20.05.2006
Delta – AlamosaIch fürchte, euch ist es etwas zu konservativ geworden. Wir hatten schließlich schon lange kein echtes Abenteuer mehr. Das wird sich heute ändern.
Hauptziel ist heute der Nordrand des Black Canyon of the Gunnison. Der Nordrand ist nur per unpaved Roads zu erreichen. Jemand hatte mir deswegen mal von dem Besuch des Nordrands mit dem WoMo abgeraten.
Info: Der Nordrand ist weitgehend auf asphaltierten Straßen zu erreichen. Erst sehr spät setzt „unpaved“ ein. Im NM-Gebiet findet man dann Gravel vor. Die Straßen sind in hervorragendem Zustand und mit Fahrzeugen aller Art exzellent zu befahren (Versicherungsproblematiken spielen bei meiner Analyse im Moment keine Rolle, sind aber zu beachten).Eigentlich hatte ich mir von dem Black Canyon nicht viel versprochen. Aber eines der letzten großen mir unbekannten Löcher wollte ich auch noch sehen. Atemberaubende Tiefblicke eröffnen sich. Die Aussichtspunkte sind äußerst spektakulär an oft überhängenden Wänden angelegt. Wie sich dieses Flüsschen in den harten Granit eingegraben hat, ist schon sensationell.
Unser weiteres Ziel für heute und morgen sollten die Skiorte von Aspen, Vail usw. sein. Wir fahren also nach unserem Abstecher zum Black Canyon zurück zur SR 133.
„Sag’ mal, Brigitte, was haben wir heute eigentlich?“ „Samstag, wieso?“ Ich latsche in die Bremsen und sage: „Ach du Sch…., nächsten Freitag müssen wir am Death Valley sein.“ Wir haben schließlich unsere Tour umgeschmissen und für Freitag in Ridgecrest vorgebucht!!
Wir planen kurz und stellen fest, dass noch Zeit für Brigittes Wunschziel „Taos Pueblo“ bleibt. Ich zögere einen Moment, ob wir nicht die paar Meilen nach Hotchkiss zum Tanken weiterfahren sollten, bevor wir unsere Tour Richtung Taos in Gegenrichtung aufnehmen. „Da wird unterwegs schon noch was kommen“, meint Brigitte zu unserem nur noch ein Viertel vollen Tank.
Die eine Tankstelle in Crawford ist zu. Die andere auch. „Gut, nehmen wir die in Maher“, meint Brigitte mit Blick auf die Karte. „Hmm, das scheint mir eher eine Ghoasttown zu sein“ denke ich und fahre trotzdem weiter. Mit meiner Befürchtung habe ich leider Recht.
Egal, es wird schon reichen. Schließlich sind wir auf 2.400 m Höhe und es wird bestimmt gleich Richtung Gunnison bergab gehen. Denkste! Die SR 92 findet in ihrem Höhenrausch kein Ende und schraubt sich höher und höher auf fast 2.800 m. Als wir den Zenit erreichen, erreicht auch die Benzinnadel den roten Bereich. Der bekloppte Street Atlas USA erzählt immer noch was von weit über 30 Meilen bis Gunnison, aber er zeigt auch schöne Serpentinen an, die uns ohne Spritverlust ins Tal führen werden.
Leider stellt sich heraus, dass die Kurven im Street Atlas keine Serpentinen sind, sondern dass unsere Straße alle Taleinschnitte auskostet und nicht daran denkt, sich spritschonend irgendeiner Ebene zuzuwenden.
Mit einem kurzen, wohlklingendem Gong geht an der Benzinanzeige ein gelbes Lichtlein an: Reserve! Und wir haben immer noch über 30 Meilen bis Gunnison. Eine nie benutzte Funktion des Street Atlas fällt mir ein: Die Radarfunktion. Brigitte findet die Funktion schnell und aktiviert alle Gas-Stations im Umkreis von 25 Meilen. Weiter reicht das Radar nicht und findet…. nichts.
Inzwischen fahre ich Bergabstrecken nur noch im Leerlauf. Das Bremspedal setzte ich nur noch zur Not ein und nehme, jede Kurve schneidend, stets mein Tempo mit, ohne wertvolle kinetische Energie zu vergeuden. Dann meldet sich der Street Atlas und verkündet die frohe Botschaft, in 24,9 Meilen eine Tankstelle gesichtet zu haben. Das reicht nie und nimmer.
Notfallpläne im Kopf erreichen wir die Ebene und somit meine nun gar nicht mehr so geliebte US 50. Zwei Geistertankstellen kosten uns kostbare Minuten. Ohne Rücksicht auf den rückwärtigen Verkehr halte ich den Drehzahlmesser konstant auf 1.400 energiesparende Umdrehungen. Wir erreichen tatsächlich Gunnison und die vom Street Atlas versprochene Tankstelle…. die gerade renoviert wird. Eine halbe Meile später hat die Not ein Ende. Eine Horde Harley-Fahrer hat wenigstens eine Zapfsäule frei gelassen. Wir fallen uns in die Arme und geben Goldy eine Energiespritze von 20,951 Gallonen. Sein Handbuch verrät uns, dass sein Maximum bei 21 Gallonen liegt.
Erleichtert fahren wir die US 50 West bis zur SR 114, die uns nach Süden bringt. Es ist eine wunderschöne Strecke durch liebliche Täler und weite Ebenen. Die Berge in der Ferne werden wir jedoch nie erreichen.
Die SR 114 versickert bei Saguache in der US 285, die gesichtslos nach Süden strebt. Diese Strecken faszinieren mich ungemein: Da sind in allen Richtungen hohe Berge zu sehen, die man jedoch nie erreicht. Wir bewegen uns auf einer nach Süden scheinbar endlosen platten Fläche. Unser Höhenmesser zeigt stets etwa 2.330 m an. Hier muss es mal einen riesigen See gegeben haben, dessen Ablagerungen den Boden nivelliert haben, aus dem die nahen Great Sand Dunes ihren Sand-Nachschub bekommen.
Es beginnt dunkel zu werden und wir erreichen mitten im Nichts Alamosa. Ein Super 8 Motel ist für 50,00 $ unser Nachtquartier. Im nahen Best Western sollte es das Doppelte kosten.