Penang: Tempel - Tempel - Tempel: Multikulti pur (2 Nächte)Ab nach Penang (Georgetown). Auf das fiese Frühstück im Hotel verzichtete ich heute. Das war auch nicht wirklich schwer, da es mir ein bisschen im Bauch herumging.
Statt in Richtung Tapah zu fahren, wie es die Navi empfahl, fuhr ich in die andere Richtung. Der Weg führte mich durch eine weit gestreckte hügelige Landschaft, Regenwald, soweit das Auge reichte.
Übrigens: Niemals hätte ich gedacht, dass eine Autobahnraststätte SO sein könnte wie hier: Zig Toiletten, Duschen kostenfrei, etliche Obststände, etliche Souvenirstände, ein riesiger Food-Court, selbstverständlich Gebetsraum, Tankstelle, ATM, Verkaufsstände für Mobiltelefonkarten, etliche Telefone. Das war der Standard auf Raststätten. Auf den einfachen Parkplätzen gab es immer ähnlich viel Ausstattung wie auf normalen deutschen Raststätten, nur ohne Tankstelle, allerdings auf etwas weniger modernem Niveau.
Unterwegs wollte ich mir unterwegs noch etwas ansehen, nämlich zum einen in Kuala Kangsar die Ubudiah-Moschee und den Palast, zum anderen wollte ich in Taiping einen Stopp einlegen, einer Stadt die im Reiseführer als „typisch chinesisch“ gelobt wurde, allerdings ohne tatsächlich bedeutende Sehenswürdigkeiten.
Kuala Kangsar war ein wirklich hübscher Ort, die Ubudiah-Moschee wie aus 1001 Nacht, das Stadtbild freundlich, ein Fluss durchfloss die Stadt, alles war sehr gepflegt, traditionelle Restaurants und Fastfood gab es und den Sultanspalast.
In der Moschee war ich willkommen auch ohne Kopfbedeckung, ein gutmütiger Bediensteter zeigte mir das eine oder andere mit sichtlichem Stolz auf das Bauwerk. Kaum ein Tourist außer mir war hier außer ein paar belgischen Kulturbeflissenen, die dann später am Palast auch wieder auftauchten.
Nach Taiping zog die Strecke sich etwas zäh, auf die Autobahn verzichtete ich, hatte ja genügend Zeit. In Taiping musste erst etwas zu essen her. Also parkte ich, fütterte zunächst eine Parkuhr mit einem minimalen Betrag und zog los - aber Moment, irgendwie sah das Auto merkwürdig aus, auf der etwas huckeligen Strecke hatte ich offenbar das hintere Nummernschild verloren. Au Backe!
Nee, nee, so interessant war Taiping nun nicht, dass ich hier ein Risiko einging. Wer weiß, was einem in Malaysia passierte, wenn man ohne Nummernschild fuhr, alle anderen Fahrzeuge hatten jedenfalls vorne und hinten Nummernschilder. Am Ende wurde man dafür geköpft oder bekam die Nummer des Autos auf die Stirn tätowiert oder musste zum Islam übertreten. Das wollte ich nicht riskieren.
Also machte ich mich umgehend auf den Rest der Strecke nach Georgetown, sooo interessant konnte Taiping ja nun auch nicht sein, bis Georgetown mussten auch ein paar Kekse reichen, und ich überlegte mir schon, was denn das richtige Handeln wohl wäre, sollte ich angehalten werden.
Die Navi lotste mich in eine schmale und belebte Geschäftsstraße, in der eine Menge Backpacker unterwegs waren, dort war das Yeng Keng Hotel, ein sehr nettes, luftiges, in warmen Farben und mit vielen natürlichen Materialien eingerichtetes nagelneues Boutiquehotel mit kleinem Pool und -wie ich es liebe - wieder mal mitten drin.
Puh, geschafft, Europcar angerufen, die eine Niederlassung hier hatten, kein Problem, wir holen das Auto. Ja, aber bitte erst morgen, heute brauche ich es ohnehin nicht mehr. Um es vorweg zu nehmen: Auch hier wurde alles auf die Minute pünktlich, locker, freundlich, zuverlässig erledigt.
Übrigens: Dass eine Frau alleine reist, ein Auto mietet und sich dann auch noch selbst um Pannen etc. kümmert, wollte den im übrigen recht toleranten Malayen offenbar nicht ohne weiteres in den Kopf. Immer wieder sprach man mich bei Rückfragen per Mail in Hotels oder beim Autovermieter als „dear Sir“ oder „dear Mr. Birgit XXX“ an und auch bei einem Rückruf des Autovermieters hier verlangte man nach Mr. XXX, als ich mich meldete. Die Fassung gewann man aber stets sehr schnell zurück, als ich den Irrtum aufklärte, was aber niemanden davon abhielt, beim nächsten Mal wieder nach Mr. Birgit zu verlangen.
Nun hatte ich endlich frei, konnte kreuz und quer durch die Stadt ziehen, etwas essen (war aber nicht sehr gut). Zuerst landete ich im kolonialen Viertel am Wasser, dann in Little India, das war vielleicht interessant! Überall gab´s laute Musik, bunte Saris, die mein Ex-Bauchtanz-Herz höher schlagen ließen, in den Läden wurden die Lebensmittel aus offenen Bottichen verkauft.
Kreuz und quer zog ich durch die Stadt. Auch hier Tempel neben Tempel neben Moschee, alle Religionen kunterbunt durcheinander, nur deutlich mehr, größer, lebhafter als in Melaka. Zu den Buddhisten und den Hindu durfte ich rein, die Muslime waren hier nicht so tolerant, ziemlich unfreundlich und wortkarg deutete man mir an, dass ich in der Kapitan Keling Moschee nichts zu suchen hatte, na gut, war mir auch recht.
In einem etwas stylischen Viertel, in dem aber nicht viel los war, konnte ich abends noch einen Cocktail trinken, dann ging´s in die Falle.
Das war ohnehin sehr interessant an Georgetown, nach meinem Empfinden war dieses die asiatischste Stadt, die ich in Malaysia kennenlernen durfte, gleichzeitig auch diejenige, die am tolerantesten wirkte und trotz der geschichtsträchtigen Relikte überall auch am modernsten und lebendigsten.
Am nächsten Tag besuchte ich etwas systematischer Tempel, Paläste, Handelshäuser, fuhr dann noch mit dem Auto zum Kek lok si Tempel und etwas kreuz und quer über die Insel, wobei leider das Wetter wieder schlecht wurde.
In einem Parkhaus trieb ich noch den Angestellten zur Weißglut, weil ich mich zierte und dann weigerte nach oben zu fahren, denn aus der ungewohnten Perspektive auf der rechten Seite des Fahrzeuges konnte ich dessen Ausmaße nicht richtig abschätzen. Siehste, Frauen sollten in Malaysia vielleicht doch nicht Auto fahren!
Hier könnte man glatt noch eine Nacht länger bleiben, aber morgen sollte es schon wieder in Richtung KL gehen, sodass die Zeit für diese interessante Stadt im Grunde viel zu kurz war.
Hier noch einige Eindrücke von schönen und auch weniger schönen Ecken (Frisör, Autohandel, schöner Wohnen, Smalltalk):