17.06.2006 Princess Louisa Inlet - Egmont Tageschart (Punkt 11 >>9) Unser Trommler hat sich wohl gestern übernommen oder er war so leise, das wir ihn nicht hörten. Es blieb also trocken in der Nacht und auch am nächsten Morgen. Es war zwar nicht wolkenlos, aber auch kein Grau in Grau und warm und trocken genug wieder draußen zu frühstücken. Das sollte auch den Rest der Zeit so bleiben. Wir müssen nicht sklavisch auf die heutige Slack Tide achten, denn wir werden ja mit dem Gezeitenstrom fahren. Gegen 9 : 15 legten wir vom Steg ab und fuhren gemütlich mit langsamer Fahrt Richtung Malibu Narrows. Je näher wir den Rapids kamen umso höher stieg der Adrenalin Pegel. Die Geschwindigkeit nahm zu ohne das ich mehr Gas gab, wie mir das GPS anzeigte, die Logge zeigt ja immer nur die Fahrt durchs Wasser, das GPS aber die Fahrt über Grund. Ein bisschen Navigation gefällig? Die Logge ist der Geschwindigkeitsmesser eines Bootes. Er misst die Strömungsgeschwindigkeit des Bootes, also die Geschwindigkeit mit der das Boot durch das Wasser fährt – die so genannte Fahrt durchs Wasser. Wird sind ja nicht auf festen Boden, wie im Auto, sondern auf Wasser. Steht dieses Wasser still, ist also keine Strömung in ihm, so ist das auch die tatsächliche Geschwindigkeit mit der man von A nach B fährt. Ist aber Strömung im Wasser so beeinflusst diese die tatsächliche Bewegung von A nach B. Fährt man gegen die Strömung von z.B. 4 Knoten (=1,8km/h) und zeigt die Logge 4 Knoten an, bewegt man sich keinen Meter vorwärts, beträgt die Strömung gar 6 Knoten fährt man defakto rückwärts. Fährt man hingegen mit der Strömung addiert sich die Strömungsgeschwindigkeit zur Fahrt durchs Wasser hinzu, in unserem Beispiel also 4+4 bzw. 4+6, macht 8 bzw. 10 Knoten mit der man von A nach B tatsächlich fährt. Das heißt dann Fahrt über Grund. Auf dem offenen Wasser merkt man das nicht, in Ufernähe hingegen schon. Und in Ufernähe waren wir ja und das Ufer kam ja von beiden Seiten auf uns zu – die Rapids. Wir erinnern uns, die Malibu Rapids haben 8 Knoten in der Spitze, die kommen zu unserer Fahrgeschwindigkeit hinzu. Noch eine Anmerkung: Steuern kann man ein Boot nur wenn es fährt, nur dann wirkt das Ruder! Also keine Fahrt durchs Wasser, kein Steuern möglich. Trotz der hohen Strömung muss man also auch kräftig Gas geben, denn die Durchfahrt ist ja nicht gradlinig, sondern hat zwei Kurven, jetzt erst nach rechts und dann gleich wieder links. So sausten wir also mit 14 Knoten (25km/h) durch die hohle Gasse, Geschwindigkeitsrausch.
Hier noch mal eine Aufnahme der Rapids bei hohem Wasserstand, 1 Meter fehlt aber am Höchststand, wie man an den Felsen am Ufer erkennen kann.
Zum Vergleich noch mal bei Ebbe dieses Bild.
Je weiter wir Richtung Egmont zurück fuhren, desto besser wurde das Wetter.
Auf halber Strecke, am Ende des Princess Royal Reach überholten wir dann unsere beiden Kanadier.
Richtig gelesen als Ziel hatten wir uns wieder unsere Marina in Egmont ausgeguckt. Sollte kein Platz dort sein, würden wir nur Tanken und dann einen Abstecher zu den Harmony Islands machen, um es dort zu versuchen. Wäre aber ein Umweg und unser erstes Ankern mit Heckleine zum Ufer. Wir hatten aber Glück, es gab Platz genug. Zuerst ging es aber zur Tankstelle, Wasser können wir am Liegeplatz einfüllen.
Gegen 16:00 lagen wir wieder an Ort und Stelle, diesmal habe ich festgemacht.
Wir gehen hoch zur Sportsbar und nehmen auf der Terrasse unser Lunchdinner ein. Gegen 18:00 Uhr ziehen wieder dunkle Wolken auf, aber noch liegen wir in der Sonne. Aber das Unheil kommt von einer ganz anderen Seite, nicht von oben, sondern von hinten.
Ich steh auf dem Steg als ein kleines Motorboot mit Freizeitanglern darauf zusteuert. Die drei waren nicht mehr ganz allein und warfen mir ihre Leine zu, sagten Thank you und wollten sich Richtung Sportsbar schwankend entfernen. Ob ich die Leine jetzt loslassen könnte wollte ich wissen. Daraufhin kehrte einer um, murmelte sorry um machte seinen flüchtig fest. Bevor er ging fragte er: Ob wir mit dem Kahn hier wären und wo wir herkommen? Ja und wir sind aus Deutschland. Oh langer Weg. Sprachs und wagte Richtung Bar. Wenn ich jetzt eine Zigarette anzünde explodiert die ganze Marina, bei der Fahne die die drei hatten. Ich ging wieder an Bord und filmte wie ein Fischerboot um das Ende des Stegs kurvte um Anzulegen. Einer sprang mit der Festmacherleine von Bord die am Bug festgemacht war.
Ja was macht der Depp denn da, merkt er nicht dass deren Kahn sich nun dreht? Nein merkt er nicht! Ich schmeiß die Kamera weg und renn nach vorne. Da taucht der Steuermann des Boots auf, ein Tier und stemmt seine Baumstämme (Oberarme) in unseren Bugkorb und verhindert tatsächlich auf diese Weise den Zusammenprall! Puh.
Nun denn alle guten Dinge sind drei. Der nächste Kahn kam rein, viel zu schnell, verschätzte sich auch in der Strömung. Resolut bollerte seine Frau ein paar Mal mit dem Bootshaken, Gottlob dem gepolsterten Ende, gegen unseren Rumpf. Ich ins Dinghi, aber keine Dellen und Kratzer feststellbar. Gegen 21:30 herrscht dann wieder Ruhe, das Spiel ist aus und alle fahren wieder.