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Autor Thema: Land-der-seltsamen-Tiere-Tour 2010: Vier Wochen durch Australien  (Gelesen 54831 mal)

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wuender

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Re: Land-der-seltsamen-Tiere-Tour 2010: Vier Wochen durch Australien
« Antwort #150 am: 30.01.2011, 21:48 Uhr »
So, wir sind nach einem schönen verlängerten Wochenende in den Bergen wieder heil (naja, mit etwas Muskelkater) daheim und hier kommt gleich die für heute Abend versprochene neue Etappe.

[...] haben dann eine gute Stunde regungslos vor dem Platypus Pool im Flinders Range N.P. gehockt... um dann zu sehen, wie ein Schnabeltier mal für 5 Sekunden den Kopf aus dem Wasser steckt. So schnell hatten wir nicht mal die Kamera im Anschlag  :shock: :?

Es gibt auch Leute, die eine Stunde vor dem Platypus Pond stehen und nur ein paar Luftblasen sehen... :D

Obwohl - besonders gut hätte so ein Emu unserem Bushie auch nicht getan.

Da muss ich an ein fieses Bild aus unserem Reiseführer denken - ein normaler PKW gegen den ein Emu gelaufen war. In diesem Fall sah der Emu toter aus als das Auto - das muss aber nicht immer so herum ausgehen...  8)

Da sind einige Tipps dabei, die ich super für unsere Reise verwenden kann, allen voran die zutraulichen Possums in Melbourne, die Glühwürmchen und die Koalas bei Kennett River. Danke dafür! :D

Von den Possums in Melbourne bitte (wenn möglich) ein paar Fotos mitbringen und dann hier im Forum posten, OK?

Schöne Grüße,
Dirk

wuender

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Re: Land-der-seltsamen-Tiere-Tour 2010: Vier Wochen durch Australien
« Antwort #151 am: 30.01.2011, 21:52 Uhr »
Und weiter geht's:

9.10.2010 Mount Eccles National Park - Halls Gap
In der Nacht hat es ziemlich heftig geregnet. Auch unser persönlicher Koala hat im Laufe der Nacht seinen Baum gewechselt und ist nun nicht mehr zu entdecken. Wir verlassen den Park und biegen in Richtung Hamilton ab. Hamilton ist ein mittelgroßes und ziemlich unscheinbares Kleinstädtchen, an dem uns im Moment lediglich zwei Dinge interessieren: 1) ein Frühstück und 2) die großen Wolleballen. Bei letzteren handelt es sich - ähnlich wie beim Big Merino Sheep in Goulburn - um eine stark vergrößere Ausgabe des Originals, aufgestellt als Reminiszenz an die frühere Bedeutung der Wolleindustrie für Australien. Um Platz zu sparen, wurde und wird Wolle vor dem Transport nach Europa unter großem Druck zu Ballen zusammengepresst. Die großen Wolleballen in Hamilton entpuppen sich als Ansammlung annährend würfelförmiger Objekte, die bei entsprechender Beschriftung auch als große Waschmittelkartons oder ähnliches durchgehen würden. Im Inneren befinden sich ein kleines Museum, ein Cafe und ein Giftshop. Alles nicht wirklich berauschend. Aber interessant, es mal gesehen zu haben.


Die großen Wolleballen in Hamilton.

Wir fahren weiter Richtung Dunkeld. Auf der Fahrt können wir schon aus dem Auto in nördlicher Richtung die ersten Ausläufer der Grampians, unseres heutigen Ziels erahnen. Die Grampians wurden 1836 von ihrem europäischen Namensgeber so genannt, da sie ihm an die gleichnamigen Berge in seiner schottischen Heimat erinnerten. Auch wenn wir noch weit entfernt sind, können wir schon sehr beeindruckende Gesteinsschichtungen erkennen. Dunkeld hat nicht viel zu bieten, allerdings gibt es hier ein Visitor Center des Grampians National Park. Wie wir feststellen, allerdings kein besonders großes. Der ältere Herr, der dort arbeitet gibt selber zu, dass er nur Amateur ist, die richtigen Profis wären im offiziellen Visitor Center in Halls Gap tätig. Allerdings gibt er uns einige hilfreiche Tips, zum Beispiel, für die Fahrt nach Halls Gap einen kleinen Umweg über das Victoria Valley zu nehmen. Wir plaudern noch ein Weilchen mit dem netten Herrn. Als er erfährt, dass wir aus Deutschland kommen, erzählt er die Geschichte von seinem Sohn, der auch eine Weile in Deutschland gelebt hat, und zwar in München. Dort habe er aber zu viel Bier getrunken. Nun ja, damit steht der junge Mann nicht alleine, das machen in München recht viele Leute, vor allem Ende September und Anfang Oktober...

Die Strecke über das Victoria Valley in den Grampians National Park ist in der Tat sehr schön. Lange Teilstrecken führen durch eine sehr pittoreske Allee. Die Breite der unmarkierten Straße reicht gerade mal für ein Auto. Interessanterweise ist der Belag in jeder Kurve sowie einige Meter davor und danach verbreitert, inklusive Mittelstreifen und Seitenmarkierungen. Am Ende des Victoria Valley führt die Straße steil bergauf und führt uns über den Mirranatwa Gap. Kurz hinter dieser Passhöhe kommen wir wieder auf die direkte Straße in den Park und nach Halls Gap. Diese führt durch ein breites und dicht mit Eukalypten bewachsenes Tal, links und rechts stehen die faszinierend aufgeschichteten Gesteinsformationen der Grampians.


Unterwegs im Victoria Valley Richtung Grampians National Park.

Das Wetter kann sich nicht zwischen bedeckten Himmel und sonnig entscheiden: Zwischen dichten Wolken reißen immer wieder größere Lücken auf. Eine der Wanderungen, die wir hier unternehmen wollen ist die Besteigung des 1168 Meter hohen Mount William. Da im Moment, also wir an der Abzweigung der Straße zum Trailhead vorbei fahren, in den Wolken eine ziemlich große Lücke klafft, biegen wir ab. Von der Abzweigung führt eine enge und ziemlich gewundene Straße noch zehn Kilometer bergauf. Diese ist scheinbar auch bei den australischen Rennradfahrern sehr beliebt. Jedenfalls sind sehr viele Radler unterwegs, sowohl bergauf als auch bergab. Das macht die Fahrerei ziemlich anspruchsvoll, wollen wir doch keinen dieser Sportler als unfreiwillige Kühlerfigur an unserem Spaceship verewigen. Der 1.8 Kilometer lange Weg vom Parkplatz zum Gipfel entpuppt sich als - hier für den privaten Autoverkehr gesperrte - Fortsetzung der Straße. Diese wurde wohl angelegt, um einfachen Zugang zu den auf dem Gipfel stehenden Türmen eines Funkfeuers für die Flugnavigation zu ermöglichen. Auch wenn wir auf einer asphaltierten Straße laufen, gefällt uns der Hike recht gut, da er schöne Blicke auf die uns umgebenden Berge und Täler ermöglicht. Leider hat die von uns ausgewählte Wolkenlücke auch ein Ende. Sprich: ihr folgt wieder eine Wolke, die uns den möglichen 360 Grad-Rundumblick verwehrt.


Ausblick vom Mount William.


Ausblick vom Mount William.

In Halls Gap, ungefähr zehn Kilometer nördlich der Abzweigung zum Mount William, machen wir einen kurzen Abstecher in des moderne Visitor Center des Parks und checken beim Top Tourist Campground ein. Die Wahl dieses Campgrounds entpuppt sich als sehr gut, ist doch in Form der angrenzenden Wiese quasi ein Zoo in den Zeltplatz integriert: Jetzt, am Nachmittag, ist eine größere Gruppe relativ zahmer Emus unterwegs.


Emu auf unserem Campground in Halls Gap.

Unser Besuch des Grampians National Park führt uns zunächst in westlicher Richtung aus Halls Gap hinaus, wieder mal auf einer engen, steilen und kurvigen Bergstraße. Immer wieder erstaunlich, wie viele derartige Straßen es in Australien gibt. Wir fahren durch dichten Eukalyptuswald zum Trailhead der Mackenzie Falls. Dabei handelt es sich um den wohl bekanntesten Punkt hier im Park. Dementsprechend ist auch jede Menge los. Es gibt zwei Trails: Der erste führt zu einem Aussichtspunkt auf die Wasserfälle, der zweite zu den Wasserfällen selber. Wir laufen zuerst zum Aussichtspunkt. Ein relativ kurzer Trail, größtenteils relativ eben und unspannend durch Wald. Am Ende öffnet sich ein beeindruckender Blick auf den Wasserfall, umgeben vom dichten Grün des Eukalyptuswaldes. Auf Bildern dieses Ausblicks lässt sich die Größe des Wasserfalls sehr schwer einschätzen, einen Anhaltspunkt geben die Menschen, die sich dort unten direkt am Wasser tummeln und aus der Entfernung winzig klein wirken.


Mackenzie Falls von oben gesehen.

Da dieser erste Hike kürzer war als erwartet, laufen wir auch noch den zweiten, also runter zu den Mackenzie Falls. Dieser hat naturgemäß einen deutlich anderen Charakter als der erste, es geht steil bergab, zum Teil über Treppenstufen. Auch aus der direkten Nähe betrachtet gefallen uns die Wasserfälle gut. Es gibt einen kleinen See, an dessen Ufer zahlreiche Gesteinsbrocken dazu einladen, sich hinzusetzen und das herabstürzende Wasser zu beobachten.


Mackenzie Falls von unten gesehen.

Fünf Kilometer weiter nördlich liegt direkt an der Straße der Picknickplatz von Zumstein. Hier soll man jede Menge Känguruhs beobachten können. Diese scheinen allerdings im Moment unterwegs zu sein oder zu schlafen oder sonst irgendwas. Wir sehen jedenfalls kein einziges dieser Tiere. Stattdessen schauen wir uns einige Zeit auf dem Zumstein Historic Walk um, der anschaulich und mit vielen Schautafeln die Geschichte von Walter Zumstein erzählt, der hier eine kleine Siedlung errichtet und im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut hat.

Da wir immer noch auf eine Verringerung der Wolkenanzahl hoffen, besuchen wir als nächstes den Boroka Lookout und verschieben die eigentlich näher liegenden Balconies (die am Abend im Licht der tief stehenden Sonne besonders schön aussehen sollen) nach hinten. Der Boroka Lookout lässt sich direkt mit dem Auto erreichen und bietet einen tollen Blick ins Tal, bis hinüber nach Halls Gap und zum Lake Bellfield, an dessen Staumauer unser Campground liegt. Dieser Lookout ist scheinbar auch bei der einheimischen Bevölkerung beliebt und wird von dieser für besondere Ereignisse benutzt: Auf dem Parkplatz hat sich ein Treffen von Freunden alter Motorräder mitsamt ihrer Maschinen breit gemacht. Der eigentliche Lookout besteht aus zwei Aussichtsterrassen, von denen eine von einer Hochzeitsgesellschaft in Beschlag genommen wird. Wir erleben aus respektvollem Abstand mit, wie sich die beiden ihr Jawort geben. Das ganze bei ziemlich frischen Wind - die Braut in ihrem schulterfreien Kleid tut uns ein wenig leid.


Blick vom Boroka Lookout auf Halls Gap und den Lake Bellfield.

Zum Abschluss des Tages geht es nun doch zum Reids Lookout, dem Startpunkt der Wanderung zu den Balconies. Die Balconies sind ungefähr einen Kilometer vom Parkplatz entfernt und bestehen aus zwei filigranen Gesteinsvorsprüngen, die man in der Tat als Aussichtspunkte bzw. Balkone verwenden kann. Inzwischen ist das Besteigen verboten, es sieht aber tatsächlich so aus, als sei früher ein Geländer angebracht gewesen. Im Internet kann man auch jede Menge Bilder von Leuten ergoogeln, die sich trotz Verbots auf die Balconies stellen. Das lassen wir lieber und genießen den Ausblick auf schier endlose Eukalyptuswälder. Das Wetter ist nicht wirklich besser geworden, so dass wir nicht das ideale Fotolicht haben, das schmälert die Schönheit des Augenblicks aber nur unwesentlich.


Die Balconies im Grampians National Park.

Der Schwerpunkt des restlichen Abends liegt bei Tiere-Anschauen, im speziellen hüpfende Tiere: Als wir mit dem Spaceship Richtung Campground durch Halls Gap rollen, sehen wir in einer Wiese leicht südlich des Stadtzentrums jede Menge Känguruhs stehen. Wir fahren in eine Nebenstraße, stellen das Auto ab und schauen uns um: Auf einem unbebauten Gelände zwischen zwei Häusern stehen bestimmt 15 dieser Tiere, äsen, stehen herum und hüpfen. Drei weitere Tiere kommen quer über die Straße herbeigehüpft und nehmen dabei keinerlei Notiz von uns. Als wir weiter fahren, hüpft eine weitere Gruppe Känguruhs fast vor unser Auto und wird dabei getrennt. Das einzelne Tier versucht, zu seiner Gruppe zurück zu kommen und hüpft dabei quer durch die Vorgärten um unser Auto herum. Wir sind gewarnt und fahren äußerst langsam und vorsichtig weiter zum Campground. Auf der dem Campingplatz angrenzenden Wiese stehen immer noch genauso viele Emus wie am Nachmittag, allerdings sind grob geschätzt hundert Känguruhs dazu gekommen.


Känguruhs auf der Wiese an unserem Campground.

Die Känguruhs knabbern seelenruhig am Gras und lassen sich durch nichts stören: Wenn man auf die Wiese läuft, machen sie leicht Platz, fressen aber weiter. Somit ist man nach ein Paar Schritten mehr oder weniger von Känguruhs umgeben. Wir beobachten das Treiben eine Zeit lang und kehren dann zum Campground zurück, um unser Abendessen zu kochen. Mit Beginn der Dunkelheit verlieren die Tiere ihre Scheu noch mehr und kommen sogar auf das Campingplatzgelände. Während dem Essen beobachten wir, wie zwei von ihnen miteinander boxen, auf dem Weg von und zu den sanitären Anlagen werden wir aus zahlreichen Augen neugierig beobachtet und müssen aufpassen, nicht über ein Känguruh zu stolpern. Ein wahrhaft tierisches Erlebnis...


Stereo-Fressen.


Bitte recht freundlich!

Schöne Grüße,
Dirk

Angie

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Re: Land-der-seltsamen-Tiere-Tour 2010: Vier Wochen durch Australien
« Antwort #152 am: 30.01.2011, 22:06 Uhr »
Obwohl - besonders gut hätte so ein Emu unserem Bushie auch nicht getan.

Da muss ich an ein fieses Bild aus unserem Reiseführer denken - ein normaler PKW gegen den ein Emu gelaufen war. In diesem Fall sah der Emu toter aus als das Auto - das muss aber nicht immer so herum ausgehen...  8)

Welchen Reiseführer hast du denn? Ich kann mich nicht erinnern, in meinen zahlreichen AUS-Reiseführern jemals solch ein Bild gesehen zu haben. Ist vielleicht auch besser so :nono:


LG, Angie

Viele Grüße,
Angie

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Angie

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Re: Land-der-seltsamen-Tiere-Tour 2010: Vier Wochen durch Australien
« Antwort #153 am: 30.01.2011, 22:13 Uhr »

Als wir in den Grampians waren, hatten wir mit dem Wetter riesengroßes Pech. Wir konnten so gut wie gar nichts unternehmen. Umso mehr bin ich natürlich von deinem Bericht und den Fotos dazu begeistert.

Was mich auch begeistert, ist die Aussicht vom Mount William. Das ist einfach fantastisch!

Das Tierleben am Campground schlägt aber dann alles. So viele Kängurus habe ich noch nie auf einen Schlag gesehen. Die "stereofressenden" Roos sind niedlich :-)

Ja, ein Tag, wie er mir gefällt :daumen:


LG, Angie

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Rattus

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Re: Land-der-seltsamen-Tiere-Tour 2010: Vier Wochen durch Australien
« Antwort #154 am: 31.01.2011, 17:47 Uhr »
Die Känguru-Bilder sind klasse! So viele auf einen Schlag und dann das kleine im Beutel... so niedlich!

Da sind einige Tipps dabei, die ich super für unsere Reise verwenden kann, allen voran die zutraulichen Possums in Melbourne, die Glühwürmchen und die Koalas bei Kennett River. Danke dafür! :D

Von den Possums in Melbourne bitte (wenn möglich) ein paar Fotos mitbringen und dann hier im Forum posten, OK?
Klar, wenn nichts dazwischen kommt, habe ich sowieso vor, einen Reisebericht einzustellen.

Gruß

wuender

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Re: Land-der-seltsamen-Tiere-Tour 2010: Vier Wochen durch Australien
« Antwort #155 am: 31.01.2011, 20:51 Uhr »
Welchen Reiseführer hast du denn? Ich kann mich nicht erinnern, in meinen zahlreichen AUS-Reiseführern jemals solch ein Bild gesehen zu haben. Ist vielleicht auch besser so :nono:

Ich meine das Buch "Australien - Osten und Zentrum" von Veronika Pavel, erschienen im Reise Know-How Verlag. Nicht ganz so gut wie der von uns allen geschätzte USA-West-Grundmann aus dem selben Verlag, aber trotzdem ein prima Reiseführer.

Das Bild ist in der fünften Auflage auf Seite 95 ("Reisen im Outback - Tiere"). Das Tier ist zwar ziemlich zermatscht, das aus dem Kühler nach unten ragende Bein und der lange dünne Hals rechts sehen aber mir doch ziemlich eindeutig nach Emu aus. Andere Meinungen werden aber gerne angenommen. 8)

Klar, wenn nichts dazwischen kommt, habe ich sowieso vor, einen Reisebericht einzustellen.

Prima, da freue ich mich schon sehr drauf!

Morgen früh fahren wir weiter.

Schöne Grüße,
Dirk

Angie

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Re: Land-der-seltsamen-Tiere-Tour 2010: Vier Wochen durch Australien
« Antwort #156 am: 31.01.2011, 22:01 Uhr »
Ich meine das Buch "Australien - Osten und Zentrum" von Veronika Pavel, erschienen im Reise Know-How Verlag. Nicht ganz so gut wie der von uns allen geschätzte USA-West-Grundmann aus dem selben Verlag, aber trotzdem ein prima Reiseführer.

Das Bild ist in der fünften Auflage auf Seite 95 ("Reisen im Outback - Tiere"). Das Tier ist zwar ziemlich zermatscht, das aus dem Kühler nach unten ragende Bein und der lange dünne Hals rechts sehen aber mir doch ziemlich eindeutig nach Emu aus. Andere Meinungen werden aber gerne angenommen. 8)

Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich das Buch, aber sicher nicht in der 5. Auflage. Kann aber erst nachsehen, wenn die massiven Unwetter vorbei sind, da ich die AUS-Bücher nicht in unmittelbarer Reichweite habe.


LG, Angie
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wuender

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Re: Land-der-seltsamen-Tiere-Tour 2010: Vier Wochen durch Australien
« Antwort #157 am: 01.02.2011, 07:53 Uhr »
Heute schauen wir uns weiter in den Grampians um, besuchen eine schöne Höhle und einen See, dessen Farbe nicht so ganz der Jahreszeit entspricht.

10.10.2010 Halls Gap - Mount Gambier
Wir stehen kurz nach Sonnenaufgang auf. Dennoch ist schon ein großer Teil der Känguruhs vom Campground und auch der benachbarten Wiese verschwunden. Wir beobachten eine Weile die wenigen verbleibenden Tiere und machen uns dann wieder auf den Weg. Wieder verlassen wir Halls Gap in nordwestliche Richtung, dieses Mal aber bei deutlich besserem Wetter als gestern. Wir erreichen bald den Wonderland Carpark, einen großen Parkplatz von dem aus einige schöne Wanderungen ausgehen. Diese sind allerdings leider zum Teil gesperrt. Wir entscheiden uns für den Trail durch den Grand Canyon zum The Pinnacle. Der Grand Canyon ist etwas weniger beeindruckend als sein großer Namensvetter in Arizona: Es handelt sich um eine Schlucht im für diesen Nationalpark typischen schwarzen Granitgestein.


Der Grand Canyon im Grampians National Park.


Interessante Gesteinsstrukturen auf dem Weg zum Pinnacle.

Am Ende des Canyons kann man entweder außen herum wieder zurückgehen oder über weitere 1.4 Kilometer weiter zum Pinnacle. Dieser Teil des Weges  führt teilweise sehr interessant durch eine weitere, viel engere, Schlucht und über eine große Ebene mit Granitfelsen. Der Pinnacle selber ist ein aus einer Abbruchkante herausragender, mit einem Aussichtspunkt versehener Felspfeiler. Das angebrachte Geländer, das an der Spitze zwangsläufig zusammenläuft, lässt zwangsläufig die Erinnerung an einen sehr bekannten Film von 1997 aufkommen und wir müssen uns zurückhalten, uns nicht an die Spitze zu stellen und "I am the king of the world" zu rufen. Der Blick ins Tal ist sehr schön, auch wenn wir Halls Gap von oben inzwischen sehr gut kennen.


Ebene mit Grantitfelsen kurz vor dem Pinnacle.


Blick vom Pinnacle.

Auf dem Rückweg treffen wir ein deutsches Pärchen wieder, denen wir gestern schon auf dem Campground kurz über den Weg gelaufen sind. Wir laufen den Trail gemeinsam zu Ende. Die beiden sind mit einem Apollo HiTop-Camper unterwegs, der ja im Vergleich zum Spaceship deutlich mehr Platz bietet. Allerdings erzählen sie uns, dass sie aufgrund der Straßenlage und des Verbrauchs viel lieber ein Spaceship gehabt hätten, aber keines von Adelaide aus verfügbar war. Diese Aussage steht im interessanten Widerspruch mit einigen Meinungen im Internet, die ein Spaceship für längere Touren für viel zu klein halten, deckt sich aber mit unserer Meinung. Wir haben unser Auto nämlich inzwischen sehr zu schätzen gelernt. Da die Route der beiden genau umgekehrt zu unserer verläuft, können wir gegenseitig Erfahrungen und Tipps tauschen. So wollten wir eigentlich Mount Gambier mit dem bekannten Kratersee auslassen, da wir diesen noch im winterlichen Grau erwartet hätten. Laut Aussage der beiden ist die Farbe des Sees allerdings schon auf Blau umgesprungen, einige Monate zu früh. Interessant.

Wir verlassen den Park nach Norden und machen nur noch an zwei schönen Punkten Halt: Zum einen im Wartook Valley, wo wir direkt an der Straße stoppen, um den Ausblick über eine wunderschön mit gelben Frühlingsblumen bewachsene Wiese auf die Ausläufer der Berge zu genießen. Die Frühlingsblumen haben es auch zwei Emus angetan, die gemütlich am Fressen sind. Unser zweiter Stop ist der Ngamadjidj Shelter, zu erreichen über eine kurze Gravel Road. Dabei handelt es sich um eine von vielen Stellen im National Park, an denen Kunstwerke der Aborigines gefunden wurden. Lediglich fünf dieser Stellen sind der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Der Trail zu den Zeichnungen ist leider nur sehr kurz. Die Rock Arts selber müssen durch ein Gitter geschützt werden. Wir finden es schade, dass so etwas nötig ist. "Ngamadjidj" bedeutet übrigens übersetzt "weißer Mann" und bezieht sich auf die weiße Farbe der Zeichnungen.


Wiese mit Frühlingsblumen um Wartook Valley.


Der Ngamadjidj Shelter im Grampians National Park.


Allee nördlich des Grampians National Park.


Wir fahren nach Horseham und biegen dort auf den direkt nach Westen führenden Wimmera Highway ab. Die Landschaft wirkt hier schon wesentlich karger als im bisherigen Verlauf unserer Reise, auch wenn immer noch Eukalyptusbäume und Schafweiden das Bild prägen. Ein leichter Vorgeschmack auf den Outback. Die Streckenführung ist für den Fahrer äußerst einschläfernd - über 100 Kilometer kommen keine nennenswerte Ortschaft und auch kaum Kurven. Ein Fleckchen wie das winzige Edenhope ist da eine höchst willkommene Abwechslung. Von dort aus fahren wir weiter in Richtung Naracoorte, noch knapp 50 Kilometer entfernt. Nach knapp 30 dieser 50 Kilometer überqueren wir die Grenze nach South Australia. Da in diesem Bundesstaat viel Obst angebaut wird, wurde eine Quarantänezone für Fruchtfliegen eingerichtet. Das bedeutet, es darf kein Obst eingeführt werden, außer dieses wurde auf Fruchtfliegen untersucht. Alles restliche Obst muss vor Grenzübertritt weggeworfen werden. Wir sind äußerst gespannt auf die seit zig Kilometern immer wieder mit riesigen Schildern angekündigte Quarantine Disposal Box und finden es sehr interessant, dass dann eine stinknormale kleine Haushaltsmülltonne am Straßenrand steht. Das hätten wir doch deutlich eindrucksvoller erwartet. Ansonsten ändert sich durch den Grenzübertritt fast nichts, mit Ausnahme des auf 110 km/h erhöhten Tempolimits.

In Naracoorte tanken wir auf und fahren weiter zu den Naracoorte Caves. Dieses Höhlensystem wurde 1994 aufgrund der dort gefundenen Fossilien in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen. Wir parken und besuchen das Visitor Centre, um eine Tour zu buchen. Einige der Touren sind schon ausgebucht, so dass die ursprünglich fast unüberschaubar große Auswahl etwas zusammenschrumpft. Wir entscheiden uns für die Tour in die Victoria Fossil Cave, da man dort die Fossilien sehen kann, für die diese Höhlen bekannt sind. Vorbei an einer vor dem Besucherzentrum aufgestellten Statue eines Riesenwombats laufen wir wieder zum Auto zurück und fahren die kurze Strecke zum Eingang der Victoria Fossil Cave. Vor uns dort ist eine riesige mit einem Reisebus herangekarrte Gruppe. Wir sind froh, als diese mit einer außerplanmäßigen Sondertour aufbrechen. Unser Tourguide Jennifer lässt etwas auf sich warten, als sie eintrifft, ist unsere Gruppe auf vielleicht 15 Personen angewachsen.


Statue eines ausgestorbenen Riesenwombats an den Naracoorte Caves.

Die Tour selber ist sehr interessant. Jennifer erklärt zunächst allgemein die Eigenschaften von Tropfsteinhöhlen, ehe sie zu den Besonderheiten dieser Höhle übergeht. Durch den Einfluss von Wasser entstanden in der Kalksteindecke der Höhle Löcher, durch die Tiere in die Höhle einbrachen und dort jämmerlich zugrunde gingen. Überreste dieser Tiere - bis zu 200000 Jahre alt - werden heute ausgegraben und untersucht. Wir lernen beispielsweise, dass es Vorläufer der heutigen grasfressenden Känguruhs gab, die Blätter von Büschen gefressen haben und daher längere Vorderbeine hatten. Anhand der Existenz der einen oder anderen dieser beiden Känguruharten kann man die Klimaveränderung über lange Zeiträume nachvollziehen. Nur in wirklich guten Zeiten existierten beide Arten nebeneinander. Fossilien beider Arten können hier in der Höhle gefunden werden, es steht sogar ein Skelett eines blattfressenden Känguruhs rum. Der Begriff Fossilien bedeutet übrigens nicht, dass die Knochen gezwungenermaßen versteinert sein müssen. Wir sind etwas mehr als eine Stunde unterwegs und haben viel Spaß an der Tour. Anstatt noch weitere Höhlentouren zu buchen, brechen wir auf. Da es noch sehr früh ist, beschließen wir, spontan den Schlenker zum ja angeblich schon blauen Kratersee in Mount Gambier in unsere Reise mit einzubauen.


Knochenreste in den Naracoorte Caves.


Skelett eines blattfressenden Känguruhs in den Naracoorte Caves.

Die Fahrt nach Mount Gambier verläuft im Prinzip sehr eintönig nach Süden. Bis Penola säumen ausgedehnte Weinfelder die Straße, dann interessanterweise Kiefernwälder. Diese scheinen uns hier nicht heimisch zu sein und wurden wohl von der holzverarbeitenden bzw. der Papierindustrie hier in Form einer Plantage angepflanzt. In Mount Gambier suchen wir uns einen Campingplatz und finden einen Big4 direkt am Blue Lake. Der See, um den eine Straße und ein Wanderweg führen, ist tatsächlich schon schön blau gefärbt. In Form und Farbe erinnert er ein wenig an den Crater Lake in Oregon, nur ist er viel kleiner als sein amerikanisches Gegenstück. Und das Phantom Ship fehlt. Interessant ist die Entstehungsgeschichte: Zum einen wurde durch eine Vulkaneruption ein tiefer Krater gerissen, in dem sich heute das Wasser befindet. Zum anderen wurde jede Menge Asche ausgestoßen, die sich um den Rand des Kraters ansammelte und die den Krater umgebende Schüssel bildet, die sich auch deutlich aus der umgebenden Ebene hervorhebt. Beide Gesteinsschichten lassen sich auch heute noch prima an ihrer unterschiedlichen Farbe unterscheiden.


Der Blue Lake in Mount Gambier.

Zum Abendessen fahren wir in die Downtown, wo wir einige schöne alte Gebäude sehen. Außerdem können wir zum wiederholten Male während der Reise feststellen, dass die in Australien servierte italienische Küche deutlich näher am Original ist, als das Zeug, dass in den USA als Lasagne oder Pizza verkauft wird.


Altes Gebäude in der Downtown von Mount Gambier.

Schöne Grüße,
Dirk

Saguaro

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Re: Land-der-seltsamen-Tiere-Tour 2010: Vier Wochen durch Australien
« Antwort #158 am: 01.02.2011, 09:45 Uhr »

Interessante Gesteinsstrukturen auf dem Weg zum Pinnacle.

Erinnert mich an den Chiricahua NP :dance:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

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Rattus

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Re: Land-der-seltsamen-Tiere-Tour 2010: Vier Wochen durch Australien
« Antwort #159 am: 01.02.2011, 17:19 Uhr »
Schöner Reisetag!  :)

Katja

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Re: Land-der-seltsamen-Tiere-Tour 2010: Vier Wochen durch Australien
« Antwort #160 am: 02.02.2011, 20:28 Uhr »
So, die letzten beiden Tage habe ich auch wieder aufgeholt.
Bei den MacKenzie Falls und dem Pinnacle sind wir auch gewesen. Die vielen Kängurus in den Grampians waren toll. Hat uns sehr gut gefallen, die Ecke.

Gruß
Katja
Viele Grüße
Katja

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Re: Land-der-seltsamen-Tiere-Tour 2010: Vier Wochen durch Australien
« Antwort #161 am: 02.02.2011, 22:01 Uhr »
Erinnert mich an den Chiricahua NP :dance:.

Prima Vergleich! Wir haben uns ja - wie auch im Bericht ab und zu erwähnt - im Verlauf der Reise an jede Menge unterschiedlicher Gegenden der USA erinnert gefühlt. Auf das Chiricahua National Monument sind wir aber nicht gekommen.

Bei den MacKenzie Falls und dem Pinnacle sind wir auch gewesen. Die vielen Kängurus in den Grampians waren toll. Hat uns sehr gut gefallen, die Ecke.

Wir fanden es dort auch richtig klasse. Ein wenig schade war, dass viele Wanderungen (zum Beispiel der Venus Bath Loop) gesperrt waren. Aber zu den bekanntesten Punkten hat es ja gereicht...

Morgen früh fahren wir weiter.

Schöne Grüße,
Dirk



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Re: Land-der-seltsamen-Tiere-Tour 2010: Vier Wochen durch Australien
« Antwort #162 am: 03.02.2011, 10:52 Uhr »
Alle wieder einsteigen, wir fahren weiter!

11.10.2010 Mount Gambier-Victor Harbor
Wir verlassen Mount Gambier auf dem Princess Highway nach Nordwesten. Neben der Straße sehen wir wieder plantagenartig angelegte Kiefernwälder. Es sind auch viele Holzlaster unterwegs und wir kommen an einer großen Holzmühle vorbei. In Millicent biegen wir nach links auf den kleinen Southern Ports Highway ab, auf dem wir sehr pittoresk nach Robe kommen. Robe ist eine nette kleine Hafenstadt, die Mitte des 19. Jahrhunderts zu plötzlichem Wohlstand kam, als tausende chinesische Einwanderer hier anlandeten. Die Chinesen wollten eigentlich zu den Goldfeldern von Victoria. Dadurch, dass sie in South Australia an Land gingen, sparten sie sich die in Victoria fällige Einreisegebühr in Höhe von 20 Dollar. Robe liegt übrigens rund 500 Kilometern von den damaligen Goldfeldern bei Bendigo entfernt. Diese Strecke musste zu Fuß zurückgelegt werden - das würde heute wohl niemand mehr auf sich nehmen, um 20 Dollar zu sparen...


Strand bei Robe.

Die Chinesen brauchten natürlich Unterkunft und Nahrung. Vom Aufschwung, den Robe damals nahm, zeugen noch heute zahlreiche schöne alte Häuser an der Hauptstraße. Es weht ein ziemlich steifer Wind, dennoch schauen wir uns ausgiebig in der Innenstadt und am Hafen um. Nahe dem alten Zollhaus am Hafen gibt es eine interessante Ansammlung von Denkmälern: Eines erinnert an Matthew Flinders, der im Rahmen seiner Umseglung von Australien im Jahr 1802 hier vorbei kam. Ein weiteres Denkmal erinnert zweisprachig an die lange Reise der chinesischen Goldgräber. Und ein drittes an das holländische Schiff Konig Willem II, das hier verunglückte - witzigerweise, nachdem das Schiff eine Gruppe Chinesen aus Hong Kong hierher transportiert hatte. Auf dem Weg in die Innenstadt, wo wir uns ein Frühstück besorgen wollen, finden wir noch ein weiteres sehenswertes Denkmal - eine mitten auf der Straße ausgestellte deutsche Seemine von 1941.


Altes Zollhaus in Robe.

Bei Kingston SE trifft der Southern Ports Highway wieder auf den Princess Highway. In dieser Stadt gibt es ein weiteres jener "Big Things", die man eher in Amerika erwarten würde als in Australien: Hier steht ein überdimensionaler Lobster namens Larry. Die Idee zur Errichtung von Larry entstand laut der angebrachten Schautafel während eines USA-Aufenthalts. Angeblich war der Lobster ursprünglich wesentlich kleiner geplant. Beim Bau wurden dann allerdings die auf dem Plan verwendeten Angaben anstelle in Fuß in Metern gedeutet - was einer Vergrößerung um etwa den Faktor drei entspricht. Ein schönes Bespiel, was passieren kann, wenn man Einheiten verwechselt - und für die Nachwelt erheblich sinnvoller als ungebremst auf die Planetenoberfläche krachende Marssonden.


Larry.

Der Princess Highway verläuft im Hinterland der Küste parallel zu dieser. Damit hier auch schnurgerade und dementsprechend einschläfernd. Dieser Effekt wird noch dadurch verstärkt, dass rechts und links der Straße sehr eintönig niedrige Eukalyptusbüsche stehen. Über hundert Kilometer die gleichen niedrigen Eukalyptusbüsche. Bei 42 Mile Crossing machen wir daher eine kleine Pause in Form eines Abstechers in den Coorong National Park. Über eine knapp zweieinhalb Kilometer lange Gravelroad erreichen wir einen Parkplatz und Campground inmitten einer relativ flachen Marsch- bzw. Dünenlandschaft. Von hier aus führt ein einen Kilometer langer Trail sehr abwechslungsreich zum Meer. Von den hier angeblich zahlreichen heimischen Vogelarten sehen wir nicht viel, dafür aber jede Menge schön blühender Frühlingsblumen.


Unterwegs im Coorong National Park.

Und wir machen zum ersten Mal Bekanntschaft mit einer typisch australischen Plage, die vor allem im Sommer im Outback sehr schlimm sein soll: Fliegen. Warum wir im bisherigen Verlauf unserer Reise vor dieser Plage verschont geblieben sind - eher wegen der Jahreszeit oder wegen der geographischen Lage der Route - wissen wir nicht. Nun aber werden wir während unserer gesamten Wanderung intensiv von einer größeren Menge fliegender Plagegeister umschwirrt. Nach knapp 20 Minuten erreichen wir einen wunderschönen weißen Sandstrand. Die Farbe des Meeres ist wieder intensiv türkisgrün. Der Strand ist bedeckt mit einer mehrere Zentimeter dicken Schicht von Muschelschalen. So entsteht also der Kalkstein, in dem kommende Generationen von Höhlenforschern in vielen Jahren ihre Gäste herumführen.


Mit Muschelschalen bedeckter Strand im Coorong National Park.

Wir fahren weiter. Kurz vor Meningie wird die Landschaft viel abwechslungsreicher und offener, zudem wird der Straßenverlauf kurviger und hügeliger. Hier rächen wir uns übrigens - unabsichtlich - für die nervige Begegnung mit den Fliegen im Coorong National Park: Wir, bzw. die Windschutzscheibe unseres Spaceships löscht einen zufällig vorbeikommenden Fliegenschwarm komplett aus. Das wird begleitet von einem kurzen prasselnden Geräusch, wie bei Hagel. So etwas haben wir in dieser Intensität im Verlauf von vielen Jahren Autofahren noch nie erlebt.

Wir wollen auf die Fleurieu Peninsula und müssen dazu den Murray River überqueren. Dieser ist der zweitlängste Fluss Australiens und spielt eine wichtige Rolle bei der Wasserversorgung des gesamten Südostens des Landes. Wir sind diesem Fluss ja schon bei unserer Etappe von Canberra nach Bright in Victoria sehr nahe gekommen. Die nächste Brücke über den Murray würde für uns einen unverhältnismäßigen Umweg bedeuten und von der nahe gelegenen Fähre bei Wellington kennen wir weder den Fahrplan noch die Preise. Da die Beschilderung in Richtung Fleurieu Peninsula zur Fähre führt, probieren wir diese aus. Zu unserem Glück pendelt die Fähre ununterbrochen hin und her und zudem ist die Fahrt kostenlos. Prima, viel Zeit gespart.

Nach der Fährfahrt fahren wir zunächst wieder durch eine Marschlandschaft. Hinter Strathalbyn ändert sich das Bild, hier gibt es nun viele Weinfelder. Wir fahren weiter nach Victor Harbor, wo wir ein Motelzimmer gebucht haben. Die Straße erreicht Victor Harbor über einen kleinen Hügel, von dem aus wir einen schönen Blick auf die Stadt und das vorgelagerte kleine Granite Island haben. Die Insel ist durch einen Holzsteg mit dem Festland verbunden. Über diesen Steg kann man zu Fuß laufen oder mit einer pferdegezogenen Bahn fahren. Die Bucht wurde schon 1802 von Matthew Flinders entdeckt. Dieser traf sich hier mit seinem französischen Kollegen Nicolas Baudin, der im Auftrag der französischen Regierung die Südküste Australien kartographierte. Die Bucht, in der das Treffen statt fand, heißt heute Encounter Bay. Später wurden hier Walfangstationen gegründet, heute lebt die Stadt hauptsächlich vom Tourismus.


Die Pferdebahn nach Granite Island.


Der Holzsteg zwischen Granite Island und dem Festland.

Wir parken unser Spaceship am Hafen, kaufen uns Tickets für die Pinguintour heute Abend und machen uns auf, um Granite Island anzuschauen. Ein Trail führt einmal um die Insel herum. Die Landschaft wirkt sehr irisch. An einem Ende der Insel liegen interessant von der Erosion bearbeitete Granitbrocken herum, quasi eine kleine Variante der Remarkable Rocks auf Kangaroo Island, die wir uns in ein paar Tagen anschauen wollen. Im Verlauf der Wanderung laufen wir zwei komischen Echsen mit Stummelschwanz über dem Weg, laut unserem Naturführer handelt es sich dabei um Tannenzapfenechsen.


Irisch wirkende Landschaft auf Granite Island.


Interessant erodierte Steine.


Tannenzapfenechse.

Wir laufen zurück zum Auto, holen uns ein Abendessen und checken im Motel ein. Als wir soweit sind, müssen wir uns fast schon für die Pinguintour auf den Weg machen. Da unser Motel in der Innenstadt liegt, können wir zu Fuß laufen. Wieder über den Holzsteg geht es nach Granite Island und zum dortigen Kiosk und Restaurant am Penguin Centre. Granite Island ist einer von mehreren Plätzen im Süden von Australien, an denen man Zwergpinguine beobachten kann. Den bekanntesten dieser Plätze, Phillip Island, haben wir ja ausgelassen, weil wir keine Lust auf einen Massenauflauf hatten. Umso entsetzter sind wir, als hinter uns eine Horde von bestimmt hundert Schulkindern über den Holzsteg lärmt. Diese erhalten dann allerdings glücklicherweise eine eigene Tour, so dass wir - wie üblich - mit etwa zwanzig anderen Leuten unterwegs sind.


Pinguinstatue auf Granite Island.

Unser Tourguide heißt Steve und ist offensichtlich mit viel Spaß bei der Sache. Auch wenn man hier - im Gegensatz zu Phillip Island - nicht sieht, wie die Pinguine an Land kommen, sind wir schnell sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben. Wir erfahren viel über die kleinen Zwergpinguine und sehen einige der putzigen Gesellen an Land stehen oder zu ihren Nistplätzen stapfen. Um die Tiere möglichst wenig zu stören, leuchtet Steve sie immer nur sehr kurz mit einer roten Taschenlampe an. Wir treffen einen männlichen und einen weiblichen Pinguin vor ihrer gemeinsamen Höhle. Während das Weibchen in dir Höhle verschwindet, kündigt das Männchen unseren Besuch an. Aus der Höhle ertönt daraufhin das Piepen von frisch geschlüpften Jungtieren. Die Gruppe hält respektvollen Abstand. Als Höhepunkt sehen wir wenig später zwei schon ein wenig ältere, aber immer noch sehr fluffig aussehende Jungtiere. Eine Begegnung mit einer ganz anderen Art Tier haben wir dann auch noch, und zwar mit einem Possum - genau so eines, wie wir es am Campground im Wilsons Promontory National Park gesehen haben, nur hier etwas jünger und kleiner.


Zwei junge Zwergpinguine.

Zurück im Hotel stellen wir unseren Wecker für morgen auf eine sehr frühe Zeit. Wir haben die morgendliche Fähre nach Kangaroo Island gebucht, allerdings hat uns Steve zum Abschluss verraten, dass man momentan in der Nachbarbucht zwei Wale beobachten kann - eine Mutter und ein Jungtier. Wir hätten erwartet, dass die Saison für Whale Whatching schon vorbei ist, wollen aber die sich unerhofft aufgetane Möglichkeit unbedingt nutzen.

Schöne Güße,
Dirk

Saguaro

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Re: Land-der-seltsamen-Tiere-Tour 2010: Vier Wochen durch Australien
« Antwort #163 am: 03.02.2011, 17:01 Uhr »

Tannenzapfenechse.

Dieses "seltsame" Tierchen hat Ähnlichkeit mit einem Gila Monster :D. OK mit viel Phantasie könnte man es mit einem Tannenzapfen vergleichen.

Lobster-Larry ist auf jeden Fall mutiert - man könnte von ihm satt werden  :zwinker: :groove:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Katja

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Re: Land-der-seltsamen-Tiere-Tour 2010: Vier Wochen durch Australien
« Antwort #164 am: 03.02.2011, 19:30 Uhr »
Granite Island hat uns auch gut gefallen.
Für Pinguine war es leider nicht die richtige Jahreszeit...
Toll, die Tannenzapfenechse!

Gruß
Katja
Viele Grüße
Katja

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