Ich finde das Beispiel Auto vs. Aldi eigentlich recht passend. Während man in Deutschland eher bereit ist für Autos, oder besser gesagt deren Image, mehr Geld auszugeben - nur wegen der Qualität, versteht sich - spielt die Qualität in Sachen "Lebensmittel" plötzlich keine so wichtige Rolle. Parmaschinken braucht man sich gar nicht schneiden zu lassen, man weiß schon vorher, dass er schon etwas vertrocknet ist, denn gekauft wird er von der/dem deutschen Hausfrau/Hausmann kaum.
Das ist kulturell bedingt: Die Italiener z.B. stehen jeden Tag Schlange für Prosciutto die Parma. Sie geben auch einen größeren Anteil des Einkommens für Essen aus. Die Lebensmitteldiscounter sind ein deutsches Phänomen. Aber nicht die Nachfrage hat die Discounter in Deutschland erzeugt. Es standen nicht rudelweise Menschen mit Transparenten auf einer leeren Wiese, wo sie die Eröffnung der ersten Aldi Filiale gefordert hätten. Man hat nur erspürt, dass es hier für sowas einen Markt geben könnte.
Und andere Anbieter glauben, das funktioniere bei jedem Produkt.
Sicher sind die Leute woanders auch sparsam. Das ökonomische Prinzip gilt auch für die Verbraucher. Aber die Relation "Preis-Qualität" bei den verschiedenen Gütern/Leistungen, also was man als des Preises Wert ansieht, ist doch unterschiedlich in den verschiedenen Ländern.
Und das Preisniveau von Aldi un Co. drückt nicht nur den Preis der Mitbewerber, sondern auch die der Hersteller und Verarbeiter. Vordergründig profitieren wir v. Wettbewerb - bis plötzlich unsere Arbeitsplätze nach China gehen, weil unserer Arbeitgeber sein Produkt sonst nicht mehr zum wettbewerbsfähigen Preis anbieten kann. Wohlgemerkt zum "wettbewerbsfähigen Preis" nicht "Qualität".
Aber wir wissen, dass es sowas auch in Amerika gibt. Man denke nur an Walmart.
Es sind Klisches, aber mit einem wahren Kern. Der "Deutsche" spart gerne an Lebensmitteln und Dienstleistungen. Dafür hat er kein Geld. So kauft er sich gerne einen Rasenmäher für Tausende von Euros, aber gibt keinen Cent für einen Schüler aus, der für ihn den Rasen mähen würde.
Es ist ja auch kompliziert. Wie soll man verstehen, dass man Tomaten nicht beliebig billiger machen kann, ohne die Qualität nachhaltig zu beeinträchtigen, aber an einem T-Shirt, das in China genäht wurde, hierher transportiert wurde, hier vom Großhändler zum Einzelhändler gewandert ist, dessen Preis dreimal runtergesetzt wurde, dennoch jeder verdient? Und wir wollen diese Schnäppchen!
Und man sollte nicht die Sachen durcheinander bringen: Nur weil die Kaufkraft in Deutschland im Allgemeinen größer ist und hier Sachen einfach deswegen mehr kosten, heißt es nicht, dass wir für diese Sachen bereit sind mehr auszugeben. Eben so viel, wie nötig.
Und wir sind schon so gut erzogen, dass Leute, die Sachen, Leistungen zum normalen Preis erwerben, als unendlich dumm gelten. Clever ist, wer spart. "Was, Du hast deine Jeans regulär gekauft? Wie kann man nur?! Die habe ich im Outlet für den halben Preis gesehen".
Auch bei den Fluggesellschaften ist der Druck groß. Nur der sparsame Manager ist ein guter Manager. Und woran soll er sparen? Am Flugbenzin, an der Wartung, an Ersatzteilen? Riskant. Aber am Personal und an Dienstleistungen, da geht es risikolos! Und für die ein Flug ein Flug, ein Flug ist, ist es auch ok. Man übersieht nur, dass es auch andere Passagiere gibt - und die haben das Geld. So dreht man sich in der Spirale schön nach unten, bis der Insolvenzverwalter kommt. Und man wundert sich, warum z.B. Singapore Airlines zu den profitabelsten, aber keineswegs zu den billigsten gehört.
Nein, nein: "Geiz ist geil" ist ein Slogan für Deutschland - wir haben es uns verdient.
Übrigens: Fraport finde ich schrecklich!!! - als ob der Flughafen von ausrangierten Bänkern geführt werden würde.
Ich fliege, wenn es geht, nur über München. Notfalls über Düsseldorf und wenn es sich nicht vermeiden lässt, über FRA. Was leider oft genug vorkommt.
Nix für ungut
Mic