Manchmal fehlen mir hier im Forum echt die Worte. Da wird für jede Reise eine Reisekostenrücktrittsversicherung abgeschlossen, die sowieso nur in extremen Fällen die Kosten einer Stornierung erstattet und auch noch einen nicht ganz unerheblichen Eigenanteil hat.
Nein, nicht für jede Reise. Wir haben eine Jahrespolice mit sehr guten Konditionen. Für jede Reise dranzudenken wäre ja lästig und vor allem teuer wenn man mehrmals im Jahr verreist. Das macht Sinn, wenn man wie wir meistens die günstigen, nicht stornierbare Flüge oder Fährpassagen bucht die nicht stornierbar und meistens auch nicht umbuchbar sind.
Nochmal: Ich bin der Meinung, dass die Kombination aus abgesichertem Risiko zusammen mit dessen Eintrittswahrscheinlichkeit diese Versicherung unsinnig macht - egal, ob man eine einzelne Police pro Reise abschließt (wie bei vielen Online-Portalen oder im Reisebüro angeboten) oder eine Jahrespolice hat, in beiden Fällen ist es herausgeworfenes Geld. Es lohnt sich übrigens, oft auch mal einen Blick in die Tarifregeln des Fluges zu werfen, häufig findet sich da (auch bei den billigsten Flügen) folgender Passus:
UNLESS OTHERWISE SPECIFIED
CANCELLATIONS
ANY TIME
TICKET IS NON-REFUNDABLE.
WAIVED FOR DEATH OF PASSENGER OR FAMILY MEMBER.
NOTE -
THE FOLLOWING RULES APPLY PER PRICING UNIT.
--------
WAIVERS MUST BE EVIDENCED BY DEATH CERTIFICATE.
Damit ist bereits ein Teil dessen, für den eine Reiserücktrittskostenversicherung aufkommt, abgedeckt - man kann in diesem Fall kostenlos stornieren (dieser Passus stammt aus den Regeln des billigsten Lufthansa-Tarifs FRA-LAX). Und manche Tarife haben sogar noch ein "Illness of passenger" dabei, dann sind 90% der Haftungsfälle abgedeckt. Und Hotels bzw. Mietwagen kann man sowieso häufig kostenlos oder wenigstens günstig stornieren.
Das hier gesagte gilt natürlich nur für entsprechende Bausteinbuchungen wie im Falle von USA-Reisen viele hier machen, bei einer Pauschalreise, die mehrere tausend Euro kostet und bei der man kurzfristig bei einer Stornierung so gut wie nichts zurück bekommt, sieht die Abwägung natürlich anders aus.
Vergleichbares habe ich für Gepäckversicherungen leider nicht gefunden, viel zu viele Ausschlussklauseln, nicht praxisgerechte Reisefristen (bis 10 Tage, wer 2 oder 3 Wochen verreist zahlt kräftig drauf) und gerade bei Gepäckversicherungen dann auch noch Selbstbeteiligungen bzw. nur Zeitwerterstattungen.
Dann hast Du die falschen Versicherungen gefragt. Versuch mal einen Makler - ich hatte eine Jahrespolice dafür, die alle Reisen bis 90 Tage abgedeckt hat, keine Selbstbeteiligung beinhaltete und dank Domizilklausel auch am Wohnort galt. Hat (zugegebenermaßen ist das einige Jahre her) pro Jahr um die 80 DM gekostet.
Die aktuellen Kosten habe ich nicht geprüft, aber laut
diesem PDF bietet z.B. die DEVK auch heute noch eine vergleichbare Versicherung mit 90 Tagen Reisedauer und Neuwertentschädigung an, die für alle Familienmitglieder gilt (also nicht pro Person abgeschlossen werden muss).
Und günstig sind die Gepäckversicherungen dann auch nicht (29 Euro für 1000 Euro Versicherungssumme und 31 Tage Dauer - pro Person wohl gemerkt; Angebot der ELVIA).
Jetzt hast Du vermutlich auch Deine Reiserücktrittskostenversicherung nicht bei der ELVIA, oder? Das hat sicher einen Grund...
Was der Versicherungsmensch meines Vertrauens dazu sagt weiss ich auch: Kappes (das ist westerwälderisch und heisst so viel wie Quatsch, Unfug).
Wenn man jedes Mal am Gepäckband zittert, ob auch alle Koffer auftauchen, weil der Inhalt so wertvoll ist, dass der Verlust eine massive Delle im Urlaubsbudget bedeuten würde, dann ist diese Aussage schlicht Unsinn. Wie alles im Leben ist so eine Versicherung halt eine Abwägung, ob man das Risiko tragen möchte oder eben nicht. ICH habe mich zwischenzeitlich auch dagegen entschieden, da Kosten und Nutzen für MICH nicht in Relation zu bringen waren, aber in der geschilderten Situation mit der hochwertigen Trekkingausrüstung würde sich meine Entscheidung vermutlich schnell wieder ändern.
Er empfiehlt eine Hausratversicherung damit z.B. ein Fahrraddiebstahl versichert ist. Und natürlich eine Krankenversicherung. Die haben wir auch. Und eine Unfallversicherung und eine Haftpflicht die auch auf Reisen gilt. Haben wir auch. Die Reiserücktrittkostenversicherung ist dann schon Luxus und nicht zwingend nötig. Die Gepäckversicherung ... (siehe oben). Ich bräuchte eine solche nur explizit für den Flug und das wird wohl nicht angeboten.
Aber das wird jetzt hier ziemlich
Für allgemeine Lebenssituationen mag das alles richtig sein, wenn man auch schon über die Sinnhaftigkeit einer Unfallversicherung diskutieren kann. Aber eine Hausratversicherung nutzt im Regelfall bei Gepäckverlust auf einem Flug nichts, da dieses Risiko explizit bei den meisten Policen ausgeschlossen ist. Wer also in der persönlichen Risikoabwägung dieses Risiko als hoch ansieht (und hier kann nur jeder für sich entscheiden), muss eben eine solche Versicherung abschließen.
Viele Grüße - Dirk