Dienstag, 3. September 2013
Tja, heute verlassen wir Moab. So einiges ist unerledigt geblieben, aber eines musste heute noch sein, wofür wir doch glatt die Wanderung durch den Negro Bill Canyon zur Morning Glory Bridge sausen lassen würden. Aber dazu später.
Wie die letzten Tage brauchten wir morgens recht lange und checkten gegen 10 Uhr aus. Dann fuhren wir noch einmal zur Laundry, denn wir wussten nicht sicher, wann wir wieder eine Waschmaschine zur Verfügung hätten. Die Wartezeit verbrachten wir im City Market nebenan. Es wurden noch mal die Getränke ordentlich aufgestockt und auch sonst noch einige Leckereien besorgt. Man sollte nicht einkaufen gehen, wenn man einfach nur Zeit totschlagen will…
Danach ging es dann noch mal zum Liquor Store, der heute geöffnet hat. Heiko bekam seine „Medizin“ und strahlte über das ganze Gesicht, als er mir die allseits aus dem Fernsehen bekannte braune Papiertüte zeigte. Fast hätte er den Laden ohne Tüte verlassen, aber selbst die 5m zum Auto sind ja schon öffentlicher Raum und man weiß nie… Gut also, dass der Verkäufer ihm noch schnell eine Tüte gegeben hat. Heiko meinte, der kleine Laden sei richtig voll gewesen. Klar, alle hatten Entzug, denn der Laden hatte immerhin 3 Tage geschlossen!
Dann ging es aber los in nördlicher Richtung. Nicht wie ursprünglich geplant zur UT-128 und dem Negro Bill Canyon, sondern wir bogen links ab auf die UT-279. Die Potash Road. Nein, wir wollten nicht noch einmal die Strecke fahren, aber wir hatten da noch eine offene Rechnung. Ja genau, den Corona Arch!
Um viertel für 12 erreichten wir den Trailhead. Nix los hier… Wir füllten unsere Nalgene-Flaschen (je 1,5l) mit Eiswürfeln und Powerade, ich trug uns ins Trailregister ein und los ging es. Kai-Uwe ist natürlich genauso dabei wie die Wegbeschreibung von Fritz Zehrer.
Wie beschrieben überquerten wir die Bahnschienen.
Dann folgt ein moderater Anstieg… Moderat???
Ach Fritz! Doch nicht für uns Flachländer mit Erkältung! Wir keuchten und husteten uns den Mount Everest hoch. Schon jetzt floss reichlich Schweiß und die Flüssigkeit musste auch wieder in den Körper hinein. Wir hatten vereinbart, so langsam wie nötig zu gehen und das taten wir auch - auch mit reichlich Päuschen zum Durchatmen und Husten. Dann kam die erste fiese Stelle. Ohne das Seil wäre es kaum gegangen und es hielt gut. In so einer Schräglage bin ich, glaube ich, noch nie gelaufen.
Der Weg war gut mit Steinhaufen markiert, allerdings führten scheinbar nicht nur nach Rom viele Wege. Manchmal schien es, als wenn Leute einfach nur Spaß am Stapeln hatten. Also hieß es Ausschau nicht nur nach dem nächsten Cairn zu halten, sondern auch gleich nach dem übernächsten.
Soweit so gut. Dann kamen wir wieder an eine gemeinere Stelle, auch mit Seilen. Dort stand auch ein amerikanisches Paar (wieder Rentner). Sie hatten wohl entschieden hier abzubrechen. Sie hatten auch nur ein kleines Fläschchen Wasser gemeinsam dabei. Ich überlegte an dieser Stelle nicht, wie ich hier je hinauf kommen sollte, sondern wie ich wieder hinunter kommen sollte! Egal, das wird schon. Also hochgeklettert. Nach mir Heiko. Prima, das hat gut geklappt. Und dann erst mal wieder Pause. Trinken. Husten. Schweiß abwischen. Husten. Trinken. Naseputzen.
Scheinbar wollte das andere Paar sich keine Blöße geben und kam hinterher. Auch sie fürchteten schon den Abstieg. Auch sie machten kleine Pause, aber wir zogen schon weiter. Dann kam die gefürchtete Leiter. Kurz angefasst – nein, nicht kochend heiß. Das ist der Vorteil des ständig bedeckten Himmels. Also hinauf mit mir. Das letzte Stück bedarf zwar einen großen Schritt, aber ein Bäumchen (das Arme!) hielt mir freundlich aufmunternd einen Ast entgegen. Auch Heiko hievte sich so hoch. Ein Stück weiter erst mal wieder Durchatmen. Und interessante Bilder machen
Und Husten. Trinken… Hey, da ist ja schon der Bowtie Arch!
Aber Moment, dann müsste doch da rechts der Corona Arch sein! Ups, na klar! Da ist er ja! Fast hätte ich ihn nicht gesehen, schob das aber meinem fehlenden räumlichen Sehen zu. Es sah halt aus wir roter Fels auf roter Fels. Heiko, der noch in eine andere Richtung fotografierte sah ihn aber auch nicht. Wo? Na, da! Ach ja! Stimmt! Und schon wurde darauf los fotografiert.
Ich setzte mich hin, trank und aß etwas Trailmix. Da kamen auch schon die beiden Amis. Auch sie hatten die Leiter gemeistert. Auch sie sahen den Corona Arch zunächst nicht. Dann aber auch in ihren Augen Begeisterung. Ob wir denn dort auch noch hingehen würden. Ein Blick auf meine Flasche, ein Blick auf Heikos Flasche, ein Blick auf die Strecke. Ob das wirklich so leicht ist, wie es aussieht? Und wenn nicht? Die Getränke waren nun zur Hälfte aufgebraucht, also war es vernünftig hier umzukehren. Die beiden aber gingen los, während wir noch Pause machten. Es dauerte gar nicht lange, da waren sie unter dem Arch. Hm, war wohl doch ganz leicht. Noch ein Blick auf unsere Flaschen: Nein, wir müssen jetzt zurück. Das taten wir auch. Zunächst die Leiter. War ja klar, runter ist schwieriger als rauf. Wie soll ich hier bloß hinunter kommen?
Lacht nicht, so etwas mache ich zum allerersten Mal. Ich war noch nie in den Bergen, ich bin noch nie geklettert. Ich bin übergewichtig und untrainiert! Ja, es sieht schon bekloppt aus…Bei Heiko sah das bestimmt nicht besser aus, der vor mir hinunter ist, um mich dabei zu fotografieren!
Dann wieder die Stelle, die mir wirklich Kopfschmerzen bereitete. Die Abstände der Löcher für die Füße waren einfach zu groß für mich um vorwärts zu gehen. Da würden meine Knie und meine stark geschwächte Oberschenkelmuskulatur nicht mitmachen. Also auch rückwärts. Sieht auch doof aus, aber ich komme ohne Schrammen unten an.
Der restliche Weg war irgendwie sehr lang. Ich glaube, den hat irgendwer heimlich in die Länge gezogen. Als wir die Bahnschienen erleichtert erreichten, war Heikos Nalgene leer, meine fast. Aber die leerte ich jetzt, denn ich hatte versucht sparsam zu sein. Also doch die richtige Entscheidung nicht bis unter den Corona Arch zu laufen!
Am Wagen angekommen, wurde noch mehr getrunken und Heiko wechselte sein T-Shirt. Das konnte ich natürlich nicht. Aber Heiko hatte auch mehr geschwitzt als ich und sein T-Shirt war wirklich komplett nass. Sch…Erkältung!
So, nun müssen wir aber los! Es ist schon 14 Uhr und wir müssen noch nach Hanksville! Dahin fuhren wir dann auch durch, nur ein kurzer Toilettenstopp an einer Tanke bei Green River. In Hanksville gab es dann noch einen Burger in Stan´s Burger Shack und der Tag war für uns fertig, denn wir waren es auch.
Übernachtung: Whispering Sands Motel Hanksville, $98.95 = 78,48€ Gebucht hier:
http://www.whisperingsandsmotel.com/Gefahrene Meilen: 140
Fazit des Tages: Leider kein Negro Bill Canyon für uns, leider kein Goblin Valley. Aber dafür der Corona Arch! Wow, dass wir das überlebt haben! Denn wirklich schlau war das sicher nicht. Daher sind wir auch am Goblin Valley vorbei gefahren. Zu erschöpft. Aber das Motel ist wirklich prima und tut uns gut.
Anekdote des Tages: Kurz vor Hanksville haben wir das Navi eingeschaltet. Nach Hanksville rechts. Okay. Dann aber sagte das Navi, dass wir die nächste bitte links rein sollten und dann wieder links rein. Hä?? Also drehen? Nagut. Und dann fuhren wir und fuhren wir. Dann überquerten wir die UT-95. Und dann wurde es Sandpiste. Nochmal: Hä??? Dann ein Schild, dass hier die Weiterfahrt untersagt ist. Ja, das hätte uns auch gewundert, wenn hier das Motel gelegen hätte. Also gedreht. Und dann fiel es mir wieder ein: Wir hatten Mühe die Adresse des Motels ins Handy-Navi einzugeben und haben einen Ort in der Nähe gewählt. Nun gut, der lag offensichtlich total daneben. Aber als wir auf der 95 zurück waren fuhren wir sie Richtung Norden. Und da fiel es uns beiden ein: Das Whispering Sands liegt genau in einer Kurve! Und zwar genau in einer Kurve mit einem Abzweig, nämlich der UT-24, von der wir gekommen waren! Wären wir an der Kreuzung links abgebogen statt rechts, hätten wir fast sofort das Motel erreicht. Man hätte es sogar an der Kreuzung schon sehen können! Aber das Schild „Hanksville rechts“ hatte mich einfach zu sehr abgelenkt…