Wobei Du allerdings nicht genau den Punkt triffst, die Aussage ist eigentlich nicht gewesen, dass man Business fliegen MUSS, wobei das die wirklichen Gutverdiener im Freundeskreis tun, sondern dass man sich das nicht mehr abgewöhnen kann. Wer Business Class geflogen ist, wird es wieder versuchen und je öfter es gelingt, umso schwerer fällt es, wieder Economy zu fliegen. Bei vielen ist das schon nach ganz wenigen Flügen so, bei manchen schon nach dem ersten.
Das ist das, was ich eigentlich vorne meinte. Das mag sicherlich auch sehr von der Grösse abhängen, wie man mit 1,60m oder so in Economy sitzt, kenne ich eben nicht. Aber wenn Du Dir vorstellst, dass Deine Knie in den Vordersitz drücken, Du die Beine kein bischen gerade machen kannst, weil das Schienbein nicht unter den Vordersitz geht und Du so 10 Stunden wie ein Affe auf einem Schleifstein sitzen sollst, dann verstehst vielleicht, warum die Menschen überhaupt gerne mehr Platz hätten und dafür deutlich mehr Geld ausgeben.
Meine Hoffnung, dass dieser Wahnsinn mit den immer enger werdenden Sitzen mit Corona vielleicht eine Trendumkehr erfährt, erfüllt sich anscheinend leider nicht. Ich würde auf Langstrecke weiterhin Business fliegen (s.o. - einmal versaut, immer versaut), aber mittlerweile fliege ich auch kaum noch Mittelstrecke (Balearen, Kanaren, Türkei), weil es da einfach zu eng ist. Es gibt da zwar auch sog. XL Seats mit etwas mehr Platz, aber wenn das Plätze am Notausgang sind, darf ich als Behinderter nicht da sitzen, zudem sind das sehr abgezählte Plätze.
Aber wenn Du schon in Business in die USA geflogen bist, wirst Du versuchen, dabei zu bleiben. Das ist nicht nur preislich ein grosser Unterschied zu Economy. Bei mir ist es ganz einfach: vor dem Flug in Economy graust es mich, der ist eine notwendige Massnahme für den Urlaub, auf den Business Class Flug freue ich mich, der ist bereits Teil des Urlaubs. Auf unserem Flug mit Condor nach Las Vegas sass ein recht junger Mann überm Gang quasi neben mir, er erzählte mir, dass er in San Francisco in einer deutschen Bäckerei als Kundenbetreuer arbeiten würde. Er wäre zurück nach Deutschland geflogen, um sich operieren zu lassen, er habe einen Arbeitsunfall gehabt und keine hinreichende Krankenversicherung in den USA. (Meine Güte!). Er wäre wieder gesund und würde nachher umsteigen zum Weiterflug nach SFO. Ich fragte ihn, ob sein Arbeitgeber ihm den Flug bezahlen würde, was er verneinte. Er würde sich aber trotzdem nie mehr "hinten reinsetzen", das wäre ja abartig, nur um ein paar Hundert Euro zu sparen einen ganzen Tag lang wie im Schweinetransporter zu sitzen und für jeden Scheiss extra bezahlen zu müssen. Das wäre es ja wohl überhaupt nicht wert, er würde jetzt einen guten Whiskey trinken (den hatte er schon bekommen) und nach dem Essen würde er sich hinlegen und pennen und seinen Flug geniessen. Er wäre auf seinem ersten Flug seinerseits in Eco geflogen und wäre entsetzt, dass die Leute das freiwillig tun. Beachtliche Erkenntnis, der hatte sicherlich kein Mördergehalt.