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Autor Thema: Aventura Mexicana 2017  (Gelesen 8548 mal)

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Saguaro

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Antw: Aventura Mexicana 2017
« Antwort #30 am: 09.03.2023, 13:43 Uhr »
Aufgrund der vielen Bilder und Geschehnisse, werde ich den Tagesbericht in zwei Teile zerlegen.

El Fuerte -> Cerocahui

Teil 1: Vom El Chepe ...


Um 6:45 gab es Frühstück. Der Besitzer höchstpersönlich bereitete es in der offenen Küche zu. Es gab vorab einen Obstteller, dann Rührei, getoastete Brotscheiben und Marmelade. Da wir keinen Kaffee zum Frühstück trinken, bestellten wir heißes Wasser. Teebeutel haben wir immer im Gepäck, da die Mexikaner kaum Tee trinken. Das Frühstück kostete pro Person umgerechnet 4,50 € extra. Außer uns war nur noch eine Familie anwesend. Sie unterhielten sich untereinander auf Französisch, mit uns sprachen sie Englisch und mit dem Hotelbesitzer Spanisch. Der Bootslenker kam auch noch auf einen kurzen Plausch vorbei, doch die Zeit drängte, denn der überpünktliche, einbeinige Pritschenwagenfahrer stand schon am Eingang.

Bis zur Bahnstation sind es 5 km. Unterwegs fragte mich unser Fahrer, ob wir in der 1. oder 2. Klasse fahren. Erste Klasse war meine Antwort. Daraufhin textete er mich zu und ich verstand nur noch Bahnhof. Vor dem Bahnhof blieb er mitten drin stehen und fragte wieder, ob wir 1. oder 2. Klasse fahren. Erste natürlich, aber das war doch, soweit ich den kleinen Bahnhof überschauen konnte, ohnehin egal. Er fuhr nach links und ließ uns am Wartebereich der ersten Klasse aussteigen.



So nach und nach füllte sich der Wartebereich mit ganzen Reisegruppen, die Tickets in der Hand hielten. Mein Blick fiel auf ein Plakat auf dem in der Landessprache stand, dass ab März keine Tickets mehr im Zug für die erste Klasse verkauft werden. Die können nur noch online geordert werden. Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das war es, was mir der Fahrer die ganze Zeit mitteilen wollte.

Zwischenzeitlich traf auch die Familie vom Hotel ein und ich fragte den Mann, ob er mir den Text zur Bestätigung übersetzen könnte. Meine Sprachkenntnisse hatten mich also nicht verlassen. Was nun? Da hatte ich diese Reise monatelang vorbereitet und keinen Hinweis im Internet darauf gefunden. Die Reiseroute war insofern abgesteckt, dass auf der Strecke die Hotels fest reserviert waren. Wir mussten mit dem Zug fahren.

Zur weiteren Bestätigung sprach ich noch einen englischsprechenden Reiseleiter an, der gerade die Tickets an seine Gruppe verteilte. Er sagte, dass wir heute in der 2. Klasse reisen könnten und da werden auch Tickets im Zug ausgestellt. Morgen gibt es aber ein Problem, denn der 1. Klasse Zug fährt täglich, aber die Waggons der 2. Klasse werden nur jeden 2. Tag angehängt. Es nützte alles nichts, wir mussten uns geistig vom Salonwagen verabschieden und rollten unsere Koffer zur 2. Klasse.

Die Passagiere der 2. Klasse drängten sich bald auf dem Bahnsteig, als der Chepe einfuhr.





Ein junger, blonder Mann sprach uns an und freute sich über weitere Deutsche. Es stellte sich heraus, dass er aus unserer Gegend stammt und zu der Zeit ein Auslandssemester in Mexiko City machte. Wann immer es seine Zeit erlaubte, unternahm er mit seinem mexikanischen Freund Touren durch das Land. Wir erzählten ihm von unserer Misere und der Freund bot an, den Schaffner zu fragen, ob wir am nächsten Tag in der 1. Klasse weiterreisen können.

Die Plätze im Zug werden zugeteilt. In der 1. Klasse sind diese auf den Tickets vermerkt und in der 2. Klasse werden sie beim Einstieg zugewiesen. Der junge Mexikaner managte alles und wir sollten ihm einfach folgen.

Wir zogen unsere Koffer durch viele Waggons, in denen die Gepäckfächer mit Kartoffelsäcken der Einheimischen vollgestellt waren.



Wir paar 2. Klasse Touristen bekamen den letzten Waggon zugeteilt.



Das hatte aber den Vorteil, dass wir nach hinten freie Sicht auf die Gleise hatten. Ebenso nach rechts oder links fotografieren und somit viel mehr Bilder als die in der ersten Klasse machten konnten.



Endlich hatten wir das Gepäck verstaut, kurz in den bequemen Sitze verschnauft, uns mit den zwei Jungs und einem japanischen Paar (er studierte seit 4 Jahren in Chihuahua) unterhalten. Kurzum: Wir fühlten uns in der 2. Klasse richtig wohl.

Der Schaffner kam später vorbei, kassierte und stellte die Tickets aus. Für unsere erste Etappe, die vierstündige Fahrt bis Bahuichivo bezahlten wir für 2 Personen 920,24 P = 44 €.

Die Fahrt im Chepe ist für eingefleischte Eisenbahnfans ein Muss, denn die schönste Eisenbahnstrecke Mexikos durchquert einen Teil der Sierra Madre Occidental, der nach den dort beheimateten Indígenas auch Sierra Tarahumara genannt wird. Es geht durch alle Klima- und Vegetationszonen des Landes, über Dutzende von Brücken, Tunnel, über Bergkämme und durch zerklüftete Schluchten. In diesen Cañons del Cobre, Urique, Batopilas und wie sie alle heißen fände der nordamerikanische Grand Canyon mehrmals Platz. Durch dieses weitgehend weglose und teilweise unzugängliche Gebiet führt größtenteils nur die Bahnstrecke von C (Chihuahua) bis P (Pacífico). Der Zug wurde deshalb Chepe genannt.

Die Strecke zwischen El Fuerte und Bahuichivo ist nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern diese Orte verbindet nur die Schienen.



Das flache Land ließen wir so langsam hinter uns.







Vorbei an schönen Bergseen,



durch viele Tunnel,



über Brücken,





gewann der Zug immer mehr an Höhe.



Es war mittlerweile unerträglich heiß im Waggon, denn nur in unserem war die Klimaanlage defekt. Der Schaffner bot uns zwar an, in einen anderen Waggon zu wechseln, doch dann hätten wir trotzdem immer durch diesen Waggon nach  hinten gehen müssen.

Die Studenten verschwanden mal eine Weile und kamen mit kalten Cokes zurück. Ich fragte, wo sie die her haben. Sie sagten, dass vier Waggons weiter der Speisewagen ist und es dort Burritos gibt. Noch immer hatte ich das Bild eines Salonwagens vor mir und deshalb erstaunt, dass die Jungs dort Zutritt hatten. Die Ernüchterung kam schnell, denn die 2. Klasse hatte ihren eigenen Speisewagen bzw. rollenden Stehimbiss.



Aber immerhin wurden Burritos frisch zubereitet und die schmeckten sogar richtig lecker. 20 P = 95 Cent kostete ein Burrito und die kalten Softdrinks ebenso.

Nach dem Essen mussten wir aber wieder schnell raus auf unsere Plattform, denn die erste Schleife stand an und der Gegenzug war in Sicht.





Unser Zug musste aber erst einmal stehen bleiben



und den Gegenzug passieren lassen.



Der Gegenzug hatte Autoteile geladen.





Und weiter ging die Fahrt mit dem Stinker ähm Chepe. Vor allem wir im letzten Waggon bekamen voll den Ruß mitsamt Gestank ab.



Und weiter schraubte sich der Zug über die Schleifen nach oben.







So langsam wurde ich nervös, denn wir wussten nicht, wann wir aussteigen müssen. Wir waren fast 4 Stunden unterwegs, doch es war kein Schaffner zu sehen und Durchsagen gibt es im Zug keine.

Der deutsche Student schaute in einer Map App nach und meinte, dass wir den Ort bald erreichen. Es war uns schon etwas mulmig, so im Nirgendwo auszusteigen. Vor allem hofften wir, am Bahnhof abgeholt zu werden.

5 Minuten später hielt der Zug, aber es war kein Schild zu sehen. Laut der Map mussten wir aber in Bahuichivo eingetroffen sein. Wir packten schnell unser Gepäck zusammen, verabschiedeten uns von den Jungs und stiegen aus.

Ob wir erwartet wurden oder gar in der Pampa gestrandet sind, das lest ihr dann im 2. Teil.

...
Liebe Grüße

Ilona

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Saguaro

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Antw: Aventura Mexicana 2017
« Antwort #31 am: 10.03.2023, 13:56 Uhr »
Teil 2: Cerocahui und die Abgeschiedenheit in den Bergen

Der Zug war so lang, dass wir die schweren Koffern einen halben Kilometer auf dem Schotter den Schienen entlang schleppen mussten.

Das bisschen Bahnsteig reicht gerade mal so für alle 1. Klasse Wägen (grün-gelbe Lackierung).



Juhuu :dance: wir waren gerettet. Der Van der Unterkunft stand bereit, aber der Fahrer war nicht zu sehen.



Irgendwann kam er mit einem Schild angelaufen und war erstaunt, dass wir schon da waren. Tja, er hatte uns an der 1. Klasse erwartet.

Mauricio, ein ganz lieber junger Mann, der kein Wort Englisch sprach sagte, dass wir leider noch nicht zur Lodge fahren können und noch 1,5 Stunden auf weitere Gäste vom Gegenzug warten müssen. Er bot uns an, dass wir so lange in einem Restaurant etwas essen können.

Eigentlich hatten wir nur Durst, denn unser Saunaabteil im Zug und der Koffertransport über die Gleise haben uns ganz schön ins Schwitzen gebracht. Ich verstand zwar nicht, warum er sich so bockig anstellte und uns partout nicht vorab in die Lodge fahren wollte. Aber wir willigten ein und ließen uns am Baseballplatz vorbei,



auf dem anderen Hügel in ein Restaurant mit Laden bringen.



Da Mauricio erwähnte, dass es erst um 19 Uhr Abendessen gibt (davon wussten wir vorher nichts), bestellten wir uns Hamburger und kalte Getränke. Wir wollten Mauricio dazu einladen, doch er bestellte seinen Hamburger bei der Köchin ab. Der Hamburger und die Pommes aus den frischen Kartoffeln, die bestimmt im Chepe transportiert wurden :socool:, waren recht lecker.

Mineralwasser zum Mitnehmen hatten sie leider keines mehr, deshalb brachte uns Mauricio im Ort





zu einem anderen Laden.

Nach 1,5 Stunden kam endlich der Gegenzug.





Die weiteren Gäste waren ein älteres mexikanisches Paar, das nur Spanisch sprach. Ich wurde sprachlich ganz schön gefordert.

Wir ließen Bahuichivo hinter uns und erreichten nach 20 Minuten Cerocahui. Doch auch diesen wunderschön gelegenen  Ort mitsamt geteerter Straße ließen wir hinter uns und fuhren eine Dirtroad den Berg hinauf. Die Gegend erinnerte mich irgendwie an die Smokey Mountain Road bei Escalante in Utah. Nach einer Stunde Fahrt erreichten wir endlich die Wilderness Lodge, die ihren Namen zu recht verdient hat. Jetzt war uns auch klar, dass er es zeitlich nicht geschafft hätte, zur Lodge und nochmals zurück zum Bahnsteig zu fahren.
 
Im rechten Gebäude befindet sich der große Aufenthaltsraum mit Lobby, Speisebereich und Küche



und im linken Gebäude befinden sich fünf gemütliche, riesige Gästezimmer.







Ein weiteres Gästezimmer befindet sich seitlich am Hauptgebäude.



Die Lodge wurde nur von Mauricio und zwei fürsorglichen Frauen betreut. Dann gab es noch Hund Manni, ein übermütiger einjähriger Golden Retriever. Der Besitzer der Lodge lebt anscheinend in Los Mochis. So abgelegen hatten wir uns das jedenfalls nicht vorgestellt und auf dem Berg ging es im wahrsten Sinne des Wortes nur hier ab.



Kein Fernseher, kein Internet, nur die Mexikaner hatten an einer Ecke des Gebäudes ein Mobilfunknetz. Die Frau wurde fast verrückt, denn dort oben ist es selbst Füchsen und Hasen zu einsam. Also wenn man mal untertauchen möchte, dann am besten hier.

Mauricio bot uns zwei Ausflüge an. Wir könnten am Nachmittag eine Höhle besuchen und die Missionskirche im Ort. Am nächsten Morgen eine Tour durch den Cañon Urique. Die Mexikanerin fragte ihn, was man da zu sehen bekommt. Er konnte leider keine Auskunft darüber geben, denn wahrscheinlich war er selbst noch nie im Cañon. Bilder davon hatten sie auch keine. Sie lehnte ab, denn es hätte pro Person 500 P. = 24 € gekostet.

Auf die Fahrt zurück ins Tal hatten wir an dem Nachmittag auch keine Lust mehr, aber die Höhle hat uns interessiert. Ich fragte Mauricio, ob es weit bis zur Höhle ist. Es waren nur 10 Minuten zu Fuß, aber er konnte uns den Weg nicht erklären bzw. wollte es nicht. Er rief seine Chefin an und reichte den Hörer an mich weiter. Sie war damit einverstanden, dass er uns gegen ein Trinkgeld die Höhle zeigt. Wir waren froh, dass wir uns noch ein bisschen die Beine vertreten konnten und machten uns mit Mauricio und Hund Manni auf den Weg zur







Es handelte sich dabei um eine Partyhöhle, die zu einem nahe gelegenen Wilderness Campingplatz gehört.





Nach dieser Sehenswürdigkeit :roll: vereinbarte ich auf dem Rückweg mit Mauricio, dass wir am nächsten Morgen etwas früher zum Bahnhof fahren und er uns unterwegs die Missionskirche zeigt. Auf die Fahrt zum Aussichtspunkt auf den Cañon Urique verzichteten wir auch.

Zurück an der Lodge machten wir noch einen kurzen Spaziergang der Klippe entlang.



Leider ging es nicht sehr weit, da ein Zaun zum Nachbargrundstück den Pfad versperrte.
 
Um 19 Uhr gab es Abendessen: Gemüsesuppe, Enchiladas mit Huhn und zum Nachtisch einen Mini-Cheesecake. Die gute Hausmannskost wurde von den Frauen frisch zubereitet.

In dieser Höhe wird es nach Sonnenuntergang  sehr schnell kalt. Wir wurden darauf hingewiesen, dass dicke Decken im Schrank liegen. Die haben wir in der Nacht aber auch gebraucht.

Die Höhenluft machte müde, aber die Mexikanerin im Nachbarzimmer quasselte ununterbrochen lautstark bis Mitternacht ihrem Mann die Ohren voll. Ich wusste bis dato nicht, dass Frauen so viel zu erzählen haben :wink:.

Übernachtung: Wilderness Lodge, Cerocahui
Liebe Grüße

Ilona

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Doreen & Andreas

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Antw: Aventura Mexicana 2017
« Antwort #32 am: 27.03.2023, 08:49 Uhr »
Wann geht es denn weiter, Ilona?
Nicht, daß wir den Aufenthalt hier nicht genießen würden, aber so viel Abwechslung bietet der kleine Ort hier dann doch nicht...  :wink: :lol:
Viele Grüße,
Andreas
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Saguaro

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Antw: Aventura Mexicana 2017
« Antwort #33 am: 27.03.2023, 19:34 Uhr »
Wann geht es denn weiter, Ilona?

Gleich :wink:.

Nicht, daß wir den Aufenthalt hier nicht genießen würden, aber so viel Abwechslung bietet der kleine Ort hier dann doch nicht...  :wink: :lol:

Zu viel Ruhe ist auf Dauer auch nichts :lol:.
Liebe Grüße

Ilona

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Saguaro

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Antw: Aventura Mexicana 2017
« Antwort #34 am: 27.03.2023, 19:43 Uhr »
20.03.17 –  Cerocahui -> Divisadero

Vom Kupfercanyon und der teuer bezahlten Aussicht

Wir hatten mit Mauricio vereinbart, dass es um 8:30 Uhr Frühstück gibt. Das wurde wieder frisch zubereitet. Vorab bekamen wir einen Obstteller. Dann gab es Huevos a la Mexicana (mexikanisches Rührei mit Zwiebel, Paprika, Jalapeños) mit Bohnenpampe und Tortillas. Früher ließen wir die Bohnenpampe immer links liegen, doch mittlerweile essen wir sie gerne dazu, um die Schärfe abzumildern. Toast, Marmelade und Honig standen auf dem Tisch.

Nach dem Frühstück bat ich um die Rechnung und war erstaunt, dass nur der Zimmerpreis verlangt wurde. In der Buchungsbestätigung von Booking.com stand, dass im Zimmerpreis keine Mahlzeiten inbegriffen sind. Umgerechnet kostete die Vollpension 65 €. Ein Schnäppchen, wenn man von der Abgeschiedenheit absieht.

Um 10:30 Uhr war Abfahrt. Wie vereinbart stoppte Mauricio in der Ortsmitte von Cerocahui,



damit wir die Missionskirche besichtigen konnten.





Am Bahnsteig in Bahuichivo verabschiedeten wir uns von Mauricio und dem mexikanischen Paar, das nun 1,5 Stunden auf den Zug warten musste.

Unser Zug traf recht pünktlich um 12:30 Uhr ein. Wir waren natürlich sehr gespannt, ob wir tatsächlich in der 1. Klasse befördert werden. Falls nicht, hätten wir ein Problem gehabt, denn Mauricio war schon längst über alle Berge und die Bushaltestelle 2 km entfernt. Von Bahuichivo aus fährt nämlich auch ein Bus in Richtung Chihuahua.

Der Schaffner sprach etwas Englisch und teilte uns gleich einen Platz zu. Nun waren wir  auf die 1. Klasse gespannt und wurden gleich ernüchtert. Die Primera Clase unterscheidet sich von der zweiten nur darin, dass die Polster eine andere Farbe haben, die Fußstützen fehlen, es weiße Schutztücher am Kopfteil gibt, ständig geputzt wird und in den etwas größeren Toiletten Seife und Papierhandtücher sind. Gut bewacht sind übrigens alle Waggons. Der Sicherheitsdienst patroulliert ständig.



Da noch jede Menge Sitzplätze frei waren, verteilten wir uns und stellten einfach die Koffer daneben.



Landschaftlich ist die Gegend schon reizvoll, denn die Strecke führt über 39 hohe Brücken



und es gibt viele malerische Schluchten. Leider ist die Sierra Madre stark bewaldet. Entweder dies erschwert das Fotografieren oder hohe Felsen. Dazu kommt, dass sich die Leute zwischen den Waggons mit ihren Kameras drängen.  Da hatten wir es in der 2. Klasse ganz hinten viel besser. Also ganz ehrlich, den Preis für die erste Klasse kann man sich sparen, wenn die 2. Klasse angehängt ist.

Der Schaffner kam zwischendurch und kassierte für die zweistündige Fahrt 1100 P = 54 €. Man kann im Zug nur einzelne Strecken lösen und nicht schon vorab bis zur Endstation. Das hätte bedeutet, dass wir am nächsten Tag nochmals 54 € hätten bezahlen müssen. Die Einzelfahrscheine sind somit recht teuer.

Je weiter wir in Richtung Divisadero kamen, desto mehr Dörfer befinden sich entlang der Strecke.



Die buntgekleideten Tarahumara Frauen und Mädchen nutzen jeden Chepe-Stopp, um den Passagieren handgearbeitete Körbe aus geflochtenen Gräsern zu verkaufen.





Sie verdienen sich damit ein paar Pesos, denn so ein kleines Körbchen kostet 20 P = 1 €. Ich wollte mir eigentlich nichts kaufen, doch den rehbraunen Augen eines kleinen Mädchens konnte ich einfach nicht widerstehen. Ich hoffte, dass das Körbchen die Reise übersteht (hat es und wir haben es immer noch).

Nach 2 Stunden erreichten wir Divisadero.



Mir wurde jedoch nicht so galant aus dem Zug geholfen, da wir wieder in einem der hinteren Waggons untergebracht waren



und uns schon an die Schlepperei über die Gleise gewöhnt hatten.

Der Zug hat in Divisadero immer 20 Minuten Aufenthalt, denn da ist Halbzeit und Personalwechsel. Passagiere die weiter fahren, können dennoch die Zeit nutzen und einen Blick in den Kupfercanyon werfen, Souvenirs kaufen oder zu Mittag essen.

Wir hatten Glück, denn ein eifriger Mann mit Sackkarre hatte sofort erkannt, dass wir zum Hotel wollten.

Vorbei an vielen Verkaufsständen



und Garküchen



folgten wir ihm hinunter.



Vor allem direkt an der Abbruchkante gibt es viele Verkaufsstände der Tarahumara.





Den ersten Blick in den großen Canyon werfen wir aber erst im 2. Teil.

...
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Doreen & Andreas

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Antw: Aventura Mexicana 2017
« Antwort #35 am: 28.03.2023, 09:36 Uhr »
Den ersten Blick in den großen Canyon werfen wir aber erst im 2. Teil.
...
Du machst es aber spannend...  :lol:
Viele Grüße,
Andreas
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partybombe

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Antw: Aventura Mexicana 2017
« Antwort #36 am: 28.03.2023, 10:02 Uhr »
Feine kleine Züge und schöne kleine Dörfer

Saguaro

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Antw: Aventura Mexicana 2017
« Antwort #37 am: 28.03.2023, 12:50 Uhr »
Teil 2: Vom Kupfercanyon und der teuer bezahlten Aussicht

Unser erster Blick in eine gewaltige Errosionslandschaft, dem Barranca del Cobre (Kupfercanyon):







Noch ein kurzer Blick nach oben zum Chepe,



bevor wir im Hotel Divisadero Barrancas eincheckten.



Unser Zimmer befand sich im Nebengebäude.



Wir stellten nur kurz die Koffer ab und machten uns gleich auf den Weg zurück zum Bahnsteig.

In der offenen Garküche bereiten Frauen leckere Gorditas zu.



Diese werden nach Wunsch (Huhn, Rind, vegetarisch, mild oder scharf) gefüllt. Sie sehen auf den ersten Blick zwar nicht gerade appetitlich aus, doch geschmeckt haben uns die mexikanischen Mais-Döner.



Die zwei Gorditas und zwei Cokes kosteten zusammen 90 P. = 4,40 €.

An den Sitzgelegenheiten trafen wir den japanischen Studenten mit seiner Freundin wieder. Die hatten aber nur wenig Zeit, denn sie wollten mit dem Bus nach Chihuahua weiter fahren. Sie erklärten uns aber noch kurz den Weg zum Adventure Park.

Der Rimtrail beginnt am Bahnsteig



und führt zuerst 2,5 km an der Abbruchkante entlang.





Wir kamen an einem Kassenhäuschen vorbei und mussten 50 P. = 2,50 € Wegzoll bezahlen. Im Nationalpark befindet sich das Reservat der Tarahumara  und die verlangen zurecht einen kleinen Obulus.

Alle paar hundert Meter gibt es Aussichtsplattformen.







Zwischendurch führt eine Abkürzung über diese Hängebrücke.





Der Blick auf das einzige Hotel an der fast senkrechten Felswand.



Die Plattform hat keine Glasplatte, sondern man steht auf Gitterrosten.



Danach führt ein Pfad weitere 1,5 km übers Hochplateau.

Kurz vor 16 Uhr erreichten wir den Adventure Park mit der damals weltlängsten Zipline. Die hatten den Betrieb aber schon eingestellt und die Seilbahn fuhr an dem Nachmittag zum letzten Mal hinüber zum Aussichtspunkt auf alle drei Canyons.
 


Wir planten die Fahrt mit mehr Zeit am nächsten Morgen ein und machten uns gemütlich auf den Rückweg.

Schon bald schloss sich uns eine ausgemergelte Hündin an. Zuerst dachten wir, dass sie irgendjemand vom Adventure Park gehört, doch sie begleitete uns die ganzen 4 km und wich uns nicht von der Seite.

Im Hotel sprach uns der einzig englischsprachige Angestellte an und fragte, ob er uns behilflich sein kann. Wir erzählten, dass wir im Adventure Park waren und am nächsten Morgen nochmals hin wollten. Der Gästebetreuer meinte, dass wir in Europa doch genügend Seilbahnen hätten und falls wir gerne wandern, er uns einen Trail zeigt. Wir wollten noch wissen, wo genau die Bushaltestelle ist und wann der Bus nach Creel fährt.

Der Bus fuhr 13:15 Uhr und der Chepe erst um 14:30 Uhr. Dazu kommt, dass wir für die kurze Strecke nach Creel wieder, je nach Klasse, zwischen 600 und 1100 P. hätten bezahlen müssen. Wir entschlossen uns, die weiteren Strecken mit dem Bus zu fahren und nun war ich froh, dass ich keine weiteren Tickets für den Chepe hatte.

Das Hotel hat eine unschlagbare Lage und Aussicht in den Canyon, aber das Essen ist fürchterlich. Das Restaurant hat nur bestimmte Öffnungszeiten, es gibt nur ein Einheitsessen und die Tasche musste ich an den Stuhl hängen :wink:. An diesem Abend wurde uns eine geschmacksneutrale Spinatcremesuppe, dann eine Schuhsohle vom Rind mit Kartoffelpüree und rohem verwelktem Brokkoli, serviert. Eine Mexikanerin am Nebentisch reklamierte lautstark und ihre Tochter verweigerte ganz das Essen. Zum Nachtisch gab es ein komisches Zitronentörtchen. Das alles zu einem stolzen Preis von 760 P. = 37 € inkl. Getränke. Das zähe Fleisch packte ich in eine Serviette und hoffte, dass noch einer der Straßenhunde unterwegs ist.

Kaum draußen, erwartete uns die Hündin und schluckte das Leckerli in einem Bissen hinunter. Sie begleitete uns noch bis zur Zimmertüre im ersten Stock und ich ärgerte mich, dass ich kein Hundefutter im Gepäck hatte.

Den Rest vom Abend verbrachten wir mit Lesen und Reisenotizen machen. Auch in dieser Abgeschiedenheit gab es weder Fernsehen noch Internet.

Übernachtung: Hotel Divisadero Barrancas
Liebe Grüße

Ilona

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Antw: Aventura Mexicana 2017
« Antwort #38 am: 28.03.2023, 13:33 Uhr »
Das ist ja tatsächlich ein riesiger, sehr sehenswerter Canyon. Hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm, daß es sowas dort gibt.
Umso erstaunlicher ist es, daß das einzige Hotel vor Ort einen derart miesen Service bietet...  :oops:
Viele Grüße,
Andreas
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Saguaro

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Antw: Aventura Mexicana 2017
« Antwort #39 am: 28.03.2023, 16:45 Uhr »
Das ist ja tatsächlich ein riesiger, sehr sehenswerter Canyon. Hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm, daß es sowas dort gibt.

Und dabei ist der Kupfercanyon größer als der Grand Canyon. Uns war er zuvor aber auch völlig unbekannt. In einem meiner Baja-Reiseberichte kommentierte eine Userin und berichtete damals davon.

Ich sage es immer wieder: Reiseberichte lesen bildet :wink:.

Umso erstaunlicher ist es, daß das einzige Hotel vor Ort einen derart miesen Service bietet...  :oops:

Durch seine Lage direkt am Rim ist das Hotel konkurrenzlos und immer voll. Es gibt mittlerweile weitere Unterkünfte in der Gegend, doch die sind abseits.

Am besten ist es, wenn man sich abends noch einen Happen von den Garküchen holt und nur Übernachtung mit Frühstück bucht.
Liebe Grüße

Ilona

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mrh400

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Antw: Aventura Mexicana 2017
« Antwort #40 am: 28.03.2023, 17:26 Uhr »
Ich sage es immer wieder: Reiseberichte lesen bildet :wink:.
Deswegen lese ich auch gerne mit (wenngleich bisher ohne Kommentare)
Gruß
mrh400

TR74

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Antw: Aventura Mexicana 2017
« Antwort #41 am: 28.03.2023, 17:42 Uhr »
WOW, der Kupfercanyon + Bahnfahrt steht auch schon lange auf meiner "Bucket list"....

Danke für den tollen Bericht   :)

Culifrog

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Antw: Aventura Mexicana 2017
« Antwort #42 am: 29.03.2023, 07:08 Uhr »
Das ist ja tatsächlich ein riesiger, sehr sehenswerter Canyon. Hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm, daß es sowas dort gibt.
Umso erstaunlicher ist es, daß das einzige Hotel vor Ort einen derart miesen Service bietet...  :oops:
Ich hatte ganz Mexico bisher nicht auf dem Schirm, aber bei den Bildern muss ich dieses Land wohl irgendwann einmal besuchen ;-).

Saguaro

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Antw: Aventura Mexicana 2017
« Antwort #43 am: 29.03.2023, 13:36 Uhr »
Deswegen lese ich auch gerne mit (wenngleich bisher ohne Kommentare)

 :dankeschoen:

WOW, der Kupfercanyon + Bahnfahrt steht auch schon lange auf meiner "Bucket list"....
Danke für den tollen Bericht   :)

Sehr gerne und hoffentlich kannst du diese Reise in nicht allzu ferner Zukunft unternehmen.

Das ist ja tatsächlich ein riesiger, sehr sehenswerter Canyon. Hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm, daß es sowas dort gibt.
Umso erstaunlicher ist es, daß das einzige Hotel vor Ort einen derart miesen Service bietet...  :oops:
Ich hatte ganz Mexico bisher nicht auf dem Schirm, aber bei den Bildern muss ich dieses Land wohl irgendwann einmal besuchen ;-).

Um Mexiko wird halt immer wegen den Drogenkriegen ein großer Bogen gemacht und deshalb beschäftigt man sich viel zu wenig mit dem wunderschönen Land. 
Liebe Grüße

Ilona

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Saguaro

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Antw: Aventura Mexicana 2017
« Antwort #44 am: 29.03.2023, 13:48 Uhr »
21.03.17 –   Divisadero -> Creel

Vom Gassi gehen und der Westernstadt

Wir hätten noch ein bisschen länger schlafen können, doch wir wurden sehr früh von anderen Gästen geweckt, die auf den Sonnenaufgang warteten. Da ich schon mal wach war, wollte ich das Spektakel auch nicht versäumen und ging raus auf den Balkon.



Die Lage des Hotels ist toll und die Zimmer wurden modernisiert. Da es außer Konkurrenz ist, sind aber die Preise so hoch wie die Berge. Das Frühstück war genauso schrecklich wie das Abendessen und für umgerechnet 21,50 € für uns beide, bekamen wir nur Rührei, Heißwasser für die mitgebrachten Teebeutel, Melonenstücke und etwas Toast. Butter und Marmelade hatten sie nicht.

Nach dem Frühstück deponierten wir unsere Koffer an der Rezeption. Der Gästebetreuer erwartete uns bereits und ich reklamierte die fürchterliche Küche. Er hörte das nicht zum ersten Mal und hob nur resigniert die Schulter.

Nachdem er uns die Richtung zum Wanderpfad gezeigt hat,



machten wir uns auf den Weg. Es dauerte nicht lange und unsere Begleiterin vom Vortag schloss sich uns an.



Der Pfad führt moderat nach oben auf ein Plateau.





Ein Blick zurück zum Hotel



und weiter ging’s.



Die Hündin behielt uns immer im Auge. Sie lief auch mal ein Stück vor, doch dann wartete sie wieder auf uns.

Wir kamen an einer ehemaligen Höhlenbehausung der Tarahumara vorbei



und erreichten bald das Plateau,





auf dem sich ein Dorf der indigenen Bevölkerung befindet.





Das freilaufende Schwein fühlte sich sauwohl.



Die meisten Bewohner waren aber zu dieser Zeit schon wieder unten am Bahnsteig und bestückten ihre Verkaufsstände.

In den Cañons leben ca. 50000 Tarahumara. Die Indigenas sind Halbnomaden, die im Sommer in höher gelegene Regionen wandern, um dort Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Im Winter ziehen sie sich in tiefer gelegene, wärmere Zonen zurück. Nur wenige Tarahumara sprechen Spanisch. Die in kunterbunte Röcke gekleidete Frauen verdienen sich ein paar Pesos durch den Verkauf ihrer Handarbeiten.

Die Kleidung der Männer besteht traditionell aus einem weißen Rock und einer weiten Bluse. Die Männer nennen sich Rarámuri, was so viel wie Fußläufer bedeutet. Gut zu Fuß ist dieser Stamm in der Tat, den zum Erntedankfest veranstalten sie traditionell einen 200 km-Lauf, bei dem sie mit den Füßen einen kleinen Holzball vor sich her treiben und das nur mit Sandalen aus Lederbänder. Diese Sandalen tragen auch die Frauen und halten im Langstreckenlauf mit
.


 
Doch so langsam zieht auch bei den Tarahumara die Moderne ein. Die Kinder werden in Schulen geschickt. Solarzellen finden sich auf den Dächern.



Ein freundlicher älterer Rarámuri zeigte uns den Weg zum Bahnhof.



Aber eigentlich hätte man sich nicht verlaufen können.

Da es trotz der Höhe sehr warm war, wollten wir der Hündin Wasser geben. Ich fand eine leere Limoflasche. Heiko schnitt sie auf und goss Wasser hinein. Wir mussten während der Wanderung ständig etwas trinken, doch die Hundedame war nicht durstig. Mit etwas zureden schlabberte sie dann doch etwas Wasser. Sie begleitete uns den ganzen Rundweg über 2 Stunden und das wollten wir zumindest mit einem Essen belohnen.

In der Garküche, übrigens zum Grill umgebaute Stahlfässer,



bestellten wir eine Gordita mit milder Hähnchenfüllung für sie. Mit drei Bissen war das Teil weg.

Unterhalb der Souvenirstände gibt es einen kleinen Laden. Ich ging hinein und schaute, ob es dort Hundefutter gibt. Auf den ersten Blick nicht, doch die Verkäuferin hatte in der Ecke einen 10 kg Sack deponiert. Sie füllte mir für 20 P. = 1 € zwei große Becher Trockenfutter ab. Die Hündin bekam nun endlich eine artgerechte Nahrung



und ein bisschen was blieb noch für einen anderen Straßenhund übrig, der mich schon am Vortag an den Imbissständen anbettelte.

Nach je einer Gordita für uns, machten wir uns um 13 Uhr auf den Weg zum Bus.



Der Touristenbus verkehrt regelmäßig zwischen Chihuahua und Divisadero. Eine Frau kassierte den Fahrpreis von 90 P. = 4,40 € pro Person nach Creel. Die Zugfahrt hätte mindestens das Dreifache gekostet und früher dort waren wir auch. 

Im bequemen Reisebus konnte man die Beine hochlegen



und für Unterhaltung war wieder durch einen Kriegsfilm gesorgt.



Die einstündige Fahrt war sehr kurvenreich und ich war froh, als wir endlich in Creel eintrafen. An der Haltestelle standen zwei junge Männer mit ihrem Van und boten uns den Fahrdienst zum Hotel für 50 Peso an. Sie fragten, ob wir Interesse an einer 5stündigen Tour für 600 Pesos am nächsten Morgen hätten.  Natürlich hatten wir das und so vereinbarten wir die Abholung um 9 Uhr vor dem Hotel.

Sie hielten vor dem Hotel und ich traute meinen Augen nicht.





Dieses Hinterhofhotel war zum Zeitpunkt der Buchung im Frühjahr 2016 bei Tripadvisor die Nr. 1. Man sollte sich zwar vom äußeren Erscheinungsbild nicht täuschen lassen, doch auch drinnen war der erste Eindruck enttäuschend. Das Zimmer war klein, abgewohnt, das Bad schimmelig, die Türe konnte man nicht abschließen. Und hier übernachten viele Reisegruppen aus Deutschland.

In den Innenhof konnte man leider nicht, weil dort ein Neubau entsteht. Was sollten wir machen :kratz: ? Doch so lange im Zimmer nichts krabbelt und die Bettwäsche sauber ist, würden wir diese Nacht hinter uns bringen.

Wir wollten so schnell wie möglich in die Stadt, aber in der Lobby erwartete uns ein englischsprachiger Guide. Er bot uns für den nächsten Morgen ebenfalls eine Tour an. Ich sagte ihm, dass ich den Jungs schon zugesagt hätte, doch er meinte, das wäre egal und wir fahren besser mit ihm, weil er uns alles in Englisch erklären kann. Das Argument zog und auch, dass wir uns eine Privattour aus eigentlich zwei Touren zusammenstellen konnten. Das kostete allerdings wesentlich mehr. Aber wir wollten schließlich auch mehr erleben.

Anschließend bummelten wir ein bisschen durch das Westernstädtchen Creel, das nach einem britischen Eisenbahnpioneer benannt wurde.

Creel, auch ein Pueblo Mágico, besteht eigentlich nur aus Souvenirläden, Restaurants und Unterkünften.







Eine Verkäuferin empfahl uns ein gutes Restaurant, das ziemlich gut besucht war. Zwei Amerikanerinnen boten uns die einzigen freien Plätze an ihrem Tisch an. Auf einmal standen der deutsche Student und sein Freund am Fenster und winkten uns. Was für eine freudiges Wiedersehen. Sie kamen ins Lokal und wir unterhielten uns kurz. Später im Supermarkt liefen wir uns noch einmal über den Weg. Das Essen war übrigens hervorragend.

Zurück im Hinterhofhotel konnten wir uns nur in der Lobby aufhalten, denn unser kleines Zimmer hatte nur das Bett als Sitzmöglichkeit. Der Angestellte zündete für uns den riesigen, offenen Kamin an. Wlan war vorhanden, jedoch wegen enormer Stromschwankungen kaum nutzbar. Auch das Licht flackerte deshalb ständig.

Vor dem Schlafengehen schob Heiko sicherheitshalber die Kommode vor die Türe, damit sich nachts keinen ungebetenen Besucher ins Zimmer verirrten.

Übernachtung:  Hotel Posada del Cobre, Creel
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)