Tag 5, Mittwoch 04.04.2012Um 8 Uhr sassen wir wieder im Victorian Room (heisst's glaub ich), welches sich im Hotel befindet, zum Frühstücken. Es gab wie immer was um den Cholesterinspiegel in sphärische Höhen klettern zu lassen und was meinen Kardiologen rot werden lässt. Kurzum: Eier, Speck usw.
Um kurz vor 9 Uhr sassen wir im Auto mit dem ersten Etappenziel "Willow Beach" am Colorado River - südlich des Hoover Dams gelegen. Wir wollten heute das (noch) schöne Wetter geniessen und uns ein Motorboot mieten, um damit den Colorado unsicher zu machen.
http://www.willowbeachharbor.com/Die Fahrt dorthin sollte eine Stunde dauern, so dass wir gegen 10 Uhr ankommen sollten. Die Fahrt geht über Henderson und Boulder City in Richtung Hoover Dam, wo wir zum ersten mal die neue Brücke passieren werden.
Die Fahrt hat großen Spaß gemacht. Ich hörte im Vorfeld der Reise, dass man vor oder nach der Brücke auf einen Parkplatz fahren kann und sich von dort oben den Hoover Dam anschauen kann. Doch irgendwie verpasste ich die Stelle (gibts die überhaupt?) und somit gings geradewegs über den neuen Bypass.
Auf der Brücke sieht man nix - aber auch gar nix. Ist vielleicht auch gut so . . .
Inzwischen sind wir in Arizona und fahren die US-93 weiter Richtung Süden, bis es rechts weg zur Willow Beach geht - ist gut ausgeschildert.
Nach dem Abzweig geht es etwa 5 Meilen bergab in Richtung Colorado Tal. Irgendwie hat man nie wirklch das Gefühl, dass da noch was kommt - geschweige denn ein Fluss.
Mein Navi gab die Strecke übrigens als "unpaved" an - ist aber asphaltiert und sehr kurvig.
Irgendwann hats man dann doch geschafft - wir waren wie berechnet um Punkt 10 Uhr da. Nicht erschrecken, wenn das Navi erst mal ne längere Fahrzeit angibt. Bei mir wäre die Fahrt über den Damm und die unpaved Road in der Berechnung drin gewesen. Ursprünglich hätte die Fahrt fast 2 Stunden von Vegas gedauert. Effektiv waren es 1:10 Stunden.
Wir gingen in den Shop rein und fragten nach einem Boot zum mieten. Der Typ fragte uns, ob wir Fischen gehen wollen. Ich verneinte und meinte, dass wir nur 2 Stunden (ist die Mindestmietzeit) etwas umher fahren wollen. Er schaute in sein schlaues Buch und teilte uns mit, dass es ihm sehr leid tut, aber er hat kein Boot mehr, dass er uns geben kann. Alles ausgebucht. So eine Schei**e dachte ich!!
Das einzigste was er noch hätte wäre ein 26 Fuss Deck Cruiser mit 220 PS für 10 Personen. Mit dem dürfte ich aber nur nach Süden fahren . . . Alternativ hätten wir noch ein Kanu mieten können, doch dann wäre ich heut noch nicht am Hoover Dam . . . denn das war der Plan und der wurde mir von @Lurvig hier im Forum auch ans Herz gelegt: Mit dem Motorboot gehts eine Stunde Stromaufwärts bis an den Hoover Dam - dann noch zurück und die 2 Stunden sind rum.
Naja, Pech gehabt. Der Typ von der Marina meinte, ich könnte gleich für Morgen oder Freitag eins reservieren. Ich sagte ihm wir haben andere Pläne . . . Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wir schauten uns etwas um und genossen die schöne Landschaft.
Das Wetter spielte zum jetzigen Zeitpunkt noch mit. Apropos Wetter: ich glaube, ich hatte gestern vergessen zu erwähnen, dass am Dienstag der schönste Tag während der ganzen Woche war. Ca. 26 Grad, kein Wind . . . im Neon Museum hab ich mir die Melone verbrannt . . . Am Willow Beach sagte ein Mitarbeiter zu mir, dass es am Nachmittag extrem windig werden soll - er sollte Recht behalten.
Also für alle, die nach Willow Beach wollen: vorher RESERVIEREN! @Lurvig war wohl schon zwei Mal da und bekam immer ein Boot - anscheinend hatte ich Pech . . .
Wir zogen etwas enttäuscht von dannen und fuhren zurück auf die US-93 weiter in Richtung Süden. Da das mit der Bootsfahrt ja nix geworden ist musste ein Alternativprogramm her. Also gings erstmal nach Chloride, sone Art Geisterstadt, wo aber noch Leute (oder Geister?) leben.
Wir kamen gegen 11:10 Uhr in Chloride an. Sieht alles nicht sehr interessant und einladend aus. Also gings nur ne Runde durch das wirklich einsame Kaff.
Ist nix besonderes da und da noch Oatman und Nelson auf unserem Tagesprogramm stand, hätten wir auch getrost daran vorbei fahren können. Erst auf der Weiterfahrt fiel mir ein, dass man in Chloride die "Murals" hätte besuchen können.
http://www.roadtripamerica.com/places/chloride.htm Von einem Künstler angemalte Steine, wo man nur mit SUV hinkommt. Wen es interessiert, es gibt hier im Forum einige, die schon dort waren . . .
Wir fuhren weiter auf die 93 bis nach Kingman, wo wir unserem Liberty erstmal gutes Regular gönnten. Auch hier: keinerlei Probleme beim Tanken. KK durchziehen, ZIP eingeben und "begin fueling". So sollte es doch immer sein. Kurz nach Kingman gehts dann noch ein kurzes Stück auf die I-40 in Richtung Los Angeles, ehe wir auf die gute alte Motherroad 66 in Richtung Oatman abbogen.
Die Fahrt über die Route 66 war sehr schön - vor allem die Landschaft gefällt mir sehr gut.
Von Kingman benötigt man nach Oatman etwa eine Stunde. Wir kamen in Oatman gegen 12:30 Uhr an. Wir parkten das Auto gleich am Ortseingang und mussten dafür - ich glaube - 3 Dollar bezahlen. Dafür erhielten wir aber einen Gutschein über 3 Dollar, den wir einlösen konnten, wenn wir in einem der Ramschläden was kaufen würden.
Oatman ist bekannt für seine Esel - hier genannt "Burros". Die laufen hier tagsüber durchs Städtchen und lassen sich vno den vielen Touristen füttern und kraulen. Vor zig Jahren, als die Mienen erschöpft waren und die Arbeiter abzogen, liess man die Burros frei. Die haben sich im Laufe der Jahre prächtig vermehrt und kommen jeden Tag bei Sonnenaufgang nach Oatman und bevölkern die Stadt - am Abend ziehen sie wieder ab. Wer also nicht auf Esel steht, der sollte in der Nacht nach Oatman kommen . . .
Ich finde die Viecher witztig. Das Städtchen ansich ist halt eine Touristenfalle mit jeder Menge Ramschläden, Kneipen und dem Wahrzeichen von Oatman, dem "Oatman Hotel"
Das Hotel, oder besser gesagt das Restaurant und die Bar, sind komplett mit "Ein-Dollar-Noten" ausgekleidet! Sieht irre aus, jeder, der hier Gast ist, tackert eine Dollarnote an die Wand.
Was hat das mit den Dollarnoten auf sich?? Ich habe gehört, dass die Mienenarbeiter früher hier mit ihrem Tageslohn (vermutlich einen Dollar) reinkamen und diesen Dollarschein an die Wand nagelten und dafür soviel Whisky verlangen, bis das Geld aufgebraucht war. Und wie das so ist, wenn einer damit anfängt, machen es alle nach und heute ist es eine Art Tourigag, das jeder einen Dollar an die Wand nagelt. Da ich - zumindest ein halber - Schwabe bin, könnt ihr euch ja denken, was ich gemacht habe
Zumal Mrs. Soulfinger aus dem Schwabenländle kommt . . .
Naja, wir haben uns einen Tisch gesucht und erstmal gegessen. Spezialität des Hauses: "Burro Ears" - lecker frittierte Eselsohren - aber aus dünnen Kartoffelscheiben - also Chips. Es gab für mich einen Buffalo Burger (fragt mich aber nicht wie der Schmeckte) und für meine Frau gab's Chicken Quesadilla. War wohl lecker . . .
Was gibts da sonst noch? Im Oatman Hotel verbrachte Clark Gable seine Hochzeitsnacht mit einer seiner Frauen. Das Zimmer kann man sich dort anschauen - wurde aber renoviert, als ich da war. Hätte mich aber auch nicht wirklich interessiert.
Gegen 14 Uhr machten wir uns auf den Weiterweg. Ich kann allerdings nicht sagen, ob das jetzt Arizona- oder Nevada-Zeit ist. Ich bin irgendwie durcheinander gekommen mit den Zeiten. In Willow Beach z.B. galt noch die Nevada Zeit, obwohl das in Arizona liegt . . . Egal, es war noch Hell, doch wir kamen nicht weit . . .
. . . denn es standen zwei Burros einfach so auf der Straße rum. Das hat wirklich ein paar Minuten gedauert, bis die von der Straße waren. Sind wirklich stur die Viecher und wer von euch kann sich noch an "Apollo 13" aus dem Film "Der Schuh des Manitu" erinnern??
Gegen 14:50 Uhr fuhren wir in Bullhead City/Laughlin wieder über den Colorado nach Nevada.
Hier kann man auch dem Glücksspiel fröhnen. Irgendjemand hier im Forum schläft hier regelmäßig, wenn er von die Strecke fährt und nicht nach Vegas möchte. Man kann hier wohl sehr günstig Übernachten und lecker Essen gehen. Wir sind nur daran vorbei gefahren. Hat aber toll ausgesehen und man kann auch dort Jetski oder Motorboot leihen . . .
Unsere Fahrt ging weiter wieder in Richtung Las Vegas auf der US-95 bis nach Searchlight, wo wir gegen 15:30 Uhr nach Osten abbogen in Richtung Nelson/Eldorado Canyon. Nelson ist auch so ein altes verlassenes Städtchen - ich hatte keine Ahnung, was uns erwartete. Stand irgendwie als Notnagel auf meiner Liste, wenn Zeit übrig ist.
Das Wetter drehte sich übrigens schlagartig - wie mir am Morgen am Willow Beach prophezeit wurde. Es ging ein höllischer Wind - ja schon fast ein Sturm und es wurde Kalt - sehr kalt. Am Morgen waren noch Shorts und T-Shirt angesagt - nun musste der Pulli rausgekramt werden. Ich muss ehrlich sagen, ich hatte in dieser Woche lediglich am Dienstag die A/C an! Das gab's noch nie . . .
Hier also Nelson. @Webcrawler schreibt hier parallel gerade ebenfalls einen Reisebericht über Nelson, den Mienenbesuch dort und den Eldorado Canyon. Sie verbrachte mehr Zeit dort. Also wen es interessiert, dann schaut doch bei ihr vorbei. Wir sind einfach nur durchgefahren: durch Nelson und durch den schönen Eldorado Canyon bis die Straße nicht mehr weitergeht und man am Lake Mohave landet.
Hier ein paar Hoodoos - im Hintergrund der Lake Mohave, durch den der Colorado River fliesst.
Einmal durch den Canyon, gehts auch dieselbe Straße wieder zurück und kommt nochmal durch Nelson durch.
Ziemlich verlassenes Nest. Wie gesagt, wendet auch an Webcrawler wenn ihr mehr wissen möchtet. Sie hat auch ne Mienentour dort gemacht, die sehr interessant gewesen sein muss.
Unterwegs sind uns dann noch ein paar Steinböcke oder sowas in der Art vors Auto gesprungen . . .
Inzwischen ist es 17 Uhr als wir Nelson und den Eldorado Canyon in Richtung Las Vegas verlassen. Gegen 18 Uhr kamen wir wieder im Bill's an - die Kehle staubtrocken und der Körper verlangte seine Drogenration. Es ging kurz unter die Dusche und gegen 19 Uhr standen wir wieder auf dem Strip und gingen in Richtung . . . na wohin wohl?? Genau, nebenan ins Planet Hollywood zu Fat Tuesdays lecker 190 Octane zischen.
Wir gingen mit unserem Octane einmal durch die Mall im PH und standen plötzlich vor einem Panda Express und wie von Geisterhand fing der Magen an zu knurren. Also nix wie rein - die haben ganz schön blöd geschaut, als wir mit unseren Octanes in der Schlange und an der Kasse standen. Für jeden gab's ne Klinigkeit zum mampfen - wir haben uns nach aussen gesetzt und lecker Orange Chicken und Beijing Beef gegessen - und dazu am Octane genuggelt. Herrlich!
Beim Rausgehen habe ich mir nochmal einen geholt - meine Frau wollte nimmer. Wir stellten uns wie fast jeden Abend vors Bellagio und schauten den Wasserspielen zu. Irgendwie hatte ich das Gefühl, die haben das Musikrepertoire geändert, denn als ich früher die Wasserspiele anschaute lief immer Celine Dions "My Heart will go on" und stellen sich bei mir ja generell die Nackenhaare auf. Das lief diesemal kein einziges mal . . . Gute Entscheidung!
Irgendwann ist jeder 190 Octane mal leer und in Verbindung mit meinen diversen "quils" hat das Ganze seine Wirkung nicht verfehlt. Wenn schon Krank, dann wenigstens Spaß dabei heisst die Devise! Gute Nacht!!
Gefahrene Meilen: 313 Meilen.
Kleine Anmerkung: Chloride und Nelson wäre nicht möglich gewesen, wenn wir die Bootsfahrt gemacht hätten. Auf Chloride kann man gut und gerne verzichten - den Umweg kann man sich sparen. Da ist Nelson sehenswerter. Oatman ist auch ganz nett und sollte man gesehen haben. Aber zuviel Zeit muss man da nicht einplanen. Einmal die Hauptstraße hoch und runter und gut ist.