Na ja, ein wenig aus dem Gesamtzusammenhang gerissen ist das Zitat ja schon.
Finde ich gar nicht, insbesondere wo ja auch explizit "Nichtfotografen" genannt werden.
Die Grundaussage ist doch, dass ein Motiv auch für den Nichtfotografen möglicherweise zu den selben Tageszeiten oder aus denselben Blickwinkeln am attraktivsten wirkt wie zu den Tageszeiten oder aus den Blickwinkeln, aus denen man es am schönsten fotografieren kann.
Was ja schon unterstellt, dass jeder Urlaub nur darin besteht, schöne Motive zu gucken. Außerdem stimme ich da im Grundsatz nicht einmal zu, denn unser Auge nimmt Motive erheblich anders wahr, als es ein (vergleichsweise) limitierter Sensor tut. Wenn wir beispielsweise auch nicht mit der Sonne im Rücken ein Motiv anschauen, empfinden wir den Himmel als blau. Auf dem Foto erscheint er dann weiß, weswegen ja dann die Anfänger fragen, wie das denn sein kann, das sah doch ganz anders aus.
Ein weiteres ganz großes Problem besteht darin, dass Sonnenauf- und Untergang nur einen Bruchteil des Tages darstellen - soll man dann konsequenterweise am Großteil des Tages den Fotoapparat auslassen und (noch schlimmer) die Augen schließen?
Und das allergrößte Problem besteht darin, dass beileibe nicht jede Reise den Sinn hat, "schöne Motive" zu sehen. Das war für mich beispielsweise bis inkl. 1996 vollkommen gleichgültig (und das wird es auch für einen erheblichen Teil der Bevölkerung auch heute noch sein). Bis dahin wollte ich allenfalls ein schönes Ferienhaus gebucht haben, oder vielleicht einen gepflegten Campinplatz, wollte einen schönen sauberen Strand und ein ebenso schönes und sauberes Wasser zum schwimmen haben. Und zwar grundsätzlich schön, nicht mit "Spitzenschönzeiten" zum Sonnenaufgang oder Untergang.
Und abends wollte ich ein leckeres, möglichst lokales Essen haben, inkl. passendem Getränk. Nichtsdestotrotz habe ich nach Möglichkeit den Urlaub "fotografiert" - aber die Reise nach fotografischen Aspekten ausrichten (also beispielsweise erst zum Sonnenuntergang an den Strand gehen, weil da die Sonne so schön im Meer versinkt), ne, im Leben nicht. Das wurde allenfalls "nebenbei mitgenommen" und trifft damit genau das, wie ich es bis heute auch meine: ich mache das, was mir Freude macht und wenn ich es fotografiere, dann freue ich mich über schönes Licht und betreibe einen vertretbaren, aber schlecht bezifferbaren Aufwand, dieses Licht auch zu bekommen. Aber die ganze Reise nach fotografischen Aspekten ausrichten? Nie und nimmer. Das dürfen selbstverständlich die machen, denen das wichtiger ist als mir. Und denen gönne ich das auch. Aber man kann das doch wohl unmöglich als Generaldirektive herausgeben, wie man eine Reise zu planen hat?!
Dass beispielsweise teure Kreuzfahrten zusätzlich in ein von mir nicht beeinflussbares Korsett gezwängt werden, ist da allenfalls noch einmal ein Nebeneffekt. Dennoch gewinnt diese Form des Urlaubs immer mehr neue Freunde, obwohl dort noch schlechter als bei Individualreisen die Möglichkeit besteht, den idealen Zeitpunkt für das ideale Motiv zu erwischen, schlicht und ergreifend weil dann vielleicht schon längst das Boarding angefangen hat.
Vielleicht sollte man (wenn man schon so weit abgedriftet ist) versuchen zu verstehen, dass es auch andere Dinge im Leben (und insbesondere auch im Urlaub) gibt, als ein besönders schönes Motiv bei optimalen Lichtverhältnissen zu sehen und zu fotografieren. Für sehr viele Urlauber spielt dieser Aspekt nicht die allergeringste Rolle in der Urlaubsplanung. Und wenn ich beispielsweise an unseren letzten Urlaub (eine Woche zu Sylvester in unserem Ferienhaus in Holland) zurückdenke, dann weiß ich aus eigener Erfahrung, dass es wirklich andere Dinge gibt, auf die es im Leben (und im Urlaub) ankommt.
Insofern (wie immer): leben und leben lassen - und nicht so plakative Parolen vertreten, wie "man" eine Reise zu planen habe.