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Autor Thema: Wo die wilden Bären wohnen - Alaska / Yukon im Juni und Juli 2010  (Gelesen 49469 mal)

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Markus(Wien)

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Ja, diese Reise war wirklich außergewöhnlich! Besonders, dass es während der ganzen Reise nie wirklich dunkel wurde. :) Der Tag mit der Busfahrt im Denali NP war der sonnigste Tag der ganzen Reise.

Ich hab die Fotos des letzten Tages wieder verkleinert, es gab Probleme bei kleineren Bildschirmauflösungen. Am Abend folgt der nächste Tag.

Stefanie_GZ

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Wow, super Eindrücke aus Alaska.
Bin gespannt was ihr noch so erleben werdet. Die vielen Tiere sind ja schon mal toll.

Markus(Wien)

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Tag 4 15. Juni / Denali National Park Wandertag

Nach dem gestrigen Tag, an dem wir die ganze Zeit über nur Kaiserwetter hatten, sind wir beim ersten Blick aus dem Fenster sehr überrascht, wieder tiefhängende Wolken zu erspähen. Die Berge sind fast nicht sichtbar. Temperatur 10-12°C. Also gleich noch eine Schicht mehr anziehen. An das wechselhafte Wetter in Alaska haben wir uns noch nicht gewöhnt.

Unser Frühstück besteht wieder (wie so oft), aus Brot, Butter und Marmelade. Wir sind keine wirklichen Frühstücksmenschen, also dauert es nur ein paar Minuten.

Erster geplanter Stopp: das Denali National Park Visitor Center. Kurzer Rundgang durch die Ausstellung im Keller über die Flora und Fauna der Region, die wir ja gestern schon in natura sehen konnten.

Rangertalk Schlittenhunde

Durch Zufall sehen wir, dass gerade ein Rangertalk über Schlittenhundetouren im Denali stattfindet. Es war eine Diashow über das Leben mit Schlittenhunden, als roter Faden der Wechsel der Jahreszeiten.

Winter / Frühling

Die Fotos beginnen im Winter, mit Erklärungen und Fragespielen, was man alles benötigt, um auf eine 1-2 wöchige Tour in die Wildnis aufzubrechen. Definitiv kein Honigschlecken, auch wenn es sehr romantisch klingt. Täglich 30-50 km Trails mit den Schlitten fahren oder den Trail brechen. Den Trail brechen bedeutet, der Musher (Schlittenhundeführer) geht vor den Hunden mit Schneeschuhen im Tiefschnee und tritt einen Weg aus, den die Hunde dann entlang laufen können. Und das ganze oft bei 20 bis 40 Grad Celsius unter Null.

Am Ende des Tages kommt man dann, wenn man Glück hat, bei einer Selbstversorger Hütte an. Jetzt werden erst einmal die Hund gefüttert. Ca. 1 kg Fleisch pro Hund / Tag. Ein Hundegspann besteht normalerweise aus 6-12 Hunden. Man schleppt also ganz schön viel Proviant mit. Erst nachdem die Hunde versorgt sind, kann sich der Musher um sein eigenes Wohlergehen kümmern. Schnee schmelzen, Holz hacken, den Ofen einheizen und kochen. Danach ist man dann sowieso meist so müde, dass man sofort einschläft.

Ein sonniger Tag, der Schnee glitzert, ein fester Trail unter den Kufen, alleine mit seinen Hunden in der Natur, und man weis wieso man diese Strapazen auf sich nimmt.

Frühling / Sommer

Jetzt ist Paarungszeit für die Hunde, ansonsten steht nur Faulenzen auf der Tagesordnung. Die Hunde legen an Gewicht zu. Im Sommer kommen dann die Welpen zur Welt.

Herbst

Das erste leichte Training beginnt, die Hunde müssen wieder zu ihrer Topform kommen. Begonnen wird mit einem 1-wöchigem Trainingsplan, bei dem Geschwindigkeit und Distanzen kontinuierlich erhöht werden. Zuerst nur frei, dann mit einem langsam fahrenden ATV als Gewicht, später folgt ein Hundeschlitten mit Rädern.

Die Junghunde sind in das Training noch nicht eingebunden, sie schauen nur zu und spielen.

Winter

Der Winter bricht wieder herein, die Hunde sind schon ganz wild auf‘s ziehen, später dürfen auch die Junghunde ihre ersten kürzeren Trails laufen.


Wir verlassen nach der äußerst informativen Vorführung das Visitor Center und weil wir für die Hundeschlittenvorführung noch viel zu früh sind, gehen wir den Roadside Trail (der nur so heißt, aber meist nicht direkt an der Straße entlang führt, nicht rollstuhlgerecht, sehr steil aber guter Untergrund zum Schieben, ca. 3 KM) zu den Sled Dog Kennels, der Hundezucht im Denali National Park. Mit diesen Hunden werden im Winter in etwa 3000 Meilen Trails patroulliert. Wir wollen uns das ganze auch in der Praxis ansehen.

Nach einer kurzen, für uns mittlerweile bekannten, Einführung in das Thema, werden 5 Hunde ausgesucht die einen Schlichten eine Runde ziehen dürfen um dann vor den Besuchern zum stehen zu kommen. Alle Hunde in der Hundezucht werden wie auf Kommando ganz nervös als es ans Aussuchen der Hunde geht, jeder möchte genommen werden.


Die wichtigsten Hundekommandos lauten:

   -   Hike! (selten Mush!) = Los geht‘s (so gut wie nie nötig, die Hunde machen nichts lieber als das)
   -   Gee = Nach rechts
   -   Haw = Nach links
   -   Whoa = Stehen bleiben


Anschließend darf man auf den Schlitten steigen und Fotos mit den Hunden machen und die Hunde die nicht eingespannt waren, streicheln.

Beim Savage River, dort wo die Straße für private Fahrzeuge abgesperrt ist, gehen wir einen kurzen Trail, auf dem wir auch ein Ptarmigan, Schneehuhn, entdecken. Es ist gerade im Federkleidwechsel von Winter (weiß) auf Sommer (braun).


Am späten Nachmittag verlassen wir den Denali National Park, da wir heute noch bis Cantwell (ca. 50 km südlich des Parks, an der Kreuzung zum Denali Highway) fahren wollen. Kurz vor dem Parkausgang der erste kleine Verkehrsstau des Urlaubs. Nur 5-6 Meter vor uns kreuzte auf einmal ein junger Elchbulle und ein Elchkuh die Straße. Wir beobachten sie ein paar Minuten beim Grasen, bis übermütige / dumme Touristen aussteigen und unbedingt immer näher gehen müssen.

Die Elchkuh findet das nicht sehr lustig und verfolgt die Touristen. Sie verlor aber schon nach kurzer Zeit das Interesse an den Menschen und beide Elche zogen sich in den Wald zurück. Manchmal fragt man sich wirklich, wo der gesunde Hausverstand bleibt.

Der Elchbulle:

Übernachtung in einer Cabin im Cantwell RV Park, sehr nett, aber kalt und extrem harte Betten. Wir gehen relativ früh schlafen, da uns der Jetlag noch im Griff hat. Trotz Heizlüfter war uns die ganze Nacht sehr kalt, obwohl wir komplett bekleidet mit jeweils 3 Decken geschlafen haben. Haben noch nie so schlecht geschlafen, nicht einmal als wir in New York beim Blackout 2003 am Steinboden schlafen mussten.

In der Ecke der kleine Heizlüfter zu sehen. Weiters wird man bemerken wie hell es war trotz Vorhänge

Die Rampe wurde einen Tag vor unserer Ankunft fertiggestellt extra für mich, da mir "max. 1 Stufe" zugesagt wurde, es aber doch 2 waren, wie sie bei ihrer Rückkehr im Frühling bemerkten. Als wir um 22 Uhr endlich fast eingeschlafen sind, montierte der Mann der Eigentümerin noch die letzten Bretter :(

Unterkunft: in einer Cabin im Cantwell RV Park, Cantwell
gefahrene Meilen: 73

Angie

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    • Angie's Dreams

Das Schneehuhnfoto ist super gelungen!
Mir lief gerade ein Schauer über den Rücken, wie kalt euch in der Nacht war, ist fast unvorstellbar *bibber*

Toll finde ich, dass die Rampe für dich gebaut wurde, nur hätte es nicht unbedingt soooo spät sein müssen.


LG, Angie

Viele Grüße,
Angie

Angie's Dreams  Reiseberichte, Trails auf Hawai'i, Infos über Hawai'i, Video, Auswandern nach Gran Canaria u.v.m.

Markus(Wien)

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Tag 5 16. Juni / Denali Highway

Nach der unruhigen Nacht sind wir um 7:30 morgens aufgestanden. Frühstück gibt es im Restaurant der Tankstelle des Ortes bei einem sehr netten American Native, der Koch und Kellner in Personalunion ist. Das Restaurant und die Tankstelle machen einen trostlosen Eindruck, mir gefällt das irgendwie. Spiegeleier und Gravy (nicht gemeinsam) bilden das Frühstück. Nach einem wirklich gemütlichen und ausgiebigen Frühstück geht es um 10:00 zum Denali Highway.


Heute erwartet uns unsere erste Gravelroad in diesem Urlaub. Der Denali Highway, 218 Kilometer, führt durch unberührte Natur. Da die Straße heute keine Hauptverkehrsstraße mehr ist wie früher, als sie die einzige Straße zum Denali National Park war, begegnen wir hier kaum anderen Autos.

Straßenzustand: sehr gut
Wetter: Anfangs Nieselregen, bald besserte sich die Aussicht aber.


Nach einer Stunde unsere erste Wildsichtung an diesem Tag, bei Meile 23, fahren wir gerade über eine kleine Anhöhe und sind am höchsten Punkt. Vor uns kreuzt der Seattle Creek die Straße, und kurz danach läuft eine Elchkuh gemächlich über die Straße, ich vermute 200 Meter von uns entfernt. Wir bleiben stehen. Sie sieht uns aus der Ferne, bleibt in der Straßenmitte stehen, schaut für kurze Zeit in unsere Richtung, und ist sogleich wieder im Wald verschwunden. Wir sind sehr erfreut, scheinbar meint es das Glück gut mit uns in punkto Tiersichtungen.



Rund um uns wechseln sich laufend Flüße, Seen, Gletscher, Wald und weitläufige Graslandschaften (Tundra) ab. Alle 50-60 Minuten werden wir durch ein entgegenkommendes Auto daran erinnert, dass wir doch nicht ganz alleine sind auf dieser Welt.

Typische Szenerie am Denali Highway



Für die 218 Kilometer benötigen wir in etwa sechseinhalb Stunden Zeit, den Großteil davon um die Natur zu genießen.



Wir bekommen die Möglichkeit noch einige weitere Tiere zu beobachten wie etwa Schwäne, viele verschieden Vogelarten, eine Elchkuh mit 2 Jungtieren die wir aus einiger Entfernung für eine halbe Stunde beobachten können.


Genau so haben wir uns Alaska vorgestellt!



Um 18 Uhr bogen wir Richtung Norden ab, unser Weg führt uns heute noch bis Delta Junction. Entlang des Richardson Highways und der Transalaska Pipeline.


Die Transalaskapipeline finden wir sehr interessant, besonders unter welchen Umständen die Arbeiter oft „gezwungen“ waren zu arbeiten, aber dafür gab es ja auch eine entsprechende Entlohnung. Die Pipeline selbst gefiel uns nicht sehr, da sie der Natur ihre Unberührtheit nimmt.

Je später es wird, desto stärker kommt die Sonne zum Vorschein. Um 20:30 kurz vor unserer Ankuft in Delta Junction, wieder eine Elchkuh am Straßenrand. Was sollen wir sagen, Elche stehen auf uns in diesem Urlaub :). Es ist so sonnig, man könnte glauben es ist früher Nachmittag. Auch das haben wir schon mit Spannung erwartet, das „Land der Mitternachtssonne“. Ich kann vorweg nehmen, während unserer Reise wurde es nie  dunkel.

Abendessen im Auto am Flußufer in Delta Junction gegen 21:45, kaum noch eine Wolke am Himmel zu sehen. Temperatur 18 Grad Celsius.

Wir übernachten im Alaska 7 Motel, eine der günstigeren Unterkünfte im Ort, aber ich würde es nicht weiter empfehlen, obwohl es uns gereicht hat für die Nacht. Die Betten  waren zwar sauber, aber sonst kaum etwas im Zimmer. Die Heizung (es war zum Glück warm an diesem Abend) lag in mehreren Teilen am Boden, der Tisch und der Nachttisch hatten Colakreise vom Vormieter, die Dusche war schon ziemlich „abgefuckt“ und zu guter letzt funktionierte auch das Schloss an der Zimmertür nicht. Die Betten waren allerdings angenehm weich, aber nicht durchgelegen.

Unterkunft: Alaska 7 Motel, Delta Junction, AK
gefahrene Meilen: 230

joke

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 Schöner Bericht , Super Bilder

 Wie seit Ihr damit klargekommen das es nicht Dunkel wurde ?
 Gewöhnt man sich daran ?

Johann

stephan65

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Schöne, einsame Ecke dort, gefällt mir... :)

Markus(Wien)

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 Schöner Bericht , Super Bilder

 Wie seit Ihr damit klargekommen das es nicht Dunkel wurde ?
 Gewöhnt man sich daran ?

Johann

Danke für das Lob, leider kann man ja nicht soviele Bilder herzeigen wie man möchte, sonst würden es wohl einige Hundert werden. ;)

Wir kamen wirklich gut damit zurecht. So um 22/23 Uhr wurden wir dann noch einmal aktiv und motiviert, haben aber versucht einen normalen Rythmus beizubehalten wegen den Öffnungszeiten der Restaurants etc. Die Helligkeit selbst beim schlafen störte uns nicht, da wir sowieso meist sehr müde waren :) War es mal zu hell (wie z.B. in der Hütte im Cantwell RV Park) weil Vorhänge fehlten, dann zogen wir uns die Decken über den Kopf, aber nach ein paar Tagen wollte ich gar keine Finsterheit mehr, auch beim schlafen war sie nicht mehr notwendig.

Nach so einer "langen" Zeit, 30 Tage, kam ich zu Hause mit den dunklen Nächten in den ersten paar Tagen nicht sehr gut zurecht, ich hatte immer das Gefühl, etwas zu verpassen. Meine Mutter hatte keine Umstellungsprobleme.

Schöne, einsame Ecke dort, gefällt mir... :)

Ja, es war wirklich sehr schön und einsam, dabei waren wir bis jetzt noch in den eher "volleren" und dichter besiedelten Gegenden. :)

Palo

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Ganz tolle Reise, die gefällt mir!

Gruß

Palo

Saguaro

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Die Einsamkeit und die tolle Landschaft haben schon was  :groove:.

Allerdings möchte ich in keinem Urlaub frieren und mit mehreren Lagen Kleidung schlafen müssen  :grins:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Markus(Wien)

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Tag 6 17. Juni / Top of the World Highway

Heute führt uns unser Weg über Tok, dem Taylor Highway in den Yukon, dort dem Top of The World Highway folgend nach Dawson City, Yukon Territories (Kanada). Bedingt durch ein paar Änderungen unserer Route eine ganz schön lange Strecke, vor allem wenn man bedenkt, dass mehr als 200 Kilometer davon auf Schotter zurück zu legen sind.

Wir gehen den Tag trotzdem gemächlich an, schließlich hatten wir unser Quartier in Dawson bereits reserviert und mit einbrechender Dunkelheit ist auch nicht zu rechnen :)

Um 8:30 geht es also wieder on the road, Temperatur ca. 12-13 Grad Celsius, bedeckter Himmel, wie meistens in diesem Urlaub.

Unser Essenvorrat war aufgebraucht, wir haben in Anchorage viel zu wenig eingekauft. Da in der Nähe, ohne 30km Umweg, keine Essenmöglichkeit auffindbar war, fahren wir los in Richtung Tok. Schon nach wenigen Kilometern entdecken wir wieder eine Elchkuh am Straßenrand. Der Tag beginnt ja schon gut!


Nach 160 Kilometern, knapp zwei Stunden, kommen wir hungrig und müde in Tok an. Frühstücken gehen wir im Grumpy Grizz Cafe, das uns wegen seinem alten, familiären Charme und natürlich dem guten Essen sehr gefällt.


Frisch gestärkt mit Eierspeis, Spiegeleiern und voll getankt (das Auto) machen wir uns auf den Weg zum Taylor Highway. Der Taylorhighway ist eine sehr hügelige Straße, die nach einiger Zeit zur Schotterstraße wird. Von Oktober bis April ist sie nur für Schneemobile geöffnet.


Einer unserer heutigen Fixpunkte ist Chicken, eine ehemalige Goldgräberstadt. Sie sollte ursprünglich Ptarmigan (Schneehuhn) heißen, das stellte die damaligen Bewohner allerdings vor grammatikalische Probleme und so bekam der Ort den Namen Chicken (Huhn). Heute leben 20 Einwohner in Chicken.


Wir bestaunen den Pedro Dredge von außen, da heute leider keine Führung mehr stattfindet. Der Pedro Dredge ist ein Flußbagger, erbaut 1938, der hier nach Gold grub. Kurzer Rundgang durch Downtown Chicken,  3 Häuser :), unzählige Fotos später und wir fahren wieder weiter.



Kurz vor der Grenze kommen wir zu ein paar halbverfallenen Häusern die auf den Namen „Boundary“ (Grenze) hören. Es handelt sich um eine ehemaliges Roadhouse.


Nach ein paar Fotos bemerken wir den Spruch „best coffee in Boundary“ und öffnen die Tür. Wir gehen in das Gebäude hinein und stehen sofort am Tresen an. Nach einer kurzen Tischsuche (es gibt nur 2 ;) ) setzen wir uns. Sofort kommen wir ins Gespräch mit den einzigen Kunden, einer netten amerikanischen Familie (den Bundesstaat weis ich leider nicht mehr) und dem Besitzer. Er war sowieso gerade dabei, ihnen seinen Laden zu zeigen.

Nachdem die Familie gegangen ist, unterhalten wir uns noch über Gott und die Welt. Von Schlittenhunderennen, er fuhr das Yukon Quest, musste allerdings aufgeben, bis hin zu seinen Goldclaims. Nach einer guten Stunde, in der wir uns auch ins Gästebuch eingetragen haben (670 Gäste kamen hierher im Vorjahr) und ihm Gold abgekauft hatten, kam ein „Nachbar“ zu Besuch, der noch einiges mit dem Besitzer zu bereden hatte.


Nach zwei sehr angenehmen Gesprächstunden mussten wir uns auf den Weg machen, um noch rechtzeitig vor 20 Uhr über die Grenze nach Kanada zu kommen bevor sie schließt, sonst sitzen wir hier mehr oder weniger fest.

Ach, hab ich schon erwähnt, dass Boundary nur 2 Einwohner hat? Den Geschäftsbesitzer und seinen Sohn.

Top of the World Highway:

Die Einreise nach Kanada geht schnell von statten, zwei Fragen ob wir Alkohol oder Tabak dabei haben, ein Stempel in den Pass und schon heißt es: „Welcome to Canada!“ Hinweisschilder erinnern uns an die Überquerung einer Zeitzone, Licht auch am Tag und den Wechsel von Meilen auf Kilometerangaben. Die Uhren müssen eine Stunde nach vorne gedreht werden wenn man aus Alaska kommt.

Kaum sind wir in Kanada, bessert sich das Wetter schlagartig. Hier sind wir nun also, im Yukon, viel haben wir darüber gelesen, Sehnsüchte von Einsamkeit wurden geweckt. Im Yukon leben ca. 30.000 Menschen, zwei Drittel davon in Whitehorse, der Hauptstadt. Es gibt 0,06 Einwohner / km2. Auf Österreich umgelegt würde das bedeuten, es gäbe nur 4800 Einwohner in ganz Österreich.

Den Top of The World Highway fahren wir bis Dawson City, Lupinien säumen den Straßenrand. Ankunft kurz nach 22 Uhr in Dawson City. So kamen wir auch gleich zu unserer ersten Fährfahrt über den Yukon. Es führt nämlich keine Brücke vom Top of The World Highway nach Dawson City.


Die Unterkunft liegt 2km außerhalb von Dawson. Wir bekamen ein nett eingerichtetes, geräumiges, rollstuhlgerechtes Zimmer. Kurze Fahrt zurück in die Stadt, wir haben Hunger. Vor dem Casino hat noch ein Hotdogstand offen, überall wuseln junge Erwachsene durch die Straßen rund um das Casino. Es ist bereits 23:15, schnell noch zwei Hot Dogs essen und erschöpft ab ins Bett.

Abendessen um 23:15, man beachte die Helligkeit:

Unterkunft: Bonanza Gold Motel & RV Park, Dawson City, YT
gefahrene Meilen / Kilometer: 320 / 512

Markus(Wien)

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Tag 7 18. Juni / Dawson City

Heute schliefen wir uns mal aus, denn die letzten Tage waren doch ziemlich intensiv und lang.


Um 10 Uhr fahren wir von unserer Unterkunft die 2 Kilometer nach Dawson City.

Wir parken in der Nähe der S.S. Keno, einem alten Schaufelraddampfer der hier trocken liegt und besichtigt werden kann. Heute findet leider keine Führung statt. Wir werden allerdings später in Whitehorse noch einmal eine Gelegenheit haben, einen Schaufelraddampfer zu besichtigen.


Im Visitor Center entscheiden wir uns für die selbstgeführte Audiotour mittels MP3-Player und Karte. Das Wetter ist ideales Spazierwetter, sonnig bei 20° C.


Dabei erfahren wir Näheres über die Goldrauschzeit und die Entstehung der Stadt. Wie immer bisher in Kanada und USA ist die Audiotour sehr liebevoll und fesselnd gestaltet. Dass in Dawson City nur die Hauptstraße asphaltiert ist weil es ein Highway ist, und die hölzernen Gehsteige tragen weiters zum Flair bei.


Auch kommt man vorbei an Häusern aus der Gründungszeit, die nur schnell, schnell erbaut wurden ohne Bedacht auf den Permafrostboden. Mittlerweile die Häuser den Boden aufgetaut und stehen ganz windschief.


Nach dem Mittagessen entscheiden wir uns, unsere Nahrungsreserven aufzufüllen im Supermarkt. Kaufen heute das teuerste Wasser unserer Reise, 6 Kanadische Dollar für 4 Liter Kanister, wir kaufen gleich 5 davon, es bleibt uns ja nichts anderes übrig. Die nächsten Tage geht es noch weiter in die Wildnis. Bezahlen also über 30 Dollar (inkl. Steuern) nur für unser Wasser.

Beim Visitor Centre der Northwest Territories Holen wir uns noch ein paar Informationen für unseren Trip auf dem Dempster Highway. Unter anderem auch einen "Dempster Highway Passport, eine Art Stempelkarte für die verschiedenen Stationen entlang der Strecke mit anschließendem Gewinnspiel.


Der Nachmittag, verläuft gemütlich im Hotelzimmer. Wir sortieren Fotos, enstpannen uns und durchstöbern die Prospekte des Visitor Centers. Draußen regnet es.

Am Abend, es regnete nicht mehr, besuchen wir eine CanCan-Show in der Gambling Hall, dem Casino von Dawson City. Anschließend kurzer Rundgang durchs Casino.


Da wir nicht die großen Spieler sind, sind wir schnell durch. Es gibt rund 5-6 Spieltische und ein paar Reihen Automaten. Beim Verlassen des Casinos, in dem es ja sehr dunkel ist, bin ich etwas irritiert, als es draußen hell ist, es ist bereits kurz vor 22 Uhr.

Ich muss dazu sagen, zu dieser Zeit hatten wir meistens am späten Abend das beste Wetter des Tages. Schnell fällt mir wieder ein, dass wir ja ziemlich weit im Norden sind und die Helligkeit normal ist.
 
Heute findet um Mitternacht ein Golfturnier statt, das wir uns ansehen wollen, am Weg dorthin müssen wir wieder mit der Fähre den Yukon überqueren und zurück in Richtung Alaska ein paar Kilometer den Top of The World Highway fahren. Am Weg zum Golfplatz gibt es einen sehr schönen Aussichtspunkt mit Blick auf Dawson City.


Hier bleiben wir stehen, genießen den Anblick und überlegen, ob es sich wirklich auszahlt zum Golfturnier zu fahren. Wir entscheiden uns dafür.

Dort angekommen ist es für uns reichlich unspektakulär, das Turnier beginnt erst in einer Stunde, es sind kaum Zuschauer hier, und wir sind nicht wirklich an Golf interessiert. Also beschließen wir, den zweiten Aussichtspunkt von Dawson City, den Midnight Dome zu besuchen. Hier soll am 21. Juni die Sonne nie untergehen.

Als wir also wieder auf unserem Rückweg sind kommt uns auf einmal eine dünne Gestalt auf der Straße entgegen. Wir erkennen es noch nicht genau, vermuten aber einen sträunenden Hund. Als wir es erkennen, es ist ein schwarzweißer Polarfuchs, greifen wir zum Fotoapparat, doch leider erwischen wir ihn nur noch von hinten.


Beim Midnight Dome angekommen ist es bereits kurz vor Mitternacht, aber wir treffen auch zu solch fortgeschrittener Stunde noch auf zwei andere Touristen“gruppen“.



Nach einigen Fotos (die Mosquitos vertreiben uns relativ schnell) in der noch immer sehr hellen Mitternachtssonne fahren wir wieder bergab. Es ist kaum eine Wolke am Himmel zu sehen, die Umgebung beinahe taghell erleuchtet fahren wir bei 13° C zum Bonanza Motel zurück, wir fahren morgen ja den Dempster Highway und wollen früh los fahren.

In Wirklichkeit war es heller.


Unterkunft: Bonanza Gold Motel & RV Park, Dawson City, YT

Saguaro

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Der Schaufelraddampfer passt irgendwie eher in die Südstaaten  :grins:, ist aber dennoch ein Highlight.

Bestimmt war der Eintritt im Gegensatz zum Wasser fast geschenkt :lolsign:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

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sil1969

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Tolle Landschaften. Da würde es mir auch gefallen.
LG Silvia

Markus(Wien)

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Der Schaufelraddampfer passt irgendwie eher in die Südstaaten  :grins:, ist aber dennoch ein Highlight.

Bestimmt war der Eintritt im Gegensatz zum Wasser fast geschenkt :lolsign:.

LG,

Ilona

:)  Ja mag man meinen, dass Schaufelraddampfer eher zum Süden gehören. Sie waren allerdings das einzige Tranportmittel zwischen Dawson City und Whitehorse bis ca. zum 2. Weltkrieg, als immer mehr Straßen gebaut wurden.

Da war es dann üblich, dass die letzte Lieferung nach Dawson vor dem Winter nur aus Alkohol bestand! :)

Wie gesagt, wir konnten die SS Keno leider nicht besichtigen, und kennen deshalb auch die Eintrittsgebühren nicht.

Das Kasino war sehr provinziell wenn man Las Vegas Casinos kennt, und hätten mich nicht zum Spielen animiert. Es kam kein wirkliches Casinoflair auf fanden wir.

Tolle Landschaften. Da würde es mir auch gefallen.

Ja da lässt es sich schon aushalten wenn einem die Einsamkeit nichts ausmacht. Nur Dawson bildet da unserer Meinung nach eine Ausnahme. Hier leben sehr viele Junge Leute und es ist eine sehr pulsierende Stadt.