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Autor Thema: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe  (Gelesen 11887 mal)

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Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
« Antwort #30 am: 07.11.2013, 19:11 Uhr »

:oops: :oops: :oops: Danke schön!  :oops: :oops: :oops:

 :kuss: :rollen:

Wilder Löwe

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Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
« Antwort #31 am: 07.11.2013, 19:32 Uhr »
Vielleicht hast Du es erwähnt und ich habe es überlesen, aber wie läuft das mit der Übernachtung mit Anil? Schläft er im Auto oder in einem preiswerteren Hotel? Musst Du für ihn die Übernachtung und das Essen zahlen oder ist das mit dem Pauschalpreis für seine Fahrdienste abgegolten?
Viele Grüße
Katrin

KarinaNYC

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Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
« Antwort #32 am: 07.11.2013, 20:53 Uhr »
Ich bin beeindruckt! Aber ich würde auch eher mal behaupten, das Indien nicht zu meinen Wunschreiseländern gehört....

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Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
« Antwort #33 am: 07.11.2013, 23:29 Uhr »
Zitat
Vielleicht hast Du es erwähnt und ich habe es überlesen, aber wie läuft das mit der Übernachtung mit Anil? Schläft er im Auto oder in einem preiswerteren Hotel? Musst Du für ihn die Übernachtung und das Essen zahlen oder ist das mit dem Pauschalpreis für seine Fahrdienste abgegolten?

Der Preis für das Auto war inklusive Übernachtung und Essen für den Fahrer, aller Kilometer, Tanken, Tolls und Parkgebühren.

Ich habe Anil oft mittags mit eingeladen, ihm mal ein Bier ausgegeben oder ihm Zigaretten mitgebracht. Dazu wäre ich aber nicht verpflichtet gewesen. Ein gutes Trinkgeld bei der Rundumbetreuung ist Ehrensache, das braucht er auch um über die Runden zu kommen. Ich denke, ich war da sehr großzügig, zumindest schrieb er später nochmals eine SMS, dass sein Kumpel und Kollege ganz neidich gewesen sei.

Viele Hotels haben Fahrerunterkünfte und verpflegen den Fahrer auch. Von einigen Fahrern weiß ich, dass sie im Auto übernachten, wenn es das nicht gibt. Anil hatte dann aber immer ein Guesthouse.

Zitat
Aber ich würde auch eher mal behaupten, das Indien nicht zu meinen Wunschreiseländern gehört....

Karina, in Singapur hattest du sicher auch ein bisschen Indien, dort ist das auch einiges stressfreier und trotzdem toll!

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Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
« Antwort #34 am: 08.11.2013, 08:20 Uhr »
FR, 18.10. Bikaner to Jaisalmer

Spätestens heute bin ich mir sicher, dass dieses Land mich wiedersehen wird. Sei gut zu dem Land und zu den Menschen hier und das Land wird es dir hundertfach zurückgeben, aber sei auch gleichzeitig vorsichtig und lass dich nicht veräppeln. Gesunder Menschenverstand, gekoppelt mit einigen Hinweisen, wird dich dazu bringen, dass Indien dich so schnell nicht wieder loslässt.

Wir verlassen Bikaner um 8.30 Uhr mit dem Ziel die "goldene Stadt" Jaisalmer zu besuchen.

Kurz hinter Bikaner machen wir einen Abstecher zu einem wunderbaren Ort. Ja, es gibt wunderbar ruhige, und dennoch stimmungsvolle, farbenfrohe und wenig dreckige Orte in Indien. Unser Zwischenziel heißt Kolayat. Anil beteuert, hier fährt er unaufgefordert nur mit seinen liebsten Gästen hin. Behandelt euren Fahrer gut, und er wird sich viel, viel Mühe geben, euch sein Land von seiner besten Seite zu zeigen.

Zunächst durchqueren wir ein Gebiet, das nach Tagebau aussieht und Anil hält an einem Werk, in dem Ziegel gebrannt werden. Hier stehen zwei Jugendliche, die sich schweigend nähern, sich schweigend fast direkt vor mich stellen und mich schweigend mustern, uns dann schweigend zurück verfolgen zum Auto.

Kolayat hat einen mit Lotus bedeckten See, mehrere Tempel. In dem kleinen Ort gibt es Ghats, Frauen in farbenfrohen Gewändern, den einen oder anderen heiligen Mann und natürlich, das lässt sich wohl nirgendwo in Indien vermeiden, bettelnde Menschen. Ein Handkarren ist an den dilettantisch aufgezeichneten und schon halbwegs verblassten Eistüten schnell als Eisgeschäft zu erkennen, aber selbstverständlich esse ich hier nichts. Wir sitzen zunächst am See und schauen auf die Ghats, schlendern dann hin. In einem Tempel wird Anil gefragt, wer ich bin und woher ich komme. Er sagt auf Hindi, mein Name sei "bright". Das hat er so beschlossen, da er Birgit nicht aussprechen kann und ich schließlich auch "bright" sei.

Wir sitzen eine Weile auf einer Bank an einem See. Wiederum schweigend und mit großen Augen stellen sich zwei Jungs direkt vor mich ins Sichtfeld und starren mich an, bis Anil sie wegschickt.

Ich finde den Ort so zauberhaft, dass ich das Touriklischee nicht erfüllen mag und nur wenige Fotos mache.













Es folgt die wieder sehr lange Etappe nach Jaisalmer über eine größtenteils schnurgerade, leere und gute Straße, insgesamt 320 Kilometer von Bikaner aus.



Es wird karger und trockener. Wir halten nur zum Mittag nochmals an. Ich schlafe zwischendurch ein bisschen im Auto. Es ist heiß draußen, in wenigen Wochen wird das bisschen Grün hier sich dem goldgelben Ton der Erde angepasst haben.

Unterwegs erfahre ich wieder vieles, beispielsweise, dass die Kühe auf der Straße harmlos sind, wenn sie geradeaus in Fahrtrichtung trotten, aber man vorsichtig sein muss, wenn ein Bulle seine Blicke den Mädels zuwendet. Wenn ihn die Lust überkommt, achtet er nicht mehr auf den Verkehr.

Und auf meine Frage, ob es stimmt, was ich in einem Roman gelesen habe, dass ein Autofahrer, der jemanden bei einem Unfall verletzt oder tötet, von den Passanten halb tot geprügelt wird, bejaht Anil. Niemand komme einem dann zur Hilfe. Und ich solle übrigens keinem der lästigen Guides meine Ablehnung damit erklären, dass mein Fahrer mir das so gesagt habe, sonst bekomme er von denen auch Prügel.

Ich habe viel Zeit meinen Gedanken nachzuhängen. Man kann an Indien nur die pittoresken Facetten sehen und die harte Arbeit und Quälerei vergessen, die dahinter stecken, wenn eine Frau bei 35 Grad im nicht vorhandenen Schatten zweimal täglich verschleiert an der staubigen Straße entlang zum Brunnen und zurück marschiert mit einem Wasserbehälter auf dem Kopf. Man kann den Dreck fokussieren und die beißenden Feuer, in denen er verbrannt wird, die Ratten, die erbärmlichen Hütten aus Zeltplane am Wegesrand, in denen die Ärmsten der Armen leben, sich ob des Geruches angeekelt abwenden, der einen in den Städten schwallweise überkommt, wenn man unwissend an einem Straßenabschnitt vorbei geht, der offensichtlich und auch geruchlich weit vernehmbar offenbar mit einem unsichtbaren Schild "men's restroom" versehen ist. Man kann sich als Kolonialherr oder -herrin fühlen und mit dem Geld prassen und dem niederen Fußvolk hier und da einen Brocken hinwerfen. Oder man legt sich eben frühzeitig eine indische Gelassenheit zu, nimmt das Land hin und staunt über das Unfassbare und genießt das Wunderbare. Wieder mal fühle ich mich wie besoffen von diesem Land.

Wir erreichen Jaisalmer um 15.30 Uhr. Das Hotel The Royale war mir vorher schon im Internet aufgefallen und auch Anil hat es "im Angebot". Er ruft im Hotel an und kündigt an, sein Gast wolle das schönste Zimmer. Das bekomme ich auch. Ich kann mich wie eine orientalische Prinzessin fühlen, besonders in der breiten Nische direkt am Fenster, in der man hinter bunten luftigen Stoffbahnen auf einer Matratze sitzen und auf die Straße sehen kann.



Um 16 Uhr fahren wir wieder los und besuchen den Jaintempel außerhalb und anschließend den Sunset-Point, an dem den Mitgliedern der Rajafamilien Denkmäler gesetzt wurden.

Der Jaintempel ist ruhig, die Mitarbeiter wirklich freundlich. Kein Guide, niemand, der außer dem Eintritt Geld will. Ich wechsele ein paar Worte mit den Anwesenden. Kunstvolle Sandsteinarbeiten erwarten mich. Auch über die Jainreligion weiß ich eigentlich gar nichts, eine Bildungslücke, die gefüllt werden will. Einer der wenigen Momente, in denen ich eine Reisegruppe mit kompetenter Leitung vermisse.















Wir fahren weiter zum Sunsetpoint. Anil begleitet mich durch die Anlage. Das beschützt mich vor den Guides. Kinder fragen mich nach Chewingum und Chocolate. Als kurz vor Sonnenuntergang ein Reisebus eintrifft und eine Herde Franzosen das Gelände erobert, weiß ich aber wieder ganz genau, dass individuelle Reisen meins sind und ich keine geführte Tour will.

Während ich hinter den schönen Denkmälern und den modernen Windkraftanlagen dahinter den doch nicht ganz so idyllischen Sonnenuntergang beobachte, begreife ich wieder mal, dass Indien spürbar, zu erschmecken, zu riechen, zu sehen ist. Die Mischung macht es, nicht nur, aber auch der Wahnsinn zwischen der fremden Kultur, der Rückständigkeit und der modernen Errungenschaften, die beispielsweise den Fahrer eines Kamelfuhrwerkes lässig in Angeberpose auf der Ladung sitzend mit dem modernen Smartphone telefonieren lässt, als ob er sich auf dem Fahrersitz eines getunten klapprigen Opel Kadett befindet. Religiöse Musik auch hier im Hintergrund und über allem ein würziger Duft, während milde und nicht zu warme Luft mich einhüllt.







Zurück am Hotel quatsche ich noch ein bisschen mit Anil, wir trinken gemeinsam ein Bier. Ich verkrümel mich dann zum Essen auf die Dachterrasse, wo ein Musiker seine Weisen vorträgt und mich immer wieder zwischendurch anlacht. Er spielt zwischendurch mit einem Touristen gemeinsam, der seine Klampfe dabei hat, interkulturelles Verständnis eben.

Am Schluss des Abends erscheint auf meiner Rechnung, dass ich 2 Fruit Lassi hatte. Ich reklamiere. Die Lassi seien doch die Biere gewesen, erklärt man mir. Ach so, man hat sich also Neues einfallen lassen. Als Hiroko damals hier war, hat sie ihr Bier als Tee getarnt in einer Kanne bekommen.

Arca

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Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
« Antwort #35 am: 08.11.2013, 09:08 Uhr »
Ich finde deinen Bericht toll, Indien wird mich auch nie sehen, ich bewundere aber deine Gelassenheit und deinen Verdauungstrakt.
Die Bilder sind eindrucksvoll und deine Schreibweise gefällt mir ausgesprochen gut.

Manwi72

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Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
« Antwort #36 am: 08.11.2013, 10:51 Uhr »
Hallo Birgit, bin noch schnell nachgereist.

Wirklich gaaaaaaaaaaaaaaaanz toller Bericht.... Fühle mich beim Lesen ein bisschen wie bei Eat, Pray, Love  :wink:

Indien ist eines der vielen Reiseziele, die mich unheimlich interessieren, die ich aber sicher aufgrund der vielen in Kauf zu nehmenden Dinge, wie zB. Gerüche, Schmutz, Armut, Bettler, leider nie bereisen werde ;-((

Wie kamst du denn mit den Gerüchen der Menschen klar? Ich habe damit große Probleme und eine sehr empfindliche Nase, schon Bangkok war eine große Herausforderung. Und ein Flug mit der Air India vor einigen Jahren hat das ganze noch bestärkt.

Dabei ist Indien ganz bestimmt ein wahnsinnig faszinierendes Land. An deinem Schreibstil merkt man die Veränderung in dir...

Freue mich schon auf den Rest der Reise...

LG Manu 

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Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
« Antwort #37 am: 08.11.2013, 17:25 Uhr »

Ja, von "Eat, pray, Love" hatte ich auch ganz viel erwartet, weil ich damals, als der Film und das Buch erschienen sind, gerade Bali hinter mir hatte. Leider fand ich den Film so langweilig, dass ich eingschlafen bin. Ich hoffe mal, der Reisebericht ist nicht zu langatmig, sodass dir das Einschlafen erspart bleibt ;)

Zum Thema "Gerüche" zitiere ich mich mal selbst, wie ich es woanders schon gepostet habe zu genau der Frage:

Zitat
Die Straßen stinken oft nach P... Das liegt daran, dass viele Häuser keine Toiletten haben und es mehr oder weniger zum Straßenbild gehört, dass die Herren der Schöpfung ohne Skrupel mitten im Gedränge in die offen liegende Kanalisation machen. Frauen tun das nicht.

Ansonsten ist mir bewusst kein stinkender Mensch begegnet. Da sitze ich hier in Deutschland öfter Leuten gegenüber, die am Körper verschwitzt und vermodert und aus dem Hals wie Aschenbecher stinken.

Ich kann es im Grunde nur bewundern, wie wenig schlechte Gerüche mir so begegnet sind und wie gut das klappt unter den dortigen Umständen. Man sieht permanent Menschen, die an den überall zugänglichen Pumpen und Brunnen sich oder ihre Wäsche waschen.

Und auch der Müllberge Herr zu werden, ist mangels Müllabfuhr eben auch nicht leicht. ich habe auch permanent jemanden fegen und Müll sammeln sehen, der dann meistens im Morgengrauen irgendwo verbrannt wurde.

Ich muss aber auch sagen, dass ich da an Thailand keine unangenehmen Erinnerungen habe und auch sonst offenbar in Sachen Sauberkeit, Ordnung, Akribie ein recht dickes Fell habe.

Ansonsten vielen lieben Dank. Ich habe den Reisebericht quasi live geschrieben abends immer und er ist mir einfach so aus der Tastatur geflossen ohne großartigen inneren Zensor...

Anne05

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Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
« Antwort #38 am: 08.11.2013, 22:20 Uhr »
Wow - ich bin wirklich beeindruckt!
Während ich unsere nächste Reise vorbereite, habe ich "mal eben" einen Blick ins Forum geworfen und bin bei deinem Bericht hängen geblieben.

Die Bilder sind sehr eindrücklich ... viele Fotos assoziieren mir geradezu die fremden Geräusche und Gerüche!
Dein Schreibstil ist sehr schön.  :)
Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub :-)

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Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
« Antwort #39 am: 09.11.2013, 17:42 Uhr »
SA, 19.10.: Sightseeing Jaisalmer

Ich habe Order um 9 Uhr loszugehen. Erst soll ich das Fort besichtigen, dann die Innenstadt. Das Frühstück hier im Hotel ist nicht so berühmt, aber ausreichend. Vor allem kann ich es wieder auf dem Dach zu mir nehmen. Um mich herum auf den Dächern der etwas niedrigeren Häuser liegen Decken und Matten, auf denen die Leute geschlafen haben. Ein Kellner ist zum Scherzen aufgelegt, ein netter Kerl, während die spanische Dame am Nebentisch das wohl eher nicht denkt. Sie kommandiert ihn herum, er versteht manchmal (absichtlich?) nicht, was sie will. Mir hingegen bringt er unaufgefordert die zweite Tasse Kaffee. Ich denke, das könnte sie auch alles einfacher haben.

Leise Musik begleitet das Frühstück. "Om namah Shivaya", ein Mantra, wird abgespielt. Erst zurück in Deutschland verrät mir google, dass das die Anrufung des Liebevollen und Gütigen sei, dass es grob übersetzt bedeutet "ich grüße das Gute, das Liebe in dir." Aber es passt zu 100 Prozent zu meiner Stimmung oder erwirkt sie sogar.



Gehe gelassen und aufgeschlossen an das Land heran, nimm großmütig zur Kenntnis, dass du manchmal charmant übers Ohr gehauen wirst und das Land wird dir genau das widerspiegeln und wiedergeben, was du in ihm Positives sehen willst. Willst du das Land verdammen, dann tu es halt, dass das Land dir dann auch weniger geben wird, hast du dir selbst zuzuschreiben. Mir ist ein bisschen zum Heulen. Trotz der entspannten Reiseart mit individuellem Rundumschutz sind es eben viele Eindrücke, und die Erkenntnis, dass ich mich hier gerade in ein Land, fast einen Kontinent, verliebe, haut mich um.

Um 9 Uhr empfängt mich Anil vor dem Hotel, er will mir nur kurz den ohnehin nicht zu verfehlenden Weg beschreiben. Die unvermeidlichen Guides lasse ich gekonnt hinter mir. Auf einen heiligen Mann falle ich mal wieder herein. Er bindet mir das x-te rote Bändchen um das Handgelenk und will viel Geld dafür. Ich sage ihm, dass ich genug Glück habe, er möge doch dann bitte seinen Beitrag zu meinem Glück wieder abnehmen, und ich einige mich mit ihm auf einen deutlich geringeren Preis für mein Glück.

Im Fort sind jede Menge Läden, jede Menge in den goldenen Sandstein gehauene Verzierungen zu sehen, jede Menge bunte Menschen unterwegs. Und das Beste: Die Touris fallen erst nach 10 Uhr in Horden ein.

In einem Laden sehe ich mir Tücher an. Der Verkäufer nimmt mein an die Tasche gebundenes Tuch in Augenschein. Tja, Seide sei das schon, aber gaaaanz mindere Qualität, gaaaaanz schlechte Ware - und vor meinen Augen breiten sich buntenTücher aus Seide und Kaschmir aus. Mir sticht nichts ins Auge. Ohnehin habe ich keine Ahnung, wie Kaschmir sich anfühlen muss, wenn es echt ist, ich kaufe nichts.

Ein paar Kleinigkeiten wechseln dennoch den Besitzer, auch später in der Altstadt von Jaisalmer.























Hier finden eigentlich weniger die anzusehenden Havelis meine Aufmerksamkeit als vielmehr Straßenszenen. Ich juxe mit kleinen Kindern herum, die gerne fotografiert werden wollen.











Gegen Mittag wird es heiß, ich habe mich verlaufen, aber mit dem Fort als Orientierung finde ich in dieser kleinen Stadt schnell wieder ins Hotel.

Es schließen sich 1 bis 2 Stunden am Pool an. Herrlich in der Sonne zu liegen. Am Pool drei Deutsche, junge Männer, die zwei Monate in Indien bleiben und sich auch über den Fruit Lassi auf ihrer Rechnung erst wundern und dann amüsieren. Wir tauschen uns ein bisschen über Erfahrungen aus, es ist lustig. Auch ihr Fahrer sorgt gut für sie, all inclusive. Ich frage, ob das bedeute, dass er ihnen Mädels vorstellen will, um es mal vornehm auszudrücken. Ja, ich habe richtig geraten. Was das Programm sonst noch einschließen könnte, frage ich lieber gar nicht erst.

Ich ziehe mich schnell wüstentauglich an und gehe um 14.30 Uhr zum Auto. Wir fahren etwa 50 Kilometer weiter in die Wüste, wo mich Kamelritt und anschließender Tourinepp erwarten.

Nicht zu fassen, wie andere Touris mit ihren Fahrern umgehen. Eine ältere Frau wiederholt etwa 10mal "my hat" und "car", bis ihr Fahrer, der offenbar recht gut englisch versteht, ihr ihn holt und ihr mit etwas süffisantem Grinsen direkt auf den Kopf setzt, was sie ohne ihn anzusehen mit einem genuschelten Dank quittiert. Kann sie nicht in freundlichem Ton und ganzen Sätzen darum bitten, dass ihr oller Hut ihr geholt wird?

Der Kamelritt auf Lalou in Begleitung seines stolzen Besitzers Devi Singh ist schön. Ich reite als erste los, die anderen der Gruppe folgen erst einige Minuten später, sodass ich das Klingen der Glocke um Lalous Hals, das Knirschen des Sattels und das Stampfen und Schnauben des Tieres genießen kann. Lalou war ein bisschen krank, teilt Devi Singh mit und muss nun Medikamente gespritzt bekommen. Er muss viel fressen, hat viel Wasser verloren.





















Wir halten auf der Düne, die anderen Kamele halten ein ganzes Stück hinter uns, zum Glück. Doch ein Teil der Gruppe kommt auf "meine" Düne zu Fuß. Devi Singh bietet an, dass wir ein bisschen weiter weg gehen und wir sind wieder allein. Ich liege und sitze im weichen und schnell abkühlenden Sand. Er ist Analphabet, aber spricht wirklich gutes Englisch. Touristen lässt er auf seinem Kamel schon seit 30 Jahren durch die Wüste reiten. Er hat vier Kinder im Alter von 3 bis 10 Jahren, die es einmal besser haben sollen als er und die gerne zur Schule gehen. Ob die Geschichte stimmt, keine Ahnung, denn er wirkt eher wie der Großvater von vier Kindern im genannten Alter. Vielleicht erzählt er sie schon exakt so, seit er vor 30 Jahren angefangen hat Kamele mit Touristen drauf zu den Dünen und weiter in die Wüste hinein zu führen. Er wirkt sanft, freundlich, in sich ruhend, zufrieden.

Wäre Devi Singh vielleicht auch mal ein Ziel für die ungezogenen Sprösslinge bei "die strengsten Eltern der Welt"? Dagegen spricht, dass die Idylle unterbrochen wird vom Klingeln seines Handys. Also doch noch Zivilisation, die Dünen nahe der pakistanischen Grenze.

Auf dem Rückweg während des Dunkelwerdens breite ich die Arme in der sanften Luft aus. Ist doch egal, dass das hier vielleicht nur eine Illusion ist. Die Ruhe in den Dünen war jedenfalls wieder eine Erfahrung, die ich in Indien nicht erwartet hätte.

Es folgt leider ein unsägliches Musik- und Tanzprogramm, das offenbar alle Anwesenden langweilt. Höhepunkt ist, dass alle Anwesenden sehr uncharmant zum Mittanzen aufgefordert werden. Ich bin etwas genervt, meine Ablehnung wird nicht akzeptiert. Die stark geschminkte Tänzerin sagt, besser gesagt sie schreit, mit bösem Gesicht immer wieder "please!". Ich gewinne trotzdem. Fast die Hälfte der Gruppe widersetzt sich erfolgreich. Auch das anschließende Essen ist eher mittelprächtig.

usa2008

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Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
« Antwort #40 am: 10.11.2013, 13:21 Uhr »
Hallo Birgit,

ist schon bewundernswert mit welch positiver Einstellung du dich bemühst dieses Land
mit allen Sinnen "zu erfahren". Ich geb´ mich da keinen Illusionen hin, ich kann das nicht.
So rein theoretisch, sicher und gemütlich am Bildschirm, möchte ich das auch alles sehen, erleben,
erfahren (nur nicht riechen :wink:). Aber ich weiß genau, dass mein Magen, trotz aller Versuche
ihn nicht zu beachten, nach ein paar Tagen zum Problem würde und ich nur noch mit Imodium
einigermaßen reisefähig wäre  :ohjeee: und das ist es mir nicht wert.

Gaby

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Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
« Antwort #41 am: 10.11.2013, 16:44 Uhr »
Hi Gaby,

ja, ich konnte es auch kaum glauben, was für ein Schaf im Wolfspelz Indien ist, unter dem Schafspelz steckt dann sicher noch ein zweiter Wolfspelz ;)

Ich bin sicherlich aus lauter Freude darüber, dass es ein wirklich schöner, ereignisreicher und weitaus weniger stressiger Urlaub als befürchtet war, dann irgendwann auch ein bisschen mit der rosaroten Brille unterwegs gewesen, aber ich kann dir eins versichern: "Bemühen" musste ich mich nicht. Ich habe alles eben so genommen, wie es kam, habe mich sicher auch mal bewusst einlullen lassen und einfach den Kopf ausgeschaltet.

Und ich denke, das war richtig um die guten Erfahrungen mitnehmen und weiter tragen zu können. Das Land hat es echt verdient!

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Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
« Antwort #42 am: 10.11.2013, 16:53 Uhr »
SO, 20.10.: Jaisalmer to Jodhpur

Heute haben meine neue Liebe Indien und ich den ersten Beziehungsstress. Eine Flaute statt Flow tritt ein. Heute mutiere ich zu dem Typ von Indientouristen, der ich nicht sein will: nörgelig, missgelaunt und misstrauisch.

Zunächst fahren wir durch karges Land nach Jodhpur. Das dauert schon einige Stunden. Ich langweile mich fast. Jodhpur, die blaue Stadt, sei so schön, habe ich gehört und gelesen. Also bin ich gespannt, was mich erwartet.

Als wir uns nähern, überkommen mich da Zweifel. Stickig, voll, schlechte Straßen. Na ja, vielleicht ist die Altstadt da ja anders.

Schön ist allerdings das Fort anzusehen. Riesig ist es und imposant auf einer Anhöhe gelegen, scheint die gesamte Breite der Stadt einzunehmen.

Die vielen Leute und der Lärm nerven mich heute. Zum Glück gibt es hier keine Guides und keine aufdringlichen Verkäufer. Aber ich brauche dringend Rupies und finde im Fort eine Wechselstube, wo es irgendwann im etwa 12. Ansatz gelingt mir gegen Kreditkarte einen Stapel Scheine auf den Tisch zu zählen.

In der gesamten Anlage finden überall Tanz- und Musikvorführungen statt. Die sehen toll aus und sind im Gegensatz zum Culture program gestern mitreißend, sodass eine Menge der Besucher sich in die Reihen der tanzenden Männer einreihen und dem Rhythmus der Musik folgen.

Der Palast ist prunkvoll ausgestattet und bietet tolle Blicke auf die blaue Stadt und das Fort. Nicht zum ersten Mal denke ich, dass die Alhambra, um die in Spanien so viel Wirbel gemacht wird, sich hinter dem allen hier nur verstecken kann.















 















Auf der Weiterfahrt:





Wir fahren weiter, kommen in der Altstadt an. Diese wirkt düster, voll und dreckig, und irgendwie fallen mir heute besonders die überall existierenden Urinale ins Auge, also im Grunde für das Pinkeln freigegebene Nischen an der Straße, die selbstverständlich nur von Männern genutzt werden. Irgendwie scheint plötzlich kein Hotel mehr frei zu sein außer dem unappetitlich wirkenden Hotel Haveli, wie Anil mir bedauernd mitteilt.

Der Mülleimer dreckiger als meiner zu Hause. Als ich das Zimmer ansehe, ist es noch nicht fertig. Das Zimmer fertig zu machen bedeutet offenbar mit viel Aufwand die Tagesdecke auf das Bett zu drapieren. Darauf, dass dazu noch ein wenig Bettwäsche gehört, muss ich erst hinweisen. Das Bad wird von den Boys keines Blickes gewürdigt. Zum Glück liegt darin noch ein sauberes Handtuch. Das, was man mir hinlegt, starrt nämlich vor Dreck. Zum ersten Mal brauche ich etwas von der vielen Sonderausstattung, die ich mitgenommen habe, nämlich meinen Seidenschlafsack und ein Desinfektionsspray. Und soooo günstig ist es eben auch nicht. Für nur unwesentlich mehr Geld habe ich selbst gebucht in Delhi tausendmal besser geschlafen. Bei den Preisen hier wäre es mir völlig wurscht gewesen, ob das Hotel vielleicht das Doppelte kostet, wenn es dafür auch doppelt so gut ist.

Es ist super hellhörig, denn irgendwie ist eine Art Luftloch zum Flur und außerdem eins zwischen dem Bad und einem Schacht, der durch das gesamte Hotel nach oben führt, nur mit einem Drahtnetz versehen. Die Fenster sind aus Plastik und lassen den Straßenlärm durch.

Dieses Hotel scheint Anils zweite Empfehlung zu sein, nachdem das ursprünglich vorgeschlagene Hotel voll ist. Es gibt aber durchaus noch andere Hotels. Sind also tatsächlich alle anderen Hotels voll und dieses Dreckloch tatsächlich die beste Wahl aus der kaum noch vorhandenen Auswahl? Oder ist es seine Angst mein Geld zu verschwenden? Warum habe ich dumme Gans nicht darauf bestanden, dass er mir noch etwas anderes zeigt?

Bei Essen und Bier auf der Dachterrasse entspanne ich mich ein wenig, aber irgendwie nur ein wenig. Der Tag heute hinterlässt einen etwas schalen Nachgeschmack. Heute fühle ich mich ein wenig enttäuscht von meiner neuen Liebe Indien, die ich ja noch so gar nicht einschätzen kann, als ob man bei einem neuen Lover plötzlich bemerkt, dass die große Liebe heimlich Drogen nimmt.

Ich hoffe nur, dass die Stadt und das Land den Eindruck morgen wieder geraderücken können.

Manwi72

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Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
« Antwort #43 am: 11.11.2013, 09:55 Uhr »
Na jede neue Liebe braucht auch mal einen kleinen Dämpfer, damit man die Realität bewahren kann  :D

Ich finde, man liest in deinem Bericht ganz deutlich, wie du dich jeden Tag weiter entspannst und immer mehr auf das Land einlässt. Und es kommt auch irgendetwas spirituelles rüber. Hast du auch das Buch gelesen von Eat, Pray, Love? Natürlich mal wieder viel besser als der Film. Der Film wird das aber auch beim zweiten oder dritten mal ansehen ;-))

Ja, also schlimm fand ich Thailand vom Schmutz her jetzt auch nicht. Aber es gab schon so einige Ecken in Bangkok, da hat es mir dann kurz den Atem verschlagen. Hab mir auch ziemlich schnell solch einen kleinen Minzstick gekauft, mit dem viele dort herum laufen. Dass Ratten und anderes Getier zum Straßenbild gehören, hat mich nicht gestört. Ist eben so. Aber mit menschlichen Gerüchen habe ich so meine Probleme, egal wo auf der Welt ;-) Und meine Air India Erfahrung - also mit ca. 200 Indern 12 Stunden in einem Flieger - haben Spuren hinterlassen. Allerdings muss man zu deren Verteidigung sagen, dass der Flieger, mit dem wir FRA-LAX geflogen sind, bereits aus Dehli kam und die also schon 12 Stunden hinter sich hatten...

Oh ja solche "unhöflichen" Touris kenne ich zur Genüge. Aber auch hier in D. Beobachte ich selbst oft in meinem Bekanntenkreis. Manche Menschen sind was Höflichkeit angeht etwas unsensibel, glaube die meinen es nicht einmal böse oder von oben herab. Die merken das gar nicht. Ich bin auch jemand, der immer höflich ist und lieber einmal mehr lächelt. Und da fällt es mir auch auf, wenn andere Menschen nicht so sind. Ist mir auch oft sehr peinlich, wenn ich dabei bin....

LG Manu

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Re: Incredible India - meine neue, große, bunte, aufregende Liebe
« Antwort #44 am: 11.11.2013, 18:41 Uhr »
MO, 21.10.: Sightseeing Jodhpur

Ich erwache vor Morgengrauen vom Ruf der Muezzine rund um mich herum. Jodhpur ist zum größten Teil muslimisch, wie weithin zu vernehmen ist. Ich schlafe wieder ein und erwache erst mit dem Weckerklingeln. Ich dusche mit meinen Crocs in dem verkeimten Bad und gehe zum Frühstück. Auch heute bin ich unwirsch und ungehalten. Die Auswahl ist gering, die Schale, in der die Cornflakes geliefert werden, erinnert an den Mülleimer im Zimmer. Dann läuft noch einer mit einer Rechnung hinter mir her, obwohl ich den Preis für das Hotel inklusive Frühstück zahle und ich habe die Faxen dicke.

Blick vom Hoteldach auf das Familienleben rundherum:



Anil erwartet mich pünktlich. Ob ich gestern sauer auf ihn gewesen sei, ich hätte "not happy" gewirkt. Ich erkläre ihm mein Hotelproblem. Kein Problem, er ruft sofort im Krishna Prakash Haveli an, die haben heute ein Zimmer, das er sofort für mich reserviert. Wir checken aus. Ich fühle mich schon ein bisschen besser.

Das Gepäck fährt mit zu unserem ersten Ziel, dem Umaid Bhavan Palast, wo die Maharajas noch bis ins 20. Jahrhundert gelebt haben, ein Enkel lebt laut Reiseführer heute noch hier. Ich finde die Anlage imposant, aber letztlich unspektakulär, denn für Uhren aus der Jugendstilzeit und alte Autos muss ich nicht nach Indien reisen. Besser gefallen hat mir das Anwesen gestern aus der Ferne, bei Dunkelheit beleuchtet auf der Anhöhe.



 

Auf dem Rückweg an einer Ampel ein bettelndes uraltes Paar, ein bettelndes Kind und eine bettelnde jüngere Frau. Oh Mann, wenn ich mir vorstelle, dass bei uns ein Rentnerpaar sich gegenseitig stützend mit einer sauber geschrubbten Blechschale von Auto zu Auto gehen muss um etwas zu essen kaufen zu können...

Wir checken im Krishna Prakash ein. Auch hier ist das Zimmer noch nicht fertig, aber die gesamte Anlage und das Zimmer machen einen deutlich besseren und freundlicheren Eindruck als das vorherige Hotel.



Nicht noch einmal mache ich den Fehler hier im Zimmer das nun folgende Elend ansehen zu wollen. Ich verkrümel mich auf den Markt, besuche das Gewürzgeschäft (highly recommended in your lonely planet), kaufe ein paar Gewürze, die ich wohl nie nutzen werde. Ich besuche das Geschäft mit den Tüchern und Schals (highly recommended in your lonely planet), kaufe aber nichts, denn die Tücher aus der tollen Wolle aus Babyalpaka, die mir etwa eine Stunde mit all ihren Vor- und nicht bestehenden Nachteilen erklärt wird, sollen 250 Euro kosten. Selbst mit Handeln kommen wir da sicher nicht auf einen Preis, der mir angemessen erscheint, und ich gehe wieder. Ich besuche ein CD-Geschäft, (so far not highly recommended in my lonely planet) und kaufe drei CDs mit Bollywoodmusik und Ähnlichem. Der Verkäufer radebrecht leidlich englisch und ist sehr nett. Das hat nun auch ohne Lonely Planet viel Spaß gemacht.





 

Unterwegs wieder unglaubliche Straßenszenen, aber kein Angequatsche. Auf Platz eins der Straßenszenen eine Mutter, die ihrer Tochter, die wie Ronja Räubertochter aussieht, die Läuse vom Kopf sucht direkt unter dem Clock Tower.

Zuletzt besuche ich den Omelettestand (highly recommended in your lonely planet) und esse ein herzhaftes und ein süßes Teil, trinke dazu einen Kaffee und nehme ein Wasser mit und zahle dafür etwa 1,20 Euro. Hier wäre ich nie hingegangen, wenn Anil mir nicht Unbedenklichkeit zugesichert hätte.



Ich beziehe mein Zimmer. Es gefällt mir, besonders da es einen eigenen Balkon hat, der nun in der Sonne liegt und genau so ausgerichtet ist, wie ich es gerade so brauche. Also lege ich mich eine knappe Stunde in die Sonne.

Ich dusche und stelle dabei fest, dass dieses Hotel auch nicht wirklich sauberer ist als das Letzte. Ich grinse etwas in mich hinein. Ich habe es wohl so gemacht, wie man es nicht machen soll und habe mich auf das Nervende konzentriert und hätte es wohl besser selbst mal so machen sollen, wie ich es mit meinen salbungsvollen Worten noch in Jaisalmer beschrieben habe.

Um 16 Uhr bin ich mit Anil verabredet. Ich habe ihn gefragt, von wo aus man am besten die blauen Häuser ansehen kann und er meint, es sei ein etwas längerer Weg, aber er geht gerne mit und zeigt mir ein paar schöne Stellen. Wir marschieren los durch die zunächst brechend volle und laute Innenstadt. Wir kommen etwas höher, sind plötzlich hinter dem Fort. Immer wieder fotografiere ich blaue Häuser. So sehr viele gibt es davon nicht. Letztlich reichen aber wohl die etwa 30 Prozent blau gestrichene Fassaden, um die ganze Stadt aus der Ferne blau wirken zu lassen.





 

Wir sind an einem kleinen See. Einige Steinmetze gehen hier ihrer Arbeit nach und schleppen zu viert einen Riesenquader. Ich genieße den Blick auf die vom golden gewordenen Sonnenlicht angestrahlte Festung. Es gibt einen zunächst etwas abenteuerlichen Weg, der dann durchs Grüne zum Fort führt.







Dort wartet schon der nächste tolle Blick auf die Stadt. Mitreißende indische Popmusik schallt zunächst über die ganze Stadt bis zu uns hoch. Immer wieder muss ich aufstehen und mit indischen Menschen für ein Foto posieren. Auf den Dächern kann man aus der Ferne eine Menge Szenen beobachten: Spielende Kinder, Frauen, die Wäsche waschen und aufhängen.





 

Es wird langsam dunkel, und wir machen uns auf den Rückweg. Ganz in der Nähe des Hotels einer dieser hinduistischen Minitempel. Tempelglocken schallen heraus, der Duft von Räucherstäbchen liegt in der Luft.

Der Charme Indiens hat mich wieder, dem Land kann ich offenbar nicht sehr lange böse sein.