur eine Richtung: ostwärts. Der Atlantik ist das Ziel. Das Frühstück im Aloft (plastikverpackte Ware zur Selbstbedienung) schenken wir uns und essen stattdessen ein Sandwich von gestern auf dem Zimmer. Der Kaffee aus der Maschine ist gar nicht übel.

Die Fahrt zieht sich. Der ursprüngliche Plan, das North Carolina Aquarium zu besuchen, erweist sich als zu kühn. Wir müssen für die nächsten Tage noch einkaufen, denn in der Cabin in Cape Hatteras steht Selbstverpflegung auf dem Plan.



Atlantik, wir kommen.

Die Cabin weicht zwar von der Beschreibung auf unserer Buchungsbestätigung ab, allerdings nur zum Positiven. Wir bekommen auf dem KOA eine Deluxe Cabin in erster Strandreihe. Das Holzhaus steht auf Stelzen, von unserer Veranda aus blicken wir direkt auf den Atlantik und hören das Meer rauschen. Die Cabin ist mit einem Doppelbett (schon bezogen) und einem Stockwerkbett eingerichtet. Es gibt ein Bad, Handtücher, Seife und Shampoo liegen bereit. In der Küche finden wir eine große Mikrowelle, Toaster, Kaffeemaschine und einen Keurig-Kaffeebereiter mit vier Cups vor. Was es nicht gibt: Herd, Spüle, Geschirr und Besteck. Dafür steht auf der Veranda ein schicker Weber-Gasgrill. Gut, dass wir mit Plastiktellern, Weingläsern und Besteck ausgerüstet sind. So steht weder einem anständigen Frühstück noch einem zünftigen Steakessen etwas entgegen.

Zunächst aber erkunden wir den Strand. Der KOA ist gesteckt voll - kein Wunder bei Sonnenschein, 30 Grad und Wochenende. Am kilometerlangen Sandstrand verläuft sich die Menschenmenge aber schnell, es ist angenehm. Die Brandung ist durch den Wind recht ordentlich, die Eltern lassen ihre im seichten Wasser spielenden Kinder keine Sekunde aus den Augen. Selbst Erwachsene werden von einer unerwartet großen Welle einfach umgeworfen.



Keine Badewannen-, aber immerhin Badetemperatur.



Der Campground ist am Wochenende zwar voll, aber am Strand ist reichlich Platz.



Blick von unserer Cabin nach hinten auf den KOA. Es ist Samstagabend.





Meeresrauschen und Gitarrenmusik, das war schon immer eine gefühlvolle Mischung.



ireula

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Antw:Tief im Süden - Countrymusic und Plantagenromantik
« Antwort #59 am: 30.10.2017, 19:22 Uhr »
Ein Leuchtturm zog um

Sonntag, 11. Juni

Heute darf sich Geburtstagskind Irene wünschen, wie der Tag verläuft. Obwohl: wünschen darf sie sich einen Tagesablauf  ja eigentlich immer. Aber diesmal hat der Wunsch doch ein gewisses Maß an Verbindlichkeit. Nach einem gemütlichen Frühstück auf der sonnigen Veranda geht es also an den Strand, und diesmal wird wunschgemäß geschwommen. Das heißt: Die Wellen lassen eine(n) richtig tanzen. Das macht Spaß! Andere versuchen sich auf dem Surfbrett oder angeln vom Strand aus. Einen Fisch bekommen wir allerdings bei all den Weitwurf-Orgien mit drei oder vier Ruten pro Mann nie zu sehen. Vielleicht handelt es sich ja auch um einen anderen Sport, den wir nicht kennen.



Irenes Geburtstag: Frühstück mit Atlantikblick und Sonnenschein.

Wir nehmen die Angelei hin, so wie sie ist, ohne die Ruten-Gang auf den Sinn ihres fischlosen Treibens anzusprechen. Stattdessen machen wir uns am Nachmittag wunschgemäß auf dem Weg zum Leuchtturm von Cape Hatteras. Er liegt über 30 Kilometer vom Campingplatz entfernt. Die Fahrt führt durch mehr oder weniger touristische Dörfer und die geschützte Seashore.



Am Wegesrand stoßen wir immer wieder auf schmucke Häuschen.



Das lighthouse rühmt sich als größter Backsteinleuchtturm der Welt. Die Ranger geben allerdings zu, dass vor Polen in der Baltischen See ein Leuchtturm den gleichen Anspruch erhebt und – wenn man ehrlich ist –  wohl auch ein paar Zentimeter höher ist.
Nach dem vielstufigen Aufstieg bietet sich ein herrlicher Rundblick über die Halbinsel, das Meer und den Pamlico Sound.







Die eigentliche Besonderheit des Cape Hatteras lighthouse ist aber ein Ereignis aus dem Jahr 1999. Der Leuchtturm stand nämlich ursprünglich an einer anderen Stelle. Hier sorgten Bewegungen im Untergrund dafür, dass er nicht mehr standfest war.  Deswegen wurde der 59 Meter hohe Turm in voller Größe eine Viertelmeile weit versetzt. Per Hydraulik hat man das komplette Bauwerk um rund zwei Meter angehoben und dann über ein Bett von Rollen zentimeterweise zu seinem neuen Standort transportiert. Die Fahrt dauerte 23 Tage – eine unglaubliche Ingenieurleistung. Einzelheiten und Bilder zu dieser Aktion kann man im Museum sehen.



Die Umsiedlung des Leuchtturms ist anschaulich dokumentiert.

Im Obergeschoss sind außerdem interessante Informationen zum U-Boot-Krieg zusammengetragen, den die Deutschen vor der Küste von North Carolina geführt haben. Sie kreuzten nicht nur 1942 hier auf und versenkten innerhalb der ersten Wochen fast täglich ein US-amerikanisches Schiff, sondern sie hatten sich auch 1917 schon hergewagt – ebenfalls militärisch erfolgreich.

Wir besuchen noch die Landspitze von Cape Hatteras. Wer von hier nach Ocracoke Island will, muss die Fähre nehmen. Die hat Irene allerdings nicht auf ihrer Wunschliste, deshalb verzichten wir auf eine Überfahrt und kehren nach einem Eis mit Blick auf den Hafen zurück zu unserer Cabin.



Hier ist Ende, von hier ab geht es nur noch mit der Fähre weiter. Oder man muss schwimmen.



Auf dem Rückweg zu unserem Campground.

Am Strand toben wir noch einmal in den Wellen. Dieter warnt vor sharks und mahnt, in Strandnähe zu bleiben. Irene findet das witzig, schwimmt weit hinaus und schlägt Dieters verzweifelte Rufe umzukehren in den böigen Wind. Nach späteren Internet-Recherchen muss sie allerdings ganz kleine Brötchen backen. Seit 2015 gilt North Carolina als Hai-Hotspot. Acht Haiangriffe innerhalb weniger Wochen, der Juni ist besonders gefährlich. Und die Viecher greifen die Menschen im flachen Wasser am Strand an. Shocking!



Dieter wird von den Wellen bereits am Einstieg in den Atlantik aufgehalten.



Irene nicht, sie nimmt Kurs aufs offene Meer, bis Dieter sie als kleinen Punkt irgendwo ganz weit draußen aus dem Blick verliert. Ein Angler, der ohnehin keinen Fisch gefangen hat, hält die Szene mit seiner Kamera fest.

Das Fläschchen kalifornischer "Champagner" zum Steak beruhigt dann wieder, aber morgen wird doch ein bisschen strandnäher geplanscht. Das hat sich Dieter gewünscht. Und wünschen darf man sich ja eigentlich immer etwas.



Irgendwann kehrt stimmungsvolle Abendruhe ein. Der Mond wünscht uns eine gute Nacht.