Fortsetzung, 18.09.2006:
An der Dear Ridge Junction wechseln wir auf die US 34, besser bekannt als Trail Ridge Road. Auf den 50 Meilen von Estes Park nach Grand Lake quert sie drei Vegetationszonen und gibt einen guten Überblick über die unterschiedlichen Lebensräume im National Park. 11 Meilen der Strasse verlaufen oberhalb der Baumgrenze, ihren höchsten Punkt erreicht die Strasse mit 3713 m in der Nähe des Fall River Passes.
Doch zunächst fahren wir an den Beaver Ponds vorbei (die Biberteiche am Hidden Valley Creek erreicht man über einen kurzen Holzplankenweg) und stoppen zum ersten Mal am Overlook der Many Parks Curve.
Zu unseren Füssen liegt ein vor 15.000 Jahren von Gletschern ausgehobenes, weitläufiges Tal mit bewaldeten Hängen, darüber bis zu 4000 m hohe Gipfel. Der höchste ist Longs Peak mit über 4400 m. Nachdem wir entlang der Holzbrüstung die Aussicht genossen haben, steigen wir wieder ins Auto, passieren kurze Zeit später die Baumgrenze und stoppen an einem der spektakulärsten Viewpoints entlang der Trail Ridge Road:
Rainbow Curve bietet eine der klassischen Aussichten auf den Horseshoe Park, die Beaver Ponds und Hidden Valley und wieder bis zu 4000 m hohe Berge.
Bald quert der Ute Trail die Trail Ridge Road: dieser alte Indianerpfad wurde von den Ute und Arapaho Indianern regelmässig begangen für den Wechsel zwischen Sommer- und Winterjagdgründen. Später wurde der Trail von Trappern, Goldsuchern und frühen Siedlern genutzt.
Am Forest Canyon tauchen wir ein in die Gebirgstundra und erblicken nach kurzem Fussweg ein U-förmiges, von hohen Gipfeln begrenztes Gletschertal.
Am Strassenrand liegt der zusammengeschobene Schnee fast einen halben Meter hoch, von einer durchgängigen Schneedecke ist aber nichts mehr zu erkennen.
Die Kraft der Spätsommersonne hat die die weisse Pracht bereits ordentlich geschmolzen.
Am Rock Cut führt die Trail Ridge Road mitten durch massige Steinmonolithen. Beim Bau der Strasse ebneten an diesem Hindernis 178 Sprengungen und eine halbe Tonne Schwarzpulver den Weg.
Über der spärlichen Tundra-Vegetation erheben sich schneebedeckte Gipfel und bilden einen bizarren Kontrast aus bräunlichem Tundra-Gras, schroffen Felsabbrüchen und neuen Schneefeldern.
Wir fahren über den Iceberg Pass und setzen an den Lava Cliffs unseren heutigen Umkehrpunkt. Die Strasse scheint wieder durchgängig befahrbar zu sein – gute Aussichten für den nächsten Tag. Tiefe Schatten verdunkeln die Gletschertäler und Lavaabbrüche, die hereinbrechende Dämmerung verbannt langsam das Tageslicht, die Schatten werden immer länger, es ist kalt, windig und ungemütlich. Wir tauchen wieder in die subalpine und montane Zone ein.
Bevor es völlig dunkel ist, stossen wir am West Horseshoe Park wieder auf eine grössere Herde Wapitis und reihen uns ein in die Riege der Elk Viewers.
Wir halten nur kurz und biegen als nächstes in das Endovalley ein. Auch hier treffen wir in der Nähe des Alluvial Fan, den Überresten einer riesigen Wasser- und Geröll-Moräne, auf eine grössere Ansammlung Wapitis. Wir steigen aus dem Auto und setzen uns auf die Bänke der Picnic Area. Die riesigen Hirsche sind kaum 20 von uns entfernt – eigentlich sind wir viel zu nah dran – doch die Wapitis äsen friedlich das saftige Grün.
Als zwei Platzhirsche zu einem Duell antreten, ziehen wir uns etwas zurück und direkt neben dem Auto sehen wir, wie die beiden Bullen sich beäugen und ihre ausladenden Geweihe präsentieren. Der hochtönige Brunftschrei begleitet das Imponiergehabe. Auch hier endet der Machtkampf ohne Körperkontakt und der unterlegene Bulle räumt das Feld.
Wir steigen wieder ins Auto und nach einem letzten Halt an den Sheep Lakes, wo es allerdings mittlerweile so dunkel ist, dass wir die Wapitis nur noch durch die aufhellende Videokamera betrachten können, verlassen wir den Rocky Mountain National Park durch den Fall River Entrance und widmen uns nach einem erlebnisreichen Tag in der Cabin dem gemütlichen Teil des Abends.
Gefahrene Meilen: 70
Übernachtung: Cabin auf dem Estes Park KOA Campground 45,24 USD