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Autor Thema: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien  (Gelesen 67800 mal)

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Angie

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #30 am: 06.10.2012, 20:47 Uhr »
gerade mich als Vulkan-Fan führst du jetzt in Gegenden, wo ich am liebsten in diesem Moment sein würde :D

Na dann wirst Du dich über die kommende Etappe des Reiseberichts freuen. Dann sehen wir die Vulkane nämlich nicht nur nachts, sondern auch tagsüber. Allerdings wird der Blick auf diese schönen Berge ein wenig getrübt - und dafür ist wiederum ein Vulkan verantwortlich. Mehr dazu morgen hier an gewohnter Stelle...

Darauf freue ich mich ganz besonders! Ich komme morgen wieder :winke:


LG, Angie
Viele Grüße,
Angie

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wuender

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #31 am: 07.10.2012, 07:17 Uhr »
Einen wunderschönen guten Morgen allen Mitfahrern. Heute gibt es eine lange Etappe und die versprochenen (leicht eingetrübten) Vulkanbilder.

29.10.2011: Pucon - San Carlos de Bariloche
Während der Nacht ist zum einen das Feuer im Kamin unseres Ferienhauses ausgegangen und das Haus hat sich auf die doch noch recht frischen Frühlingstemperaturen abgekühlt. Zum anderen - und darüber sind wir richtig traurig - sind wieder Wolken aufgezogen, so dass der erhoffte Blick auf den Villarrica ausfällt. Scheinbar mögen uns die Vulkane hier in der Gegend nicht sonderlich. Nach einem leckeren und reichhaltigen Frühstück verabschieden wir uns von Christl und brechen wieder auf. Während wir wieder zur Hauptstraße zurückrumpeln, überquert in einiger Entfernung vor uns ein sehr nach einem patagonischen Fuchs aussehendes Tier die Piste. Im Verlauf unserer Fahrt nach Pucon nimmt der Himmel eine leicht hellblaue Farbe an, bei den Wolken scheint es sich also hauptsächlich um eine Art Hochnebel gehandelt zu haben. In der Tat: Als wir Pucon erreichen, ist der Hochnebel komplett weg. Leider ist die Farbe des Himmels trotzdem meilenweit von dem entfernt, was man sich unter einem blauen Frühlingshimmel vorstellt. Der verbleibende milchige Schleier hat allerdings nichts mit meteorologischen Phänomenen zu tun, sondern es handelt sich um Vulkanasche, die von unserem alten Freund, dem Puyehue, stammt. Auch der lang ersehnte Blick auf die ebenmäßige perfekte Vulkanform des Villarrica, noch fast komplett mit Schnee bedeckt, fällt ziemlich milchig aus. Egal.


Ascheschleier und der Vulkan Villarrica.

Pucon ist nahezu komplett auf den Tourismus ausgerichtet. Wir stellen unseren Pick Up ab und schauen uns um. An der Hauptstraße drängt sich ein Anbieter für Bergtouren, Baumklettereien oder Rafting neben dem nächsten. Die ganze Stadt könnte sich so auch irgendwo in den amerikanischen Rockies befinden, sieht man mal von der Anzahl der streunenden Hunde ab. Da wir außerhalb der Saison und noch dazu sehr früh am Tag unterwegs sind, sind wir fast die einzigen Menschen und schon bald verfolgt uns eine beachtliche Anzahl dieser Streuner. Wir laufen die Hauptstraße einmal auf und ab. Ein witziges Merkmal ist die sich an der Stadtverwaltung befindliche Vulkanwarnampel. Die drei Stufen - rot, gelb und grün wie bei einer klassischen Verkehrsampel - symbolisieren den Gefährdungsgrad, der aktuell vom Villarrica ausgeht. Eine Tafel erklärt die drei Gefahrenstufen. Rot ist ganz übel, das verstehen auch wir mit unseren bescheidenen Spanischkenntnissen - und genau auf dieser Stufe befindet sich ja laut Auskunft von Christl der Hudson, an dem wir in ungefähr einer Woche vorbei fahren wollen. Mal schauen... Der Villarrica ist im Moment übrigens recht brav und es leuchtet die grüne Ampel.


Vulkanwarnampel in Pucon.

Wir verlassen Pucon Richtung Osten Richtung Curarrehue. Die Straße verläuft zunächst ein wenig langweilig durch offenes Land - links und rechts Buschwerk und licht stehende Bäume, vereinzelt auch Bauernhäuser. An einem dieser Bauernhäuser sehen wir hinter einem Maschendrahtzaun eine Truthahnfamilie, bestehend aus Papa und Mama Truthahn sowie acht tennisballgroßen schwarzen Federknäuln. Niedlich. Allgemein ist beeindruckend, wie viele Tiere sich hier direkt neben oder sogar auf der Fahrbahn befinden. Wir sehen Kühe, Pferde, Ziegen und Schafe. Letztere haben wohl vor recht kurzer Zeit Junge bekommen - wir sehen jedenfalls jede Menge winzige Lämmer. Hinter Curarrehue knickt die hier sehr frisch asphaltierte Straße nach Süden ab und erreicht bald den Eingang des Parque Nacional Villarrica. Ab hier geht es auf Ripio weiter, lustig und kurvig durch dichten Wald bergauf. An der Laguna Quillelhue, malerisch zwischen hohen Bergen gelegen und von Araukarien umgeben, machen wir eine kurze Pause. Von hier aus ist auch zum ersten Mal der Lanin zu sehen, mit 3747 Metern der höchste der Vulkane dieser Gegend. Sehr majestätisch, wie der Villarrica auch noch fast komplett mit Schnee bedeckt und hinter der allgegenwärtigen Aschewolke nur ein klein wenig unscharf zu erkennen. Wir nutzen die Gelegenheit, uns zum ersten Mal das Blattwerk der Araukarien aus der Nähe anzuschauen: diese seltsamen Gewächse sehen aus etwas Entfernung aus wie Nadelbäume. Wenn man sich die Äste genauer ansieht, erkennt man aber, dass sich diese aus schuppenförmigen harten Blättern, angeordnet in Form einer Spirale, zusammensetzen.


Ascheschleier und der Vulkan Lanin.

Auf dem weiteren Weg zur argentinischen Grenze kommen wir noch recht hautnah an zwei Araukarien vorbei: Da man bei Bau der Straße diese Bäume nicht fällen wollte, wurde die Straße einfach links und rechts vorbei geführt, ganz korrekt mit Warnschildern und Hinweispfeil. Vor unserem ersten Grenzübertritt haben wir ein wenig Bammel, denn wir haben in Reiseberichten jede Menge Schauerliches über die dabei fällige Bürokratie gehört und dass diese bei jedem Mal frei nach dem Gutdünken der Beamten anders abläuft. Naja, irgendwie wird es schon klappen. Als wir die Grenze erreichen, sind wir aber zunächst einmal aufgrund der sich vor uns ausbreitenden Blechschlange überrascht. Während der Fahrt hierher war kein Auto vor oder hinter uns und auch während dem Aufenthalt an der Laguna Quillelhue sind nur wenige Wagen vorbei gefahren. Nun aber reiht sich unser Pick Up grob geschätzt an dreißigster Stelle in eine lange Schlange vor dem chilenischen Grenzposten ein. Und im Inneren des kleinen Häuschens stapeln sich die Leute. Die Wartezeit ist dementsprechend, aber zum Glück ist die eigentliche Prozedur recht problemlos zu erledigen: Zuerst müssen wir zur Immigration, um uns einen Ausreisestempel abzuholen und die Versicherungsbestätigung unseres Autos herzuzeigen. Und dann noch zum Zoll, um die Ausreise des Autos durchzuführen. Da der Wagen natürlich nicht uns gehört, haben wir nach Vorschrift einige Zettel dabei mit einer notariellen Erlaubnis, den Wagen außer Landes zu schaffen. Alle Zettel amtlich beglaubigt und mit Fingerabdruck des Autoeigentümers versehen. Nun geben wir einen dieser Zettel her und erhalten als Ersatz ein amtliches Formular mit vier Stempelfeldern. In eines davon wird schon jetzt ein Stempel gehaut, die restlichen Felder bleiben vorerst frei. Ehe wir aufbrechen, gibt es noch etwas Verwirrung: Der Beamte hat sich die kleine schwarze Mappe mit der Versicherungsbestätigung genommen, um die Nummer in seinen Computer zu tippen. Danach hat er aus Versehen die Mappe unter einen Stapel Papier geschoben und vergessen, sie uns zurückzugeben. Natürlich spricht keiner hier Englisch, das spanische Wort für Mappe fällt uns nicht ein und mit dem Begriff negra (=schwarz) alleine kann der Beamte verständlicherweise auch nichts anfangen. Ein beherzter Griff über den Schalter nach unserer Mappe auf seinen Schreibtisch und ein nettes Lächeln beseitigen glücklicherweise rasch das Missverständnis.


Vorsicht: Araukarien auf der Fahrbahn!

Die langen Warteschlangen lassen sich dadurch erklären, dass in Chile ein verlängertes Wochenende ansteht und daher viele Familien nach Argentinien fahren. Wir haben bisher schon fast eine Stunde benötigt und erwarten daher für die einige Kilometer entfernte argentinische Grenzstation das Schlimmste. Zu unserer Überraschung ist hier aber fast nichts los. Wir bekommen je einen Einreisestempel sowie einen zweiten Stempel in den Laufzettel unseres Autos. Hier wird uns auch zum ersten mal verdeutlicht, warum die Chilenen scherzhaft auch als die Preußen Südamerikas bezeichnet werden und die Argentinier als die Italiener Südamerikas: Während auf der chilenischen Seite die aus den Pässen entnommenen Einreisezettel fein säuberlich korrekt in eine Ansammlung von beschrifteten Holzschachteln einsortiert werden, landen sie bei den Argentiniern achtlos auf einen großen Papierhaufen am Rand des Schreibtischs. Nach einem zwar gebrochenen und daher auch recht kurzen aber netten Plausch mit dem Zollbeamten geht es weiter. Der gesamte Grenzübertritt inklusive Fahrt zwischen den Grenzstationen hat 1.5 Stunden gedauert - da begreift man erst mal, was für einen immensen Wert so Dinge wie das Schengen-Abkommen haben.

Ein paar Kilometer hinter der Grenze halten wir an einer Rangerstation des Parque Nacional Lanin. Hier beginnt der Normalweg auf den Gipfel des Vulkans. Für eine Besteigung fehlen uns natürlich Zeit und Ausrüstung aber wir wollen eine kleine Wanderung machen, um uns den Lanin so nah wie möglich anzuschauen. Das Wetter ist wie gehabt - ein toller blauer Himmel mit einer alles etwas eintrübenden Aschewolke. Wir laufen durch einen lichten Laubwald mit einer tollen Tierwelt. An allen Ecken und Enden raschelt es im Unterholz und wir sehen jede Menge Echsen, einen kleinen Specht sowie männliche und weibliche Magellanspechte. Die Weibchen dieser in ganz Südchile und im Südwesten Argentiniens heimischen Spechte sind komplett schwarz gefärbt, während die Männchen durch den knallroten Kopf auffallen. Nach etwas 20 Minuten landen wir auf einem ausgedehnten Aschefeld, von dem aus sich ein freier Blick auf den Lanin bietet. Wir laufen noch ein gutes Stück weiter und kehren dann um. Zurück am Parkplatz treffen wir eine im Aufbruch befindliche Gruppe junger Bergsteiger mit voller Gletscherausrüstung und sind schon ein wenig neidisch.


Wanderweg in Richtung Lanin.

Weiter geht es Richtung Osten, durch einige schöne Araukarienhaine und in Richtung Ausgang des Parque Nacional Lanin. Ab hier ist die Straße wieder asphaltiert. Sie führt durch eine deutlich aridere und kargere Gegend als noch auf der Westseite der Anden. Irgendwie erinnert das Ganze ein wenig an die USA - zum Beispiel an Montana - wobei in Montana die schlanken Pappeln fehl am Platz wären, die hier in Grüppchen entlang der Straße stehen. Beim Ausbau der Straße auf der wir unterwegs sind, musste offenbar an einigen Stellen sehr der Sparstift angesetzt werden: Ab und zu wird die perfekt ausgebaute breite Asphaltstraße unterbrochen von abenteuerlichen schmalen Brückenkonstruktionen aus Holz, die wir nur im Schritttempo überqueren können. Und hinter der Brücke setzt sich die breite Asphaltstraße fort. Bei Malleo biegen wir nach Süden ab und erreichen nach kurzer Zeit das Städtchen Junin de Los Andes. Dieses Städtchen erscheint bei der Durchfahrt recht belanglos, allerdings fällt uns auf, dass hier in Argentinien wesentlich mehr Häuser aus Stein oder steinernen Fertighauselementen gebaut sind, während auf der chilenischen Seite der Anden Holzhäuser oder Bretterbuden vorherrschend waren.


Hier war kein Geld mehr für die Brücke übrig...

Wir folgen der Ruta 234 Richtung San Martin de Los Andes. Die Straße gewinnt im Verlauf langsam Höhe und kurz vor San Martin ändert sich die Landschaft abrupt. Statt durch eine karge und offene Landschaft fahren wir nun durch einen fast mitteleuropäisch wirkenden Bergwald. San Martin liegt am Lago Lacar, dem ersten der Seen entlang der berühmten Ruta de los Siete Lagos, der Sieben-Seen-Route. Am Stadtrand von San Martin biegen wir auf die Ruta Provincial 48 ab, die sich Richtung Hua Hum steil den Berg hochschlängelt und nach nur kurzer Fahrt von einer Kurve aus einen schönen Blick auf San Martin und den Lago Lacar bietet. Wir genießen eine Weile den Ausblick und fahren dann wieder zurück nach San Martin. Ein zwar sehr touristisch geprägtes aber dennoch sehr hübsches Städtchen. Wir schauen uns die Hauptstraße, die zentrale Plaza und die Promenade am See an. Außerdem wollen wir unser erstes argentinisches Geld abheben und das Auto volltanken. Einen Geldautomaten finden wir an der Plaza, leider kommen wir danach in der Ortschaft an keiner Tankstelle mehr vorbei und umdrehen wollen wir auch nicht. Naja, der Pick Up ist ein sehr sparsamer Diesel und wird schon bis zur nächsten Tankstelle durchhalten.


Blick auf San Martin de Los Andes.


Der Lago Lacar an der Ruta de los Siete Lagos, kurz hinter San Martin de Los Andes.


Unterwegs auf der der Ruta de los Siete Lagos.

Die Sieben-Seen-Route kurbelt sich durch eine beeindruckend wilde Berglandschaft. Die Gegend erinnert entfernt an diejenige um den Vierwaldstätter See in der Schweiz. Wir kommen an zahlreichen (alles in allem deutlich mehr als sieben) hübschen tiefblau gefärbten Bergseen vorbei. Vorbei an einer sehr süddeutsch aussehenden Kapelle kommen wir zur Cascada Vullinaco, einem schönen Wasserfall direkt an der Straße, und wie alle bisherigen Wasserfälle aufgrund der Jahreszeit sehr wasserreich und mächtig. Kurz hinter dem Lago Falkner passieren wir an eine direkt auf der Straße stehenden Kuh und kurz darauf endet der Asphalt. Weiter geht es wieder auf gutem Schotter. Hier fallen uns zwei Dinge auf: Zum einen ist hier wohl geplant, auch das verbleibende Stück der ursprünglich fast komplett unasphaltierten Sieben-Seen-Route auszubauen: Die Straße ist über viele Kilometer für die Bauarbeiten vorbereitet und an ihrem südlichen Ende tut sich sogar schon etwas. Die Bauarbeiten auf dem restlichen Teilstück wurden aber wohl durch das aufgehalten, was uns als zweites auffällt, nämlich die Auswirkungen des großen Ausbruchs des Puyehue vor ein paar Monaten. Zunächst sind Straße und Straßenränder nur von einer dünnen Ascheschicht bedeckt, die Asche wird allerdings immer mehr, bis sich an den Seiten der Straße große Haufen auftürmen. Diese sehen fast wie Schnee aus, nur ein wenig grauer als sauberer Schnee. Und auch die Aschewolke in der Luft ist deutlicher zu sehen als zuvor. Der Puyehue spuckt ja immer noch und ist Luftlinie von hier weniger als 40 Kilometert entfernt.


Die Cascada Vullinaco.


Das ist kein Schnee sondern Aschehaufen links und rechts neben der Straße.

Kurz vor der Ortschaft Villa La Angostura erreichen wir das Nordufer des Lago Nahuel Huapi, des mit Abstand größten Sees an der Sieben-Seen-Route. Die Straße führt hier etwas erhöht am See entlang, was schöne Blicke auf den See ermöglicht. Wir halten an einem Aussichtspunkt an und sehen dort neben jeder Menge anderer Touristen auch zwei Jungs aus Aschaffenburg, die mit einem Expeditionsmobil quer durch die ganze Welt unterwegs sind. In Villa La Angostura fallen uns die vielen Wassersprenkler auf, die die überall präsente Vulkanasche wegspülen sollen. Hier finden wir auch die erste Tankstelle seit San Martin - unser Pick Up hat sich tapfer und sehr sparsam geschlagen. Das macht uns gute Hoffnung für die Etappen durch die argentinische Steppe, während denen über mehrere hundert Kilometer keine Tankstellen kommen. Und für den Fall der Fälle haben wir dann ja auch noch einen Reservekanister dabei. Ein paar Kilometer hinter Villa La Angostura sehen wir am Südufer des Sees zum ersten Mal unser heutiges Tagesziel, San Carlos de Bariloche. Diese Stadt ist mit 126000 Einwohnern die bei weitem größte hier in der Gegend und ist neben ihrer tollen Lage am Lago Nahuel Huapi zwischen hohen Bergen unter anderem dafür bekannt, dass hier nach dem zweiten Weltkrieg einige in Deutschland gesuchte SS-Mitglieder Unterschlupf suchten.


Blick über den Lago Nahuel Huapi auf San Carlos de Bariloche.

Um nach Bariloche zu kommen, müssen wir zunächst das Ostufer des Lago Nahuel Huapi umrunden. Dabei stoßen wir zum ersten Mal im Verlauf unserer Reise auf die legendäre Ruta 40. Diese Straße durchquert auf 5224 Kilometern Argentinien von Norden nach Süden. Dabei wird mit dem 4900 Meter hohen Abra del Acay einer der höchsten Straßenpässe der Erde überquert. Bekannt sind aber auch die langen unasphaltierten Abschnitte dieser Straße durch die patagonische Steppe, auf denen über viele hundert Kilometer buchstäblich nichts entlang der Straße liegt und man als Fahrer sehr aufmerksam mit seinen Spritreserven haushalten muss, um von einer Tankstelle zur nächsten zu kommen. Diese Teilabschnitte der Ruta 40 wollen wir uns in etwas mehr als einer Woche genauer ansehen. Zunächst aber sind wir auf einer ziemlich profanen und langweiligen Asphaltstraße ein kurzes Stück Richtung Süden unterwegs. Nach nur wenigen Kilometern erreichen wir Bariloche. Da diese Stadt auch als die Schweiz der Anden bezeichnet wird und die Lage am Südufer des Sees im Prinzip wunderschön ist, sind wir entsetzt über das, was uns auf dem Weg zu unserem Hotel erwartet: Nicht gerade schöne Betongebäude, enge Straßen, vollgestopft mit Autos. Wir fühlen uns eher an Süditalien als an die Schweiz erinnert - und dementsprechend sind die Autofahrer hier auch unterwegs. Eventuell wird dieser negative erste Eindruck dadurch verstärkt, dass aufgrund des Wochenendes (und in Chile ist ja sogar ein verlängertes Wochenende) besonders viel los ist. Wir sind froh, als wir endlich die Innenstadt durchquert haben und unser wunderschön am See gelegenes Hotel erreichen. Wir verzichten auf sämtliche angedachten abendlichen Besuche in der Stadt und essen stattdessen im Hotelrestaurant zu Abend.

Übermorgen geht es weiter.

Schöne Grüße,
Dirk

Anti

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #32 am: 07.10.2012, 09:43 Uhr »
Da muss ich mich doch mal wieder melden. Tolle Bilder machst du, einfach nur toll! Und die Farbe der Seen ist wundervoll. Ich genieße diese Reise sehr.

Saguaro

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #33 am: 07.10.2012, 11:28 Uhr »
Hallo Dirk,

da ich so lange Flüge nicht mag, bin ich jetzt erst dazugestoßen  :zwinker:. Um ehrlich zu sein, ich habe deinen RB erst jetzt entdeckt  :oops:.

Patagonien reizt mich schon lange, doch die lange Anreise nicht. Könnt ihr eigentlich spanisch oder kommt man auch ohne durch?

Nachdem ich nun auch durch die Asche bin  :socool:, bleibe ich jetzt am Ball  :dance:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

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wuender

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #34 am: 07.10.2012, 16:22 Uhr »
Da muss ich mich doch mal wieder melden. Tolle Bilder machst du, einfach nur toll! Und die Farbe der Seen ist wundervoll. Ich genieße diese Reise sehr.

Danke für das Lob. Wenn Dir die Farbe des Wassers jetzt schon gefällt, hier noch ein kleiner Appetizer: Es kommen im weiteren Verlauf der Reise noch jede Menge Flüsse und Seen mit viel tollerer Wasserfarbe...

Patagonien reizt mich schon lange, doch die lange Anreise nicht. Könnt ihr eigentlich spanisch oder kommt man auch ohne durch?

Hallo Ilona, schön, dass Du auch mit uns mitreist.

Die lange Anreise nach Patagonien ist in der Tat ein wenig anstrengend. Für einen Kurzurlaub ist dieses Ziel daher definitiv nichts. Viele andere Reisende entzerren die lange Anreise auch ein wenig, indem sie einen kurzen Aufenthalt in Buenos Aires oder Santiago einlegen. Nachdem wir im Herbst 2010 bei unserer Reise nach Australien festgestellt haben, dass uns selbst die ganz langen Flüge nicht so furchtbar viel ausmachen, haben wir uns - wie beschrieben - allerdings auch dieses Mal für die komplette Anreise an einem Stück entschieden.

Ob wir spanisch können? Eine gute Frage. Katharina kann so gut spanisch, dass sie mit einem europäischen Spanier einfache Gespräche führen kann (sofern der Spanier hochspanisch spricht). In Chile und Argentinien war das ganze aufgrund der doch ein wenig anderen Sprache und der etwas laxeren Aussprache ein wenig schwieriger. Ich selber konnte vorher nur ein paar Wörter und habe während der Reise fleißig dazugelernt (jeden Tag ein paar thematisch passende Vokabeln). Letztendlich konnte ich zum Beispiel in den Estancias fragen, wann es Frühstück gibt (und habe die Antwort verstanden).

Im Norden von Patagonien waren wir voll auf unser Spanisch angewiesen, da wir dort so gut wie niemanden getroffen haben, der Englisch oder Deutsch kann (Ausnahme war natürlich Christl vom Club los Ulmos). Aber selbst wenn mal ein Wort fehlt, geht es immer irgendwie - die Leute in Südamerika sind einfach unglaublich freundlich, nett und hilfsbereit (dazu kommt an einem der letzten Tage unsere Reise eine sehr schöne Anekdote). Im südlicheren Teil Patagoniens (so ungefähr ab den Cuevas de las Manos) waren dann unter den im Tourismus tätigen Leuten die Englischkenntnisse so gut, dass wir im Notfall immer auf Englisch umschalten konnten. Die breite Mehrheit der Bevölkerung kann aber auch im Süden nur Spanisch. Somit sind gute Spanischkenntnisse - obwohl nicht notwendig - sehr praktisch, wenn man sich einfach so mal mit den Leuten unterhalten will.
 
Schöne Grüße,
Dirk

SusanW

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #35 am: 08.10.2012, 13:33 Uhr »
Hallo Dirk,

bin euch auch noch schnell hinterher gefahren. Da ich den Gatten kaum zu einer Reise nach Südamerika werde überreden können, nutze ich jede Chance mit auf virtuelle Tour zu kommen. Die ersten Eindrücke sind schon mal vielversprechend
Liebe Grüße 
Susan

wuender

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #36 am: 08.10.2012, 20:16 Uhr »
Hallo Susan,

Da ich den Gatten kaum zu einer Reise nach Südamerika werde überreden können, nutze ich jede Chance mit auf virtuelle Tour zu kommen. Die ersten Eindrücke sind schon mal vielversprechend

Was das Überzeugen angeht: Irgendwie kann ich Deinen Gatten sogar nachvollziehen, denn vor ein paar Jahren hätte uns selber niemand zu einer Reise nach Südamerika überreden können. In einem gewissen Sinne hat dann unsere Reise nach Australien das Tor dazu aufgestoßen, weitere - ähnlich abgelegene - Urlaubsziele ausprobieren zu wollen.

So oder so freue ich mich sehr, dass Du bei uns mit dabei bist, wünsche Dir viel Erfolg beim Überzeugen Deines Gattens und viel Spaß beim weiteren Verfolgen unseres Berichts!

Schöne Grüße,
Dirk

P.S.: Grüße auch von unserem Reisenilpferd an Eures!


Angie

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #37 am: 08.10.2012, 21:06 Uhr »

Statt gestern bin ich erst heute wieder hier, ich bitte dies zu entschuldigen :wink:

Ja, Vulkane, das ist meine Welt :D Die Aschehaufen beidseits der Straße sind beeindruckend, mein Haus möchte ich aber trotzdem nicht in unmittelbarer Umgebung stehen haben.

Was lange Reisen angeht, war meine bessere Hälfte immer abgeneigt. Das hat sich erst mit unserem 1. Hawai'i-Urlaub geändert und seither fliegen wir alle 1 oder 2 Jahre solch weite Strecken. Ich weiß nicht,  ob ich richtig damit liege, aber ich vermute, es ist "nur" eine Einstellungssache.


LG, Angie
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Angie

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wuender

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #38 am: 09.10.2012, 07:36 Uhr »
Hallo Angie,

Ja, Vulkane, das ist meine Welt :D Die Aschehaufen beidseits der Straße sind beeindruckend, mein Haus möchte ich aber trotzdem nicht in unmittelbarer Umgebung stehen haben.

Das geht mir genauso. Wir haben uns sehr auf die Vulkane gefreut. Von daher war es einerseits schon ein wenig schade, diese Berge nur durch einen Ascheschleier sehen zu können (dieser Schleier hat uns übrigens noch einige Tage begleitet). Andererseits war es sehr interessant, die Aschehaufen zu sehen, die Wassersprenkler zur Aschebeseitigung in Villa La Angostura sowie die anderen Spuren des aktuellen Vulkanausbruchs (siehe auch den Tagesbericht, den ich in ein paar Minuten einstellen werde).

Was lange Reisen angeht, war meine bessere Hälfte immer abgeneigt. Das hat sich erst mit unserem 1. Hawai'i-Urlaub geändert und seither fliegen wir alle 1 oder 2 Jahre solch weite Strecken. Ich weiß nicht,  ob ich richtig damit liege, aber ich vermute, es ist "nur" eine Einstellungssache.

Einstellungs- und Gewöhnungssache, das sehe ich auch so. Netter Nebeneffekt: Wenn man sich an diese ultra-langen Anreisen erst mal gewöhnt hat, kommen einen "normale" Flüge, z.B. an die Ostküste der USA so richtig angenehm kurz vor 8)

Schöne Grüße,
Dirk

wuender

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #39 am: 09.10.2012, 07:45 Uhr »
Hallo allerseits,

heute bleiben wir in Bariloche bzw. in der Umgebung. Zuerst können wir vor dem Frühstück einen mehr oder weniger direkten Blick auf den Übeltäter werfen, der uns (bzw. das nördliche Patagonien) seit einiger Zeit zuverlässig mit Asche versorgt. Dann gibt es eine schöne Wanderung und zum Abschluss schauen wir uns ein wenig in der Umgebung von Bariloche und in der Stadt selber um. Viel Spaß!

30.10.2011: San Carlos de Bariloche
Nach dem Aufstehen bewundern wir als erstes den Blick aus unserem Hotelzimmer quer über den Lago Nahuel Huapi Richtung Westen. Links und rechts ist der See gesäumt von hohen Berggipfeln. Direkt hinter dem See erhebt sich über einem Bergrücken ein besonders großer, runder, irgendwie wolkig und komisch aussehender Berggipfel. Berggipfel? Ein näherer Blick offenbart, dass es sich nicht um einen Berg handelt, sondern um eine gigantische und ziemlich beeindruckende Aschewolke. Der Lago Nahuel Huapi zeigt von Bariloche aus gesehen nahezu direkt auf den Vulkan Puyehue - das ist unser alter Freund der fast die Anreise nach Puerto Montt verhindert hätte und dessen Ascheschleier uns gestern den ganzen Tag begleitet hat. Kein Wunder, dass die argentinischen Siedlungen am Lago Nahuel Huapi vom großen Ausbruch vor einigen Monaten besonders betroffen waren.


Blick von unserem Hotelzimmer über den Lago Nahuel Huapi auf die Aschewolken des Vulkan Puyehue.

Nach einem leckeren Frühstück brechen wir auf. Heute wollen wir die grandiose Bergkulisse um Bariloche zum Wandern benutzen. Das Wetter ist toll - der Himmel ist blau ohne eine einzige Wolke. Wir fahren zum nur wenige Kilometer entfernten Skiresort Villa Catedral. Diese Ansiedlung sieht auch nicht viel anders aus, als die unzähligen ähnlichen Retortenorte in den europäischen Alpen. Das Skigebiet ist mit 120 Pistenkilometern eines der größten in Südamerika und deckt nahezu die komplette Nordostflanke des Cerro Catedral-Massivs ab. Ursprünglich hatten wir vorgehabt, mit der Gondel bis unterhalb des Gipfels vom 2150 Meter hohen Punta Princesa zu fahren, um von dort das Bergmassiv zu überqueren, auf der Rückseite zum Refugio Frey abzusteigen und in einem Bogen um den Berg herum zum Auto zurück zu laufen. Diesen Plan haben wir allerdings aufgegeben, da trotz schönsten warmen Frühlingswetter im Tal oben noch recht viel Schnee liegt und gerade das Stück Weg oben am Bergkamm leicht ausgesetzt und auch nicht sonderlich umfangreich ausgeschildert sein soll - beides nicht von Vorteil, wenn man in unbekannter Gegend im Gebirge unterwegs ist. Alternative ist die Wanderung vom Tal zum ganzjährig geöffneten Refugio Frey und zurück. Wir parken unseren Pick Up auf einen riesigen und fast komplett leeren Parkplatz an der Talstation der Bergbahn und suchen nach dem Beginn der Wanderung. Dieser ist vorbildlich markiert und daher überraschend schnell gefunden.



Blick auf den Lago Guiterrez während der Wanderung zur Refugio Frey.

Zu Beginn führt der Wanderweg über eine offene Wiesenfläche, gewinnt über ein paar kleine Serpentinen rasch an Höhe und führt dann durch niedriges Buschwerk entlang der Bergflanke auf nahezu gleicher Höhe in Richtung Süden. Rechts oberhalb von uns befindet sich die Flanke des Cerro Catedral-Massivs, links unter uns das blaugrüne Wasser der Lago Guiterrez. Einige hundert Meter hinter dem Parkplatz schließt sich uns ein streunender Hund an, der uns fortan nicht mehr von der Seite weicht. Immer wenn wir denken, der Hund ist umgekehrt, taucht er wieder vor oder hinter uns auf dem Weg auf. Die Wanderung führt ab und an über leichte Kletterstellen ist aber im Großen und Ganzen als technisch einfach einzustufen. Nach ein paar Kilometern knickt der Weg in Richtung Westen ab und führt in das Tal des Arroyo van Titter. Hier führt der Weg über eine recht abenteuerlich an die Felswand des Berges gedübelte Holzplankenkonstruktion. Diese wackelt zwar einigermaßen, hält aber. Nachdem wir mit Hilfe einer netten kleinen Holzbrücke den Arroyo van Titter überquert haben, geht es in dichtem Wald weiter. Hier entdecken wir an den Bäumen viele kleine gelbe Kugeln. Dabei handelt es sich um einen Pan de Indio genannten Baumpilz. Übersetzt also um Indianerbrot und angeblich haben die südamerikanischen Ureinwohner diesen Pilz früher tatsächlich als eine Art Brotersatz gegessen. Zudem sehen wir jede Menge Eidechsen und auf einem Baum tatsächlich zwei grünen Papageien - damit hätten wir in Patagonien nun gar nicht gerechnet.


Pan de Indio.


Zwei Smaragdsittiche.

Der Weg führt weiter bergauf, vorbei an dem Refugio Piedritas, einer direkt an einen großen Felsblock gebauten kleinen Schutzhütte. Die Bäume werden nun niedriger, das Tal schmaler und die umgebenden Bergflanken sind mit Schnee bedeckt. Das letzte Stück zum Refugio Frey ist auch der Weg noch mit einer dicken Schneeschicht bedeckt. Bei dem auf 1755 Meter Höhe gelegenen Refugio Frey handelt es sich um eine Hütte des Club Andino Bariloche. Diese Vereinigung von Bergsteigern unterhält verschiedene Berghütten mit Einkehr- und auch Übernachtungsmöglichkeit. Damit ist der Club Andino Bariloche entfernt mit den Alpenvereinen in Europa vergleichbar, der hiesige Verein ist allerdings - wie der Name schon sagt - nur in der direkten Umgebung von Bariloche tätig. Die nette kleine Hütte könnte genau so auch irgendwo in den europäischen Alpen stehen und liegt in einem von hohen und steilen Felswänden umgebenden Seitental direkt an einem - nun eisbedeckten - Bergsee, der Laguna Toncek. Die Felswände sind vor allem bei Kletterern sehr beliebt und wir können mit unserem Fernglas einige Seilschaften bei ihrer Tätigkeit bewundern. Außer uns ist noch eine größere Gruppe Schüler hier. Der streunende Hund, der uns auf dem Aufstiegsweg begleitet hat, findet jede Menge Kameraden und am Eingang zur Hütte treffen wir eine flauschige Katze, mit der wir erstmal ausgiebig Freundschaft schließen. Die Hütte wird von jungen Mitgliedern des Club Andino Bariloche geführt, dabei handelt es sich wohl um Studenten. Unsere Kommunikation mit der Hüttencrew gestaltet sich gemischtsprachig: Während Katharina ihre Spanischkenntnisse testet (und im Gegenzug Ratschläge für eine fehlerfreiere Grammatik bekommt), ist Dirk froh, dass die jungen Leute auch Englisch sprechen. Eine kurze Fachsimpelei später ist klar, dass der Weg zum Punta Princesa aufgrund der Schneemengen in der Tat noch nicht machbar ist und wir - wie ja eigentlich schon geplant - über den Aufstiegsweg wieder zurück nach Villa Catedral laufen müssen.


Laguna Toncek hinter dem Refugio Frey.


Refugio Frey.

Auf den Weg zurück ins Tal kommen uns jede Menge anderer Wanderer entgegen. Um knapp 15 Uhr - und damit um einiges früher als erwartet - sind wir wieder an unserem Auto. Wir entscheiden uns, noch die Fahrt zur Llao Llao-Halbinsel zu unternehmen. Diese Fahrt führt zunächst entlang des Lago Nahuel Huapi durch die nicht sonderlich hübschen Ausläufer von San Carlos nach Westen. Dann fahren wir sehr abwechslungsreich durch dichten Wald. Immer wieder ergeben sich schöne Ausblicke auf den See. Die Straße führt vorbei am berühmten (und nicht gerade preiswerten) Hotel Llao Llao. Kurz vor dem Hotel halten wir an, um einen ausgiebigen Blick auf das große Gebäude werfen zu können. Zudem schauen wir uns eine schöne und direkt an der Straße gelegene Holzkirche an. Auf der anderen Seite der Straße können wir vorbei an blühenden Obstbäumen bis zum Ufer des Lago Nahuel Huapi spazieren. Hier machen wir eine besondere Entdeckung: Auf der Oberfläche des Sees befinden sich größere graue Flächen, die aus der Entfernung wie Dreck oder irgendein Schaum aussehen. Aus der Nähe betrachtet handelt es sich aber um viele kleine Bimssteine, also vulkanische Steine, die aufgrund ihrer sehr porösen und luftreichen Struktur auf der Wasseroberfläche schwimmen. Im weiteren Verlauf der Straße um die Peninsula Llao Llao kommen wir zum Trailhead zu zwei kurzen Wanderungen: Eine führt zu einer nachgebauten römischen Brücke und die zweite zu dem Lago Escondido, dem versteckten See. Beide Wanderungen wären nicht so wirklich nötig gewesen, allerdings machen wir auf dem Weg im Wald eine interessante Entdeckung: Auf dem Trail liegen jede Menge tote Nagetiere. Nachdem wir auch schon heute morgen nahe des Trailheads in Villa Catedral direkt auf dem Weg eine tote Maus gefunden haben, spekulieren wir, ob die Tiere wohlmöglich ein Problem mit der durch den Ausbruch des Puyehue verursachten sehr erhöhten Aschekonzentration in der Luft aber auch auf dem Waldboden haben.


Cerro Lopez hinter dem Hotel Llao Llao.

Wir fahren weiter und verlassen die Llao Llao-Halbinsel. Die Straße führt nun an der Südseite des kleinen Lago Moreno zurück nach Osten und gewinnt hier gut an Höhe. Wir machen Rast an einem kleinen Kiosk, von dessen Terrasse wir einen enormen Ausblick auf den Lago Moreno, die Llao Llao-Halbinsel inklusive dem edlem Hotel und den dahinter gelegenen Lago Nahuel Huapi haben. Auf dem Rückweg nach Bariloche machen wir noch einen kurzen Abstecher über rumpelige Schotterstraßen zur Colonia Suiza, einem mitten im Wald gelegenen Schweizer Dorf. Die im alpenländischen Stil gehaltenen Häuschen dieses Dorfes sind echt putzig. Allerdings findet gerade eine Art Handwerksmarkt statt und es ist die Hölle los. Offensichtliche Parkmöglichkeit gibt es keine mehr und daher sehen wir uns nur ganz kurz vom Auto aus um.


Alpenländisch gestaltetes Haus in der Colonia Suiza.

Wir machen uns im Hotel kurz frisch und fahren dann in die Innenstadt von Bariloche. Der Pick Up wird am westlichen Rand der Downtown abgestellt und wir schauen uns zu Fuß etwas um: Interessant finden wir die vielen auf alpenländisch getrimmten Hotels und Lokale wie zum Beispiel das Hotel Tirol. Und daneben wieder die pure Hässlichkeit in Form von uninspirierten Betonklötzen oder ungepflegten Häusern. Die Hauptgeschäftsstraßen von Bariloche sind wimmelnd und chaotisch - wie in einer italienischen Großstadt. Der zentrale Platz von Bariloche ist das Centro Civico. Hier steht das Gebäude der Stadtverwaltung, im Chaletstil errichtet. Auf diesem Platz findet gerade ein Volksfest statt. Es sind viele Menschen unterwegs, es gibt einige Fressbuden und auf einer zentralen Bühne spielt eine Band. Am interessantesten finden wir aber die Kreidemalereien auf dem gepflasterten Boden: Weiße Kopftücher mit Namen und Datumsangaben aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Das weiße Kopftuch ist das Symbol de Madres del Plaza de Mayo. Das ist eine Gruppe von Frauen, die zu Zeiten der argentinischen Militärdiktatur auf dem Plaza de Mayo in Buenos Aires demonstrierten um auf das spurlose Verschwinden ihrer von der Junta verschleppten Söhne aufmerksam zu machen. Einige der Mütter wurden daraufhin selber verschleppt. Die Madres sind heute in Argentinien eine Art nationale Institution. Sie kämpfen dagegen, dass die Grausamkeiten die während der Zeit der Diktatur verübt wurden vergessen oder verdrängt werden. Wir wussten, dass auf dem Plaza de Mayo Kreidezeichnungen der weißen Kopftücher an den mutigen Einsatz der Mütter erinnern. In Bariloche haben wir so etwas dagegen weniger erwartet.


Stadtverwaltung am Centro Civico in Bariloche.


Erinnerung an die Madres del Plaza de Mayo.

Zum Abschluss unserer Besichtigung schauen wir uns die erst 1947 fertig gestellte neogothische Kathedrale sowie das direkt nebenan befindliche berühmte Restaurant Familia Weiss an - dieses Gebäude wirkt wie eine gnadenlos überzeichnete Karikatur eines Restaurants irgendwo in den österreichischen Alpen. Wir überlegen kurz, ob wir uns dort ein edles Abendessen gönnen sollen, entscheiden uns dann aber, zu einem kleinen Restaurant zurückzugehen, an dem wir vor ein paar Minuten vorbei gekommen sind. Dieses ist nicht im österreichischen Stil gehalten sondern im schweizerischen. Wir bestellen uns ein Käsefondue. Dieses schmeckt zwar nicht original schweizerisch, aber wir finden es sogar recht gut, dass die Menge Kirschwasser im Käse deutlich geringer ist beim Original. Sehr lecker und sättigend. Nach dem Abendessen laufen wir zurück zum Auto, entkommen glücklich dem abendlichen Verkehrschaos und fahren zurück zum Hotel. Morgen müssen wir früh aufstehen.


Kathedrale von Bariloche.


Abendstimmung im Zentrum von Bariloche.

Übermorgen geht es weiter,

Schöne Grüße,
Dirk

Doreen & Andreas

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #40 am: 09.10.2012, 08:57 Uhr »
Beeindruckend, die Hinterlassenschaften des aktiven Vulkans, sowohl in der Luft als auch am Straßenrand.
Die verendeten Nager sind dagegen schon etwas befremdlich.
Da bin ich ja gespannt, wie es in den nächsten Tagen wird, wenn Ihr dem vielleicht kurz vor einem Ausbruch stehenden Vulkan näher kommt...
Viele Grüße,
Andreas
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Saguaro

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #41 am: 09.10.2012, 16:08 Uhr »
Eine tolle Wanderung habt ihr da mit einem treuen Begleiter gemacht  :applaus:. Ist der Hund eigentlich an der Hütte geblieben oder wieder mit euch zurückgegangen?

Mich wundert, dass dort so viele alpenländische Häuser stehen. Wahrscheinlich gibt es sehr viele europ. Einwanderer.

Das teure Hotel liegt aber auch in traumhafter Lage  :daumen:. Da könnte man es einige Tage aushalten :zwinker:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

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wuender

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #42 am: 09.10.2012, 20:26 Uhr »
Die verendeten Nager sind dagegen schon etwas befremdlich.
Da bin ich ja gespannt, wie es in den nächsten Tagen wird, wenn Ihr dem vielleicht kurz vor einem Ausbruch stehenden Vulkan näher kommt...

Die erste tote Maus habe ich noch fotografiert, bei der zweiten haben wir an einen dummen Zufall gedacht und irgendwann haben wir nicht mehr gezählt. Wir fanden das ganze auch höchst befremdlich, zumal wir bis heute nicht genau wissen, woran all diese Nagetiere genau gestorben sind. Gibt es hier im Forum Vulkanexperten, die wissen, ob so etwas bei erhöhter Aschekonzentration in der Luft normal ist?

Eine tolle Wanderung habt ihr da mit einem treuen Begleiter gemacht  :applaus:. Ist der Hund eigentlich an der Hütte geblieben oder wieder mit euch zurückgegangen?

Der Hund hat sich in der Gesellschaft all der anderen Streuner oben an der Hütte anscheinend so wohl gefühlt, dass er dort geblieben ist. Ob, wann und wie die gesammelte Menge Hunde wieder ins Tal runter kommt, wissen wir leider nicht (ich denke da beispielsweise an einen Sammeltransport einmal wöchentlich oder so :wink:)

Schöne Grüße,
Dirk

Angie

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #43 am: 11.10.2012, 00:35 Uhr »

Hallo Dirk,


wowww! Welch ein Ausblick aus eurem Zimmer auf die Aschewolke des Vulkans Puyehue!! Beeindruckend und erschreckend zugleich.

Zu den vielen toten Tieren: Bei einem Ascheregen wird Fluor gebildet und das wird vielen Tieren zu Verhängnis, sie sterben durch die Aufnahme von Gräsern etc. an einer Fluorvergiftung.


LG, Angie
Viele Grüße,
Angie

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #44 am: 11.10.2012, 00:52 Uhr »
Ich bin jetzt auch dabei. Die Gegend hat mich immer schon fasziniert und nächstes Jahr kann ich zumindest mal reinschnuppern und im November/Dezember2 Wochen in Feuerland und dem südlichen Patagonien verbringen. Vorher geht es für 2 Wochen noch ein ganzes Stück weiter südlich  :D
Dein Bericht gefällt mir bisher sehr gut!

Mal eine Frage: Wie weit kommt man denn in Argentinien und Chile mit englisch oder deutsch? Spanisch kann ich leider gar nicht und mehr als ein paar Brocken aus dem Reiseführer werden es wohl auch bis dahin nicht werden.
Gruß
Dirk