28. August: Steinige Nadeln und ein Happen Elch Auf dem Mystery Mountain Campground bleiben wir noch eine zweite Nacht, also weniger Stress mit dem Zusammenräumen und mehr Zeit für den Pool. Als wir am nächsten Morgen abdocken und packen, erleben wir eine unangenehme Überraschung. Wir haben ein paar Tage nicht gedumpt, aber da wir die Toilette nur sehr wenig benutzen, erschien uns das auch nicht erforderlich. Offenbar haben wir aber die Füllmenge des Grey-Water-Tanks (Spülen, Händewaschen) unterschätzt. Ein unangenehmer Geruch breitet sich im Heck des Womo aus. Die Ursache ist schnell gefunden: Schmutzwasser ist aus dem Duschabfluss hochgekommen und steht zwei Finger hoch in der Dusche. Besonders ärgerlich: Hier haben wir eine Bettdecke, ein Handtuch und ein Laken deponiert, die wir nicht brauchen. Das bedeutet: Die Wäsche ist schmutzig-nass. Wir dumpen schleunigst. Wie erwartet so gut wie kein Black Water, aber eine Menge Grey Water. Da die Füllstandsanzeige für beide Tanks praktisch nicht funktioniert – sie zeigt immer fast voll an – beschließen wir, in Zukunft Grey Water auf dem Campground immer anzudocken. Immerhin brauchen wir eine Menge Wasser allein zum Spülen.
Letztes Frühstück auf dem Mystery Mountain Campground.
Wir haben noch drei Tage für unseren Weg zurück nach Denver. Da wir am Samstag das Wohnmobil schon um 10 Uhr besenrein übergeben müssen, wollen wir auf einem nahe der Roadbear-Station gelegenen Campground gerne zwei Nächte bleiben, um in Ruhe zu packen. Das heißt, wir brauchen noch eine Station auf halber Strecke. Dieter und Irene wälzen den Woodalls und die KOA-Karte, suchen per Google und stellen fest: Zwischen den wunderschönen Blackhills und Cheyenne gibt es praktisch nichts. Jedenfalls so gut wie keinen Campground, der unseren Ansprüchen (zugegeben, hoch: Cabin, Pool, Laundry) entspricht. Die Wahl fällt schließlich auf Douglas in Wyoming, das sind knapp 300 Kilometer.
Zuvor aber wollen wir uns noch den Custer State Park gönnen. Der Annual Pass für die Nationalparks zählt hier nicht, wir zahlen 15 Dollar am Eingang. Das Womo lassen wir vor dem Park stehen und steigen in den Van, denn wir wollen den Needles-Highway fahren. Hier sind Womos unserer Größe nicht zugelassen.
Der erste Blick auf den Sylvan Lake ist schon sehr hübsch.
Auch der zweite.
Und der ...
Ein paar Meilen hinter dem kleinen See kommt hinter einer Kurve der sensationell enge Tunnel. Wir steigen aus, Julian und Jakob überwinden den Tunnel mit einer Kletterpartie über die Felsen. Die Needles bieten hinter jeder Serpentine neue Ausblicke – Granit mit unabweisbar phallischer Ausprägung. Leider sehen wir keine Profi-Kletterer.
Für das WoMo zu eng, für den Van aber nicht.
Der Custer State Park ist allemal einen Besuch wert.
Die Weiterfahrt – nun wieder mit zwei Fahrzeugen – führt durch Prärielandschaft, mal eben, mal hügelig. Eintönig finden wir sie nicht, obwohl an der 89 kaum Orte auftauchen. Es gibt Creeks, an denen Baumhaine stehen, ab und zu ein paar pechschwarze Kühe, die ein bisschen verloren wirken auf diesen endlosen, kargen Weiden. Mitten aus der Ebene erheben sich plötzlich zackige Felsen und bilden skulpturale Formen, die nie langweilig werden. Dazwischen wieder abrupt abfallende Schluchten, die die Prärie wie Linien auf einem Schnittmuster durchziehen.
Auf dem Weg nach Douglas sind Mittagsrast und Einkaufen angesagt. Zum Essen machen wir Station in Cattleman's Café. Bevor wir das Restaurant erreichen, müssen wir zunächst einen Shop mit allerlei Nippes passieren. Dann öffnet sich der Blick auf eine Gastronomie mit überraschend vielen Plätzen (etwa 200). Das Essen ist in Ordnung, Dieter hat sich für ein Elch-Steak entschieden, das – wie auch die anderen Steaks – in sieben Grillstufen (von rare über medium oder medium inside pink cold, medium inside pink warm bis well done, but no guarantee!) angeboten wird. Der Elch schmeckt Dieter ausgezeichnet, was er auch mehrmals betont. Lisa und Jasmin äußern sich zu dem Lobgesang auf den Elch-Abgesang nicht (129 Dollar, 25 Dollar Tip). Hier wie in allen Restaurants und Kneipen erleben wir, dass die amerikanischen Gastronomen langes Sitzenbleiben nicht schätzen. Undenkbar, dass man sich hier stundenlang an zwei oder drei Bierchen festhält. Es wird schnell geordert, schnell gegessen, schnell noch einmal nach weiteren Wünschen gefragt. Gibt es keine, kommt die Rechnung – mit der freundlichen Bemerkung „Whenever you're ready!“ Da bleibt einem nichts anderes übrig, als die Kreditkarte zu zücken und den Tisch zu räumen.
Auf dem KOA in Douglas finden wir zum Glück Platz – sonst hätten wir ein Problem gehabt, denn weit und breit gibt es keine Alternative. Als wir ankommen, stürmt es bereits gewaltig, dunkle Wolken türmen sich im Westen auf, einzelne Blitze zucken und ein paar Tropfen fallen. Da kommt die Durchsage, dass der Pool wegen Gewitter vorerst gesperrt ist. Aber wir haben Glück, das Gewitter zieht vorbei. So können wir die feuchte Decke draußen in den Bäumen trocknen, und die waschbaren Teile des morgendlichen Desasters wandern in die Waschmaschine. Die Damen auf dem KOA füllen das Waschpulver selbst in kleine Plastikbeutel ab – eine gute Idee. Das Beutelchen für 75 Cent reicht für zwei Ladungen.
Abends wird geschrieben, gespielt und geklampft. Dazu gibt es ein paar Hotdogs, die sich jeder selbst aus unseren Beständen zusammenstellt. Wir müssen allmählich mit unseren Vorräten auf die Mitte stricken, denn das Zigeunerleben im Wohnmobil wird leider in drei Tagen schon zu Ende sein. Dieter und Irene trinken eine Flasche Wein – damit haben wir nicht nur gute Erfahrungen gemacht. Die Flasche mit dem schönen Mount-Rushmore-Etikett aus South Dakota für 16 Dollar schütten wir weg – unsäglich süß. Auf unsere Nachfrage hin erfahren wir, dass alle South-Dakota-Weine sweet sind – nix für uns. Und das Bier ist auch reichlich zuckrig – für Irene, die das herbe Siegerländer Pils (ja, hier ist das gute Krombacher Pils beheimatet!) zu Hause gar nicht mag, zwar ganz lecker, aber nach zwei Bechern hat man mehr Durst als vorher. Da hilft dann nur ein großes Glas köstliches Eiswasser.
Es wird mittlerweile schon früh dunkel, gegen 8.30 pm ist das Licht schon sehr diffus. An manchen Campgrounds kommen wir schon in den Genuss von „off season prices“, obwohl Labor Day erst noch bevorsteht. In manchen Gegenden ist die Schule schon wieder im Gange, in anderen starten die Kinder nächste Woche wieder.