Hm, dann gehöre ich dann wohl zu den Glücklichen die bei der 1. Kanadareise das Zelten in den kanadischen Rocky Mountains überlebt haben.
Klar bleibt Festzuhalten, dass es einfacher ist, in vielen Staaten Europas zu zelten, da eine für den Menschen bedrohliche Tierwelt auf den Campingplätzen dort praktisch nicht vorkommt.
Aber nur Mut, man kann Zelten mit entsprechend vorher eingeholten Informationen und Beachtung der Empfehlungen durchaus überleben.
Ich würde, falls ich dort zelten sollte, Nahrung und duftende Gegenstände immer abseits vom Zelt in einem Baum hochbinden.
Kann man machen, ist aber auf den regulären Campingplätzen i.d.R. nicht erforderlich.
Die counter Balance Methode wird normalerweise nur auf
Backcountry Campsites empfohlen - wo weder ein Kofferraum eines Fahrzeugs noch ein bärensicherer Container zur Verfügung steht.
Wie das in Kanada geregelt ist, weiss ich nicht (vermutlich ähnlich), aber in den USA gibt es auch Bundesstaaten (z.B. Kalifornien), wo die Counter Balance Methode ausdrücklich
nicht empfohlen wird, sondern ein Bear Canister, d.h. von den Wanderern ein transportabler bärensicherer Behälter für Lebensmittel und Kosmetika mitzuführen ist. Den kann man für ein paar Dollar/Tag bei der Parkverwaltung ausleihen, evtl. gibt es den Canister sogar kostenlos zum Permit für Wildnis- und Backcountryübernachtungen.
Aber wer mit einem Fahrzeug auf einen Campingplatz fährt, braucht einfach nur Platz im Kofferraum.
Als wir vor 10 Jahren in Kanada waren, gab es die metallenen Bearboxes, die in den USA auf beinahe jedem Stellplatz der Parkverwaltung stehen, nur sehr sporadisch und waren für Besucher gedacht die ohne Auto/Wohnmobil unterwegs waren, wie Biker und Wanderer. Unsere Vorräte lagerten im Kofferraum unseres Mietwagens.
Damals gab es auch noch keinen Elektrozaun auf dem Lake Louise Campground. Der Platz war schlicht für Zelte gesperrt und wir konnten sehen wo wir bleiben und sind letztlich dann auf einem Platz im Yoho NP untergekommen.
In Banff auf den Campingplätzen waren damals schon Wolfsrudel unterwegs, Nachts sollte man daher nicht alleine zu den Sanitärgebäuden o.ä. gehen.
Kojoten- und Bärenwarnschilder hingen auch auf jedem Platz aus.
Ich habe trotzdem Nachts super geschlafen und habe mir eigentlich mehr Gedanken darüber gemacht, tagsüber bei den Wanderungen einen Grizzlybären irgendwo bei einem Wasserfall/ an einem Flusslauf zu überraschen, der uns aufgrund des Fliessgeräusch von Wasser nicht hören und verschwinden kann.
Damals gab es in den Parks diverse Trailsperren wegen Bärenaktivität, z.B. im Revelstoke NP und Reglementierungen zur Gruppengrösse beim Wandern, z.B. am Moraine Lake im Banff NP.
Ich hätte ja sehr gerne einen Grizzlybären gesehen, aber die blieben uns verborgen. Gezeigt haben sich dafür aber die Schwarzbären. Highlight war ein Tag mit 7!! Bärensichtungen.
Für die Alberta und BC Parks wahrlich keine schlechte Quote.
Von den unzähligen Wapitihirschen die auf einem Campground im Jasper NP über unsere Zeltleinen gestiegen sind, gar nicht zu reden. Beeindruckend wenn man Morgens den Zelteingang öffnete und die grossen Hirsche direkt neben dem Zelt sah.
Auch in Europa nehmen wir kein Essen mit ins Zelt. Wer regelmässig auf naturbelassenen südeuropäischen Campingplätzen zeltet, wird wissen warum.
Und in einigen Regionen Deutschlands ist das auch nicht zu empfehlen.
Wir waren bsp. am Edersee mal zu bequem und müde das Essen aus dem Vorzelt zu räumen. Der Waschbär der sich mitten in der Nacht Zutritt zum Vorzelt verschafft hat, hat uns einen ziemlichen Schrecken eingejagt und ist letztlich mit einem angebrochenen Tetra Pack Milch entkommen, deen wir am nächsten Morgen unweit des Zeltes in den Büschen gefunden haben.
Und streunende Hunde und Katzen mögen auch sehr gerne Reste vom Grill und wenn die Nachts auf einem Knochen rumkauen, die sie aus der an einem Ast aufgehängten Mülltüte gefischt haben, hört sich das nicht nach kleinem Hund, sondern nach grossem Raubtier an und man geht gedanklich die Fauna des Urlaubslandes durch und knobelt evtl. darum ob man den 'Besuch' im Zelt aussitzen soll oder nachsieht, was draussen los ist.
Auf jeden Fall räumen wir mittlerweile jetzt stets und auch unabhängig davon in welchem Land wir zelten, unseren Müll weg und lassen keine Mülltüte in Bäumen oder Büschen hängen.