zu unserem Thema...eben entdeckt...
http://www.zeit.de/online/2006/36/USA-Kritik-Deutschland
Interessanter Artikel, auch wenn er z.T. sehr stark pauschalisiert.
Ganz am Ende findet sich ein Satz, der die Verhältnisse zwischen "den Deutschen" und den USA glaube ich ganz gut charakterisiert:
"Es könnte letztlich auch bedeuten, dass man am nahen Verwandten die höheren Maßstäbe anbringt. Schließlich ist nach Timothy Garton Ash Europa „ein pubertierender Sohn, der sich gegen seinen amerikanischen Onkel auflehnt, der ursprünglich einmal Europas Tochter gewesen ist."Meiner Meinung nach spricht aus der zum Teil übertriebenen Kritik an den USA (von Amerika-"Feindlichkeit" würde ich gar nicht mal reden) einerseits die enttäuschte Liebe zu einem Land, dass als Vorkämpfer der Freiheit und der Demokratie gesehen wurde und nun selbst Menschenrechte verletzt, foltert und nach Meinung vieler gegen das Völkerrecht verstößt, wann immer es im eigenen Interesse scheint. Der im Artikel thematisierte Unilateralismus (wir entscheiden und Ihr mach gefälligst mit oder "wer nicht für uns ist, ist gegen uns) hat sicher zusätzlich dazu beigetragen.
Zum anderen handelt es sich wohl auch um den Versuch, sich vom großen Bruder (oder vom "amerikanischen Onkel") zu emanzipieren, dem wir unsere Freiheit und unsere Demokratie zu verdanken haben, der uns mittels des Marshallplans nach dem Krieg wieder auf die Beine geholfen und uns im kalten Krieg gegen die Bedrohungen aus dem Osten verteidigt hat. Genau wie bei einem Sohn/einer Tochter, die sich von den Eltern lösen will, schießt diese Abgrenzung manchmal auch über das Ziel hinaus.
Die Reaktion der Amerikaner, uns als "old Europe" zu disqualifizieren, was ja wohl nichts anderes heißen sollte, als das wir inzwischen nicht mehr wichtig/nicht mehr ernst zu nehmen seien, weil wir die Zeichen der "neuen Welt" nicht erkannt hätten, hat sicher auch nicht gerade zu einer besseren Stimmung gegenüber den USA beigetragen (nicht nur hier, sondern auch in Frankreich und anderen europäischen Ländern).
Trotz alledem glaube ich, dass es sich bei der Mehrheit der deutschen nicht um Amerikafeindlichkeit handelt, sondern eher um ein tief sitzendes Unbehagen gegenüber der aktuellen amerikanischen Politik und den Ansprüchen der USA, als Supermacht außerhalb aller internationalen Vereinbarungen zu stehen (Stichwort internationaler Gerichtshof, Kyoto-Protokoll, Ablehnung der UNO, etc., etc.).
Ich bin mal gespannt, wie schnell sich das Bild in den Meinungsumfragen mit einem neuen (demokratischen?) Präsidenten ändert.