16.05.2022 oder Schlitten fahren im SommerIm nahen Safeway besorgen wir uns bei Starbucks Kaffee und sitzen wenig später vor unserem Airfloat mit Muffins und Bagels zu knarznder Swingmusik von Nat King Cole.
Irgendwie wollen wir hier gar nicht weg, aber es muss ja weitergehen.. heute ist unser Endziel Alamogordo, um das White Sands NM zu besuchen.
Unterwegs verfranzen wir uns in Douglas dermassen, daß ich schon Sorge habe, die nahegelegene mexikanische Grenze in dem ziemlich heruntergekommenen Städtchen zu überfahren. Es hilft alles nix.. als wir planlos zum 3. Mal im Kreis gefahren sind, aktiviere ich die mobilen Daten, obwohl ich sonst eher - ganz altmodisch - auf Kartenmaterial zurückgreife.
Und siehe da.. die 80 East ist gar nicht so fern und wir sind auf dem "rechten Weg". Bestätigt von den zahllosen kirchlichen Radiosendern, die solche Stücke spielen, wie My Jesus von Anne Wilson (zum Glück gibt es so eine Anzeige im Radio, die den gerade laufenden Song einblendet).
Ich frage mich, ob der Mann von Lieferando oder Zalando in dieser gottverlassenen Gegend Päckchen ausliefert? Und wie lange ist er dann dafür unterwegs?
Kilometerwet sehen wir kein anderes Auto, kein Haus und auch die Radiosender verabschieden sich. Hinter der Staatsgrenze zu New Mexico geht es auf die I10 und ich lese den Begriff Safety corridor.. hm.. mal nachlesen. In diesen Abschnitten passieren statistisch mehr schlimme Unfälle und deshalb gibt es eine höhere Polizeipräsenz. Aha.
Zwischendrin gibt's statt Lunchables mal frisches Obst. Und weil die Radiosender immer noch durch Abwesenheit glänzen, mache ich mich daran das Handy zu verbinden. Ach so, nicht während der Fahrt.
Nun gut, die Rest Area kommt auch zur "Getränkerückgabe" gerade recht. Ich wundere mich über die Klappe in der Porzellanschüssel und frage mich, wovor man hier Mohres hat? Draußen entdecke ich dann das Schild " Vorsicht Klapperschlangen".. ohjeminee.. zum Glück habe ich das nicht vorher gesehen.
Aus unserem Mobilteil tönen ZZ Top, Status Quo neben Nena und Prince und wir sind guter Dinge.
Ein gefühlt 20km langer Zug begleitet uns eine Weile.. der ist nicht nur lang, sondern auch doppelstöckig mit Containern beladen.
Tanken ist in New Mexico relativ günstig (4,19$/Gallone). Hier will aber die Debitcard nicht mitspielen.. dafür schluckt die Zapfsäule klaglos die Kreditkarte inkl. deutsche PLZ.
Nach Las Cruces geht es auf die kleinere US70 und in der Karte ist die Strecke mit Punkten versehen, was "sehenswert" markiert. Als wir über den nächsten Hügel fahren, erblicken wir das weite Tal und ich muss dem RandMcNally recht geben. Man kann meilenweit sehen.. Beeindruckend!
Wenig später erblicke ich in der Ferne einen Grenzposten. Alle Fahrzeuge müssen hier anhalten. Ich krame in der Schlange schonmal die Reisepässe raus UND richtig gemacht und gut vorbereitet, denn der nette Beamte von der Border Patrol will genau die sehen. Ich gestehe ihm, daß ich bei solchen Kontrollen immer -total grundlos - etwas nervös werden. Daraufhin schaut er sich meinen Pass genau an... zieht eine Augenbraue hoch und murmelt "something is wrong"... mir bleibt kurz die Luft weg und der Spaßvogel lacht sich schlapp..
Wir erreichen unser Hotel, das schnuckelige Desert Aire Hotel nach etwas mehr als 5 Stunden Fahrzeit. Aber wiedennwodennwasdenn... durch die andere Zeitzone verlieren wir glatt ne Stunde. Und der Pool ist auch geschlossen. Da wird noch dran gewerkelt. Also düsen wir zum Walmart und kaufen noch etwas zum Picknick. Im Hotel kann man Schlitten ausleihen und wir machen uns auf den Weg zum White Sands.
Was soll ich sagen... irgendwie magisch. Als wir ankommen, steht die Sonne noch relativ hoch und das Weiß der Gipsdünen ist so hell, daß es einen fast schneeblind macht.
Die geliehenen Schlitten kriegen wir trotz mitgeliefertem Wachs nicht richtig zum rutschen.. bewegte Bilder habe ich im Tagesvideo.. Also an einem der Picknickplätze unsere Futteralien vertilgt.
Auf einer Düne breiten wir die mitgebrachte Decke aus und schauen der Sonne beim Untergehen zu.. einfach nur Wow! Es ist Hammer, wie das Licht und der Himmel sich verändern. Auf Bildern lässt es sich nicht annähernd einfangen und überhaupt sollte man solche Momente wohl ohnehin besser im Herzen, als auf nem Chip behalten. Einfach atemberaubend.
Nach diesem Schauspiel gibts noch einen weinhaltigen Schlummertrunk im Zimmer.
Fazit: Wie auf einem anderen Stern
gefahrene Meilen: 330
Hotel: The Classic Desert Aire 81$