Es sei etwas Ketzerei erlaubt:
Davidc, ich denke, Du bist auch nicht auf die Discounter angewiesen. Fährst vermutlich einen schönen Wagen der gehobenen Mittelklasse, wenn nicht sogar etwas besseres, oder einen Firmenwagen, wohnst in Deinem Eigenheim und fliegst regelmäßig in die USA. Und dann freust Du Dich, dass Du die Kekse bei Aldi, in einem gepflegten Vorort, für 0,10 € günstiger gekriegt hast und glaubst, durch das Eingesparte hättest wieder einen kleinen Beitrag zur besseren Ausstattung Deines nächsten Wagens geleistet.
Noch bevor Du es zu persönlich nimmst: Ich habe keine Ahnung, ob meine Vermutungen zutreffen. Ich wollte nur den typischen Discounterkunden characteriesieren, den man auf den Parkplätzen und im Bekanntenkreis so beobachten kann. Also bitte, nicht als persönlichen Angriff auffassen. Wir zwei werden in dieser Frage eh nie auf einen grünen Zweig kommen.
Mit den Supermärkten ist es wie mit der Politik: Jedes Land hat die, die es sich verdient hat. Und nachdem schon die zweite Generation aufwächst, für die Discounter, deren Preise und Qualität selbstverständlich sind, weiß die Mehrheit bald gar nicht mehr, dass es auch Tomaten gibt, die auch wie Tomaten schmecken. Es ist ihnen auch nicht wichtig. Die Einbauküche für 30.000,- € ist wichtig. Für das Auto gibt man vielleicht noch etwas mehr aus, vielleicht sogar mehr, als man sich leisten könnte. Dass man dann nicht mehr so viel für Lebensmittel und so übrig hat... ist verständlich.
Man wird jetzt sagen, dass das nicht stimmt. Bei den Discountern kaufen vor allem Leute mit kleinem Einkommen ein. Ja, manche werden sich fehlleiten lassen. Die, die wirklich sparen müssen und es auch können, werden es nicht durch abgepackte Parma Schinken von Aldi schaffen. Die müssen kochen und den Umgang mit Grundnahrungsmitteln lernen.
Man braucht nur die wiederkehrenden Angebote der Discounter anzuschauen. Ein Großteil ist für Haus-/Gartenbesitzer gedacht. Die sind die Zielkundschaft, nicht die, die wirklich sparen müssen. An denen ist nichts verdient.
Was wirklich klever ist: Die Discounter haben das Bewußtsein erzeugt, die angebotenen Waren seien von guter Qualität. Egal, ob es Kekse sind, oder Computer. Und mittlerweile ist es auch egal, wenn einschlägige Tests etwas anderes sagen. Dieses Image ist fest verankert in den Köpfen der Leute.
Die Kekse werden doch vom Markenhersteller geliefert!? Na also. Und welche Zutaten in welchen Mengen verwendet werden, das versteht eh keiner.
Tomaten sind rot, Gurken sind grün - das reicht.
Es bedeutet freilich nicht, dass man nicht auch qualitativ gute Ware bekommen kann. Sowas in das Sortiment zu mischen ist wohl durchdacht.
Und: Ich bin freilich nicht davon überzeugt, dass die anderen Ketten/Marken nicht auch Schindluder mit den Kunden treiben. Es ist nicht so einfach Prinzipien, wie "gesunde, ausgewogene Ernährung" mit ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten in Einklang zu bringen. Schließlich kauft man nicht hauptberuflich ein.
Und ich habe auch meine "Achillesferse": Die Outlets in den USA. Das sind die wahren Discounter der USA - nur nicht für Lebensmittel. Wenn ich da die Preise sehe, weiß ich auch, dass man diese Ware zu diesem Preis unmöglich "fair" produzieren kann. Ein Paar Jeans für 30,-$? Von den Baumwollfeldern, über die Weberei, Färberei, Schneiderei, Transport und Zwischenhändler bis hin zum Outletladen will jeder etwas verdienen. Wie geht das? Es geht nur, wenn die meisten in dieser Kette ökonomisch, wie ökologisch hemmungslos ausgebeutet werden.
Und trotzdem freue ich mich diebisch... Im Verdrängen sind wir alle große Meister und berufen uns auf das "ökonomische Prinzip".
Nichts für ungut.
Mic