Tag 2 – Sonntag, 09.09.2007:Las Vegas - Death Valley NPDer Jetlag durchkreuzt heute Morgen unsere Pläne von länger Schlafen und ohne Weckerklingeln sind wir vor 07.00 Uhr hell wach. Frank verschwindet im Bad, ich versuche derweil die Kaffeemaschine in der Küchenecke des Zimmers in Gang zu setzen, krame den Laptop hervor und versuche mich zum 1. Mal an einer W-Lan-Verbindung in den USA. Das klappt hervorragend, das W-LAN ist aber ziemlich langsam und nicht sonderlich stabil und bis ich einen Gruss in die Heimat gesendet habe vergeht einige Zeit, da die Tastatur des Laptops plötzlich nicht mehr alle Buchstaben kann. Ich tippe zwischendurch immer wieder Sonderzeichen, die ich durch Umschalttaste umgehen muss. Leider weiss ich nicht genau, wie ich diese Tastenbelegung ausschalten kann (oder ist die Tastatur sogar defekt ?) und nur mühsam, mit einigen Flüchen, hangele ich mich durchs WWW um die Wettervorhersage für die Ziele in Kalifornien zu checken. Die Voraussage für die nächsten 10 Tage verspricht bombiges Wetter, warme und sonnige Tage, aber auch kühle Nächte in den Hochlagen der Sierra Nevada.
Als Frank aus dem Bad kommt, gönnen wir uns jeder eine Tasse Kaffee und nachdem auch ich die Badezimmerzeremonie hinter mich gebracht habe, werden die Sachen zusammengerafft und Frank kämpft ebenfalls mit der Tastatur, um per Mail unsere sichere Landung und den Start der Rundreise zu übermitteln.
Mit knurrenden Mägen sind wir vor 8.00 Uhr auf der Paradise Road unterwegs und beschliessen, auf der Tropicana Avenue einen Supermarkt zu suchen für Frühstück und Ersteinkauf. Wir müssen nicht lange suchen, im Bereich der University of Nevada lacht uns das Schild eines Vons-Marktes entgegen. Bewaffnet mit unserer langen Einkaufsliste durchstöbern wir den Laden nach den Lebensmitteln und verschiedenen Artikeln wie Küchenrolle, Spülmittel, Waschmittel, Feuerzeuge, Batterien usw., die wir für den Campingaufenthalt benötigen. Mit Kundenkarte erhält man 10 Dosen Chef Boyarde Nudeln für 9.99 $ und ich fülle beim Kundenservice ein Formular aus und halte wenig später eine Vons-Kundenkarte in den Händen, die auch in den Safeway-Märkten gilt. Wir decken uns reichlich ein mit Konserven und verpackten Lebensmitteln, gönnen uns frische Croissants fürs Frühstück und verschiedene andere Leckereien. Beim Auto werden die Croissants verzehrt und wir nehmen Kurs auf Henderson. Wir passieren das Hofbräuhaus und stoppen am Sunset Station um das Schwestercasino unseres letztjährigen Hotels in Augenschein zu nehmen.
Einige Fotos später sind wir wieder auf Kurs. Auf unserer langen Einkaufsliste stehen verschiedene Ausrüstungsgegenstände. Nachdem beim letzten Urlaub in Italien meine Isomatte ihren Dienst quittiert hat, brauche ich Ersatz und da Therm-a-rest-Matten in den USA die Hälfte der UVP in Deutschland kosten, ist Frank auch ohne Matte angereist und möchte sich ein Light-Modell aus gestanzten Schaum zulegen. Mit der von Mapquest-geplanten und ausgedruckten Route mit Karte dirigiere ich Frank zum REI-Store, den wir erst einmal verfehlen. Nachdem wir gewendet haben, erwischen wir doch die korrekte Abfahrt vom Green Valley Parkway zum Village View Drive und wenig später entdecken wir den Store.
Wir setzen uns ein Limit von 1 Stunde und betreten den Laden. Im Unterschied zu den Campingabteilungen der Walmart- und K-mart-Märkte verkauft REI fast ausschliesslich hochwertige Markenware renommierter Outdoorausrüster. Die Zeit verfliegt geradezu und nachdem wir das Sortiment begutachtet haben, treffen wir eine Auswahl und unser Einkaufskorb füllt sich langsam. Jeder eine Therm-a-rest-Matte, die passenden Nylonhüllen, Gaskartuschen, Trekkingmahlzeiten, ein Funktionsshirt für Frank und ein kartenfähiges GPS mit Höhenmesser und Kompass für Katja. In der Bücher- und Kartenabteilung bleiben wir länger hängen und anschliessend liegen diverse Trails Illustrated Topo Maps von National Geographic in unserem Einkaufskorb. Mit Daunenjacken ist man noch nicht gut sortiert, die Winterware würde in den nächsten Wochen geliefert und wir verlassen mit mehreren Tüten bepackt den Laden.
Trotzdem der Trailblazer einen riesigen Kofferraum hat, wird es langsam unübersichtlich und das Chaos würden wir heute Abend erst einmal sortieren müssen. Noch immer fehlen ein paar Gegenstände auf unserer Einkaufsliste und das nächste Ziel ist das Walmart Supercentre in der Marks Street. Viel länger als geplant halten wir uns hier auf, was grösstenteils den Verlockungen der Hunting, Camping und Fishing Abteilung anzurechnen ist. Um weitere Ausrüstungsgegenstände, Kleidung, Mini-DV-Kassetten, Lebensmittel und Gebrauchsgüter wie Spülschüssel und Transportbox reicher, verlassen wir das Supercentre und nehmen jetzt endlich Kurs auf Death Valley.
Ein Stop an einem Fastfoodlokal und wir gönnen uns bei Carls Jr. jeder ein Menü mit einem Burger, belegt mit Bacon und Onion Rings der erstaunlich gut schmeckt. Wir nähern uns dem Flughafen und sortieren uns auf die State Road 160 ein. Doch wir kommen nicht weit. Frank biegt ab, ich ahne es schon – in Richtung Silverton Casino und BassPro Shop. Meine Proteste werden überhört und er meint ich könnte ja im Auto warten, er würde sich nur schnell das Messer holen, dass es letztes Jahr nicht gab. Im heissen Auto möchte ich auch nicht sitzen und ich folge ihm ein wenig missmutig ins überdimensionale Blockhaus.
Die Einrichtung des Ladens entzückt mich auch heute wieder und mit deutlich besserer Laune streifen wir durch das urige Ambiente. Da die Bilder vom letzten Jahr nicht so toll geworden sind, kommt die neue Nikon jetzt zum Einsatz.
Die Auslagen gefallen mir sehr gut und neben der Rolltreppe haben wir bereits unsere 1. Bärenbegegnung.
Im 1. Stock ist die Jagdabteilung und in einer der Vitrinen liegt das Buck Alpha Hunter mit Rosenholzgriffschalen, so hofft Frank. Der Platz in der Vitrine ist leer und ein Verkäufer kommt uns zur Hilfe. Es ist so, wie ich schon befürchtet habe, das Messer ist zur Zeit ausverkauft, die Nachlieferung wird aber binnen der nächsten 2-3 Wochen erwartet. Dann sehen wir uns in etwa 3 Wochen wieder und wir plaudern noch ein wenig mit dem Verkäufer. Ed, so heisst er, erzählt uns, dass er in den 50er Jahren in Deutschland gewesen wäre, infolge der Contergan-Affäre. Das erklärt jetzt auch das Fehlen seines linken Armes. Er war damals noch ein Kind und die Erinnerungen sind verschwommen und verblasst. Wir verabschieden uns da wir schon mal hier sind, können wir auch noch mal am T-Shirt Stand im Erdgeschoss vorbei sehen.
Wenig später quetschen wir eine weitere Tüte in den Kofferraum des Trailblazers und Frank ist jetzt zufrieden und wir starten jetzt wirklich in Richtung Death Valley. Es ist Nachmittag und im Westen brauen sich dunkle Wolken zusammen. Es wird doch nicht regnen ? Frank beruhigt mich und nachdem wir infolge einer Umleitung zunächst in die falsche Richtung fahren, geht es jetzt endlich auf der State Road 160 gen West voran.
In Höhe des Red Rock State Parks ist die Verlockung gross, sollen wir ? Nein, wir sind standhaft und der Park bleibt weiterhin unbekanntes Terrain für uns. Almählich ändert sich die Landschaft. Die roten Felsen werden von braunen Hügelketten abgelöst.
Die Strasse geht endlos in Richtung Horizont.
In Pharump biegen wir auf die State Road 378 in Richtung Shoshone ab. Nach passieren der Grenze von Nevada zu Kalifornien verläuft die Strasse als SR 178. Geplant war bei Anfahrt die Besichtigung verschiedener Ziele an der Badwater Basin Road.
Doch die Sonne sinkt unbarmherzig und die Schatten werden länger und länger. Trotzdem stoppen wir immer wieder unseren Wagen und geniessen die Weite und die Stille der Mojave-Wüste. Nach den ganzen Shopping-Exzessen ist es viel zu spät und die Black Mountains glimmen bereits in sanften rot-braun-Tönen des Sonnenunterganges.
Als uns das Schild des Death Valley National Park begrüsst, verzaubert die versunkene Sonne mit zarten Pastelltönen den Himmel und taucht die Hügelketten für wenige Stunden ins dunkle Schattenreich der Nacht.
Es ist noch immer heiss, sehr heiss und wir steigen wieder ins Auto. Geplant war die Übernachtung auf dem höher gelegenen Wild Rose Campground um der Hitze zu entfliehen. Es dämmert immer mehr, die Dunkelheit rückt unbarmherzig näher und wir verlegen die Übernachtung auf den Campground der Furnace Creek Oase, da wir die raue, unbefestigte Strasse nicht bei Dunkelheit fahren wollen. Schneller als uns lieb ist, verschwindet das letzte Licht des Tages und nur der Lichtkegel unserer Scheinwerfer begleitet uns auf der langen Fahrt zur Oase.
Bei heruntergekurbeltem Fenster geniessen wir das laue Lüftchen des Fahrtwindes und nach kurzer Zeit ist das Auto so aufgeheizt, dass wir das Fenster schliessen und die Klimaanlage einschalten. Ziemlich spät erreichen wir den Campingplatz, der kaum besucht ist und nachdem wir einige Runden gekreist sind, haben wir uns für einen Stellplatz mit Baumbestand entschieden und errichten im Dunkeln unser Zelt. Dieses Mal sind wir nicht mit der fummeligen Einbogen-Konstruktion von Vaude angereist, sondern mit dem kleinen Geodäten von Jack Wolfskin, der minimal nur für das Abspannen des Vorzeltes einen einzigen Hering benötigt. Wir schlagen mit dem Campingbeil trotzdem ein paar weitere Heringe ein und die Matten kommen zu ihrem ersten Einsatz. In der beengten Schlafkabine liegen die Matten im Fussbereich übereinander, im Schulterbereich passen sie gerade so nebeneinander in den asymmetrischen Grundriss des Innenzeltes. Die Schlafsäcke lassen wir direkt in den Hüllen im Auto und entrollen stattdessen die Fleeceinlets die wir als Schlafunterlage nutzen wollen.
Da der Campground keine Duschen hat, füllt Frank unsere Campingdusche mit Wasser das mit bester Badetemperatur aus der Wasserleitung kommt und hängt diese an einen stabilen Ast in die Bäume. Kaltes Wasser wäre uns lieber gewesen, doch das Klima an einem der heissesten Orte der Erde hat auch das Wasser in den Leitungen aufgeheizt. An einem Automaten bezahlen wir die Campinggebühr und überlegen ob wir ein Lagerfeuer entzünden sollen. Aufgrund der Hitze verzichten wir, bei den Temperaturen rinnt fast unaufhörlich Wasser durch unsere Kehlen und wir haben schon einen kleinen Hügel leerer Plastikflaschen aufgeworfen, den wir jetzt in einen Müllbeutel räumen und auf der Fussmatte im Auto deponieren.
Gegenüber von unserem Zeltplatz haben es sich zwei Camper auf dem Tisch der Sitzgruppe bequem gemacht und bewundern auf dem Rücken liegend den Sternenhimmel. Als wir sie bemerken, überfällt uns ein schlechtes Gewissen, denn mit jedem öffnen einer Tür an unserem Trailblazer geht auch das Standlicht an und es dauert nicht lange bis die beiden sich eine neue Sternenwarte suchen.
Auf ein üppiges Abendessen haben wir bei den Temperaturen keinen Appetit und wir begnügen uns mit ein paar Blätterteigteilchen, die aufgrund der Hitze ziemlich pampig geworden sind. Das erspart uns den Abwasch und wir widmen uns jetzt ebenfalls der Sternbeobachtung. Die Dose Bier ist warm und bleibt zunächst im Kofferraum, stattdessen findet Wasser weiterhin reissenden Absatz. Wenn das so weiter geht, müssen wir nach Death Valley bereits wieder nachkaufen.
Als wir langsam müde werden überzeugen wir uns nochmal davon, dass die Sternengucker ihren Platz verlassen haben, entkleiden uns und stellen uns unter die Outdoordusche, wo wir uns mit einem Spritzer Bioseife die salzige Haut reinigen und anschliessend in die Schlafgewänder und ins Zelt schlüpfen. Hier ist es inzwischen megaheiss, die Temperatur in einer indianischen Schwitzhütte dürfte kaum höher sein und als erstes wird das Überzelt fast vollständig zurückgezogen und gegen Flattern mit ein paar Heringen gesichert. Nach dieser Aktion sind wir wieder schweissgebadet und stellen uns zur Erfrischung kurz unter das warme Wasser.
Im Zelt ist an Schlaf zunächst nicht zu denken und es wird eine sprichwörtliche heisse Nacht. Das Innenzelt besteht grösstenteils aus Moskitonetz und aus unserer Schlafloge sehen wir die Sterne funkeln und Lauschen den Geräuschen der Nacht. Es dauert eine ganze Weile bis Sandmännchen ein Einsehen hat und uns ins Reich der Träume hinübergleiten lässt.
Übernachtung: Furnace Creek Campground 12 $
Gefahrene Meilen: 189