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Autor Thema: Germanwings 4U9525  (Gelesen 75597 mal)

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Tinerfeño

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Re:
« Antwort #180 am: 01.04.2015, 13:06 Uhr »
Ja, ich bin deutlich mehr betroffen, wenn Deutsche in einem deutschen Flugzeug sterben als wenn Papuaner in der xy Maschine abstürzen. Schließlich projeziert man solch ein Ereignis auf sich selbst und sein Umfeld und mit meinem unmittelbaren Lebensumfeld kann ich mich deutlich stärker identifizieren als mit Menschen und Ereignissen auf der anderen Seite des Erdballs.

Da stimme ich zu. Wenn man dann noch ab und zu fliegt (was in diesem Forum ja nicht unüblich ist), und dann womöglich DUS auch noch fast der eigene "Heimflughafen" ist, sieht man so eine Katastrophe mit ganz anderen Augen. Auch MH 17 hat mich erstaunlicherweise mehr berührt als MH 370, weil das ein Flug abgehend aus AMS war. Das ist menschlich.
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motorradsilke

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Re: Re:
« Antwort #181 am: 01.04.2015, 13:28 Uhr »

Ich w�rde sogar fast vermuten, dass das Video f�r die Nachwelt - also auch die Allgemeinheit - erstellt wurde.

Stimmt! F�r wen sonst?
Andersherum: Woraus sollte sich eine Geheimhaltungsobliegenheit ableiten lassen? Daf�r k�nnten ggf. ethische Gesichtspunkte sprechen, die jedoch keineswegs eindeutig sind. Man landet bei einer Interessenabw�gung.

Mic
Der Todeskampf von 149 Menschen gegen die Sensationsgier von Menschen, die das nichts angeht. Da wüsste ich, wessen Interessen stärker zählen.
Wenn sie es wollen, würde ich das Video den Angehörigen zur Verfügung stellen.
Und ich hoffe, dass es bei den Ermittlungsbehörden kein schwachen Mitarbeiter gibt, die gegen eine gewisse Summe das Video kopieren und der Presse zukommen lassen.

Tinerfeño

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Re: Re:
« Antwort #182 am: 01.04.2015, 13:30 Uhr »
Wenn sie es wollen, würde ich das Video den Angehörigen zur Verfügung stellen.

Das wären schon viel zu viele Menschen. Spätestens dann dauert es nicht mehr lange, bis es auf Youtube landet.
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McC

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Re: Re:
« Antwort #183 am: 01.04.2015, 13:42 Uhr »
Und ich hoffe, dass es bei den Ermittlungsbehörden kein schwachen Mitarbeiter gibt, die gegen eine gewisse Summe das Video kopieren und der Presse zukommen lassen.

SPON Zitat:
Die französische Justiz hat die Herausgabe eines Videos gefordert, das die letzten Sekunden im Inneren der abgestürzten Germanwings-Maschine zeigen soll. "Wenn eine Person ein solches Video besitzen sollte, muss sie es umgehend den Ermittlern übergeben", hieß es vom zuständigen Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liege den Ermittlern kein Video vor, das den Absturz des Airbus A320 zeige. Bereits am Dienstag hatte Robin gesagt, er wisse nichts von einem solchen Fund.

Die "Bild"-Zeitung und das französische Magazin "Paris Match" hatten berichtet, ein solches Video sei auf einem am Absturzort gefundenen Speichermedium entdeckt worden. Den Berichten zufolge sind die Aufnahmen stark verwackelt, sie seien im hinteren Teil des Germanwings-Fliegers aufgezeichnet worden. Gefunden wurde das Speichermedium laut "Bild" von jemandem aus dem "Kreis der Ermittler". Die Echtheit der Aufnahme sei unzweifelhaft.

McC

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Re: Germanwings 4U9525
« Antwort #184 am: 01.04.2015, 15:17 Uhr »

Canyoncrawler

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Re:
« Antwort #185 am: 01.04.2015, 16:15 Uhr »
Ja, ich bin deutlich mehr betroffen, wenn Deutsche in einem deutschen Flugzeug sterben als wenn Papuaner in der xy Maschine abstürzen. Schließlich projeziert man solch ein Ereignis auf sich selbst und sein Umfeld und mit meinem unmittelbaren Lebensumfeld kann ich mich deutlich stärker identifizieren als mit Menschen und Ereignissen auf der anderen Seite des Erdballs.


Das geht mir genau so.
Und wenn, wie in diesem Fall Opfer aus dem Nachbarort kommen und man die Eltern eines zu Tode gekommenen Mädchens zum entfernten Bekanntenkreis zählt, dann empfindet man das in der Tat als echte Tragödie die einem Tage wenn nicht wochenlang mitnimmt. Selbst als ich noch nicht wusste, dass Passagiere aus unserer Region betroffen sind, hat mich dieser Absturz deutlich mehr betroffen gemacht als die Abstürze im asiatischen Raum oder über der Ukraine, ganz einfach weil es in unserem Nachbarland Frankreich passiert ist und nicht irgendwo weit weg auf der Welt.

Um jetzt nochmals auf die angesprochen, zusätzlichen psychologischen Untersuchungen für Piloten zurückzukommen:

JEDER, der im öffentlichen Raum irgendein Fahrzeug führt, ist grundsätzlich dazu geeignet, durch eigenes Fehlverhalten (mit welchen Ursachen auch immer) neben seinem eigenen Leben viele, viele andere Menschenleben zu gefährden.

Warum sich also jetzt die Berufgruppe der Piloten vornehmen? Weil es gerade "en vogue" ist?

Für Aktionismus und Einseitigkeiten bin ich auch nicht. Allerdings finde ich schon, dass man im Fall eines solchen Absturzes der ja mutmasslich auf eine psych. Erkrankung eines Flugzeugführers zurückgeht, Tests bei Verkehrspiloten anregen kann und von mir aus auch bei anderen Berufsgruppen die Passagiere befördern oder die Gefahrgüter transportieren, Zugang zu extrem giftigen, infektiösen oder radiaktiven Substanzen haben.
Eine tournusmässige Überprüfung auch der psych. Eignung im Rahmen von Arbeitsmedizinischen Untersuchungen - darüber sollte man nachdenken dürfen. Ggf. sollte da von Seiten der Verantwortlichen ein Arbeitskreis eingesetzt, Experten angehört werden etc. um dann nach ausreichender Datenlage, kritischer Bewertung und vor allem auch mit Distanz zu den aktuellen Ereignissen zu einem Ergebnis und ggf. weiteren Massnahmen zu kommen.

Es ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, dass man nach Herz-Kreislauferkrankungen und Lungenerkrankungen und Beeinträchtigungen der Sinnesorgane schaut - Krankheiten die zwar zu den häufigen Krankheiten zählen, aber eher weniger in den ersten 4 Lebensjahrzehnten auftreten.
Gleichzeitig aber die Untersuchung von psych. Belastungen am Arbeitsplatz und deren Folgen (Depressionen, Angststörungen etc.) ausspart, obwohl diese Erkrankungen in den letzten 10 Jahren nachweislich auf dem Vormarsch sind. Vgl. dazu diverse Veröffentlichungen z.B. von deutschen Krankenkassen, u.a. die Krankschreibungsdiagnosenauswertung). Diese Erkrankungen betreffen auch junge, fitte Arbeitnehmer und finden sich bei Arbeitnehmern zwischen dem 20. und 45. LJ deutlich häufiger als Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates.

Ich gehe sogar so weit, dass ich glaube, dass Piloten ein erhöhtes Risiko für Medikamenten- und Alkoholabhängigkeit haben -  durch den stressigen Job mit hoher Arbeitsbelastung und häufig wechselnden Schlafrhythmus durch Zeitverschiebung, wechselnde Flugdienstzeiten etc.
Wie verlockend ist der Griff zu Benzodiazepinen oder zu einigen Drinks an der Hotelbar um den Körper und den Geist in den Schlafmodus zu verhelfen wenn man gerade nicht schlafen kann aber eigentlich schlafen muss weil der Dienstbeginn am nächsten Tag einen ausgeruhten Körper und Geist verlangt?

Ich kann mir das sehr gut vorstellen, ohne dass jetzt pauschal jedem Piloten unterstellen zu wollen. Das könnte ein Problem sein, evtl. eines das man nicht so gerne hört und für das es keine einfache Lösung gibt in Zeiten von Kostendruck und Effizienzsteigerungen die in der Arbeitswelt verlangt werden.

Aber nur weil ein Pilot bei der Eingangsuntersuchung geistig fit und gesund war, einfach davon auszugehen dass diese glänzende psych. Gesundheit über 20-25 Jahre konstant bleibt, finde ich schon arg naiv.

Einen möglichen Substanzmissbrauch mal weiter gedacht:
Es ist ja nicht so, dass ein Mensch der regelmässig Benzodiazepine nimmt und um deren Wirkung dann aufzuheben ggf. eine Stimulanz schluckt bei längerem Gebrauch dieser Substanzen keine körperlichen Beschwerden und Folgeerkrankungen entwickelt und in seinen kognitiven Leistungen unverändert bleibt. Die Folgen sind aber nichtmit den derzeitigen Untersuchungsstandards messbar. Sie sind nicht in der Art und so offenkundig, dass man sie mit einem Standard-Labor, einfacher klinischerUntersuchung von Herz-Kreislauf-System, Überprüfung der Sinnesorgane und Fragebogeninterviews erkennen könnte.

Und da sehe ich einfach eine potentielle Lücke über deren Schliessung man viel eher nachdenken sollte als darüber die ärztliche Schweigepflicht auszuhöhlen und was für ein Quatsch gerade noch so durch die Politik geistert.
Gruss Kate
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Re:
« Antwort #186 am: 01.04.2015, 16:32 Uhr »

Ob Reaktorunfall in Fukushima, Bombing in Boston oder der Flugzeugabschuss über der Ukraine. Da fühle ich genauso mit, wie mit dem Germanwings-Absturz. Aber deutlich mehr betroffen? Mit Sicherheit nicht.... ein Unglück-Ranking kenne ich nicht !!!

Sicher? Somit ist es Dir egal, ob ein Dir Unbekannter tödlich verunglückt oder jemand den Du persönlich kennst? Der Tod Deines Nachbarn ist für Dich gleich wie der Tod Deiner Frau/Lebensgefährtin?


neoprenfisch

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Re: Germanwings 4U9525
« Antwort #187 am: 01.04.2015, 16:38 Uhr »

Wenn das gleiche Unglück in Papua-Neuginea stattgefunden hätte und keine deutschen Staatsbürger involviert gewesen wären, hätten wir diese Nachricht als "tragisch" bezeichnet und wären recht schnell wieder zur Tagesordnung übergegangen. Seien wir doch bitte ehrlich.


Nun, ich denke, das kommt daher, weil ein raeumliches "weit weg" auch ein gedankliches "weit weg" bedeutet. Z.B. erinnere ich mich gut daran als eine fruehere Freundin im Alter von 30 Jahren starb. Sie war in etwa gleich alt wie ich. Natuerlich war ich traurig dass sie sterben musste, zugleich beschlich mich aber das Gefuehl "die Einschlaege kommen naeher". Frueher war man es gewohnt, dass die "alten Leute" sterben. Oma, Opa, der alte Nachbar usw. Ploetzlich aber ist es sehr nah bei einem ...

Genauso ist es mit diesem Flug. Eine deutsche Fluggesellschaft mit vielen Deutschen drin. Da wird einem bewusst wie schnell es einen treffen kann. Und alleine daher kommen diese Gedanken schon mal auf, ganz abgesehen von der Sensationsgier mancher Menschen.

McC

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Re:
« Antwort #188 am: 01.04.2015, 16:39 Uhr »
Sicher? Somit ist es Dir egal, ob ein Dir Unbekannter tödlich verunglückt oder jemand den Du persönlich kennst? Der Tod Deines Nachbarn ist für Dich gleich wie der Tod Deiner Frau/Lebensgefährtin?

Es ist natürlich etwas anderes, wenn eine Person aus meinem persönlichen Umfeld verunglücken würde. Ich habe nur gemeint, dass ich keinen Unterschied sehe, wenn ein Flugzeug in den Alpen oder in der Ukraine abstürzt. Es macht mich nicht mehr oder weniger betroffen.

Smokey-the-Bear

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Re:
« Antwort #189 am: 01.04.2015, 18:33 Uhr »
Sicher? Somit ist es Dir egal, ob ein Dir Unbekannter tödlich verunglückt oder jemand den Du persönlich kennst? Der Tod Deines Nachbarn ist für Dich gleich wie der Tod Deiner Frau/Lebensgefährtin?

Es ist natürlich etwas anderes, wenn eine Person aus meinem persönlichen Umfeld verunglücken würde. Ich habe nur gemeint, dass ich keinen Unterschied sehe, wenn ein Flugzeug in den Alpen oder in der Ukraine abstürzt. Es macht mich nicht mehr oder weniger betroffen.

Vielleicht so:

Ob - ein mir unbekanntes - Opfer aus Buxtehude
ODER
ob - ein mir unbekanntes - Opfer aus Papua-Neuginea

kommt, macht im Endeffekt keinen signifikanten Unterschied aus. In beiden Fällen ist es tragisch, aber ich kenne die Leute nicht. Deswegen ist der eine Fall nicht "tragischer", als der andere Fall.
Viele Grüße
  Frank

  aka: Smokeybear

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Re:
« Antwort #190 am: 01.04.2015, 18:43 Uhr »
Ja, ich bin deutlich mehr betroffen, wenn Deutsche in einem deutschen Flugzeug sterben als wenn Papuaner in der xy Maschine abstürzen. Schließlich projeziert man solch ein Ereignis auf sich selbst und sein Umfeld und mit meinem unmittelbaren Lebensumfeld kann ich mich deutlich stärker identifizieren als mit Menschen und Ereignissen auf der anderen Seite des Erdballs.


Das geht mir genau so.
Und wenn, wie in diesem Fall Opfer aus dem Nachbarort kommen und man die Eltern eines zu Tode gekommenen Mädchens zum entfernten Bekanntenkreis zählt, dann empfindet man das in der Tat als echte Tragödie die einem Tage wenn nicht wochenlang mitnimmt. Selbst als ich noch nicht wusste, dass Passagiere aus unserer Region betroffen sind, hat mich dieser Absturz deutlich mehr betroffen gemacht als die Abstürze im asiatischen Raum oder über der Ukraine, ganz einfach weil es in unserem Nachbarland Frankreich passiert ist und nicht irgendwo weit weg auf der Welt.

Um jetzt nochmals auf die angesprochen, zusätzlichen psychologischen Untersuchungen für Piloten zurückzukommen:

JEDER, der im öffentlichen Raum irgendein Fahrzeug führt, ist grundsätzlich dazu geeignet, durch eigenes Fehlverhalten (mit welchen Ursachen auch immer) neben seinem eigenen Leben viele, viele andere Menschenleben zu gefährden.

Warum sich also jetzt die Berufgruppe der Piloten vornehmen? Weil es gerade "en vogue" ist?

Für Aktionismus und Einseitigkeiten bin ich auch nicht. Allerdings finde ich schon, dass man im Fall eines solchen Absturzes der ja mutmasslich auf eine psych. Erkrankung eines Flugzeugführers zurückgeht, Tests bei Verkehrspiloten anregen kann und von mir aus auch bei anderen Berufsgruppen die Passagiere befördern oder die Gefahrgüter transportieren, Zugang zu extrem giftigen, infektiösen oder radiaktiven Substanzen haben.
Eine tournusmässige Überprüfung auch der psych. Eignung im Rahmen von Arbeitsmedizinischen Untersuchungen - darüber sollte man nachdenken dürfen. Ggf. sollte da von Seiten der Verantwortlichen ein Arbeitskreis eingesetzt, Experten angehört werden etc. um dann nach ausreichender Datenlage, kritischer Bewertung und vor allem auch mit Distanz zu den aktuellen Ereignissen zu einem Ergebnis und ggf. weiteren Massnahmen zu kommen.

Es ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, dass man nach Herz-Kreislauferkrankungen und Lungenerkrankungen und Beeinträchtigungen der Sinnesorgane schaut - Krankheiten die zwar zu den häufigen Krankheiten zählen, aber eher weniger in den ersten 4 Lebensjahrzehnten auftreten.
Gleichzeitig aber die Untersuchung von psych. Belastungen am Arbeitsplatz und deren Folgen (Depressionen, Angststörungen etc.) ausspart, obwohl diese Erkrankungen in den letzten 10 Jahren nachweislich auf dem Vormarsch sind. Vgl. dazu diverse Veröffentlichungen z.B. von deutschen Krankenkassen, u.a. die Krankschreibungsdiagnosenauswertung). Diese Erkrankungen betreffen auch junge, fitte Arbeitnehmer und finden sich bei Arbeitnehmern zwischen dem 20. und 45. LJ deutlich häufiger als Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates.

Ich gehe sogar so weit, dass ich glaube, dass Piloten ein erhöhtes Risiko für Medikamenten- und Alkoholabhängigkeit haben -  durch den stressigen Job mit hoher Arbeitsbelastung und häufig wechselnden Schlafrhythmus durch Zeitverschiebung, wechselnde Flugdienstzeiten etc.
Wie verlockend ist der Griff zu Benzodiazepinen oder zu einigen Drinks an der Hotelbar um den Körper und den Geist in den Schlafmodus zu verhelfen wenn man gerade nicht schlafen kann aber eigentlich schlafen muss weil der Dienstbeginn am nächsten Tag einen ausgeruhten Körper und Geist verlangt?

Ich kann mir das sehr gut vorstellen, ohne dass jetzt pauschal jedem Piloten unterstellen zu wollen. Das könnte ein Problem sein, evtl. eines das man nicht so gerne hört und für das es keine einfache Lösung gibt in Zeiten von Kostendruck und Effizienzsteigerungen die in der Arbeitswelt verlangt werden.

Aber nur weil ein Pilot bei der Eingangsuntersuchung geistig fit und gesund war, einfach davon auszugehen dass diese glänzende psych. Gesundheit über 20-25 Jahre konstant bleibt, finde ich schon arg naiv.

Einen möglichen Substanzmissbrauch mal weiter gedacht:
Es ist ja nicht so, dass ein Mensch der regelmässig Benzodiazepine nimmt und um deren Wirkung dann aufzuheben ggf. eine Stimulanz schluckt bei längerem Gebrauch dieser Substanzen keine körperlichen Beschwerden und Folgeerkrankungen entwickelt und in seinen kognitiven Leistungen unverändert bleibt. Die Folgen sind aber nichtmit den derzeitigen Untersuchungsstandards messbar. Sie sind nicht in der Art und so offenkundig, dass man sie mit einem Standard-Labor, einfacher klinischerUntersuchung von Herz-Kreislauf-System, Überprüfung der Sinnesorgane und Fragebogeninterviews erkennen könnte.

Und da sehe ich einfach eine potentielle Lücke über deren Schliessung man viel eher nachdenken sollte als darüber die ärztliche Schweigepflicht auszuhöhlen und was für ein Quatsch gerade noch so durch die Politik geistert.


Vieles klingt - gerade im unmittelbaren, zeitlichen Kontext - zum Absturz in den Alpen für nachvollziehbar.

Dennoch:
Ich bleibe dabei, dass Piloten nur eine (von VIELEN) anderen Berufgruppen ist, die man dann unter ganz besonders intensive Beobachtung stellen müßte und zusätzlich ist es so, dass wir hier von einem (soweit bisher bekannt) absoluten Einzelfall sprechen.

Dagegen sind z.B. erheblich mehr Fälle von bewußten Geisterfahrern bekannt, die durch ihr tun ganz bewußt auch andere Menschen mit in den Tot gerissen haben. Die Anzahl der Betroffenen pro Unfall kommt dabei zwar nicht in die Nähe der Opferzahlen dieses Absturzes, jedoch dürfte das die Vielzahl solcher Unfälle zumindest egalisieren.


Das sind i.d.R. ganz "normale" Autofahrer. Wie Du und ich quasi. Dann müßtest Du an dieser Stelle so konsequent sein und jeden Autofahrer vergleichbaren regelmäßigen und eingehenden Untersuchungen zu unterziehen. Inklusive Dir selbst.

Man kann (muß) geeignete Vorkehrungen treffen.

Aber - trotzalledem - bleibt´s auch dabei:
Das Leben ist lebensgefährlich.

Auf´s Leben gibt nunmal keine Vollkaskoversicherung.
Viele Grüße
  Frank

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Canyoncrawler

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Re: Germanwings 4U9525
« Antwort #191 am: 01.04.2015, 19:29 Uhr »
Zitat
Dennoch:
Ich bleibe dabei, dass Piloten nur eine (von VIELEN) anderen Berufgruppen ist, die man dann unter ganz besonders intensive Beobachtung stellen müßte und zusätzlich ist es so, dass wir hier von einem (soweit bisher bekannt) absoluten Einzelfall sprechen.

Ich hatte ja schon geschrieben, dass die Ausweitung der Arbeitsmed. Untersuchungen auch für andere Berufsgruppen sinnvoll sind:
Zitat
auch bei anderen Berufsgruppen die Passagiere befördern oder die Gefahrgüter transportieren, Zugang zu extrem giftigen, infektiösen oder radiaktiven Substanzen haben.

Das es leider kein Einzelfall ist, ging kürzlich durch die Medien. Auf die schnelle gefunden z.B. im Focus vor wenigen Tagen berichtet: http://www.focus.de/panorama/welt/absturz-von-flug-4u9525-piloten-suizide-5-faelle-die-dem-germanwings-unglueck-aehneln_id_4573363.html

Zitat
Dagegen sind z.B. erheblich mehr Fälle von bewußten Geisterfahrern bekannt, die durch ihr tun ganz bewußt auch andere Menschen mit in den Tot gerissen haben. Die Anzahl der Betroffenen pro Unfall kommt dabei zwar nicht in die Nähe der Opferzahlen dieses Absturzes, jedoch dürfte das die Vielzahl solcher Unfälle zumindest egalisieren.


Das sind i.d.R. ganz "normale" Autofahrer. Wie Du und ich quasi. Dann müßtest Du an dieser Stelle so konsequent sein und jeden Autofahrer vergleichbaren regelmäßigen und eingehenden Untersuchungen zu unterziehen. Inklusive Dir selbst.
Zur Verhinderung von Geisterfahrten gibt es m.E. eine relativ einfach umsetzbare  Lösung: die Asphaltkralle, die bei Nutzung entgegen der Fahrtrichtung die Reifen punktiert und das Fahrzeug so an der Weiterfahrt hindert.

Unabhängig davon bin ich z.B. auch für Überprüfung der Fahrtüchtigkeit von Autofahrern bzw. stringentere Überwachung von Fahrverboten. Es sind m.E. einfach zu viele Lenker von Kraftfahrzeugen unterwegs die hinter dem Steuer nichts zu suchen haben.
Wenn jemand einen Schlaganfall, Hirnblutung, Krampfanfall, Synkope, Implantation/ Auslösen eines Defibrillator-Schrittmacher hatte oder unter Diabetes mit wiederholten Unterzuckerungen, Parkinson, Narkolepsie (plötzliches und immer wiederkehrendes Einschlafen in Alltagssituationen) etc. leidet, dann wird der Patient von seinem behandelnden Arzt darüber aufgeklärt dass er xxx Wochen/Monate kein Fahrzeug lenken darf.  Der Führerschein bleibt aber im Besitz des Erkrankten solange der Fahrer nicht durch einen Unfall o.ä. auffällig wird. 
Ob das Fahrverbot eingehalten wird, liegt im Prinzip in der Verantwortung des Patienten. Es findet sich ein Vermerk in den Krankenunterlagen und es wird empfohlen sich die erfolgte Aufklärung zum FAhrverbot vom Patienten unterschreiben zu lassen. Ggf. erfolgt eine Information für den weiterbehandelnden/einweisenden Arzt im Entlassungsbericht des Krankenhauses / der Rehaklinik.
Eine Meldung an die Strassenbehörde dass ein Fahrverbot nach den Richtlinien verhängt wurde, ist nicht vorgesehen.
Falls der Arzt wiederholt trotz neuerlicher Aufklärung des Patienten einen Verstoss gegen die Fahrverbotauflage feststellt, dann kann er seine Schweigepflicht verletzen und Meldung machen.
Hier müsste m.E. für den Zeitraum eines verhängten Fahrverbotes verpflichtend die Selbstanzeige des Patienten bei der Führerscheinstelle erfolgen und der Führerschein für den Sperr-Zeitraum bei der Behörde (oder auch bei der Polizei) hinterlegt werden müssen.

Unabhängig davon ist es m.E. auch sinnvoll im hohen Lebensalter die Funktion der Sinnesorgane und des Reaktionsvermögens in festgelegten Zeiträumen nachweisen zu müssen.
Gruss Kate
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Flicka

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Re: Germanwings 4U9525
« Antwort #192 am: 01.04.2015, 20:11 Uhr »
Auch wenn es in den letzten Jahrzehnten fünf ähnliche Fälle gab: Es sind und bleiben Einzelfälle.

Und wenn man die Berichterstattung so verfolgt, könnte man fast meinen, dass ein Pilot keine andere Möglichkeit hat, sich das Leben zu nehmen, als ein vollbesetztes Flugzeug zum Absturz zu bringen. Es gibt aber genug Leute, die bekommen das problemlos auch ohne Flugzeug hin.

Tinerfeño

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Re:
« Antwort #193 am: 01.04.2015, 22:23 Uhr »
Vielleicht so:

Ob - ein mir unbekanntes - Opfer aus Buxtehude
ODER
ob - ein mir unbekanntes - Opfer aus Papua-Neuginea

kommt, macht im Endeffekt keinen signifikanten Unterschied aus.

Es ist sicher nicht das einzelne Opfer, was einen mitnimmt. Es ist das "Gesamtpaket" aus deutscher Fluggesellschaft, deutschem Flugziel, einer Masse von europäischen Opfern, eines mutmaßlichen deutschen "Amok-Piloten" und eben auch die Tatsache, dass es nicht ganz unweit von Deutschland passiert ist.

Aber auch der Fakt, dass man selber öfters mal fliegt und man sich in den Kisten eigentlich immer recht sicher fühlt, beeinflusst oft die individuelle (Über-)Bewertung von Flugzeugabstürzen.
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Re:
« Antwort #194 am: 01.04.2015, 22:49 Uhr »
Es ist sicher nicht das einzelne Opfer, was einen mitnimmt. Es ist das "Gesamtpaket" aus deutscher Fluggesellschaft, deutschem Flugziel, einer Masse von europäischen Opfern, eines mutmaßlichen deutschen "Amok-Piloten" und eben auch die Tatsache, dass es nicht ganz unweit von Deutschland passiert ist.

Hat es diesen Mediensturm auch gegeben als der Tsunami über 550 deutsche Urlauber traf? Mitnichten! Es war eher das Unvorstellbare, wie damals bei 9/11. Unzählige Opfer bei einem Bombenanschlag auf einem Marktplatz nimmt man heute nur noch als Randnotiz wahr, aber wenn ein Flugzeug "absichtlich" gegen den Berg rast, dann weckt es das allgemeine Interesse des vermeintlich für nie möglich gehaltenen Crash. Man ist eben schon abgestumpft was Horrornachrichten betrifft.....