Hi Thorsten,
groß ausholen möchte ich gar nicht, dennoch will ich dein Posting nicht unbeantwortet lassen. Dazu erst noch ein Satz. Ich wohne mein ganzes Leben lang schon in der Nähe des Frankfurter Flughafens und beschwere mich in keinster Weise über den jetzigen Fluglärm.
Warum schlage ich mir vor den Kopf
Eigentlich aus vielen Gründen.
Frankfurt ist
der Verkehrsknotenpunkt in Deutschland. Hier treffen und kreuzen sich Autobahnen, Bahnstrecken und Luftverkehr. Das haben sicherlich andere Städte auch, aber im Verhältnis zur Größe der Stadt, trifft es Frankfurt jetzt schon heftig. Die heutige Haupteinflugschneise streift Frankfurt im Süden. Mit der neuen Landebahn werden Offenbach und die südlichen Stadtteile von Frankfurt direkt überflogen. Keine schöne Aussichten für die Lebensqualität und die negativen Folgen für z.B. Immobilienbesitzer.
Sicherlich hat der Flughafen für das Rhein-Main Gebiet eine große wirtschaftliche Bedeutung. Aber zu jedem Preis
Von den neuen Einflugrouten sind weit mehr als 100.000 Menschen betroffen. Und die werden sehr stark betroffen sein, wenn die Jets bis auf ein paar ganz wenige Stunden in der Nacht über ihre Dächer donnern. Die wirtschaftliche Bedeutung kann man auch anders aufrecht erhalten, aber da spielen unsere kleinkarierten Politiker mit ihrer Landespolitik nicht mit. Warum denkt niemand über folgendes Modell nach: Frankfurt bleibt der Drehpunkt des internationalen "Linien"-Flugverkehrs. Hahn wird für die Ferienflieger ausgebaut und zwischen Hahn und Frankfurt wird die Magnetschwebebahn gebaut. Die 100 km zwischen diesen beiden Flüghäfen kann die Magnetschwebebahn in 20 Minuten bewältigen. Viel weniger Zeit braucht man auch nicht vom Terminal 1 nach 2 in Frankfurt. ABER da werden ja Arbeitsplätze und Wirtschaftkraft von Hessen in ein anderes Bundesland abgegeben. Aus politischer Sicht ist so etwas natürlich undenkbar und grenzt an polit. Selbstmord.
Du spricht von Arbeitsplätzen. Ein paar wenige wird es durch die Erweiterung direkt am Flughafen geben. Die Fraport hat ihre ursprünglichen Zahlen schon längst zurückgefahren. Außerdem möchte ich nicht wissen, wie viele Firmen in der neuen Einflugschneise schließen werden und ihren Standort verlassen. Frankfurt könnte schwer unter der Erweiterung leiden, wenn die Menschen, die es sich leisten können, aus dem Einflugbereich fliehen, keine Nachmieter gefunden werden, die Mieten einbrechen und dann entsprechende soziale Schichten nachrücken. Dann verlassen noch mehr Firmen einschl. Arbeitsplätze diesen Bereich.
Jetzt noch etwas Hörensagen. In der Planfeststellung für den Bau der Startbahn West hat man dem Flughafen eine Auflage hineingeschrieben, wonach diese Startbahn nur genehmigt wird, wenn sich der Flughafen dazu verpflichtet, seine Grenzen zukünftig nicht zu verlassen. Sollte das stimmen, wäre der geplante Ausbau gar nicht zulässig. Aber eine Planfeststellung wird vom Regierungspräsident genehmigt und dies ist letztendlich ein politisches Amt. Wer jetzt Böses denkt, aber nein nicht doch.
Frankfurt wird durch seine zentrale Lage in Deutschland und der anderen Verkehrsanbindungen immer für den Flugverkehr interessant sein. Bleibt auch noch die Frage, ob der Flugverkehr in Zukunft so wächst, wie es die Fraport gerne sehen möchte. Das dachte man auch noch in den 90er Jahren von der Wirtschaft, von den astronomischen Geschäftsmöglichkeiten im Internet, UMTS bei den Handys usw. Heute sieht man das alles viel nüchterner. Jeder bangt um seinen Job, für die Rente sollen wir auf Urlaub verzichten, Öl wird immer teurer. Unter diesen Gesichtspunkten soll der Flugverkehr weiter wachsen wie in der Vergangenheit. Ich glaube daran nicht.
Ups, was habe ich am Anfang geschrieben, weit ausholen möchte ich nicht. War wohl nix. War aber bei weitem noch nicht alles.
Na machen wir noch einen. Die Fraport hat den Individualverkehr (Straßen und ÖPNV) in der Planfeststellung nur mit für das Jahr 2015 prognostizierten Fluggastzahlen geplant (etwa geplante Inbetriebnahme der neuen Landebahn). Das neue Terminal aber so ausgelegt, dass sie weit über das Jahr 2015 hinaus weiter steigende Passagierzahlen abfertigen können. Dies wiederum schafft der Individualverkehr gar nicht und somit müssten ganz neue Verkehrsführungen großräumig um den Flughafen geschaffen werden, mit wiederum neuen Belastungen für die Anwohner. Die Fraport hat in der Planfeststellung schon ein paar richtige Klopfer drin. Leider glaube ich auch dabei nicht, dass sich die Fraport an der "Schönplanerei" verschluckt. Sie ist halt der größte Arbeitgeber in Hessen und hat die volle Unterstützung der Landesregierung.
Jetzt höre ich aber wirklich auf, sonst wird's nochmal so lang.