Taman Negara: Dschungelabenteuer zwischen 10.000 anderen (2 Nächte)Heute wurde es spannend. Einen echten Dschungel versprach der Reiseführer, und im Internet überschlugen sich die Auskenner mit Tipps gegen Leeches (Blutegel).
Nomen est Omen. Der Regenwald kündigte sich heute schon Stunden vorher mit einer heftigen Vorführung des Attributes an, das er im Namen führte. Nachdem man mir im Hotel noch 2 Wasserflaschen extra für die Fahrt in die Hand gedrückt hatte, fuhr ich los und fand mich außer im strömenden Regen nach 2 Stunden Fahrt mitten im dicksten Tumult in KL wieder. Hä, das hatte ich doch eigentlich vermeiden wollen, Ich war doch fest überzeugt, dass eine Schnellstraße haarscharf an KL vorbeiführte. Aber Ok, so übte ich das mit dem Fahren in der Hauptstadt eben schonmal und war seither fast von der Angst des Fahrens in KL behoben, wo ich dann am Ende der 8 Tage das Auto im Hotel wieder abgeben sollte.
Nun gut, ich schob mich also mit den anderen durch die Stadt, meisterte einige Kreisverkehre mit etwa 4 Spuren und 6 Ausfahrten und verzweifelte, als ich immer wieder auf falschen Spuren landete statt auf der Schnellstraße. Beispielsweise folgte ich der Navi und befand mich plötzlich auf einer Spur nur wenig breiter als das Auto, die aber leider nur dafür da war, dass die Mopeds die Straße vor Beginn der Schnellstraße noch verlassen konnten.
Das muss man den Malayen übrigens lassen: So gerne sie die Hupe benutzen: Wenn sie dann bemerken, dass eine hilflose weibliche Großnase hinter dem Steuer sitzt, dann hören sie auf und der Sozius beginnt mit den Händen zu fuchteln um dir zu bedeuten, dass du hier falsch bist und wo du fahren musst.
Übrigens zur Maut: Man bekommt an manchen Stellen eine Karte und gibt diese an der Abfahrt wieder ab und bekommt mitgeteilt, was man zu zahlen hat. An anderen Stellen wiederum zahlt man pauschal 3 RM oder so und fährt dann weiter bis zur gewünschten Abfahrt oder der nächsten Zahlstelle. Insgesamt ist das ein durchaus erschwingliches Vergnügen, die genauen Preise weiß ich leider nicht mehr.
Während ich eigentlich dachte, ich hätte noch Eeeeewigkeiten Zeit, denn ich wollte am Nachmittag das Kuala Gandah Elephant Santcuary besuchen, hechelte ich dort auf den letzten Drücker an. Dort kann man einen Film zu dem Sanctuary ansehen (habe ich verpasst), den Elefanten beim Baden zusehen, sie mit Erdnüssen füttern, die Tiere führen Kunststückchen auf und dann darf man auf ihnen reiten. Das Baden mit den Elefanten, das normalerweise auch möglich ist, fiel aus, weil es ohnehin schon so nass war, als ob man unter der Dusche stand und der Fluss aufgrund des Wetters relativ wild war, sodass man da keine Touris reinlassen wollte. Das Ganze geht gegen eine Spende und ist unterhaltsam und interessant, wäre bei schönem Wetter aber sicher angenehmer, denn trotz der tropischen Temperaturen wurde es dann irgendwann wegen der fehlenden Sonne und der nassen Klamotten doch empfindlich kühl auf der Haut.
Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das Elefantenwaisenhaus gegründet worden im Zuge der Umsiedelung der Elefanten aus dem Urwald. Hierzu benutzt man Arbeitselefanten, die nun gemeinsam mit den kleinen Waisenkindern dort leben.
Nun ging´s weiter in das Dorf Kuala Tahan, von dem aus ich über den Fluss in den Taman Negara Nationalpark, den ältesten Regenwald der Welt, übersetzen wollte, wo ich im Mutiara Taman Negara ein Zimmer reserviert hatte.
Die ganze Fahrt über goss es weiter in Strömen, es wurde immer einsamer, ich hatte schon Angst mich verfahren zu haben, denn die Navi kannte zwar in diesem Fall die Straßen, nicht jedoch mein Ziel. Irgendwann kannte es auch die Straße nicht mehr, aber es gab zum Glück nur noch diese eine, auf der ich fuhr.
Im Gegensatz zu dem, was heute noch in alten Reiseführern steht, ist es NICHT zwingend erforderlich, über den Fluss eine mehrstündige Bootsfahrt zu machen um in den Regenwald zu kommen, man kann bis in das Dorf direkt gegenüber fahren, sogar auf einer ordentlichen Straße. Zum Glück, denn wäre die Straße ungeteert gewesen, wäre ich heute mit Sicherheit im Matsch steckengeblieben und die Flussfahrt über hätte ich sicherlich auch das Regenwasser permanent aus dem Boot schöpfen müssen.
In Kuala Tahan gab es einen großen Parkplatz, auf dem das Auto sicher stehen konnte, ein Bootsfahrer fährt die Gäste bis zum späten Abend für 1 RM hin und her.
Ich hatte lange überlegt, ob ich in dem Resort wohnen wollte oder im Dorf und mich dann für das Resort entschieden, denn den Bewertungen der Hotels nach war das Resort die beste Unterkunft und selbst diese wurde noch von einigen als Katastrophe beschrieben. Nun ja, ich würde mal sagen, das Zimmer war so etwa auf dem Niveau der uralten Nationalparklodges in den USA, beispielsweise der Farviewlodge in Mesa Verde. War alles nicht schön, aber was soll´s. Sollten allerdings die Unterkünfte im Dorf wirklich noch Klassen schlechter gewesen sein (hier wusste man von Ungeziefer, fensterlosen Zimmern und Schimmel zu berichten), konnte ich froh sein, diese hier erwischt zu haben.
Angeblich verzichtete man wegen des Dschungelerlebnisses hier auf TV, Telefon und Pool, aber der nicht so wirklich gute Zustand des Hotels ließ den Gedanken aufkommen, dass hier die Sparsamkeit eher im Vordergrund steht.
Man hatte hier aber sogar im Nationalpark Handyempfang, wenn auch eher schlecht, alles also halb so schlimm mit der Wildnis. Immerhin reichte es um die SMS empfangen zu können, in der ich gefragt wurde, ob ich schon von dem Erdbeben in Japan gehört habe, was mich sehr beunruhigte.
Aber OK, schon wieder völlig nass geworden auf den 5 Minuten Fußweg zwischen Parkplatz und Fluss ließ ich mich also rüberfahren, schleppte mich und die Tasche zur Rezeption und wurde dann mit einem Golfcart zu meinem Chalet gefahren, immerhin das heiße Wasser lief in der Dusche gut und nachdem ich etwas Trockenes zum Anziehen anhatte und mit dem Schirm bewaffnet das überteuerte Buffet im Restaurant und 2 Bier zum Preis von 4 Bieren in Deutschland intus hatte, ging´s auch wieder und ich kaufte noch die Eintrittskarte für den Nationalpark nebst Fotoerlaubnis im Headquarter, das sich hier befindet.
Am Folgetag goss es zum Glück nicht mehr, der recht kurze Weg zum Canopy Walkway war auch erstaunlich schlammfrei. Anstrengend war es bei der Hitze und Luftfeuchtigkeit, besonders wegen der vielen steilen Stellen. Aber ich war ja nicht allein. Dutzende von Firmenausflügen, Schulklassen, Sportvereinen nutzten offenbar die Ferien, die Malaysia derzeit hatte für einen Ausflug in den Regenwald, solange es ihn noch gab. Und ich mitten drin, jawoll.
Ein einsames Dschungelerlebnis hatte ich somit nicht wirklich. Die Stimmung war aber gut, man fragte sich gegenseitig, woher der andere kam, gut gelaunte Ranger führten Grüppchen und passten am Canopy Walkway auf, dass keiner vor Höhenangst einen Panikanfall bekam (ein Weg von etwa 500 Metern zwischen den Baumwipfeln auf 11 Teilabschnitten). Man juxte und quietschte gemeinsam, wenn doch mal jemand einen Leech irgendwo gesichtet hatte. Ich übrigens überlebte den Dschungel leechfrei, obwohl ich weder blickdichte Strümpfe noch Neoprensocken trug, meine Hose nicht in die Socken gesteckt hatte, mir nicht kiloweise Seife in die Haare und auf die Haut geschmiert hatte und mich nur ab und zu mit Mückenspray einsprühte. Der Einzige, an dem sich einer festgesaugt hatte, hatte diesen übrigens ganz harmlos mit einer Klinge von der Haut abgehoben und von sich geschleudert, dann die Wunde desinfiziert, nix da mit Angriffen durch Feuer und Alkohol auf das Würmchen!
Besuch abends am Hotel:
Es gibt eine nicht sehr aussagekräftige Karte der Wanderwege im Headquarter, aber den Canopy Walkway findet man auch so. Dann kann man noch einen Abstecher machen zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf den höchsten Berg Westmalaysias. Sofern man auf den Wegen bleibt, wird einem auch immer wieder jemand begegnen und man muss damit rechnen, dass einen immer wieder irgendwelche Studenten ansprechen, ob man nicht mit ihnen auf ein Foto will. Wer weiß, wie viele Fotoalben in Malaysia nun durch mein Konterfei veredelt werden?
Darüber hinaus gibt es Angebote wie Besuche bei den Orang Asli (Ureinwohnern), Nachtwanderungen, Raftingfahrten, außerdem eine Badestelle am Fluss und noch mehr Trails, die man laufen kann. Wer will, kann auch ein mehrtägiges Dschungeltrekking buchen.
Abends ließ ich mich über den Fluss fahren, denn auf der anderen Seite liegen Restaurantboote, auf denen man deutlich günstiger essen kann als im Resort (ich glaube, inklusive Getränke hatte ich etwa 3 Euro gezahlt). Nur wurde nun auch klar, weshalb es im Dschungel nicht mehr so nass war. Das Wasser war wohl schon fleißig in den Fluss gesickert, der richtig reißend war. So sah ich einen Baumstamm, der mit einem Affenzahn flussabwärts schoss und ich hoffte nur, dass der Skipper auch wirklich wusste, was er tat. Die Treppe zum Fluss jedenfalls hatte deutlich weniger Stufen als am Vortag bei meiner Ankunft.
Zum Glück war das Hochwasser am nächsten Tag bei meiner Abfahrt wieder zurück gegangen, allerdings mussten die potenziellen Fährgäste mit ihren Koffern warten, bis die Stufen zur aktuellen Wasserlinie vom Schlamm befreit waren, der Wasserstand war über die Nacht um mehrere Meter zurück gegangen.
Blick zurück am Abreisetag: