Tag 11 Mittwoch 1.10.2008Heute fahren wir mit dem Zug nach Nara, das ist die alte Hauptstadt von Japan, etwa eine Stunde entfernt. Vor dem Bahnhof treffen wir auf eine Zeremonie, neugierig gucken wir eine Weile zu:
Scheint eine Art Ehrung darzustellen.
In Nara gibt es eine schöne Parkanlage zu besichtigen und wie immer Tempel! Nara ist nicht so groß, wir können zu Fuß gehen vom Bahnhof aus.
Überall in Nara laufen Hirsche (Rehe?) frei rum
Zunächst geht es in den wunderschön angelegten Isuien Garten
Danach besichtigen wir den Kofuku-ji Tempel, dort wollen zunächst die Tiere gefüttert werden (es wird spezielles Tierfutter verkauft, das ist kein Baguette)
im Tempel selbst waren keine Tiere aber sonst dürfen sie wohl überall hin, sind sie nicht süß?
Der Tempel ist wirklich riesig
So eine Holzfigur am Eingang mit Umhang (und diesmal zusätzlich mit Mützchen) haben wir öfter gesehen, konnten aber nicht rausbringen was es bedeuten soll:
Innen im Tempel stehen riesige Buddha Figuren
Auf dem letzten Bild eine Detaillaufnahme der Lotusblätterumrandung
In den Ecken stehen die Tempelwächter
Und oh Wunder: als wir aus dem Tempel wieder rauskommen ist draußen das schönste Wetter!
Im Tempelpark gab es dann diesen Porzellanfrosch, der muss als Ersatz für einen echten Frosch herhalten, denn eine meiner Macken im Urlaub ist dass ich immer einen Frosch fotografieren muss!
Bei strahlendem Sonnenschein besichtigen wir nun den Tasuga Taisha Schrein ganz in der Nähe
und haben wir das riesige Glück auf eine Hochzeitsfeier zu treffen, als wir ankommen wird gerade die Zeremonie im Tempel abgehalten
Anfangs haben wir uns ganz vorsichtig genähert und fotografiert (ein paar andere Europäer standen auch schon da) aber das ist gar nicht notwendig, die Japananer haben vollstes Verständnis für Film-und Fotoaufnahmen, als das Brautpaar aus dem Tempel tritt wird uns sogar noch ein schöner Platz gezeigt von wo aus wir die ganze Gesellschaft gut sehen und filmen können!
Im Tempel schien uns das sehr ähnlich wie bei einer kirchlichen Trauung abzulaufen: es wurden Ringe getauscht, gemeinsam Wein getrunken, der Bräutigam mußte wohl eine Eheversprechen angeben (während die Braut die ganze Zeremonie über stumm war!), die anderen Gäste saßen seitlich im Tempel und waren daher verdeckt, es waren aber sicher insgesamt 50 Leute. Die ganze Gesellschaft sah sehr reich aus. Hinter den Brautleuten saßen wohl die Eltern und der Priester wurde von zwei Tempeldienerinnen (ich nenn sie jetzt mal so…) unterstützt. Nachdem die Zeremonie im Tempel beendet war, nahm die ganze Gesellschaft um einen Innenhof gruppiert Platz, dort waren Matten ausgelegt worden, an deren Rand zwei grün gekleidete Priester Platz nahmen. Und dann konnten wir eine tolle Zeremonie beobachten (für uns ein richtiges Schauspiel):
Die beiden Tempeldienerinnen traten an den Rand der Matte, zogen ihre Schuhe aus und begannen eine Art ritueller Tanz. Ihre Bewegungen waren immer völlig synchron und es wurden Glöckchen geläutet (wie in der katholischen Kirche bei der Wandlung). Dazu hat einer der beiden Priester auf einer Flöte gespielt und der andere hat gesungen und zwar genau die Katzenmusik, die wir am Vorabend im Theater gehört hatten (also die klassische höfische Musik!). Es war irgendwie schaurig schön und wir fühlten uns wie auf den Mars versetzt. Am Schluß klatschten die beiden Priester in die Hände, die Priesterinnen (oder soll ich sagen Meßdienerinnen?) verneigten sich vor dem Brautpaar und damit war die Hochzeit zu Ende, die Gesellschaft verließ den Tempel. Alle Männer waren im Frack, die Frauen in kostbaren Kimonos, das war wohl die High-Society von Nara……die ganze Hochzeit hat fast eine Stunde gedauert aber wir konnten uns nicht losreißen worüber wir am Schluß sehr froh waren, wo hat man als Europäer schon mal die Möglichkeit eine Shinto-Hochzeitszeremonie zu sehen?
Und da das ganze im Freien stattfand war die Sonne natürlich zum genau richtigen Zeitpunkt rausgekommen!
Ich habe den ganzen Urlaub sehr viel gefilmt um hinterher festzustellen dass ich mir eigentlich lieber die Fotos als den 3stündigen Film anschaue. Film lohnt sich nur wenn Musik und Bewegung dabei ist, drum habe ich die letzte Zeremonie nach Youtube hochgeladen, das müßt ihr euch unbedingt anschauen:
Film
Auf der Rückfahrt nach Kyoto sind wir noch in Inari ausgestiegen (2 Stationen vor Kyoto) hier erwiesen sich die Japaner wieder mal als sehr hilfsbereit: der Zug war eine Art Triebwagen (habe ich seit meiner Kindheit in Deutschland nicht mehr gesehen). Als der Zug in Inari hielt, kam der Fahrer aus seinem Fahrerstand heraus in den Wagen (der Zug bestand nur aus dem einen Wagen) und bedeutete meinem Freund, dass wir nun in Inari sind und wir aussteigen sollen. Beim Einsteigen hatte mein Freund ihn gefragt ob der Zug nach Inari fährt. Die Schilder am Bahnhof waren nur japanisch, die hätten wir nicht erkannt. Das fanden wir wirklich sehr nett!
Der Schrein den wir in Inari besuchen wollten war im Lonely Planet empfohlen worden und war nur ein paar Meter vom Bahnhof weg
Zunächst mal war das die übliche Shinto Tempel Anlage mit orangenen Toren und Gebäuden
Der Fuchs hier auf dem Bild ist ein Götterbote, wieder eine Figur mit einem roten Umhang (vielleicht kriege ich irgendwann mal raus was das zu bedeuten hat)
Es gab auch Bitttäfelchen in Form von Füchsen:
Man kann sie leer kaufen, beschriften und darf sie dann aufhängen.
Die ganze Anlage steht an einem bewaldeten Hang und nach den Tempelgebäuden ziehen sich von hunderten Toren überdachte Wege durch den Wald:
Viele Tore sind beschriftet (vielleicht mit Spendernamen?)
Hier mal eine Übersicht über die Anlage;
Es gab auch Bittäfelchen in der Torform:
Leider wurde es langsam dunkel und es gab keine Lampen, drum sind wir noch durch einen Teil der Anlage gegangen und dann umgekehrt
Wir waren total begeistert von der Anlage, hier würde ich gern noch mal hinkommen
Am Ausgang war ein kleiner Laden wo es zum Glück Bänder für meine Videokamera gab, da ich die ganze Hochzeit gefilmt hatte, war das Band voll. Außerdem wollte ich Tempotaschentücher kaufen, die habe ich aber nirgends in dem Lädchen gefunden, mein Freund hat versucht der Verkäuferin zu erklären was wir wollen, aber Japaner putzen sich ja nicht die Nase. Das einzige was es gab sind Kosmetiktücher, die waren aber nur halb so groß wie Tempos und extrem weich, sind beim rausnehmen aus der Packung schon gerissen, ich musste mehrere übereinanderlegen um mir einmal die Nase putzen zu können, gut dass meine Erkältung fast weg war…Also das ist eine echte Marktlücke: Tempos nach Japan exportieren!
Zu Abend gegessen haben wir dann wieder im Kaufhaus am Bahnhof in Kyoto, ich entwickle eine Leidenschaft für japanische Nudelsuppen.
An einem der Tage in Kyoto (ich weiß nicht mehr an welchem) hatten wir wieder ein witziges Erlebnis mit Warteschlangen: Mein Freund wollte ein deutsch-japanisches Wörterbuch kaufen, wir waren in mehreren Läden bis wir in einem großen Buchgeschäft fündig wurden. Glücklich geht mein Freund an die Kasse, das war ganz falsch! Im Geschäft sind 5 Kassen nebeneinander mit 5 Kassieren, die grade nix zu tun haben weil keine Kunden…Vor den Kassen ist so eine Absperrung mit Bändern wie am Flughafen bei den Abfertigungsschaltern, vor der Absperrung steht ein junger Angestellter, bei dieser Absperrung muss man sich in die (nicht vorhandene weil keine Kunden) Schlange stellen und der junge Mann weist einem dann eine Kasse zu (dieselbe wo mein Freund vorher schon selber hingegangen war), soviel Ordnung muss sein
Während wir in Deutschland ein Problem mit zuwenig Servicekräften haben hat Japan eins mit zu vielen…