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Autor Thema: Wer das Visum überzieht, gilt als Verbrecher  (Gelesen 1484 mal)

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Heiner

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Wer das Visum überzieht, gilt als Verbrecher
« am: 15.08.2007, 08:39 Uhr »
Hi!

In der Einwanderungspolitik der USA gilt das Prinzip „Null Toleranz". Wer nur einen Tag zu lange bleibt oder als Tourist einen Laptop dabeihat, kann Probleme bekommen. Juristen raten Gaststudenten, während des Studiums das Land nicht zu verlassen.

http://www.welt.de/politik/article1105102/Wer_das_Visum_ueberzieht_gilt_als_Verbrecher.html

Gruß Heiner


Wat mutt, dat mutt

Aaronp

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Re: Wer das Visum überzieht, gilt als Verbrecher
« Antwort #1 am: 15.08.2007, 08:59 Uhr »
Das ist mal wieder eine wunderbare Berichterstattung. Mal ehrlich:
wer das Visum überzieht, ist selbst Schuld. Mit der alten Dame kann
ich kein Mitleid haben. Ich denke, dass auch D mit Personen die ein
Visum überziehen, ähnlich verfahren würde.

Gut recherchiert kann der Artikel auch nicht sein. Dann hätten schon sehr
viele User aus dem Forum mit ihrem Laptop Probleme gehabt. Also meiner
Meinung nach, absolut schlechter Artikel. Es geht nur darum, die Amis mal
wieder an den Pranger zu stellen, wie engstirning doch die Einreiseprozedur
und alles darum herum ist. Da braucht sich auch keiner mehr wundern, warum
so viele Leute, die noch nie in den Staaten waren, immer negativ darüber erzählen.

Gruß
Aaronp

Antje

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Re: Wer das Visum überzieht, gilt als Verbrecher
« Antwort #2 am: 15.08.2007, 10:09 Uhr »
Hallo,

ich bin sicher ebenfalls kein Freund amerikanischer Daten-Sammelwut und der Aushebelung des Rechtsstaatprinzips - nichtsdestotrotz:

Überall auf der Welt ist es nunmal so: Visabestimmungen sind peinlichst genau einzuhalten. Ich habe ja auch schon als Reiseleiter gearbeitet und kann nur sagen: Da verstehen auch die Europäer keinen Spaß!

Hatte auf einer 3-Tages-Busreise nach London eine in Deutschland geborene Serbin dabei (d.h., als sie geboren wurde, hieß das noch Jugoslavien) mit unbegrenzter Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland (ist ganz einfach: Eltern von dort, sie hier auf die Welt gekommen, nie dort gelebt, noch in der Schule zum Abitur...).

Sie war sich gar nicht kalr, daß sie für England ein Visum braucht. Tja - die hat wunderbare 3 Tage in Calais verbracht.... keine Ausnahmen, lückenlose Kontrolle.

Und das gilt für jedes Land.

Und bloß weil man ne  alte Dame ist, auch alte Damen müssen nunmal die Gesetze einhalten.

Antje

OWL

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Re: Wer das Visum überzieht, gilt als Verbrecher
« Antwort #3 am: 15.08.2007, 10:21 Uhr »
Wer sich ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung aufhält, ist in jedem Land illegal. Daher ist der ganze Artikel eine Nicht-Meldung.

Das einzige, was mich etwas wundert, ist die Zeitung, in der das ganze erschienen ist. Die Welt war früher ja deutlich konservativ und weniger anti-amerikanisch. Solche Artikel hätte es vor 10 Jahren in der Welt eher nicht gegeben.

Quid licet Iovi, non licet bovi

Doc Snyder

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Re: Wer das Visum überzieht, gilt als Verbrecher
« Antwort #4 am: 15.08.2007, 10:31 Uhr »
Und täglich grüßt das Murmeltier  :D.

Wäre es nicht schön, wenn man Links zu Artikeln posten könnte, ohne dass die wöchentliche Grundsatzdiskussion über angeblich "antiamerikanische" Medien immer wieder aufs neue geführt wird  :wink: ?

OWL

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Re: Wer das Visum überzieht, gilt als Verbrecher
« Antwort #5 am: 15.08.2007, 11:15 Uhr »
Mich hat ja nur gewundert, daß dieses Murmeltier des regelmäßigen USA-Bashings diesmal aus der Welt grüßt.

Quid licet Iovi, non licet bovi

DocHoliday

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Re: Wer das Visum überzieht, gilt als Verbrecher
« Antwort #6 am: 15.08.2007, 12:12 Uhr »
Kritische Berichterstattung ist nicht dasselbe wie USA-"Bashing"

Nur weil das Beispiel, dass die Problematik ja nur illustrieren soll, schlecht gewählt ist, ist das Problem, mit dem sich ein Artikel auseinandersetzt, nicht gleich aus der Welt.

Das man jetzt schon der Springerpresse Antamerikanismus vorwirft, ist echt bemerkenswert.  :shock:

Alles mit Antiamerikanismus abzutun, macht zwar die Duskussion leichter, und bewahrt einen vielleicht davor, selber nachdenken zu müssen, bringt aber niemanden wirklich weiter.

Bevor jetzt wieder die Fragen nach China, Russland oder sonstigen anderen Ländern kommen: Wenn ich einen Freund kritisiere, dann tue ich deshalb, weil mir dieser Freund etwas bedeutet. In diesem Zusammenhang ist es mir völlig egal, was andere tun. Sein Verhalten wird nicht dadurch besser, weil andere noch schlimmer sind.

Für die Deutschen sind nunmal Einreisebestimmungen in Länder, in die sowieso kaum jemand fährt, ziemlich uninteressant. Die Verhältnisse in Spanien, Italien, Frankreich, Türkei und natürlich auch den USA betreffen aber viele Reisende direkt und sind deshalb interessant.
Gruß
Dirk

OWL

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Re: Wer das Visum überzieht, gilt als Verbrecher
« Antwort #7 am: 15.08.2007, 13:01 Uhr »
Noch mal: Hier wird den USA etwas vorgeworfen, das jedes Land der Welt genauso macht. Oder gibt es irgendein Land, in dem es legal ist, sich illegal aufzuhalten?

Quid licet Iovi, non licet bovi

Aaronp

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Re: Wer das Visum überzieht, gilt als Verbrecher
« Antwort #8 am: 15.08.2007, 13:03 Uhr »
Es geht ja um die Art der Recherche. Es ist halt nicht erlaubt. Wird
aber so dargestellt, die arme alte Dame und es ging ja nur um 3 Tage.

Und mal ehrlich: wo hat der Reporter die Idee mit dem Laptop her?
Das verunsichert doch nur Reisende, die keine Erfahrung haben. DA
taucht dann hier im Forum irgendwann die Frage wieder auf: Darf ich
einen Laptop mitnehmen oder nicht. Absolut schlecht gemacht.

Gruß
Aaronp

Doc Snyder

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Re: Wer das Visum überzieht, gilt als Verbrecher
« Antwort #9 am: 15.08.2007, 13:07 Uhr »
Noch mal: Hier wird den USA etwas vorgeworfen, das jedes Land der Welt genauso macht. Oder gibt es irgendein Land, in dem es legal ist, sich illegal aufzuhalten?


Es geht in dem Artikel um die Verhältnismäßigkeit.

Ein anderes (leicht übertriebenes  :wink:) Beispiel: Du fährst in einer 30er - Zone nicht 30 sondern 31 kmh, was nicht erlaubt ist und sollst dafür aber € 1000,- Strafe zahlen. Gerecht?

OWL

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Re: Wer das Visum überzieht, gilt als Verbrecher
« Antwort #10 am: 15.08.2007, 13:15 Uhr »
Es geht in dem Artikel nicht um Verhältnismäßigkeit. Um die dazustellen, müßte man Vergleiche anstellen, und genau das tut der Artikel nicht! Ob aus Faulheit des Journalisten oder weil dann die USA vielleicht doch gar nicht so schlecht wegkämen, kann ich nicht sagen.

Quid licet Iovi, non licet bovi

Doc Snyder

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Re: Wer das Visum überzieht, gilt als Verbrecher
« Antwort #11 am: 15.08.2007, 13:19 Uhr »
Es geht in dem Artikel nicht um Verhältnismäßigkeit. Um die dazustellen, müßte man Vergleiche anstellen, und genau das tut der Artikel nicht! Ob aus Faulheit des Journalisten oder weil dann die USA vielleicht doch gar nicht so schlecht wegkämen, kann ich nicht sagen.

Für die Deutschen sind nunmal Einreisebestimmungen in Länder, in die sowieso kaum jemand fährt, ziemlich uninteressant. Die Verhältnisse in Spanien, Italien, Frankreich, Türkei und natürlich auch den USA betreffen aber viele Reisende direkt und sind deshalb interessant.

OWL

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Re: Wer das Visum überzieht, gilt als Verbrecher
« Antwort #12 am: 15.08.2007, 13:20 Uhr »
So, jetzt habe ich es: :shock: :shock: :shock:

Dieser Artikel ist nämlich nicht nur schlecht gemacht, sondern sogar schlecht abgeschrieben!!! Das ganze ist ein Plagiat eines Artikels, der vor über einem Jahr im Handelsblatt erschienen ist:
http://www.handelsblatt.com/news/Default.aspx?_p=200051&_t=ft&_b=1096492
Die arme Alte aus Südafrika, die Ihre noch nie gesehenen Enkel besuchen will, der Flughafen Atlanta, alles schon mal dagewesen, z.T. fast wörtlich abgeschrieben:

Handelsblatt vor 14 Monaten:
Zitat
ATLANTA. Die alte Dame ist seit mehr als 24 Stunden auf den Beinen. Ihre Reise hat am Vortag in Südafrika begonnen. Jetzt ist sie endlich in Atlanta gelandet. Irgendwo dort, am Ende einer langen, steilen Rolltreppe, warten ihre Tochter und ihre Enkel, die sie noch nie gesehen hat. Doch vor der Begrüßung muss die Dame noch die Einwanderungsschleuse passieren. Ein Grenzbeamter winkt sie zu sich heran, zieht ihren Pass durch den Scanner – und zögert. Sein Computer meldet: Die Dame habe vor Jahren ihr Besuchervisum um drei Tage überschritten.

Eine Erklärung dafür hat sie nicht, sie kann sich nicht einmal mehr daran erinnern

Welt gestern:
Zitat
Die alte Dame aus Südafrika ist gerade in Atlanta gelandet. Sie will ihre Tochter besuchen, die hier lebt, und ihre Enkel, die sie noch nie gesehen hat. Der Grenzbeamte zieht ihren Pass durch den Scanner – und zögert. Sein Computer zeigt an, dass die Dame vor vielen Jahren ihr Besuchervisum um drei Tage überschritten hat. Eine Erklärung hat sie nicht, sie kann sich nicht einmal mehr daran erinnern.

Und hier hatten wir uns über den Handelsblatt-Artikel ausgetauscht:
http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=18566.0


Quid licet Iovi, non licet bovi

DocHoliday

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Re: Wer das Visum überzieht, gilt als Verbrecher
« Antwort #13 am: 15.08.2007, 13:26 Uhr »
Also handelt es sich einfach um schlechten Journalismus, sogar um abgeschriebenen schlechten Journalismus. Aber warum hier einige gleich wieder mit dem Totschlag-Argument Antamerikanismus kommen, erklärt das immer noch nicht.
Gruß
Dirk

OWL

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Re: Wer das Visum überzieht, gilt als Verbrecher
« Antwort #14 am: 15.08.2007, 13:45 Uhr »
Ein guter Artikel über die Verhältnismäßigkeit der Regelungen der USA würde eben die Verhältnisse messen. Was passiert, wenn ein Ausländer in Deutschland, anderen EU-Ländern, der Schweiz, Australien oder anderen demokratischen Ländern seine Aufenthaltszeit überzieht? Wenn man dann zu dem Ergebnis kommt, daß die Bestimmungen der USA deutlich schärfer sind oder es signifikant mehr Willkür gibt, würde ich das unter sachliche Kritik fassen. Daß ein solcher Vergleich aber nicht gemacht wurde, läßt IMHO nur zwei mögliche Schlüsse zu:

1. Schon der Handelsblatt-Journalist wollte nicht allzu viel Zeit für Recherche verwenden.
2. Bei einem solchen Vergleich wäre die USA gar nicht so schlecht bei weggekommen und das paßte nicht in sein Weltbild.


Die schlimmsten sachlichen Fehler des Handelsblatt-Artikels hatte ratlady hier analysiert:
http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=18566.msg228839#msg228839
Und da fällt es eben auf, daß alle Fehler die USA in ein schlechtes Licht rücken. Das kann eigentlich kein Zufall sein.




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