17.05.2010Um 5:30 Uhr gerade rechtzeitig aus dem Zelt gekrabbelt, um den Sonnenaufgang zu knipsen
Zum "richtigen" Aufstehen fehlt uns aber noch ein bißchen die Energie. Allerdings macht mich um 7 Uhr das Geschrei eines Vogels wahnsinnig. Es hört sich an, wie eine Fahrrad-Luftpumpe.. so ein atemloses "gööööööhhh". Immer in der gleichen Tonlage. Außerdem stellt sich meine eigentlich geniale Idee das Zelt in den Schutz eines Busches zu stellen, auch nicht als wirklich geschickt raus. Die Blätter und Äste des Busches streifen bei jedem Windzug über unser Zelt. Ich habe irgendwann den dringenden Wunsch mit einer Machete den ganzen verdammten Busch kurz und klein zu schlagen und anschließend den gefiederten Freund zu erwürgen.
Na ja, Aggression ist ja auch keine Lösung und im Grunde wollten wir heute auch früh raus. Es steht ein langer Fahrtag an und die verpassten Viewpoints von gestern abend sollen auch noch mitgenommen werden.
Also eine kurze Katzenwäsche und los gehts. Da fällt mir ein, daß ich noch erwähnen wollte, daß ich mich beim Camping irgendwie geerdet fühle. Man fühlt sich der Natur so nah, wie sonst nie und im Gegensatz zu meinen sonstigen Gewohnheiten kommt nicht das geringste Make-up in mein Gesicht. Auch Haare waschen und duschen ist mit dem kalten Wasser nicht oder nur eingeschränkt möglich. Aber irgendwie ist das nicht mal schlimm... merkwürdig. Blöd ist nur, daß es auch keinen Kaffee gibt und so müssen wir die Blaubeer-Muffins mit Wasser runterspülen. Danach gibts noch ein paar Erdbeeren. Nachdem das Geschirr gespült und das Zelt abgebaut ist, gehts los... doch halt, der Hase hat heute morgen noch gar keine gequalmt. Stattdessen kaut er tapfer auf dem Nicorette-Kaugummi, das wir gestern im Wal-Mart erstanden haben. Sollte sein Satz "im Urlaub hör ich auf zu rauchen" wirklich ernst gemeint sein? Wir werden sehen..
Egal, wir fahren zuerst zu Cottonwood Springs. Hier stehen ein paar Palmen und wir laufen ein Stück. Aber zu der Lost Palm Oasis ist es uns dann aber doch zu weit.
Unterwegs fotografiere ich weiße Blumen, die wie Lilien aussehen und einfach so aus dem Boden und manchmal sogar aus dem Teer wachsen.
Außerdem auch wieder einige Ocopillo-Kakteen. Der Park besticht durch total unterschiedliche Landschaften. Da ist zum einen weites, wüstes Land mit ein paar niedrigen Büschen. Dann kommt das Gebiet mit den Cholla Kakteen und Ocopillos. Plötzlich fangen dann diese hellen, glattgeschliffenen Felsen an, die ich in meinem Reisbericht von 2006 als "Murmeln eines Riesen" bezeichnet habe. Ich fühle mich irgendwie, wie in einer Filmkulisse. Das hat doch jemand alles hierher gebracht und es ist nicht echt. Patrick meint auch, es sieht aus, wie Pappmaché. Im Hidden Valley laufen wir ein bißchen rum und fotografieren Raben, Echsen und die hellen felsen.
Sieht doch aus, wie ein Walfisch-Maul:
Auf dem Weg nach Twentynine Palms knipse ich noch die namensgebenden Joshua Trees.
In 29Palms besorgen wir endlich das wachmachende schwarze Heißgetränk bei McDonalds.
Danach gehts durch relativ öde Landschafen, die an den Mond erinnern. Ich amüsiere mich mal wieder über einsam in der Gegend stehende Briefkästen und frage mich, wo die Leute hier wohnen und arbeiten.
Einsam in der Gegend stehender Sessel
In Amboy gehts vorbei an Roy's Motel.
Kurz nach der Staatsgrenze zu Arizona verlassen wir die I40 und fahren die Route 66 über Oatman. Stilecht finde ich über das Sateliten-Radio einen Sender, der 50er-Jahre Musik spielt. Zu "sweet 16", "rrreed petite" und "wonderful world" erreichen wir die den urigen Ort. Beim letzten Mal haben wir eine "Schiesserei" erlebt. Diesmal leider nicht. Wir laufen herum und fotografieren ein bißchen.
Die Maultiere, die früher einmal in den Minen eingesetzt wurden, leben jetzt wild und frei.
Dann gehts über Kingman wieder auf die I40 in Richtung Flagstaff. Wir probieren mal wieder unser Glück mit dem Tanken. Aber auch bei der Chevron müssen wir zuerst rein. Diesmal die Kreditkarte an der Kasse lassen, tanken und dann rein zum zahlen. Patrick ist genervt und auch der Jeep findet nicht seine Zustimmung (Sitze unbequem, Tempomat mies und schlechte Ausstattung).
Gegen 18:30 Uhr erreichen wir Flagstaff. Weil wir nicht wussten, wie weit wir heute überhaupt kommen, haben wir eine Hotel-Übernachtung eingeplant. Wir fragen im Super8 nach, bekommen ein Zimmer, befinden 59$ als o.k. und checken ein. Das Motel ist ein bißchen abgewohnt, aber sauber. Im herumliegenden Coupon-Heft entdecken wir das Black Bart's Steakhouse. Patrick meint "4 Tage in USA und noch kein Steak. Das muss sich ändern". Also hin!
Und im Black Bart's werden nicht nur hervorragende Steaks gegrillt, sondern auch noch tolles Entertainment geboten. Die Bedienungen sind allesamt Studenten der örtlichen Uni (Northtern University of Arizona). Die springen zwischendurch immer mal wieder auf die Bühne und präsentieren einzeln oder auch als Gruppe Stücke aus Broadway-Musicals. Es gibt sogar Tanzeinlagen! Der Abend wird zu einem einmaligen Ergebnis.
Unser Essen - Patricks Sirloin Steak mit Fries und mein Cesar Salad mit Steakstreifen - ist hervorragend und jeden Dollar wert. Durch den zuvor gefunden Coupon sparen wir 10 %. Das Essen ist mit 46$ für meine Begriffe unglaublich günstig und David hat sich nicht nur durch seine sehr nette Bedienung, sondern auch durch die tollen Gesangseinlagen, das großzügige Trinkgeld mehr als verdient.
Glücklich und satt fahren wir zurück Richtung Super8. Flagstaff verwirrt uns aber irgendwie und so müssen wir nach einem Umweg wieder das Navi befragen. Leider finden wir uns an einem Motel6 wieder (war wohl früher mal ein Super8). Na ja, nach einer halben Stunde umherirren kommen wir wohlbehalten an unserem Motel an.
Fazit: Fahrtag, der aber nicht sonderlich anstrengend war. Zufälle sind manchmal die besten Gelegenheiten, einmalige Erlebnisse zu haben
gefahren Meilen 445
Super8: 59$ plus Tax
P.S.: Für alle, die es interessiert ein (nicht besonders gutes) Video der Tanz- und Gesangseinlagen