Ja, die Sonne kommt, versprochen. Wir müssen aber erst noch durch etwas Erfrischung durch.
Eigentlich hätte das letzte Bild gestern abend dieses sein sollen...
Das ist unser nächster Stop: Das Saga Center in Hvolsvöllur. Auf dem Weg dahin kommen wir an der Abzweigung zum Hotel Ranga vorbei, eine noble Unterkunft im Lodge Stil. Eigentlich wollten wir da zumindest noch vorbeischauen, wenn nicht übernachten, aber das muss aufs nächste Mal warten. Es gibt hier auch ganz gute Angebote für den Winter und Polarlicht schauen. Mal sehen.
Auf jeden Fall wollen wir heute noch etwas isländische Kultur sehen, also Saga Center. Das Saga Center sind eigentlich zwei einhalb Ausstellungen und ein bisschen was drum rum. Untergebracht in einem alten Fabrikgebäude ist die "Hauptattraktion" natürlich die Darstellung der Njalls Saga. Die Saga wird verwoben mit einem kurzen Abriss über die Geschichte Islands, der Wikinger und der Christianisierung.
Die Saga selbst ist lang - sowohl gedruckt als auch hier im Museum. Es ist eigentlich alles drin, was man braucht um ein paar Staffeln Fantasie-Epos zu füllen. Schöne Frauen, starke Krieger, weise Männer, Recht, Ehre, Heimtücke, Eifersucht, Neid, Mord und Totschlag. Insgesamt muss man sich etwas konzentrieren, um bei den vielen isländischen Namen nicht den Überblick zu verlieren. Aber das Museum kriegt es ganz gut hin, die Geschichte auf ein noch halbwegs verdaubares Mass zu reduzieren und auch ein bisschen Kontext zu geben.
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir Hallgerðr, das schöne Biest würde man heute sagen. Gross, langbeinig, schön und ein bisschen aufbrausend. Ihre ersten zwei Männer fanden nachdem sie ihr eine Ohrfeige gaben ein jähes Ende. Don't mess with Hallgerðr
Ihre dritte Ehe ist ein zentrales Element des zweiten Teils der Saga, insgesamt hat sie fünf. Es geht um Beleidigungen, und Rechtsprechung, sowie Fehden und Rache die daraus jeweils entsteht. Auch Pingvellir und die dort abgehaltenen Althings (grob Parlamentssitzungen) kommen vor. Auch wird der Übergang zum Christentum mit thematisiert. Am Ende überschlägt sich die Ausstellung ein wenig und es geht ein wildes Töten los. Ich muss zugeben, hier habe ich etwas den Überblick verloren, wer jetzt genau wen wegmeuchelt. Der Splatterfaktor ist auf jeden Fall recht hoch. Am Ende gibt es dann für die wenigen Überlebenden dann tatsächlich noch so was ähnliches wie ein Happy End.
Wer sich für die etwas exaktere Zusammenfassung der Geschichte interessiert, im Englischen Wikipedia gibts dazu einen Artikel:
http://en.wikipedia.org/wiki/Nj%C3%A1ls_sagaWer noch etwas weiter gehen möchte, dem würde ich folgendes Buch empfehlen, dass ich in Island gesehen habe, aber das auch über Amazon zu bekommen ist. Quasi als Einstimmung vielleicht:
http://www.amazon.de/Icelanders-Penguin-Classics-Deluxe-Edition/dp/0141000031/ref=sr_1_1_bnp_1_pap?ie=UTF8&qid=1374560386&sr=8-1&keywords=sagas+of+icelandersDie andere grosse Ausstellung im Saga Center beschäftigt sich mit der Co-operative und dem wirtschaftlichen Leben von 1900 bis in die 70er oder 80er, mit vielen schönen Ausstellungsstücken aus dem täglichen Leben, sowie den Büros und Läden der damaligen Zeit
Leider sind alle Beschriftungen und Infotafeln ausschliesslich in isländisch, aber das meiste kann man sich auch so zusammenreimen.
Trotz etwas fehlendem Kontext eine schöne kleine Ausstellung. Die halbe Ausstellung bezieht sich auf eine Fotoausstellung in einem Raum des Centers. Aktuell hatten sie Menschen in heissen Quellen. Ganz witzig aber allein kein Grund den Weg hierher zu finden ... In einem weiteren Raum waren einige Frauen und Kinder dabei einen Wandteppich zur Njalls Saga zu sticken. So ähnlich wie der Teppich von Bayeux soll er mal die komplette Saga darstellen. Noch stecken sie am Anfang, aber man kann schon sehen, dass es ein spannendes Projekt werden kann. Und schliesslich, auch fürs leibliche Wohl wird gesorgt, man kann urig auf einen Kaffee oder auch ein Kaltgetränk einkehren:
Wir machen uns aber nach ausgiebigem Umschauen und lesen der Saga auf den Weg zu unserer Unterkunft für heute: dem Hof Smaratun. Der liegt abseits der N1 in Richtung Porsmork - in mitten von grünen Wiesen, Schafen und mit schönem Blick auf die Berge. Da es ein bisschen aufgeklart hat, sehen wir auch was.
Das Hotel ist hübsch, es gibt verschiedene Zimmer, ein kleines Restaurant, einen Frühstücks und Ballsaal, eine Hottub und viel grün und Natur. Und himmlische Ruhe. Ich meine man kann hier auch Reittouren buchen. Das halbe Team ist aus Deutschland und auch die Hofherrin spricht ziemlich gut Deutsch.
Wir hatten ein paar Optionen zum Essen gehen in Hvollsvöllur oder beim Hotel Ranga, entscheiden und aber für die gemütliche Variante und bleiben im Hotel. Das Essen ist lecker, die Atmosphäre ein wenig vereinsamt und schräg ob des deutschen Essensbringers, der noch ein bisschen übt wie man kellnert. War okay, mit etwas mehr Leben im Restaurant wirkt es vielleicht nicht ganz so skuril. Aber für einen faulen Abschluss des Tages war es schon okay. Und die Zimmer und vor allem das Bett sind topp und wir geniessen eine weitere herrlich ruhige Nacht.