25.1.13Ein Wasserfall-Tag stand auf dem Programm. Hauptziele sollten die Gibbon Falls und die Firehole Falls werden, dazu (hoffentlich) ein bisschen Wildlife. Ein ruhiger Tag zum Abschluss – eigentlich!
Gleich am frühen Morgen hatten wir das Glück, zum dritten mal in dieser Woche einen Luchs zu sehen. Ich glaube es war der leiche wie bei der ersten Sichtung, auch fast an der gleichen Stelle aber leider nicht bei so schönem Licht.
Bob, der jedes Jahr 4 Wochen Winterworkshops und 3 Wochen Herbstworkshops im Yellowstone macht, sagte, dass er seit 4 Jahren keinen Luchs mehr gesehen hat.
Tja, sollte er halt öfters mich mitnehmen
Kurz hinter der Seven Mile Bridge standen diese Elks mitten im Madison River. Der junge Bulle sah leicht angeschlagen aus. Wahrscheinlich sind sie vor ein paar Wölfen ins Wasser geflüchtet, weil sie dort bessere Chancen haben. Wie haben natürlich eine Weile gewartet, in der Hoffnung, dass sich die Wölfe noch einmal blicken lassen würden, aber sie sind nicht mehr aufgetaucht. Schade!
Dann sind wir, unterbrochen nur vom üblichen Bisonstau, zu den Gibbon Falls gefahren. Dort ist ja inzwischen der Weg vom Parkplatz neben den Fällen hinunter mit dicken Balken von der Straße abgetrennt. Wir sind gemütlich an den Fällen entlang geschlendert und haben angefangen Fotos zu machen.
Dann kam von vorne auf einmal der Ruf, das wir sofort zurück zum Bus sollten. Ein junger Bulle aus der Bisonherde, die kurz vorher den Stau verursacht hatte, war auf Abwege geraten und kam jetzt den von der Straße abgetrennten Weg direkt auf uns zu. Am Anfang gingen noch alle ganz gemütlich aber spätestens als von hinten der Ruf „Run!“ kam, nahmen alle die Beine in die Hand.
Als wir am Parkplatz ankamen, hatte unser Fahrer schon den Snowcoach so hingestellt dass nicht auch noch der Rest der Herde zum Problem werden konnte.
Der junge Bulle, der uns verfolgt hatte, war inzwischen nicht mehr zu sehen. In der Annahme, dass er zurück gelaufen wäre und den Weg zum Rest seiner Herde gefunden hätte, ging Bob nachsehen. Wir standen um den Snowcoach herum oder saßen drinnen in Sicherheit und warteten eigentlich nur darauf, dass wir wieder zu den Fällen durften.
Dann wurde es hektisch. Bob kam im Sprint den Weg hoch und schrie „Get into the Bus! Now!“
Der Bisonbulle war nicht mehr als 10 oder 20 m hinter ihm. Das Problem war, das Louis, einer der älteren aus unserer Gruppe sich etwas weiter vom Bus entfernt hatte und nicht mehr zurück kam. Der Bulle rannte direkt auf ihn zu. Bob hat ihn durch lautes Geschrei abgelenkt, hatte dann aber selber keine Chance mehr, den Bus zu erreichen. Mit einem Sprung über den Abgrund hat er sich gerettet als der Bison max. noch 1 bis 2 m von ihm weg war. Dort hing er über dem Abgrund, bis wir ihn mit vereinten Kräften hochzogen.
Was war passiert? Der Bison hatte schon fast wieder die Straße am anderen Ende des abgetrennten Weges erreicht als dort eine Gruppe mit Snowmobilen ankam und ihm den Weg versperrte. Der Lärm und die Tatsache, dass er es nicht schaffte, zu seiner Herde zurück zu kommen, hat den Bison in Panik versetzt und er kam in vollem Galopp den Weg wieder hoch.
Wow, das war so was von knapp und wenn man ehrlich ist, haben wir verdammt viel Schwein gehabt. Der Bison ist einen knappen Meter an Louis vorbei auf Bob zu gestürzt und wenn der sich nicht schon vorher im laufen die Stelle ausgesucht hätte, wo er sich über dem Abgrund halten konnte, wäre er entweder den Abhang hinunter gestürzt oder von dem Bison überrannt worden.
Bob hat das ganze erstaunlich gut weggesteckt oder sich zumindest nichts anmerken lassen. Louis war ziemlich blass, konnte aber zumindest schnell wieder grinsen und ein paar gequälte Witze machen.
Bobs Frau, die im Snowcoach das ganze mit angesehen hatte, war weiß wie die Wand und hat ein paar Minuten gar nichts gesagt. Als sie wieder gesprochen hat, war der erste Satz: „If youre gonna do something like that ever again, I'm gonna get a divorce!“
Wie alle haben ein paar Minuten (und in meinem Fall 2 Zigaretten) gebraucht, um den Schreck zu verdauen und das Adrenalin abzubauen. Das war verdammt knapp und wir hatten verdammtes Glück, dass niemand verletzt wurde oder gar schlimmeres!
Aber 20 Minuten später hatten alle den Schock halbwegs verdaut und wir taten das, weshalb wir gekommen waren. Die Fälle knipsen. Wobei sich der eine oder andere doch etwas häufiger umgedreht hat, um den Weg hinauf und hinunter zu schauen.
Das Wetter war heute übrigens besser als gestern aber immer noch durchgehend bewölkt. Für Wasserfälle also eigentloch ganz o.k.
An der Zufahrt zu den Firehole Falls haben wir unsere Lunchpause eingelegt. Wir mussten nämlich bis 13:00h warten, weil der Firehole Dirve morgens bis 12:00h für Snowmobile in Nord-Süd-Richtung geöffnet ist und nachmittags ab 13:00h in umgekehrter Richtung für Snowcoaches.
Der Firehole River bildet in diesem Bereich mehrere Kaskaden und kleinere Wasserfälle.
Wir sind den größten Teil des Firehole Drives gelaufen und hatten unterwegs viele Fotogelegenheiten.
Sehr interessant fand ich diese Höhle mit den Knochen. Unser Fahrer erzählte, dass hier in prähistorischer Zeit eine Säbelzahntigerin mit ihren Jungen gelebt hätte und diese Knochen von ihren Beutetieren stammten. Manche Ranger seien davon überzeugt, eine ihrer Nachfahren lebe noch heute dort und einige waren sich sicher, sie auch schon gesehen zu haben.
Tatsächlich ist es wohl so, dass Knochen von Tieren, die am Flussufer Wölfen, Pumas, Luchsen oder Coyoten zum Opfer fallen bei Hochwasser mitgerissen und in die Höhle gespült werden. Bei niedrigen Wasserständen wie zu dieser Zeit kann man sie dann am Höhlengrund sehen.
Ehrlich gesagt, hat mir die Story mit der Säbelzahntigerin besser gefallen
Der letzte Fotostopp war bei den „eigentlichen“ Firehole Falls.
Während die meisten mit knipsen beschäftigt werden, hat unser Yogi schon mal ein bisschen meditiert
Von den Falls aus sind wir wieder mit dem Snowcoach gefahren. Unsere Wildtiersuche war auch heute wieder erfolgreich. Am Madison River konnten wir eine Weile diesen Adler beobachten. Es müsste ein Steinadler sein.
Nach diesem ereignisreichen Tag haben wir uns abends noch mal im Hotel zu einer kleinen Bildershow getroffen. Jeder hat 6 seiner Bilder gezeigt. War interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Auswahl der Motive war und wie unterschiedlich teilweise die gleichen Motive gesehen wurden.
Anschließend gingen wir nebenan in den Brewpub und ließen den Tag bei Bier, Pizza und Burgern ausklingen.
Bob und Louis haben übrigens einen Bisonburger gegessen. Die Rache des kleinen Mannes!
Zurück auf dem Zimmer musste ich noch eine Entscheidung treffen. Sollte ich am nächsten Tag schon Richtung Süden fahren, um mehr Zeit für Bryce und Co. Zu haben? Oder sollte ich die zusätzliche Fahrerei auf mich nehmen und noch 2 Tage Yellowstone von Gardiner aus anhängen?
Da mich der winterliche Yellowstone immer noch faszinierte, der Wetterbericht zumindest erträglich aussah und ich immer noch keine Wölfe gesehen hatte, fiel die Entscheidung nicht schwer. Schnell hatte ich 2 Übernachtungen im BW in Gardiner gebucht und auch gleich die anschließenden Nächste in Salt Lake City und am Bryce (ebenfalls BW). Das werden noch mal ein paar ordentliche Fahrtage aber was soll's.