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Autor Thema: Von Verspätungen zu Wundern: Eine herbstliche Odyssee durch den wilden Westen  (Gelesen 18681 mal)

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partybombe

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Auch die Bilder der Alamosa National Wildlife Refuge sind für mich sehr stimmungsvoll, eindringlich und gut getroffen :clap: :clap:

Culifrog

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Auch die Bilder der Alamosa National Wildlife Refuge sind für mich sehr stimmungsvoll, eindringlich und gut getroffen :clap: :clap:
Es war wundervoll dort. Wir hatten uns ein bisschen in diesen kleinen Park verliebt. "Alle" sehen sich bloss die grossen Nationalparks an, aber diese National Wildlife Refuges sind meistens kleine Juwelen.

Bandito1011

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  • Der gescheite Mensch findet Bildung auf Reisen
Wunderschöne Bilder !


Culifrog

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donnerstag, 21. september 2021
happy birthday
Happy Birthday, Reiner! Als Geburtstagsgeschenk durfte er früh aufstehen und zu einer kleinen Morgenwanderung im Nationalpark aufbrechen. Wir begegneten einem Hirsch beim Äsen und einem Hasen. Danach wollte ich ausserhalb des Parks das erste Mal meine Drohne fliegen lassen, doch ich getraute mich nicht. Gemäss App war es dort zwar erlaubt, aber was, wenn das die Leute nicht wussten oder sich daran störten?

Zum Abschied frühstückten wir im Oasis. Wir schenkten der bezaubernden Besitzerin ein paar Schweizer Schöggeli, worauf sie uns beiden um den Hals fiel. In der Küche zeigte sie freudestrahlend ihr kleines Präsent.

Great Sand Dunes National Park

The Great Sand Dunes Oasis

dem herbst davongefahren
Das Internet sagte, der Cucharas Pass am Colorado State Highway 12 sei eine besonders schöne Strecke, um das bunte Herbstlaub zu sehen. Der Pass liegt zwischen Alamosa und Trinidad auf einer Höhe von 9'995 Fuss (3'046 Meter). Die ersten Äste begannen sich gelb zu verfärben. In zwei oder drei Wochen wären sie in voller Pracht zu bewundern. Je südlicher wir kamen, desto weniger weit war die Verfärbung. Wir fuhren dem Herbst regelrecht davon. Nichtsdestotrotz genossen wir die schöne Strecke.

Auf der Passhöhe angekommen, bogen wir links ab. Ich hatte auf der Karte den «John B. Farley Wildflower Overlook» entdeckt. Die Aussicht war nett, aber nichts, wofür man einen grossen Umweg fahren müsste.

Statt wieder zurückzufahren, folgten wir der Strasse, die gemäss Karte in einem Bogen wieder auf den malerischen Colorado State Highway 12 führen sollte. Wir waren einmal mehr auf einer Schotterpiste gelandet. Es rumpelte immer heftiger und so langsam empfand ich die Strecke als viel zu lang. Ich checkte unseren Standort auf Google Maps. Wir waren weit vom Highway entfernt. Sobald es die Piste zulassen würde, wollten wir umdrehen.

Wir kamen zu einem Parkplatz mit Toiletten und einem Schild mit Aufschrift «Cordova Pass – 11'248 Fuss». Das entspricht 3'428 Meter. Sehr idyllisch sah es aus. Das wäre ein ideales Wandergebiet, wenn wir nicht ein anderes Ziel vor Augen gehabt hätten.

Cuchara Pass

Cordova Pass


on the road

on the road

on the road

trinidad ohne tobago
Wir holperten zurück und ich war froh, wieder Asphalt zu spüren. Der Weg führte am North Lake vorbei nach Trinidad, wo wir «Art Cartopia», das sich selbst als «das grösste Kunstautomuseum der Welt» bezeichnete, suchten. Das Navi führte uns zu einer Unterführung, die unter Wasser stand und sehr schlammig aussah. In einem grossen Bogen versuchten wir unser Glück von der anderen Seite, aber auch da war kein Durchkommen. Als wir nach einer weiteren Möglichkeit forschten, lasen wir im Internet die Meldung, dass die Kunstinstallation seit August dieses Jahres dauerhaft geschlossen hatte.

Von der hübschen Innenstadt aus prangen die Letter «Trinidad» auf einem Berg oder eher auf einer Anhöhe. Dieser Hügel nennt sich «Simpson’s Rest» und kann befahren werden. Oben angekommen blies ein heftiger, warmer Wind. Ausser uns war noch ein Mann auf dem Aussichtspunkt. Wir hatten einen Rundumblick auf die Stadt Trinidad, die uns zu Füssen lag. Es war so dunstig, dass wir kaum Bilder schossen und bald Richtung Hotel fuhren, um für eine Nacht einzuchecken.

Simpsons Rest Trinidad

Trinidad

Unser Zimmer im La Quinta Inn lag im dritten Stock und wir waren ganz zufrieden damit. Für das Geburtstagsessen suchten wir uns das «Sunset Bar & Grille» aus, das zum Days Inn gehörte. Warum hatten wir nicht da unsere Unterkunft gebucht? Wussten wir nicht mehr, war aber auch egal.

Das Knoblauchbrot mit Korianderdip, das offeriert wurde, schmeckte genauso vorzüglich wie Reiners Ribeye Steak und meine Prawns. Beides war excellent gewürzt und auf den Punkt gegrillt. Nur das dazu gereichte Gemüse enttäuschte. Es war gänzlich ungewürzt und roh - der Crèmespinat grobfasrig und fad.


partybombe

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Immer wieder diese Weite in der Natur bei leuchtenden Farben 👏👏👏

Culifrog

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freitag, 22. september 2023
kamele in new mexico?
Das Frühstück war okay, aber nichts Besonderes. Die warmen Speisen konnten bestellt werden, wurden aber nicht frisch zubereitet. Neben uns nahm eine fünfköpfige Familie Platz, die auffiel, weil alle barfuss gingen und unglaublich dick waren. Der Vater trug ausserdem einen ungepflegten Bart und ein fleckiges T-Shirt, das über seinem riesigen Bauch spannte.

Es war acht Uhr, als wir die nächste Etappe unter die Räder nahmen. Kurz nach Trinidad verliessen wir Colorado und kamen in New Mexico an. Links zeigte ein Wegweiser zum «Maxwell National Wildlife Refuge». Was sich da wohl dahinter verbirgt? Klar, dass wir den linken Blinker stellten und gespannt waren, was uns erwartete.

Zuerst einmal sahen wir eine riesige Weide mit vielen Kamelen auf der rechten Seite. Teilweise waren die Wüstenschiffe neugierig und kamen an den Zaun, um zu sehen, was Reiner mit dem schwarzen Ding vor dem Auge vorhatte. Einige Fotos später fuhren wir weiter und nach ein paar Meilen kamen wir beim geschlossenen Visitor Center an. Schade, ich hätte gerne einen Stempel für mein Tagebuch und mein kleines Nationalparkpass-Büchlein gesammelt.

Kamele beim Maxwell National Wildlife Refuge

Kamele beim Maxwell National Wildlife Refuge

Soviel wir auf einem angeschlagenen Plan erkennen konnten, gab es keinen Loop zu fahren, aber eine schmale Strasse führte an einem kleinen See voller Wasservögel entlang. Tausende, wenn nicht Millionen von Mücken, schwirrten umher. Reiner wollte deswegen nicht aussteigen, doch ich sprühte mich mit Anti Brumm ein und war gewappnet gegen die fiesen Biester. Kein einziges getraute sich in meine Nähe und ich konnte in aller Ruhe ein paar Fotos schiessen und Videos aufnehmen.

Maxwell National Wildlife Refuge

Maxwell National Wildlife Refuge

Maxwell National Wildlife Refuge

Maxwell National Wildlife Refuge

Maxwell National Wildlife Refuge

andere länder, andere sitten
Zehn Minuten später waren wir wieder auf dem U. S. Highway 64, der uns nach Taos führte. Vor uns war eine Baustelle und die Autos stauten sich vor einer roten Ampel. Wir knabberten Trader Joe’s Pumpkin Cranberry Crisps und merkten uns «die müssen beim nächsten Trader Joe’s wieder in unseren Wagen».

Die Autos fuhren und als wir bei der Ampel ankamen, stand die auf Rot. Wir stoppten und wurden überholt. Erst ein Auto, dann noch eins. Die Fahrer hupten und deuteten uns zu fahren. Also fuhren auch wir über Rot und die Schlange hinter uns folgte uns. Andere Länder, andere Sitten.

In Taos suchten wir das Café, wo wir 2016 einen herrlichen mexikanischen Kaffee getrunken hatten, doch entweder gab es dieses nicht mehr oder unser Erinnerungsvermögen liess uns im Stich. Wir fanden es nicht und fuhren weiter auf die High Road to Taos, wo vor uns ein Lastwagenfahrer seine leere PET-Flasche aus dem Auto warf. «Tubel», dachte ich und schüttelte ungläubig den Kopf.

kirchen und ein irrtum
Bei achtundzwanzig Grad Celsius kamen wir beim Santuario de Chimayo an. Seltsam, so gross hatte ich die Kirche gar nicht in Erinnerung. Damals war sie eingerüstet und deshalb nicht zugänglich. Wir parkierten und spazierten an der Pilgerstätte vorbei zur Kirche. Das Innere durfte nicht fotografiert oder gefilmt werden. Es war interessant, sehr viele Leute waren da, aber es war eindeutig eine andere Kirche als 2016 besucht.

Santuario de Chimayo

Santuario de Chimayo

Santuario de Chimayo

Santuario de Chimayo

Santuario de Chimayo

Santuario de Chimayo

Santuario de Chimayo

Santuario de Chimayo

Santuario de Chimayo

Santuario de Chimayo

Wir fuhren weiter und da stand sie, die «San José de Gracia Church» bei Las Trampas. Diese unscheinbare Kirche im Pueblo-Stil war die, die wir vor Jahren anschauen wollten. Im Gegensatz zum Santuario waren hier keine Touristen versammelt, trotzdem hielten wir uns nicht lange auf.

Unser Navi meldete Stau und empfahl uns die Frontage Road zur Interstate 25 zu nehmen. «Machen wir» und schon fuhren wir ganz allein mit einem einzigen Verfolger an der Blechlawine vorbei. Nach ein paar Kilometern war die Nebenstrasse zu Ende und wir standen noch kurz im Stau, bis wir an der Unfallstelle vorbeifahren konnten.

momo und vado
Auch in Albuquerque herrschte reges Verkehrsaufkommen. Es war Rush Hour. Wir kamen trotzdem gut durch. Unser Motel lag an der legendären Route 66 ganz in der Nähe der historischen Altstadt. Das «Monterey Motel» mit dem dazugehörigen «Momo», einer Bar, die hervorragende Cocktails anbot, war ein modernes Motel mit geräumigem Zimmer und war der Route 66 gewidmet.

In Fussnähe lag das Partner-Motel «Vado», bei dem eine Art «Foodcourt» im Freien angegliedert war. Kleine Restaurants befanden sich dort, bei denen Essen bestellt werden konnte und das dann an den Tisch geliefert wurde. Wir assen das erste Mal Costa-Ricanisch im «Buen Provecho» und waren begeistert. Dazu spielte Live-Musik, die mich nicht ganz überzeugte, weshalb wir lieber für einen Schlummer-Trunk ins Momo gingen, wo ausschliesslich in New Mexico produzierte Alkoholika ausgeschenkt wurden. Die Interpretation vom Whiskey Sour mit Ginger Beer war genau meins, weshalb ich mir zwei davon genehmigte.

Ein Gast fragte uns nach unserer Herkunft und unseren Reiseplänen. Als der Barkeeper hörte, dass wir auch nach Arizona wollten, leuchteten seine Augen. Das sei seine Heimat. Er empfahl uns ein Lokal, wo es die besten Sonoran Hot Dogs zu essen gäbe. Diesen Tipp notierte ich in meinem Tagebuch.


partybombe

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Die Kirche Santuario de Chimayo hat natürlich eine für uns ungewöhnliche Ansicht - ich finde diese interessant und schön

Saguaro

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Zitat
Die Autos fuhren und als wir bei der Ampel ankamen, stand die auf Rot.

Die war vielleicht defekt und schaltete gar nicht mehr auf grün :wink:.

Ich bleibe euch begeistert auf den Fersen.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)




Culifrog

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samstag, 23. september 2023
pueblo-kultur
Nach dem Frühstück im Central Grill & Coffee House informierten wir uns im Indian Pueblo Cultural Center über die neunzehn Pueblos von New Mexico. Die Ausstellungen zeigten die Geschichte der Pueblo-Kultur von der Antike bis zur Gegenwart und eine Sammlung von Wandmalereien sowie anderen indianischen Kunstwerken. Drei Frauen vom Stamm der Puerco, Navajo und Hopi, soweit ich mich erinnere, kamen zu Wort und erzählten, wie sie mit der Erde verwurzelt seien und über das Leben zwischen traditionellen und westlichen Werten. Um elf Uhr sollte eine Aufführung mit Tanz und Gesang starten. Nach indianischer Zeit seien sie pünktlich, meinte einer der Tänzer, als sie rund zwanzig Minuten später auftraten. Die Sonne prasselte auf unsere Köpfe, trotzdem lohnte es sich, auszuharren und den Rhythmen zu lauschen und den Bewegungen zuzusehen.

Indian Pueblo Cultural Center

Indian Pueblo Cultural Center

Indian Pueblo Cultural Center

Indian Pueblo Cultural Center

Indian Pueblo Cultural Center

Indian Pueblo Cultural Center

Indian Pueblo Cultural Center

Indian Pueblo Cultural Center

Indian Pueblo Cultural Center

Indian Pueblo Cultural Center

Indian Pueblo Cultural Center

Indian Pueblo Cultural Center

Indian Pueblo Cultural Center

Indian Pueblo Cultural Center

Indian Pueblo Cultural Center

von oben herab
Gegen Abend holten wir nach, was wir letztes Jahr wegen extremer Brandgefahr nicht konnten: Wir fuhren zum Sandia Crest hoch. Auf 3'083 Metern Höhe hatten wir eine unbeschreiblich tolle Aussicht auf Albuquerque. Es wehte ein kühler Wind und das Mädchen, das sich mit ein paar Jungs dort oben aufhielt, war froh über die Jacke eines ihrer Freunde, die sie über ihr dünnes Sommerkleidchen anziehen konnte. Es zog zu und es fielen ein paar einzelne Tropfen, die uns veranlassten, wieder in die Stadt zurückzukehren.

Sandia Crest

Sandia Crest

Sandia Crest

Da wir uns einen späten Lunch gegönnt hatten, waren wir noch satt. Der Whiskey Sour im Momo gestern hatte so gut geschmeckt, dass wir heute nochmals einen bestellten. Der Drink war wieder hervorragend, aber mit dem Live-DJ konnten wir uns nicht anfreunden, was weniger an seinem Musikgeschmack, als an der Lautstärke lag. Draussen auf der Terrasse ging es, aber drinnen war kaum ein Wort zu verstehen. Wir tranken aus und bezahlten. Währenddessen erkundigte ich mich nach der frühesten Auscheck-Zeit. Es gäbe keine Beschränkung. Wenn die Bar, die gleichzeitig das Office war, nicht offen haben sollte, müssten wir klopfen und könnten dann die Schlüssel abgeben.


Saguaro

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Zitat
Nach indianischer Zeit seien sie pünktlich, meinte einer der Tänzer, als sie rund zwanzig Minuten später auftraten.

 :lachen07: super Ausrede!
Liebe Grüße

Ilona

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Ich finde solche Vorführungen immer wieder schön 👏👍

Culifrog

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sonntag, 24. september 2023
adiós albuquerque
Als wir um sieben Uhr auschecken wollten, war die Bar verschlossen und auch auf unser Klopfen hin reagierte niemand. Im Innern klingelte und klingelte ein Wecker. Scheinbar hatte gestern jemand zu lange gefeiert. Wir hinterliessen die Schlüssel im Zimmer und schrieben per E-Mail eine Nachricht.

Wieder frühstückten wir im nahegelegenen Central Grill & Coffee House. Wir gehörten zu den ersten Gästen, die ihr Essen an der Theke bestellten und es kurze Zeit später an den Tisch gebracht bekamen. Sonntag hiess wohl für die meisten ausschlafen. Wie immer hatte ich gerade knapp die Hälfte gegessen, als Reiner bereits fertig war. Ich beobachtete, wie der junge Angestellte mit einem älteren Mann über uns redete. Zumindest sahen die beiden währenddessen zu uns herüber. Der grauhaarige Mann, vermutlich der Besitzer, kam an unseren Tisch und fragte, ob Reiner noch etwas bräuchte, er würde so schnell essen. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, war das doch immer wieder ein Thema zwischen uns. Ein paar Minuten später kam die Bedienung und brachte uns einen Pancake aufs Haus.

Mit diesem netten Abschiedsgeschenk im Magen verliessen wir Albuquerque Richtung Osten. Wir waren allein auf der Strasse, als wir Vaughn passierten, das so gut wie tot war. Es folgten Weideland, noch mehr Weideland, ein paar Kakteen und Yuccas. Unser Auto meldete ständig, wir sollten eine Kaffeepause machen. Wie denn, wenn es nichts, aber auch gar nichts gab, wo man hätte einkehren können?

von einem anderen stern
Um elf Uhr kamen wir in Roswell an. Die Sonne schien bei 31 Grad Celsius. Vor fast jedem Lokal oder Laden stand ein Alien herum oder waren UFOs aufgemalt. 1980 war ein angeblich ausserirdisches unbekanntes Flugobjekt (UFO) in der Nähe der Kleinstadt abgestürzt. Die bei Roswell gefundenen Trümmer gehörten zu einem abgestürzten Wetterballon mit einem Radarreflektor, doch in Presseberichten war von einer «fliegenden Untertasse» zu lesen, was die UFO-Theorie befeuert hatte.

Im International UFO Museum & Research Center informierten wir uns über die Geschichte und amüsierten uns über die Animationen. Fast hätten wir geglaubt, dass damals Ausserirdische zu Besuch gewesen waren, aber nur fast. Wir waren aber überzeugt, dass einige der Besucher die Geschichte für bare Münze nahmen. Witzig war es allemal und Reiner ist jetzt stolzer Besitzer eines Alien-T-Shirts. Zwei kleine Asiaten rannten mit Alien-Masken vor dem Gesicht im Museums-Shop herum.

Roswell

Reiner und die Aliens

International UFO Museum

International UFO Museum

International UFO Museum

International UFO Museum

International UFO Museum

International UFO Museum

Der Taco Bell, der Dunkin Donuts und auch der McDonalds hatten sich ebenfalls den UFOs und Aliens verschrieben. Der McDonalds schien mir besonders originell mit dem Thema umgegangen zu sein, also gingen wir dort etwas trinken. Leider war der Fast Food-Laden nicht annähernd so cool, wie auf Bildern. So etwas Schmuddeliges war uns länger nicht mehr begegnet, deshalb beeilten wir uns, von hier wegzukommen.

auf libellensuche
Nicht weit weg von der Stadt entfernt befindet sich das Bitter Lake National Wildlife Refuge. Das Visitor Center war leider geschlossen – es gab also schon wieder keinen Stempel für mich.

Wir liefen einen kurzen Trail zum See, wo viele Libellen sich krampfhaft abmühten, nicht vor die Kamera zu geraten. Der einen oder anderen gelang das nicht und wir erfreuten uns ab den wenigen Fotos der Wasserjungfern.

Eine Strasse führte um den See herum und an jedem View Point gab es andere Wasservögel zu beobachten. Beim letzten Aussichtspunkt gingen wir einen Weg, an dessen Ende ein Steg zu einer überdachten Aussichtsplattform führte. Auf einer Tafel waren die vielen Vögel abgebildet, die in diesem Park beheimatet waren. Auch hier begegneten uns ein paar Libellen.

Bitter Lake National Wildlife Refuge

Bitter Lake National Wildlife Refuge

Bitter Lake National Wildlife Refuge

Bitter Lake National Wildlife Refuge

Bitter Lake National Wildlife Refuge

Bitter Lake National Wildlife Refuge

Bitter Lake National Wildlife Refuge

Bitter Lake National Wildlife Refuge

Bitter Lake National Wildlife Refuge

Bitter Lake National Wildlife Refuge

im land der vampire
Danach nahmen wir die letzten Meilen unter die Räder, um in Carlsbad anzukommen, wo wir im Hyatt House eincheckten. Das Zimmer war sehr schön, aber für fast 200 Dollar die Nacht fand ich es ein bisschen mager, dass nur alle drei Tage saubergemacht wurde.

Lange hielten wir uns nicht im Hotel auf, denn wir wollten pünktlich zum Bat Flight Programm im knapp vierzig Kilometer entfernten Carlsbad Cavern National Park sein.

Der fast 190 Quadratkilometer grosse Nationalpark ist berühmt für seine Tropfsteinhöhlen und für hunderttausende Mexikanische Mulldoggfledermäuse, die zwischen April und Mitte Oktober bei Sonnenuntergang in Schwärmen die Höhle verlassen, um auf Nahrungssuche zu gehen.

Die Arena war gut besucht, es hätte aber noch Platz für mehr Leute gehabt. Auch die kleinen Aliens vom Museums-Shop mit ihren Eltern konnten wir erblicken. Pünktlich um 17:45 Uhr erklärte eine Rangerin, dass keine Handys, Kameras, Laptops oder sonstigen elektronischen Geräte verwendet werden dürften. Sobald die Fledermäuse kämen, müsste absolute Stille herrschen.

Carlsbad Caverns National Park

Carlsbad Caverns National Park - Höhleneingang

Demonstrativ schaltete sie ihr Handy aus und beantwortete Fragen aus dem Publikum. Sie nahm sowohl die Erwachsenen wie auch die Kinder sehr ernst. Noch eine letzte Frage und dann würde sie etwas über die Fledermäuse erzählen. Kaum hatte sie die letzte Antwort gegeben, fing das Spektakel an. Ein kleiner Schwarm Fledermäuse verliess die Höhle und verschwand in der Nacht. Höhlen-Schwalben drehten Runden um den Höhleneingang und kreischten lauthals. Ich war etwas enttäuscht, denn ich hatte mit mehr gerechnet. Doch das war erst die Vorhut. Nun fing es erst richtig an! Ein riesiger Schwarm Fledermäuse nach dem anderen kam aus dem Dunklen und bildete schwarze Wolken am Himmel. Ein Kind, das einfach nicht ruhig sein wollte, lenkte mich ab. Zum Glück ging der Vater bald mit ihm weg und ich konnte mich wieder auf das dreiviertelstündige Bat Flight-Programm konzentrieren. Bei schönstem Sonnenuntergang flog die letzte Fledermaus aus der Höhle in den Himmel hinein. Ich war völlig überwältigt.

Zurück in Carlsbad setzten wir uns in die Taquería Jalisco gleich neben unserem Hotel. Ich bestellte Quesabirria, mit Käse überbackene Tacos, die scharf und unglaublich lecker waren.