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Autor Thema: Streik der Lufthansa Piloten ab 22.02.2010  (Gelesen 13708 mal)

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Elvi

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Re: Streik der Lufthansa Piloten ab 22.02.2010
« Antwort #105 am: 03.04.2010, 09:52 Uhr »
Weiß eigentlich jemand etwas (aktuell) Neues bezüglich des Streiks???

Bei NTV (Videotextseite 412) steht quasi, dass der Streik vorerst vom Tisch sei, da sich die VC mit einem Schlichtungsverfahren einverstanden erklärt habe.

Bei anderen Fernsehsendern steht (identisch) im Videotext (z. B. ARD, Seite 702), dass die VC das Schlichtungsverfahren von Vorbedingungen abhängig macht und vorerst weiter auf einen Streik beharrt.

Ich hoffe, das die NTV-Nachricht aktueller sind als die übrigen Nachrichten...

Gruß
Elvi

wilma61

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Abercrombietommy

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Re: Streik der Lufthansa Piloten ab 22.02.2010
« Antwort #107 am: 03.04.2010, 10:19 Uhr »
auf der LH Homepage ist bei den aktuellen Fluginformationen die Streikankündigung verschwunden.

und dann so ne Info
http://www.rtl.de/cms/information/rtlaktuell/artikel/2010-04/lufthansa-piloten_beharren_auf.html   ???
Liebe Grüsse Nina

JürgenH

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Re: Streik der Lufthansa Piloten ab 22.02.2010
« Antwort #108 am: 03.04.2010, 11:20 Uhr »
RTL hat recht, zumindest damit, dass der Streik noch nicht vom Tisch ist.
LH sagt, wir schlichten nur, wenn ihr (VC) den Streik absagt. Die VC sagt, wir sagen den Streik ab, wenn wir uns auf einen Schlichter und den Gegenstand der Schlichtung geeinigt haben.

Übrigens: Wenn ich mir als Unternehmer sicher bin, dass cih Schadenserstz für den Streik zu bekommen habe, dann würde ich sofort klagen.
Damit wäre der Streik abgewendet, die VC platt gemacht und ich als Unternehmer kann machen was ich will und muss mich nicht mehr mit irgendwelchen Tarifverträgen rumplagen. Ich kann den einstellen, der es noch billiger macht, kann LH Tickets verkaufen und lasse irgendwelche Auslandstöchter als "Lufthansa" fliegen, die noch billiger fliegen. Das Produkt, dass beim Kunden ankommt, ist LH doch mittlerweile egal.
Ist doch genau das, das LH will. Also, warum klagt LH nicht jetzt schon?

search_182

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Re: Streik der Lufthansa Piloten ab 22.02.2010
« Antwort #109 am: 03.04.2010, 12:14 Uhr »
Um welche Töchter geht es eigentlich konkret? Augsburg, Cityline und Eurowings?

Zitat
Ich kann den einstellen, der es noch billiger macht, kann LH Tickets verkaufen und lasse irgendwelche Auslandstöchter als "Lufthansa" fliegen, die noch billiger fliegen. Das Produkt, dass beim Kunden ankommt, ist LH doch mittlerweile egal.

Ich fand den Service auf den Cityline und Augsburg Airlines Flügen tendenziell besser als bei der LH... Billiger produzieren heißt ja nicht immer gleich schlechteres Produkt.

Auch wenn die VC dieses Mal ihre Forderungen durchsetzen sollte, auf lange Sicht schließe ich nicht aus, dass die gesamte Flotte der <100 Sitzer verschwinden wird und vor einer solchen Entwicklung könnte auch die VC nicht die Augen verschließen. Die im KTV benannte 100 Pax Grenze wäre dann nicht mehr existent, die LH könnte im Grunde gleich alle bei der Passage fliegen lassen und ihre Töchter auflösen (Einschränkung der unternehmerischen Freiheit durch die VC?!)... Die C-Series wird in ein paar Jahren auch ihren Teil dazu beitragen. Wer weiß, vielleicht fliegen die dann statt im Cityline-Kleid mit der Aufschrift "bmi" die kurzen Europastrecken, das kann ja auch nicht im Sinne der Gewerkschaft sein...

Falls die VC und die LH jedenfalls die Airline zu einer Art Alitalia (von früher...) verkommen lassen, bei der man nicht länger als 4 Wochen im Voraus buchen kann ohne sich Sorgen zu machen... dann Gute Nacht! Da fliege ich dann doch lieber wieder mit den "Roten", die ich in letzer Zeit bewusst meide wo es geht.

djohannw

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Re: Streik der Lufthansa Piloten ab 22.02.2010
« Antwort #110 am: 03.04.2010, 13:21 Uhr »
Um welche Töchter geht es eigentlich konkret? Augsburg, Cityline und Eurowings?

Ich denke, es geht um Lufthansa Italia, Air Dolomiti, Austrian und bmi - sowie in geringerem Maße um die Swiss. Dazu noch das Lufthansa-DHL Cargo Joint Venture, dessen Name ich immer vergesse (fliegen 777F).

Zitat von: JürgenH
Also, warum klagt LH nicht jetzt schon?

Siehe oben...vor Gericht und auf hoher See... Sowohl die Klageandrohung wie auch die frühzeitige Bekanntgabe der Streikdaten war doch vor allem eines: Säbelrasseln. Keine Seite will ihr jeweiliges Drohmittel wirklich, aber wäre im Ernstfall bereit, dieses einzusetzen, wenn die andere Seite "bockig" ist. Und genau das ist im Augenblick meine Befürchtung, dass es schlußendlich an der "aber ihr zuerst" Forderung scheitert.

Zitat von: search_182
Falls die VC und die LH jedenfalls die Airline zu einer Art Alitalia (von früher...) verkommen lassen, bei der man nicht länger als 4 Wochen im Voraus buchen kann ohne sich Sorgen zu machen... dann Gute Nacht! Da fliege ich dann doch lieber wieder mit den "Roten", die ich in letzer Zeit bewusst meide wo es geht.

DAS ist genau das Risiko, was sowohl der Lufthansa-Vorstand und die VC wie übrigens auch der Vorstand der BA und Unite momentan massiv eingehen. Und man wird sehen, ob diese Taktik aufgeht - schließlich haben Parolen wie "Full pay until the last day" in der heutigen Zeit definitiv keine Darseinsberechtigung mehr, und auch den Mitarbeitern sollte der Erfolg des Unternehmens in Ganzen am Herzen liegen. Und ob das mit deratigen "bockigen" Reaktionen (s.o.) zu erreichen ist, ist zumindest für mich eher fragwürdig. Wobei in beiden Unternehmen definitiv die Vorstandsetagen da auch mit sehr hohem Einsatz pokern und den gleichen Anteil am Ergebnis tragen wie die beiden Gewerkschaften.

Viele Grüße - Dirk

Elvi

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Re: Streik der Lufthansa Piloten ab 22.02.2010
« Antwort #111 am: 03.04.2010, 14:45 Uhr »
Vielen Dank für die Antworten.

Komme gerade vom Einkaufen wieder. Habe beim Stöbern in der FAZ (ich meine zumindest, es wäre die FAZ gewesen) einen längeren Bericht über den Streik und das wahrscheinlich bevorstehende Schlichtungsverfahren gelesen. Lufthansa hat wohl, so wie ich das verstanden habe, eine zweiteilige Schlichtung angeboten. Demnach soll im zweiten Teil, der bis etwa Ende 2010 andauern könnte, über das eigentlich strittige Thema verhandelt werden. Aus Eigeninteresse kann ich nur beten, dass sich die VC darauf einläßt. Das hört sich doch eigentlich fair an (zumindest für den Laien). Insofern wüßte ich nicht, was für die VC noch für einen Streik spricht. Ansonsten findet die VC meiner Ansicht nach immer weniger Sympahtien für ihr (Streik-)Thema.... das ist aber vermutlich der VC letzthin wohl egal (so zumindest der Eindruck für den Laien)...

Nach einer endgültigen Beendigung der Streitigkeiten wird wohl für den Kunden alles wieder seinen gewohnten Gang nehmen.

Gruß Elvi


Daniel

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Re: Streik der Lufthansa Piloten ab 22.02.2010
« Antwort #112 am: 03.04.2010, 16:09 Uhr »
Um welche Töchter geht es eigentlich konkret? Augsburg, Cityline und Eurowings?

Ich denke, es geht um Lufthansa Italia, Air Dolomiti, Austrian und bmi - sowie in geringerem Maße um die Swiss. Dazu noch das Lufthansa-DHL Cargo Joint Venture, dessen Name ich immer vergesse (fliegen 777F).


Das ist AeroLogic. Dazu kommt noch Jade Cargo, woran Lufthansa ebenfalls beteiligt ist.


search_182

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Re: Streik der Lufthansa Piloten ab 22.02.2010
« Antwort #113 am: 03.04.2010, 16:47 Uhr »
Lufthansa Italia, Air Dolomiti, Austrian und bmi - sowie in geringerem Maße um die Swiss.
Dafür habe ich dann aber wirklich wenig Verständnis. Bei LH Italia fliegen meines Wissens LH Passage Piloten zu KTV-Bedingungen. Die Forderung der VC lautet: "Wo Lufthansa draufsteht, muss auch Lufthansa drin sein!". Hm. Bei bmi steht bmi drauf (siehe LHR-TXL, LHR-VIE, das jetzt von bmi unter BD Nummer geflogen wird statt im Wetlease von BD für LH), bei der AUA (die ohnehin nicht sonderlich profitabel ist, ehem) steht AUA drauf und bei Air Dolomiti bin ich mir nicht sicher...
Gerade die Fälle einer bmi und Austrian finde ich sehr kritisch. Beide Unternehmen sind nicht gerade die Cash Cows des LH Konzerns und operieren zu sehr großen Teilen außerhalb Deutschlands. Die Routen die nach/ab Deutschland betreiben gab es zum Teil vor wenigen Jahren noch nicht, siehe bmis Berlin-London oder Dresden-London (ab Mai oder so). Auch die Anwendung deutscher Tarifbedingungen, aus einer Zeit in der die LH quasi-Monopolist war, auf das europäische Ausland finde ich fragwürdig.

Antje

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Re: Streik der Lufthansa Piloten ab 22.02.2010
« Antwort #114 am: 03.04.2010, 16:51 Uhr »
Hallo

meine Erfahrung mit Tarifverhandlungen (nicht auf mich einschlagen - aber ne gute Freundin ist an sowas auf Verdi-Seite beteiligt, mein Bruder war freigestellter Jugendvertreter früher usw.) ist die:

In der Presse kommuniziert natürlich jede Seite die Fakten, die der eigenen Sache dienen. Und jede Seite hat natürlich in vielen Punkten recht, wenn nicht sogar in allen Punkten.

Der außenstehende Kunde fühlt sich durch die Angelegenheiten soweit betroffen, soweit es beginnt, den eigenen Komfort zu beeinträchtigen (natürlich wollen wir, daß die Leute ein gerechtes Gehalt bekommen oder oder oder - aber bitte mein eigener Müllmann soll nicht streiken, die Kindergärtnerin meiner Kinder auch nicht und auch nicht der Lokführer auf meiner Stammstrecke). Und natürlich auch nicht die Piloten/Bodenpersonal oder sonstwer, wenn ICH in Urlaub will.

Genauso verständlich, wie die Argumente beider Seiten.

Ich denke aber bei allen Ungelegenheiten muß man sagen, daß in Deutschland das Mittel Streik sehr dosiert genutzt wird im Vergleich zu anderen Ländern.

Und ich halte die Art und Weise, wie in Deutschland Tarife ausgehandelt werden für hinnehmbar für Personal, Konzerne und Kunden.

Und auch, wenn der eigene Komfort mal eingeschränkt ist, muß man Tarifparteien die Möglichkeiten zugestehen - denn wären Streiks und Arbeitskampf nicht zulässig, wären viele Errungenschaften, die uns heute selbstverständlich erscheinen, nicht da oder würden von Arbeitgebern wieder rückgängig gemacht (das hat hier durchaus ein Stahlbetrieb versucht, für seine Verhüttung die 48 Stunden-Woche ohne Lohnausgleich und die Reduzierung dabei auf den gesetzlichen Urlaub wieder einzuführen. Und ich denke, wir brauchen nicht darüber reden, daß das Gewinne auf Kosten der Gesundheit der Arbeitnehmer wären.)

Daher halte ich mich zurück bei der Bewertung der "Rechtmäßigkeit" der Forderungen streikwilliger Parteien und gestehe es jedem Arbeitnehmer zu, seine Interessen zu versuchen durchzusetzen mit Hilfe rechtmäßiger Mittel. Und ob die geplanten Mittel rechtmäßig sind, wird sicher entschieden werden.

Antje


djohannw

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Re: Streik der Lufthansa Piloten ab 22.02.2010
« Antwort #115 am: 03.04.2010, 21:02 Uhr »
Dafür habe ich dann aber wirklich wenig Verständnis.

Naja, es geht darum, dass sich bei CGN-LHR genau das abspielt, was die VC verhindern will: Die Strecke wird seit dem Sommerflugplan durch bmi im Wetlease statt durch LH selbst (mit Mainline KTV-Pilozten) betrieben, weil die Stückkosten da angeblich günstiger sind. Oder eben bei den Air Dolomiti Strecken, die mit den neuen Embraer mit mehr als 70 Sitzen betrieben werden.

Hier werden durch Nutzung von Tochtergesellschaften Flüge, die nach dem Rahmenvertrag von KTV-Piloten geflogen werden müssten, eben nicht von diesen, sondern von Piloten der Töchter geflogen, die zu schlechteren (bzw. für LH günstigeren) Bedingungen arbeiten. Dies gilt auch in gewissem Maße für die LH Italia...derzeit werden deren Jets von KTV-Piloten geflogen, aber es ist erklärte Absicht, diese durch günstigere lokale Piloten zu ersetzen.

Aus Sicht der Piloten wird hier ein Besitzstand verteidigt (aus einem Vertrag aus dem Jahr 1992?), den andere als völlig antiquiert ansehen. Aber es ist Fakt, dass dieser Vertrag existiert und Lufthansa mindestens sehr kreative Auswege gefunden hat, diesen an verschiedenen Stellen zu unterlaufen. In sofern muss man das Ding einfach als Verhandlungsmasse ansehen, was von den Piloten durch's Dorf getrieben wird, um mal zu sehen, welche anderen Zugeständnisse man dem Arbeitgeber abringen kann, wenn man diesen Besitzstand aufgibt oder modifiziert. Andersherum nutzt der Arbeitgeber diesen Umstand, um in der Öffentlichkeit Stimmung gegen die Piloten zu machen.

Viele Grüße - Dirk

search_182

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Re: Streik der Lufthansa Piloten ab 22.02.2010
« Antwort #116 am: 04.04.2010, 00:40 Uhr »
Naja, es geht darum, dass sich bei CGN-LHR genau das abspielt, was die VC verhindern will: Die Strecke wird seit dem Sommerflugplan durch bmi im Wetlease statt durch LH selbst (mit Mainline KTV-Pilozten) betrieben, weil die Stückkosten da angeblich günstiger sind. Oder eben bei den Air Dolomiti Strecken, die mit den neuen Embraer mit mehr als 70 Sitzen betrieben werden.

Bei den Wetlease-Geschichten stimme ich völlig mit dir überein, warum LHR-CGN nicht von bmi durchgeführt UND als bmi vermarktet wird erschließt sich mir nicht 100%-ig (vermutlich Slots?). Auch das Ersetzen von bestehenden LH Routen durch Töchter sehe ich kritisch.

LH Italia finde ich schwierig. Warum sollte für ein Unternehmen, das fast ausschließlich außerhalb Deutschlands operiert ein Tarifvertrag nach deutschem Recht gelten? Aber das müssen die LH und die VC 'ausknobeln'  :lol:

JürgenH

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Re: Streik der Lufthansa Piloten ab 22.02.2010
« Antwort #117 am: 04.04.2010, 08:56 Uhr »

Bei den Wetlease-Geschichten stimme ich völlig mit dir überein, warum LHR-CGN nicht von bmi durchgeführt UND als bmi vermarktet wird erschließt sich mir nicht 100%-ig (vermutlich Slots?). Auch das Ersetzen von bestehenden LH Routen durch Töchter sehe ich kritisch.

LH Italia finde ich schwierig. Warum sollte für ein Unternehmen, das fast ausschließlich außerhalb Deutschlands operiert ein Tarifvertrag nach deutschem Recht gelten? Aber das müssen die LH und die VC 'ausknobeln'  :lol:
Zum Wetlease gibt´s noch mehr Beispiele.
Air Dolomiti, fliegt von MUC nach Graz, mit EMB 195 unter LH Flugnummer, oder auch wieder Air Dolomiti, fliegt innerdeutsch, mit EMB195 und LH Flugnummer....

Zur zweiten Frage muss man sich von dem Gedanken verabschieden, dass es bei einer Airline einen Produktionsstandort gibt wie bei VW in Wolfsburg. Daher ist es nicht möglich das viel genannte Beispiel, man könne ja schließlich nicht in Brasilien die gleichen Tarife wie in WB zahlen, auf eine Airline anzuwendenFür das Beispiel VW und Brasilien ist das ja auch richtig.
Aber bei einer Airline gibt es nur den Produktionsstandort "Cockpit". Dieser ist eben nicht auf einen festen Ort bezogen.
Wenn man das Beispiel VW anwenden würde, dann würde plötzlich im Ausland der VTV (Vergütung) und MTV (Manteltarifvertrag, also unsere Arbeitsbedingungen) nicht mehr gültig sein.
Da aber VTV und auch MTV im Ausland gültig sind, kann man das auch auf den KTV erweitern. Denn dieser ist ebenso ein Tarifvertrag wie VTV und MTV. Bei den beiden TVs ist die Gültigkeit im Ausland durch die LH niemals bezweifelt worden.
Nur bei KTV, der 1992 abgeschlossen wurde und 2004 nocheinmal von beiden Parteien in der aktuellen Form bestätigt wurde.

mrh400

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Re: Streik der Lufthansa Piloten ab 22.02.2010
« Antwort #118 am: 04.04.2010, 09:35 Uhr »
Hallo,
ich glaube nicht, daß man das Beispiel VW hier in dieser Form anwenden kann. VW in Brasilien ist VW. Air Dolomiti ist nicht LH - im Vergleich zu VW also eher SEAT oder Skoda.

Im VW-Konzern werden in verschiedenen rechtlich selbständigen Unternehmen (z.B. Seat, Skoda) an verschiedenen Standorten Komponenten (bei Airlines vergleichbar Verbindungen) hergestellt, die wiederum "kreuz und quer" in Fahrzeugen anderer Konzernunternehmen eingesetzt werden (bei Airlines vergleichbar dem Liniennnetz). Daß es da einen konzernweiten TV mit gleichen Bedingungen gäbe, wäre mir neu.
Gruß
mrh400

djohannw

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Re: Streik der Lufthansa Piloten ab 22.02.2010
« Antwort #119 am: 04.04.2010, 10:30 Uhr »
Zur zweiten Frage muss man sich von dem Gedanken verabschieden, dass es bei einer Airline einen Produktionsstandort gibt wie bei VW in Wolfsburg. Daher ist es nicht möglich das viel genannte Beispiel, man könne ja schließlich nicht in Brasilien die gleichen Tarife wie in WB zahlen, auf eine Airline anzuwendenFür das Beispiel VW und Brasilien ist das ja auch richtig.
Aber bei einer Airline gibt es nur den Produktionsstandort "Cockpit". Dieser ist eben nicht auf einen festen Ort bezogen.

Das ist jetzt aber auch ziemlich vereinfacht und SO auch nicht richtig. Wie schon im Thread vorher erwähnt gibt es immer noch selbständige Gesellschaften, die alle selbst für ihr Geschäftsergebnis verantwortlich sind. Einen einheitlichen Produktionsstandort Cockpit ist damit keinesfalls gegeben.

Zitat
Wenn man das Beispiel VW anwenden würde, dann würde plötzlich im Ausland der VTV (Vergütung) und MTV (Manteltarifvertrag, also unsere Arbeitsbedingungen) nicht mehr gültig sein.

MTV und VTV gelten natürlich deshalb im Ausland (so wie ich es verstanden habe), weil es Flugzeuge mit D-Registrierung sind die der Legal Entity LH-Passage zugeordnet sind. Und auch nur da: Diese beiden Verträge gelten z.B. nicht bei B6, an der LH immerhin einen deutlichen Anteil hält.

Zitat
Da aber VTV und auch MTV im Ausland gültig sind, kann man das auch auf den KTV erweitern. Denn dieser ist ebenso ein Tarifvertrag wie VTV und MTV. Bei den beiden TVs ist die Gültigkeit im Ausland durch die LH niemals bezweifelt worden.

Unzulässiger Schluss, da dieser KTV auf eine andere Basis wirkt als MTV und VTV.

Zitat
Nur bei KTV, der 1992 abgeschlossen wurde und 2004 nocheinmal von beiden Parteien in der aktuellen Form bestätigt wurde.

Wie gesagt, es ist ein Besitzstand, und der muss im Rahmen von Tarifverhandlungen diskutiert werden können. Der KTV ist ein gültiger Vertrag, und ich gehe mal davon aus, dass er die üblichen Klauseln enthält, dass dieser nicht mal so ohne weiteres einseitig zu kündigen ist. In sofern muss darüber verhandelt werden, wenn eine Seite eine Änderung haben will. Ob dafür/dagegen gestreikt werden kann/darf, kann ich aber mangels tiefer gehender rechtlicher Kenntnisse nicht beurteilen - tendentiell würde ich es aber verneinen, da es nicht um Dinge geht, die aus dem Tarifrecht erwachsen, sondern aus einem bestehenden einzelrechtlichen Vertrag...

Viele Grüße - Dirk