5. Tag Montag 2.9.13 Labour Day und Ankunft im Yellowstone NPLeider war ich nachts wieder wach und hatte Alpträume wegen des Autos. Heute standen wir etwas später auf und gingen erst mal ins Nachbarhaus frühstücken, es war kühl und bewölkt. Mir war etwas schlecht. Saft, Rührei, Brot mit Gravey mit Würstchen schmeckten nicht so toll, heute war ich froh um meine Haferflocken. Die Sache mit dem Wagen schlägt mir wohl auf den Magen. Wir beschlossen jetzt doch zu Alamo zu fahren, das ließ mir keine Ruhe. Auf Google Maps gab es zwei Alamo Stationen, eine am Flughafen Jackson und eine im Ort. Auf den Alamo Webseiten war aber nur eine Flughafenfiliale aufgeführt.
Beim Auschecken fragten wir nach, laut der Hotelangestellten gibt es Alamo nur am Flughafen. Da der in Richtung Teton NP liegt war es nur ein kleiner Umweg.
Wir gaben die Adresse ein und ließen uns vom Navi lotsen, es fuhr aber nicht zum Flughafen sondern in entgegengesetzter Richtung. Dann nach rechts und wir dachten das ist schon besser aber wenige Meter später verkündete das Navi "Sie haben Ihr Ziel erreicht"
tatsächlich: neben dem Pony Motel hängt ein Alamo Schild! Wie gut dass wir nicht nach Gutdünken zum Flughafen gefahren sind! Am Flughafen gibt es nur einen Schalter, man wird mit dem Shuttlebus hierher gefahren! Diese Filiale schaute auch mehr wie eine Werkstatt aus nicht nur wie ein großer Parkplatz wie in Denver am Flughafen. Und jetzt regnete es zu allem Unglück in Strömen. Wir erklärten der Dame am Empfang unser Problem, zum Glück war ein Mechaniker vor Ort, der schaute sich den Wagen an, also Bremsflüssigkeit fehlt schon mal nicht, in diesem Behälter ist wahrscheinlich die Kühlflüssigkeit für die Klimaanlage (zuhause bei VW habe ich nachgefragt: es war die Kühlflüssigkeit für den Motor, doch nicht so unwichtig!). Und laut Computer hatte der Wagen auch nach 16.000 Meilen den ersten Service (im VW Serviceheft das im Handschuhfach lag war nix eingetragen) und alles sollte okay sein, wahrscheinlich wurde nur vergessen die Anzeige zu resetten. Naja wenn die Klimaanlage kaputt geht ist uns das erst mal egal, Hauptsache die wichtigen Teile funktionieren, einigermaßen beruhigt fuhren wir wieder.
Das Wetter spielte leider gar nicht mit, als wir den Teton NP erreichten regnet es immer noch. An einem Viewpoint hielten wir:
wie Sie sehen sehen Sie nix
am nächsten Viewpoint war die Sicht noch schlechter, wir fuhren dann bis zum Yellowstone ohne Halt weiter.
Als wir die Moose Falls erreichten hat es aufgehört zu regnen:
aber kaum saßen wir wieder im Auto fing es wieder zu regnen an. Als nächstes am Plan stand das West Thumb Basin. Aus Andreas Reisebericht wußte ich dass man hier gut aufpassen muss damit man den Abzweig nach rechts nicht verpaßt (danke Andrea! Ich hätte es sonst wohl auch zu spät gemerkt)
Nach dem Motto dass es kein schlechtes Wetter sondern nur unpassende Kleidung gibt ließen wir uns vom Regen nicht abschrecken und zogen die Regenklamotten über und stiefelten los
das Wetter war mir im Moment ganz egal, ich will jetzt endlich heiße Quellen sehen
eigentlich sah das ganz witzig aus mit den Regentropfen auf den Pools, auf den Fotos kommt das leider nicht rüber
Blöderweise brauchte meine Kamera gerade jetzt einen Batteriewechsel, bei dem Regen und unter dem Poncho ging das nicht. Josef hatte sich gar nicht getraut seine Kamera zu benutzen und nur noch ein paar Fotos mit dem Handy gemacht:
am schönsten fand ich die Pools am und im See
Trotz Regens fanden wir es klasse hier
und mit den (nach den Erfahrungen von Sönke im Yellowstone neu angeschafften) Regenponchos blieben wir auch trocken. Die anderen Touris hatten maximal so Wegwerfregenjacken an die aussehen wie Mülltüten oder einen Schirm, andere trugen nur Sweatshirts aus denen sie tropften. Ja mit so schlechtem Wetter haben wir auch nicht gerechnet.
Es gab hier einen kleinen Andenkenladen, ein Rentner der als Volunteer jeden Sommer hier arbeitet (so möchte ich meinen Ruhestand auch gern verbringen!) verkaufte uns ein Bärenspray (46 $, ganz schön happig!) und riet uns am Old Faithful Visitor Center an einer Vorführung teilzunehmen damit wir es auch richtig zu benutzen lernen.
Da mußten wir jetzt eh hin, wir haben für 3 Nächte eine Cabin in der Old Faithful Lodge gebucht. Die Lodge war mit GPS Koordinaten gut zu finden, das Gelände am Old Faithful ist eher unübersichtlich, Strassennamen und Hausnummern wären praktisch gab es aber nicht. Unsere Cabin war schon frei. Das Zimmer war schon klein aber ganz gemütlich, jedenfalls wenn man die Heizung anmacht, wir packten erst mal aus
links neben das Bett paßte gerade so eben die Kühlbox und diente dort als zweites Nachtschränkchen. Rechts neben dem Bett war die Dusche mit WC. Wie ihr seht kochten wir erst mal Kaffee
danach gingen wir ins Visitorcenter von unserer Hütte aus sind das 5 Minuten zu Fuß und ließen uns beraten. Der nächste Ausbruch des Old Faithful soll gegen 20 Minuten vor 4 statt finden und um 16 Uhr ein Wildlife-Talk mit einem Ranger inclusive Bärensprayvorführung. Bis dahin hatten wir noch gut einen halbe Stunde Zeit. Wir schauten uns das schöne Old Faithful Inn an und reservierten einen Tisch im Restaurant fürs Abendessen.
der mehrstöckige Bau ist wirklich komplett aus Holz, nur der Kamin in der Mitte ist gemauert. Hier hätte ich gern übernachtet aber die Zimmerpreise waren leider indiskutabel.
Pünktlich zum Ausbruch standen wir im stetigen Regen mit hunderten anderen Touris am Old Faithful. Schon beeindruckend, das zu sehen aber nach 3 Minuten wird es langweilig (ich habe einen verwackelten Film gedreht aber ihr wißt ja wie das aussieht). Die Pools am West Thumb Basin haben uns besser gefallen. Danach gings wieder ins Vistorcenter. Leider hatte der Ranger die Demospraydose vergessen, so dass es bei einer mündlichen Erläuterung blieb. Was er sonst über die Tiere sagte war aber sehr interessant:
wußtet ihr dass es 4600 Bisons im Park gibt? Dazu 30.000 Elks, je 600 Schwarz- und Grizzlybären aber nur 100 Elche? Außerdem gut 100 Wölfe, Kojoten (die Zahl habe ich vergessen) und Pronghorns. Man soll Bären ganz ruhig ansprechen wenn man ihnen zufällig begegnet (braver Bär, ja brav isser
), keinesfalls wegrennen. Wenn sich der Bär mehr als 10 Meter nähert soll man das Spray benutzen (aber nur wenn der Wind nicht auf einen selbst zuweht). Das Bärenspray ist ein extra scharfes Pfefferspray, für Menschen nicht geeignet (sprich: wenn man das selber ins Auge bekommt hat man kein Problem mit dem Bär mehr). Tja wir hofften auch daß es nicht zum Einsatz kommen muß. Laut Angabe des jungen Rangers gibt es pro Jahr etwa eine größere Bärenattacke, dieses Jahr mußte schon mal jemand das Spray einsetzen und der Bär hat sich wieder verzogen (die Statistik ist also auf unserer Seite).
Das war jetzt schon mal interessant, ich hatte mal gehört wie man sich gegenüber Pumas verhält, da ist es ganz anders: man soll sich groß machen laut schreien, halt irgendwie Eindruck schinden, der Katze das Gefühl vermitteln man sei stärker. Bei Bären wäre das genau die falsche Reaktion, die greifen dann sofort an. Bären gegenüber muss man möglichst harmlos wirken, quasi blond gucken :blank:
Aber eigentlich soll man überraschende Begegnungen mit Bären vermeiden indem man Lärm macht. Bären sind Einzelgänger und suchen das Weite wenn sie merken dass sie nicht alleine in einem Gelände sind. Man soll in Gruppen wandern (wir sind zwei das ist leider noch keine Gruppe), Bärenglocken sollen helfen. Singen wäre auch einen gute Idee. Ich singe zwar gerne aber „Im Frühtau zu Berge“ in Endlosschleife, ne dann doch lieber eine Bärenglocke. Ein Getthoblaster wäre auch eine gute Idee.
Wesentlich häufiger sind aber Bison- und Elkattacken, der Ranger warnte uns eindringlich davor näher als 25 Meter an diese Tiere ranzugehen (von Bären soll man 100 Meter Abstand halten). Das wußte ich schon und habe mir diverse Youtube Videos angeschaut auf denen Menschen erst die Tiere verfolgen und dann dreht das Vieh den Spieß um...
Er erklärte auch noch wie man Schwarz- von Grizzlybären unterscheidet, die Zuhörer stellten viele Fragen, so dauerte das Ganze eine Dreiviertelstunde statt der geplanten 30 Minuten und als wir danach wieder nach draußen gingen (die Runde hatte wegen des Regens im Visitorcenter stattgefunden) hat es doch wirklich aufgehört zu regnen.
Hinter den Old Faithful gab es einen kleinen Rundweg: der Geyser Hill, den gingen wir jetzt.
Ich weiß gar nicht wie ich das beschreiben soll, wir waren einfach restlos begeistert, ein Pool ist schöner als der andere, es blubbert, spuckt, zischt, brodelt, röhrt, es dampft einem ins Gesicht... wenn man den Yellowstone nur von Bildern kennt kann man sich das nicht vorstellen! Trotzdem lasse ich jetzt mal die Bilder sprechen:
Depression Geyser, der Name paßt gar nicht finde ich (auch wenn das vielleicht Bodensenke und nicht Depression heißen soll)
die "Farbspuren" der auslaufenden Pols sind einfach irre toll
da hinten scheint gerade ein anderer Geysir auszubrechen
Heart Spring, der geht mir ans Herz
Beach Spring
am besten gefielen mir die blauen Pools und noch schöner sind sie wenn sie blubbern
diese beiden Bilder sind vom Doublet Pool
dieser sprudelte so schön, leider habe ich vergessen den Namen zu fotografieren
Sponge Geyser
Vault Geyser
Chinese Spring
von dem schönsten -dem Ear Spring- habe ich nur ein verwackeltes Foto, er ähnelte dem Chinese Spring nur die Form ist ovaler
Das Wetter war zum Schluß richtig schön geworden!
Glücklich und mehr als zufrieden gingen wir in unsere Hütte zurück, als wir beim Old Faithful vorbei gingen brach er gerade noch mal aus und jetzt standen da nur noch eine Handvoll Touristen
so macht das viel mehr Spaß! Allerdings sah man vor lauter Dampf den Wasserstrahl fast nicht, vielleicht habe ich darum auch diesmal kein Foto gemacht? Ich weiß es nicht mehr.
Nach einer Dusche ging es zu Fuß ins Old Faithful Inn, das Essen dort war überraschenderweise gar nicht sehr teuer, die Karte hatte aber wenig Auswahl wir entschieden uns statt dessen für das Büffet, was 27 $ pro Nase kostete und wirklich erstklassig war: gekochtes Rindfleisch (zart, wirklich allererste Sahne!) mit Meerettischsoße oder Fischfilet, Pürre, mehrere Gemüse zur Auswahl, Suppe und Salatbuffet und ein wunderbarer Apfelkuchen zum Schluß, Kaffee war im Preis inbegriffen und Wasser als Getränk ist eh immer umsonst, also das hatte ich viel schlimmer erwartet. Und die Bude war voll. Ohne Reservierung hätten wir keinen Platz bekommen.
Auf dem Heimweg war es stockdunkel, Lampen? Fehlanzeige! Man sah den Weg kaum und ich fand meine Taschenlampe nicht (natürlich war sie in den Tiefen des Rucksacks verborgen) wir gingen statt über den Weg über die hellen Planken am Old Faithful vorbei und hofften dass kein Bär kommt
aber alle Bären schliefen schon
im Häuschen angekommen köpften wir eine Flasche Wein und ich gratulierte mir zum xten Mal für die geniale Idee hierher in Urlaub zu fahren! Josef war auch schwer beeindruckt, so toll hatte er es sich nicht vorgestellt.