Tag 4 15. Juni / Denali National Park WandertagNach dem gestrigen Tag, an dem wir die ganze Zeit über nur
Kaiserwetter hatten, sind wir beim ersten Blick aus dem Fenster sehr überrascht, wieder tiefhängende Wolken zu erspähen. Die Berge sind fast nicht sichtbar. Temperatur 10-12°C. Also gleich noch eine Schicht mehr anziehen. An das wechselhafte Wetter in Alaska haben wir uns noch nicht gewöhnt.
Unser Frühstück besteht wieder (wie so oft), aus Brot, Butter und Marmelade. Wir sind keine wirklichen Frühstücksmenschen, also dauert es nur ein paar Minuten.
Erster geplanter Stopp: das Denali National Park Visitor Center. Kurzer Rundgang durch die Ausstellung im Keller über die Flora und Fauna der Region, die wir ja gestern schon in natura sehen konnten.
Rangertalk SchlittenhundeDurch Zufall sehen wir, dass gerade ein Rangertalk über Schlittenhundetouren im Denali stattfindet. Es war eine Diashow über das Leben mit Schlittenhunden, als roter Faden der Wechsel der Jahreszeiten.
Winter / Frühling Die Fotos beginnen im Winter, mit Erklärungen und Fragespielen, was man alles benötigt, um auf eine 1-2 wöchige Tour in die Wildnis aufzubrechen. Definitiv kein Honigschlecken, auch wenn es sehr romantisch klingt. Täglich 30-50 km Trails mit den Schlitten fahren oder den Trail brechen. Den Trail brechen bedeutet, der Musher (Schlittenhundeführer) geht vor den Hunden mit Schneeschuhen im Tiefschnee und tritt einen Weg aus, den die Hunde dann entlang laufen können. Und das ganze oft bei 20 bis 40 Grad Celsius unter Null.
Am Ende des Tages kommt man dann, wenn man Glück hat, bei einer Selbstversorger Hütte an. Jetzt werden erst einmal die Hund gefüttert. Ca. 1 kg Fleisch pro Hund / Tag. Ein Hundegspann besteht normalerweise aus 6-12 Hunden. Man schleppt also ganz schön viel Proviant mit. Erst nachdem die Hunde versorgt sind, kann sich der Musher um sein eigenes Wohlergehen kümmern. Schnee schmelzen, Holz hacken, den Ofen einheizen und kochen. Danach ist man dann sowieso meist so müde, dass man sofort einschläft.
Ein sonniger Tag, der Schnee glitzert, ein fester Trail unter den Kufen, alleine mit seinen Hunden in der Natur, und man weis wieso man diese Strapazen auf sich nimmt.
Frühling / SommerJetzt ist Paarungszeit für die Hunde, ansonsten steht nur Faulenzen auf der Tagesordnung. Die Hunde legen an Gewicht zu. Im Sommer kommen dann die Welpen zur Welt.
HerbstDas erste leichte Training beginnt, die Hunde müssen wieder zu ihrer Topform kommen. Begonnen wird mit einem 1-wöchigem Trainingsplan, bei dem Geschwindigkeit und Distanzen kontinuierlich erhöht werden. Zuerst nur frei, dann mit einem langsam fahrenden ATV als Gewicht, später folgt ein Hundeschlitten mit Rädern.
Die Junghunde sind in das Training noch nicht eingebunden, sie schauen nur zu und spielen.
WinterDer Winter bricht wieder herein, die Hunde sind schon ganz wild auf‘s ziehen, später dürfen auch die Junghunde ihre ersten kürzeren Trails laufen.
Wir verlassen nach der äußerst informativen Vorführung das Visitor Center und weil wir für die Hundeschlittenvorführung noch viel zu früh sind, gehen wir den Roadside Trail (der nur so heißt, aber meist nicht direkt an der Straße entlang führt, nicht rollstuhlgerecht, sehr steil aber guter Untergrund zum Schieben, ca. 3 KM) zu den Sled Dog Kennels, der Hundezucht im Denali National Park. Mit diesen Hunden werden im Winter in etwa 3000 Meilen Trails patroulliert. Wir wollen uns das ganze auch in der Praxis ansehen.
Nach einer kurzen, für uns mittlerweile bekannten, Einführung in das Thema, werden 5 Hunde ausgesucht die einen Schlichten eine Runde ziehen dürfen um dann vor den Besuchern zum stehen zu kommen. Alle Hunde in der Hundezucht werden wie auf Kommando ganz nervös als es ans Aussuchen der Hunde geht, jeder möchte genommen werden.
Die wichtigsten Hundekommandos lauten:
- Hike! (selten Mush!) = Los geht‘s (so gut wie nie nötig, die Hunde machen nichts lieber als das)
- Gee = Nach rechts
- Haw = Nach links
- Whoa = Stehen bleiben
Anschließend darf man auf den Schlitten steigen und Fotos mit den Hunden machen und die Hunde die nicht eingespannt waren, streicheln.
Beim Savage River, dort wo die Straße für private Fahrzeuge abgesperrt ist, gehen wir einen kurzen Trail, auf dem wir auch ein Ptarmigan, Schneehuhn, entdecken. Es ist gerade im Federkleidwechsel von Winter (weiß) auf Sommer (braun).
Am späten Nachmittag verlassen wir den Denali National Park, da wir heute noch bis Cantwell (ca. 50 km südlich des Parks, an der Kreuzung zum Denali Highway) fahren wollen. Kurz vor dem Parkausgang der erste kleine Verkehrsstau des Urlaubs. Nur 5-6 Meter vor uns kreuzte auf einmal ein junger Elchbulle und ein Elchkuh die Straße. Wir beobachten sie ein paar Minuten beim Grasen, bis übermütige / dumme Touristen aussteigen und unbedingt immer näher gehen müssen.
Die Elchkuh findet das nicht sehr lustig und verfolgt die Touristen. Sie verlor aber schon nach kurzer Zeit das Interesse an den Menschen und beide Elche zogen sich in den Wald zurück. Manchmal fragt man sich wirklich, wo der gesunde Hausverstand bleibt.
Der Elchbulle:
Übernachtung in einer Cabin im Cantwell RV Park, sehr nett, aber kalt und extrem harte Betten. Wir gehen relativ früh schlafen, da uns der Jetlag noch im Griff hat. Trotz Heizlüfter war uns die ganze Nacht sehr kalt, obwohl wir komplett bekleidet mit jeweils 3 Decken geschlafen haben. Haben noch nie so schlecht geschlafen, nicht einmal als wir in New York beim Blackout 2003 am Steinboden schlafen mussten.
In der Ecke der kleine Heizlüfter zu sehen. Weiters wird man bemerken wie hell es war trotz Vorhänge
Die Rampe wurde einen Tag vor unserer Ankunft fertiggestellt extra für mich, da mir "max. 1 Stufe" zugesagt wurde, es aber doch 2 waren, wie sie bei ihrer Rückkehr im Frühling bemerkten. Als wir um 22 Uhr endlich fast eingeschlafen sind, montierte der Mann der Eigentümerin noch die letzten Bretter
Unterkunft: in einer Cabin im Cantwell RV Park, Cantwell
gefahrene Meilen: 73