Unsere Reise beginnt. Am Anfang ist es noch ein wenig textlastig, aber ich verspreche, dass sich das mit der Ankunft in Sydney ändern wird.
Los gehts:
Sonntag, 23. SeptemberAls ich morgens aufwache, weiß ich sofort: Heute ist der 23. September, heute beginnt meine Australien-Reise.
Die letzten paar Tage bin ich sehr nervös gewesen – eine Reise von insgesamt dreieinhalb Wochen habe ich noch nie unternommen, und dass ich noch nie mit einem Meilen-Award-Ticket geflogen bin und keine Ahnung habe, ob und wie das ganze funktionieren würde, hat mich in den letzten Tagen nicht gerade ruhiger gemacht. Und irgendwie konnte ich es ohnehin nicht glauben, dass die schon so lange geplante Reise nun tatsächlich beginnen sollte.
Aber noch habe ich ein wenig Zeit. Die Reise startet erst abends, der Flug mit Thai Airways von Frankfurt nach Bangkok ist für 21.10 Uhr angesetzt, und so kann ich mittags noch zu einer Familienfeier, bevor ich in den Zug nach Frankfurt steige. Eigentlich bin ich viel zu früh dran, sonntags fahren halt nicht so viele Züge, aber als hätte die Deutsche Bahn das geahnt, schiebt sie eine halbstündige Verspätung ein, so dass ich 3 Stunden vor dem Abflug in Frankfurt ankomme und mich ziemlich nervös zum Einchecken begebe. Während nebenan am Economy-Schalter die Passagiere schon in Fünfer-Reihen anstehen, biege ich zögerlich an dem Schild ein, an dem „Royal First“ steht und stelle mich brav vor einer Fußmatte mit der Aufschrift „First Class“ auf, halb in der Erwartung, dass mich gleich jemand in den Economy-Bereich zieht und mich in meine Schranken weist. Ich habe schon eine böse Ahnung, dass das alles nicht funktionieren und die Dame hinter der Theke mein angebliches First-Ticket mit einem milden Lächeln quittieren wird, und richtig: Sie telefoniert gerade und gibt unheilvolle Satzfetzen von sich wie „dann muss sie down in die Eco? Oh, und sie weiß das noch nicht? Oohhh“.
Okay, das kann sich ja nur auf mich beziehen, denke ich mir, lächele aber trotzdem tapfer und überreiche meinen Reisepass. Der wird dann auch flugs durch den Scanner gezogen, und dann kommt ein „oohhh“. Ich habs ja geahnt....
Eine Viertelstunde später stehe ich wieder außerhalb der Schlange, doch – hurra! - in der Hand halte ich die beiden Boarding-Cards für die Flüge nach Bangkok und dann von Bangkok nach Sydney. Jeweils in der First, jeweils auf Platz 1A. Probleme hat es zwar tatsächlich gegeben, aber die bezogen sich darauf, dass ich schon vor einigen Monaten beim Rückflug auf einen anderen Flug umgebucht worden war und es offensichtlich verschiedene E-Ticket-Nummern gab. Zum Glück hat sich das Problem mit zwei Telefonaten lösen lassen, und die Dame am Schalter ist zuversichtlich, dass sich das Problem beim Rückflug entweder nicht mehr stellen wird oder die Mitarbeiter in Sydney mindestens genauso kompetent sind wie sie und das Problem lösen werden.
In der nächsten halben Stunde wechsele ich noch ein paar Euro in thailändische Baht, damit ich für den kurzen Zwischenaufenthalt von 6 Stunden in BKK zumindest ein bisschen einheimische Währung habe, dann fahre ich noch kurz zur Besucherterrasse im Terminal 2, die heute leider brechend voll ist und finde mich schließlich 2 Stunden vor Abflug im Bereich der B-Gates ein, von wo der Flug starten soll. Im Internet hatte ich erfahren, dass ich mit meinem Ticket die Senator-Lounge der Lufthansa aufsuchen darf und folge den Schildern, bis ich schließlich an einem Schalter stehe, an dem meine Boardkarte gescannt wird und eine freundliche Mitarbeiterin den Weg in die Lounge freigibt.
Aus dem reichhaltigen Angebot an Speisen und Getränken hole ich mir nur eine Cola und lasse mich dann in einem der bequemen Sessel in der Lounge sinken. Jetzt merke ich, wie so langsam die Anspannung abfällt. Ich bin in Frankfurt. Ich habe erfolgreich eingecheckt. Ich bin tatsächlich unterwegs.
Um 20.20 Uhr spaziere ich die 100 m hinüber zu Gate B 48, wo die Maschine starten wird. Gerade wird sie noch beladen, und das Boarding verzögert sich ein wenig.
Aber dann, um kurz vor neun, geht es los. Ich passiere die Boarding-Pass-Kontrolle, sehe dann auf dem Weg zur Maschine ein Schild mit „First / Business“ und steuere zögerlich auf den Zugang zu, der den „besseren“ Buchungsklassen vorbehalten ist. Sofort ruft mir ein Mitarbeiter zu: „Zur Economy geht’s weiter hinten rein.“ Bravo, er hat sofort erkannt, dass First und Business normalerweise nicht meine Liga sind. Als ich ihm einen möglichst strafenden Blick zuwerfe, fragt er dann nach. „Business?“ Ich nicke der Einfachheit halber und darf weitergehen. Na, das kann ja heiter werden, denke ich mir. Ganz offensichtlich strahle ich nicht die natürliche Autorität einer First-Class-Reisenden aus.
Aber als ich an Bord bin, sind die Sorgen vergessen. Binnen einer Viertelstunde werde ich von gefühlten 10 Stewardessen und Stewards begrüßt, man reicht mir Champagner, die Menükarten und einen Schlafanzug. Immer wieder werde ich gefragt, ob man mir helfen könne, dies und jenes zu verstauen, ob ich etwas benötige und ob ich mein schon über Internet ausgewähltes Essen nochmals ändern oder dabei bleiben will. Als wir schließlich zur Startbahn rollen und abheben, lächele ich schon champagnerselig, und als die Maschine in den Nachthimmel abhebt und ich aus den vier Fenstern, die sich in meinem Sitzbereich erstrecken, auf die nächtlichen Lichter von Frankfurt sehen kann, ist alles gut.
Kaum haben wir die Reiseflughöhe erreicht, werde ich mit einem weiteren Glas Champagner verköstigt, während ich Canapés knabbere, Kaviar auf Cracker streiche und einen hübsch angerichteten Teller mit Krabben serviert bekomme:
Vom Hauptgang, meinem schon vorher georderten Rinderfilet, kann ich schließlich nur noch die Hälfte essen, die angebotene Käseauswahl schlage ich ganz aus und genehmige mir schließlich zum Abschluss noch ein Stück Kuchen.
Schon ist Schlafenszeit, und innerhalb weniger Minuten wird mein Sitz in eine Liegefläche und mit einer zusätzlichen Auflage und einer Decke in ein Bett verwandelt. In den angebotenen Schlafanzug war ich schon zwischen zwei Gängen geschlüpft, und jetzt stellt sich heraus, dass ich dabei einen strategischen Fehler begangen habe: Auf der Suche nach einer Ablagemöglichkeit hatte ich meine Klamotten ins Waschbecken gelegt und dabei nicht bemerkt, dass das Waschbecken automatisch funktioniert und in Erwartung meiner Hände fröhlich Wasser auf meine Kleider sprudeln gelassen hat. Erst als ich sie jetzt beiseite räumen will, bemerke ich, dass sie stellenweise klatschnass sind. Aber ich fliege ja schließlich First-Class, und der Steward versichert mir, man werde die Kleider bis morgen früh trocken haben.
Nachdem ich noch meine Wünsche fürs Frühstück äußern durfte, zieht eine Stewardess die beiden Schiebetüren zu, so dass ich jetzt in einer richtigen kleinen, wenn auch oben offenen Kabine liege.
Ich kuschele mich in die Decke und mache die Augen zu. Wenn ich morgen früh aufwache, dann bin ich hoffentlich schon kurz vor Bangkok.
Gute Nacht!