19.9.09 - Wüstenspinne, Wüstenschumi und das Hard Rock CafeVom Bett aus habe ich den Sonnenaufgang zwar nicht genossen und statt Tee gab es Kaffee aber sonst hat Stephan schon recht.
Eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang klingelte der Handywecker. Erst blieb ich noch ein wenig im herrliche bequemen Bett liegen aber dann hörte ich den dienstbaren Geist, der eine Thermosflasche mit heißem Wasser vor dem Eingang abstellte. Also raus aus der Falle, angezogen, Kaffee aufgebrüht und mit Kamera und Stativ raus aufs Sonnendeck. Dort habe ich auf einer der Liegen das folgende Himmelsschauspiel genossen.
Bald tauchten auch die ersten Oryx am Lodge-eigenen Wasserloch auf.
Nachdem die Sonnenaufgangsbilder geschossen, der Kaffee getrunken und die Guten-Morgen-Zigarette geraucht war, habe ich schnell geduscht und bin rüber ins Restaurant zum Frühstück. Dort gab es ein kaltes Buffet, selbstgebackenes Brot und Eier nach Wunsch frisch zubereitet. Alles sehr lecker.
Bald danach tuchte auch schon Denish mit dem Landy auf, um uns (die Franzosen von gestern Abend, ein älteres englisches Ehepaar mit ihrem Guide und mich) zu einer Ganztagestour abzuholen.
In durchaus flotter Fahrweise ging es zunächst auf und ab über diverse Dünen. Ich bin in der letzten Reiha ganz schön auf und ab gehüpft. Gut, dass ich Achterbahn fahren mag.
Später hörte ich von anderen Guides, dass Denish bei ihnen nur "Deseert-Schumi" genannt wird. Treffend!
Als erstes erzählte er uns, dass er von Oryx & Co. nur wenig verstehen würde, uns aber dafür alles über die kleinen 6- und 8-beinigen Wüstenbewohner erzählen könnte. Das klang interessant.
An der nächsten Düne sind wir ausgestiegen und er hat als erstes eine Grille "erbeutet". Dann fiel er plötzlich auf die Knie und begann zu buddeln.
Nach einer Weile tauchte am Ende eines Tunnel aus Spinnennetz eine hübsche sehr blasse Dame auf.
Darf ich vorstellen: Die White Lady:
Ich fand sie sehr hübsch und habe musste sie natürlich auch mal auf der Hand halten.
Endlich mal eine Lady, die mir nur auf der Hand und nicht auf der Nase rumtanzt
Ein mit weißem Wachs als SOnnenschutz beschichter schwarzer Käfer fand sich auch noch.
Auf der weiteren Fahrt sahen wir einiges an Wildlife.
Löffelhunde, Squirrels und ein paar kleinere Trappen gesehen.
Das Rennen mit diesem Oryx hat unser Schumi übrigens locker gewonnen! Und das, obwohl an der Windschutzscheibe ein Zettel klebte, auf dem so etwas stanf wie Max.-Speed in the Dunes 20kmh.
Konnte ich aber bei dem Gewackel nicht so genau erkennen
.
Nach diesem wunderschönen großen Webervogelnest (geschätzt eine halbe Tonne schwer) und jeder menge beeindruckender Gegend haben wir schließlich unsereren Lunchspot erreicht.
Der mitgebrachte Lunch bestehend aus sehr leckerem kalten Braten, Salaten, Brot und Dessert wurde stilgerecht an einem mit Tischtuch gedeckten Tisch im Hard Rock Cafe eingenommen.
Unter diesem Felsenbaldachin hat man auch Überreste einer uralten Buschmannsiedlung gefunden. Hard Rock Cafés erfreuen sich also schon lange großer Beliebtheit, vor allem wenn sie den einzigen Schatten weit und breit liefern.
Auf dem Rückweg haben wir immer mal angehalten und Denish ist wortlos suchend in irgendeine Richtung verschwunden. Er hat nie verraten, was er da eigentlich gesucht und nicht gefunden hat.
Ein bisschen Feenzauber hat er uns auch noch gezeigt.
Diese kreisrunden kahlen Stellen wie hier neben unserem Landy sieht man dort überall und sie werden
Fairy Circles genannt und niemand weiß genau, wie sie entstanden sind. Neben diversen wissenschaftlichen Theorien (s. Link) gibt es bei den Himba die Vorstellung sie seien von Göttern oder Geistern angelegt worden. Ich persönlich glaube ja mehr an Landeplätze von Aliens
Untwegs sah man immer wieder Oryx und Springböcke, die jetzt fast nur noch im Schatten der Bäume anzutreffen waren.
Schließlich näherten wir uns dem letzten Ziel unserer Rundfahrt, dem Euphorbia-Forest (mehr als drei Bäume auf einer Fläche von einem Hektar stellen hier schon einen Wald dar).
Bei diesem Fotostop hörte man ein störendes zischendes Geräusch, dessen Quelle schnell gefunden war.
Als nächstes stellte sich heraus, dass der Wagen zwar mit zwei Ersatzrädern und einem stabilen High-Jack ausgestattet war aber leider nicht mit einem passenden Schraubenschlüssel. Also wurde über Funk Hilfe herbei gerufen, während Denish sich über seine schlampigen Kollegen ausließ. Wenn er mal nicht selber derjenige war, der das Teil irgendwo liegen gelassen hat . Bei seiner Fahrweise waren Plattfüße sicher an der Tagesordnung
.
Nach etwa 20 Minuten tauchte Wilhelm von der benachbarten Farm auf. Leider passte sein Kreuzschlüssel nicht und er verschwand wieder, um mehr Werkzeug zu holen. Beim zweiten Versuch hatte er sicher 7 oder 8 verscheidene dabei und einer passte auch. Während er den Reifen wechselte, musste Denish sich jede Menge Frotzeleien von Wilhelm und seinem Helfer anhören (der Herr rechts mit dem weißen T-Shirt, auf dem übrigens Gymnasium Konstanz stand). Wilhelm fuhr nämlich einen Land Cruiser und hat kräftig über Land Rover gelästert. An der Stoßstange seines Autos pappte ein netter Aufkleber mit der Aufschrift "Land Rover Trauma Center", darunter 7 Striche. Einen für jeden Land Rover, dem er schon Erste Hilfe geleistet hatte :gg:
War eine lustige Aktion.
Danach fuhren wir ohne weitere Verzögerung durch zum "Village", wo ich an der Rezeption abgesetzt wurde. Von dort fuhr mich eine Jack Russel Hündin zum Desert Camp. Sie saß natürlich nur auf dem Schoß ihres Herrchens aber es war klar, wer von den beiden das Sagen hatte
.
Mein Gepäck war inzwischen schon in mein neues zuhause transportiert worden.
Mir hat es hier noch besser gefallen als in der (teureren) Lodge. Die Lage war noch schöner und es war alles etwas kleiner und intimer. Es gibt nur 6 Zelte, so dass man abends mit max. 12 Leuten an einem gemiensamen Tisch isst. So hat man die Chance, mit jedem ins Gespräch zu kommen.
Zur Begrüßung gab es erstmal ein kühles Bier (und noch ein zweites, das ich mit ins Zelt genommen habe). So gestärkt bin ich zum Sonnenaufgang auf die umliegenden Dünen geklettert.
Vor dem Essen trafen sich alle Gäste zum Aperitiv am Camp Fire. War eine sehr lustige und buntgemischte Runde. Ein Amerikaner,der für eine Organistation namnes "The Nature Conservancy" in Namibia arbeitete, ein deutsches Paar, das nach Südafrika ausgewandert war, ein englisches Paar und ein holländisches (beide hießen lustigerweise Mike und Margret). Dazu ein französisches Paar mit ihrem Guide, die sich aber den ganzen Abend ziemlich abgeschottet und am allgemeinen Gespräch nicht beteiligt haben. Er ist sogar beim Essen schon nach der Vorspeise verschwunden.
Das Essen wurde wie auch schon gestern auf englisch und in der lokalen Klick-Sprache präsentiert. Klang interessant.
Der Hauptgang war ein Oryx-Filet, das sicher zu den 2 oder 3 besten Stück Fleisch gehörte, die ich in meinem Leben gegessen habe (die anderen beiden natürlich in den USA).
Nach dem Essen habe ich mich noch lange mit Mike und Margret (den holländischen) unterhalten. Er war ebenfalls Hobby-Fotograf bzw. eigentlich schon eher ein Profi und wir stellten fest, dass unsere weitere Route recht ähnlich war. Ich habe sie dann auch später im Etosha wieder getroffen.
War ein toller Abend mit etwas zu viel zu trinken
.
Zurück im Zelt habe ich mich noch am Star Trails versucht. Aber leider hatte ich meinen Kabelauslöser zu hause vergessen und länger als 5 Minuten auf de Auslöser zu drücken, habe ich nicht durchgehalten (eigentlich braucht man Belichtungszeiten von 15-20 Minuten oder mehr).
Edit: Fehlendes Reifenwechselpic eingefügt.