Sonntag, 1. September 2013
Ich war relativ früh wach und surfte im Internet. Heiko aber schlief. Und schlief. Irgendwann duschte ich und ging los, Frühstück zu holen, denn das gab es nur bis 9 Uhr. Ich besorgte uns beiden einen O-Saft, Heiko Kaffee, mir Kakao und uns beiden Toast, Heiko dazu noch Marmelade. Ich nahm Käse aus unserer Kühlbox. Heiko wurde langsam wach. Mensch, der war ja richtig platt!
Unser Tagesprogramm hätte eigentlich aus dem Besuch des Canyonlands NP bestanden. Mit diversen kleinen Wanderungen und Viewpoints. Wandern geht aber gar nicht. Was also tun? Erst mal Wäsche waschen fahren. Der Waschsalon liegt genau neben dem City Market, wo ich währenddessen Medikamente besorgen konnte.
Es dauerte noch eine Weile bis Heiko sich fertig gemacht hatte. Alles ging heute etwas langsamer voran. Ich besorgte Dayquil und Nyquil und weitere Tabletten gegen den Schnupfen. Außerdem noch etwas, was meinen trockenen Husten etwas beruhigen sollte. Schließlich habe ich uns die ganze Nacht mit meinem „Gebelle“ wach gehalten.
Naja, es war dann nach dem Waschsalon schon fast Mittagszeit und wir aßen im Wendy´s noch einen Happen. Für Heiko Chili und für mich eine Ofenkartoffel.
Tja und dann machten wir etwas, von dem ich nie gedacht hätte, das wir das tun würden. Wir fuhren die Potash Road an, um darüber den Shafer Canyon und dann über den Shafer Trail den Canyonlands NP zu erreichen. Durch die Fahrt durch´s Valley of Gods waren wir wohl mutig geworden und meinten nun, die Potash Road schaffen wir jetzt auch locker…
Am Anfang war´s leicht. Eine ganz normale Straße, an einer Seite sehr hübsch der Colorado und auf der anderen Seite schöne rote Felswände. Wir kamen auch am Trailhead zum Corona Arch vorbei. Wehmütig schaute ich zu den Leuten, die gerade von der Wanderung zurückkamen oder sich startklar machten. Och menno! Das würde ich auch sooo gerne machen! Aber das ist total unvernünftig.
Ob es vernünftiger war am Trailhead vorbei zu fahren, fragte ich mich im weiteren Verlauf der Strecke allerdings auch noch ein paar Mal. So lange die Straße noch von LKWs genutzt wurde, die Material bzw. den Abraum (or whatever) transportierten, war sie asphaltiert. Aber hinter der Firma wurde sie unbefestigt, wenn auch noch nicht allzu schlecht. Klar, wir mussten mal einem Stein oder einer tiefen Spurrille ausweichen, aber nichts Schlimmes. Eine wunderschöne Gegend!
Und dann kam ein kleiner Hügel. Vielleicht so 5-10m hoch. Voll mit Steinen und Löchern. Und das direkt am Abhang. Wir standen wohl ein paar Minuten davor und überlegten, wie wir da heile hinaufkommen könnten und ob wir es überhaupt wagen sollten. Heiko hat sich seine Spur gesucht und gab Gas. Auf halber Strecke dann blieb er hängen, d.h. die Reifen drehten durch und der Traverse schaffte die Steigung einfach nicht. Das gibt es doch nicht! Ist der Motor echt so schwach??? Dann hatten wir natürlich Gegenverkehr. Ein Rubicon mit ordentlich Bodenfreiheit kam uns entgegen. Der hatte natürlich keine Mühe mit der Piste und die Insassen haben wahrscheinlich nur noch den Kopf über uns Blödmänner geschüttelt… Auf jeden Fall mussten wir Platz machen und Heiko ließ uns rückwärts wieder den Hang hinunter rollen ohne dass er sehen konnte, ob da vielleicht ein fieser Stein im Wege ist…
Es gab ein paar unangenehme Geräusche, doch keine wirklich bedrohlichen. Okay, 2. Versuch. Ich solle aussteigen und Heiko einweisen. Er müsse jetzt ganz weit links fahren, dann käme er hoch, Ganz links??? Neee, da ist doch der Abgrund! Geht nicht anders. Doch, umdrehen! Hier kann ich nicht wenden…
Okay, ich stieg aus und lief den Berg hinauf. Heiko gab sozusagen Vollgas und fuhr los. Ganz links. Sehr weit links. Zu weit links! Ich winkte wie wild und deutete ihm an, dass er mit dem linken Vorderreifen gleich ins Leere (und in die Tiefe!) greift. Heiko hatte aber längst den Kopf aus dem Auto gestreckt und sagte: „Sehe ich selber!“ und fuhr weiter. Und dann war er oben. Boah, ich war atemlos. Nicht nur vom Laufen auf den kleinen Hügel hinauf – das kann ich euch sagen! Das war wirklich haarscharf. Vermutlich hat Heiko das die ganze Zeit gewusst und hat mich deswegen aussteigen lassen, weil er einfach dieser Herausforderung nicht widerstehen konnte. Manchmal ist er einfach nur noch durchgeknallt…
Tja, dann waren wir oben und ich dachte, wir hätten das Schlimmste bestimmt überstanden. Die Strecke war auch danach nicht leicht zu fahren, aber es ging. Dann kam aber eine neue Sorge auf uns zu: Genau in der Richtung, in die wir fuhren, zog ein Gewitter auf. Zur einen Seite sah das Wetter ganz prima aus, in der anderen Richtung ging gerade die Welt unter, so schien es. Sch…, ein nasser Shafer Trail wäre sicher nicht befahrbar! Also umkehren? Wie, noch mal diese Strecke? Das ist genauso Mist. Also Gas geben so gut es ging (meist unter 10mph) und hoffen, dass wir noch rechtzeitig am Shafer Trail sind.
Dann war die Strecke wieder ganz erträglich und wir hofften ernsthaft, dem Gewitter noch entkommen zu können. Dann aber sah ich in der Ferne einen Geländewagen, der da „herumzirkelte“. Da müsse wohl noch einmal eine fiese Stelle sein. Als wir ein paar Minuten später dort ankamen, sahen wir, dass es wirklich eine fiese Stelle ist. Wir brauchten zwar eine Weile, aber mit der Wahl zwischen Unwetter erleben, die fiese Stelle von vorhin noch mal fahren oder vielleicht das Auto zu beschädigen, fuhr Heiko etwas mutiger und wir kamen durch. Nur einmal etwas aufgesetzt. Da wir aber keine Ölspur hinter uns her zogen (was ich heimlich zu beobachten versuchte), ging es weiter.
Dann endlich das lang ersehnte Schild des Nationalparks. Ab jetzt würde die Strecke bestimmt bequemer werden, denn der NPS hält ja wohl seine Straßen in Ordnung. Denkste! Es wurde noch mal richtig ruppig.
Dann aber ging es einigermaßen und wir schraubten uns den Shafer Trail hinauf. Um uns herum blitzte es wie verrückt, aber es regnete zum Glück noch nicht und die „Straße“ war auch trocken. Ich genoss die Aussicht, stellte aber bald fest, dass Heiko hier nicht nur wegen des drohenden Wolkenbruchs hier hinaufpeeste. Er war nicht ansprechbar, starrer Blick und er hatte Schnappatmung. Oh nein! Die Höhenangst! Hoffentlich bringt er uns hier heile hoch! Die Geschwindigkeit war enorm, die wir drauf hatten und mancherorts dachte ich schon, wir kriegen die Kurve nicht mehr…
Doch, Heiko ist ein sehr guter Autofahrer und er brachte uns nach oben. Lebendig, aber mein Blutdruck in der Höhe und Heikos im Keller. Wir erholten uns und irgendwann stiegen wir auch aus und Heiko machte wieder Fotos.
Wo wir doch nun schon hier sind, bat ich Heiko, noch zum Mesa Arch zu fahren. Wenigstens zu dem wollte ich laufen, wenn mir Corona und Delicate Arch schon verwehrt bleiben sollten.
Als erstes aber ein Toilettenstopp, wo Heiko erst mal das hier herumlungernde Wildlife fotografierte.
Dann ging es zum Trailhead des Mesa Arch. Das sollten wir doch schaffen, oder?
Der Weg war dann doch irgendwie lang. Zumindest in unserem Zustand. Eigentlich wäre die Steigung ja ein Klacks und auch die Länge des Trails eher lächerlich. Aber mit unseren Hustenanfällen zwischendurch dauerte es ganz schön lange und wir wurden ständig überholt. Aber dann war er zu sehen.
Jetzt geben wir auch nicht mehr auf!
Da isser!Ich wollte gerne auf den Arch hinauf, aber die ganze Zeit saß ein Pärchen genau am Aufstieg. Toll. Heiko macht seine Fotos und ich wartete. Dann endlich gingen sie, aber Heiko wollte nicht, dass ich über den Arch laufe. Bei meiner Erkältung zusätzlich zu meiner Neigung umzuknicken oder zu stolpern hielt er mich zurück. Recht hat er ja, aber ich wäre gerne darüber gelaufen.
Der Weg zurück kam mir dann unendlich lang vor. Ich war richtig doll erschöpft. Heiko aber auch. Schon so eine kleine leichte Strecke machte uns zu schaffen! Also dann nichts mehr hier anschauen und zurück nach Moab.
Die Strecke ist ganz hübsch, aber so richtig genießen konnte ich es nicht. Ich wollte nur noch schlafen. Um 17:30 Uhr erreichten wir dann den City Market in Moab und wir kauften für´s Abendessen ein. Die haben da ja eine Heißtheke und Heiko kaufte sich Hacksteaks (die ihm überhaupt nicht schmeckten) und zerpflücktes Hähnchen. Ich bekam einen großen Salat und Frühlingsrollen.
Das war´s dann für heute.
Unterkunft: Inca Inn Moab
Gefahrene Meilen: 86
Fazit des Tages: Wow, wir sind die Potash Road gefahren! Das würde ich nur noch mal machen, wenn ich das passende Auto dazu hätte. Denn die Gegend ist wirklich schön. Traurig war ich natürlich über den „verpassten“ Tag im Canyonlands NP. Auch Deadhorse Point State Park haben wir nicht angesteuert. Und natürlich auch nicht den Marlboro Point…
Anekdote des Tages: Heute keine, aber dafür morgen zwei…