24. Juni 2007 Yellowstone NP – Cody Der heutige Morgen fiel uns richtig schwer – es war schon der vierte und letzte Tag angebrochen im Yellowstone NP! Viel zu schnell waren die Tage vergangen, aber auch den heutigen letzten Tag sollten wir noch einmal richtig genießen – ach was, was rede ich denn da? Ein echtes „Grande Finale“ stand uns bevor!
Das Frühstück ließen wir heute mehr oder weniger ausfallen. Warum? Nun, wir hatten noch die Hälfte der Pizza von gestern Abend im „Doggy-Bag“ dabei, und auch eine Packung Kekse lag immer noch auf dem Rücksitz. Das sollte als erste Marschverpflegung für den Tag reichen...
Wir fuhren also ein letztes mal über den Westeingang des Parks ins Naturparadies Yellowstone ein und wurden wie immer freundlich von den Park Rangers begrüßt. Heute bejahte ich die Frage nach dem Bedarf einer Park Map – die erste war mittlerweile recht zerfleddert und als Erinnerungsstück wollte ich eine „neue“ mit nach Hause nehmen. Kein Problem, sofort hielt ich das begehrte Stück in Händen...
Der erste Stop erfolgte dann schon recht bald nach der Madison Junction. Ein Studium der Park Map am letzten Abend hatte mich nämlich stutzig gemacht: Eigentlich hatten wir jetzt alle eingezeichneten Geyser Basins besucht – bis auf... „Monument Geyser Basin“! Hm, es ist recht klein als einzelner Punkt eingezeichnet und auch nicht so bekannt. Was soll’s, wenn wir schon mal im Yellowstone NP sind...
Das Auto also am Parkplatz geparkt, der auch gleichzeitig den Trailhead darstellt. Am Parkplatz stand außer unserem Jeep genau ein (ja, richtig gelesen: „1“) anderes Auto. Prima, dann haben wir wenigstens unsere Ruhe bei der Wanderung! Die Infotafel erteilte uns auch heute wieder die Warnung, dass man sich bei dem Hike in „Bear Country“ befände und man am besten in Gruppen wandern soll... „Ja, ja, is’ schon recht! Wir lassen uns schon nicht fressen!“ dachte ich mir.
Außerdem bekamen wir die Info, dass der Trail eine Wegstrecke von 1,3 Kilometer (einfach) lang sei und eine halbe Stunde dauern würde. Alles klar, so ein kleiner Spaziergang am Morgen bei der tollen frischen Morgenluft ist jetzt genau das Richtige!
Wir wanderten also los und es ging erst mal einige hundert Meter ohne große Steigungen am Ufer des Gibbon River entlang. Ich lächelte innerlich schon darüber, dass auf besagter Infotafel die Wanderung mit „Difficulty: Moderate to Hard“ bezeichnet worden war, bis es schließlich los ging: Steigung, und zwar richtig!
Es ging durch Jungwald steil bergan, und schon nach kurzer Zeit kamen wir richtig ins Schwitzen und Schnaufen. „So verkehrt war die Info auf der Tafel dann doch nicht!“ fuhr es mir durch den Kopf.
Recht interessant an dem Trail war allerdings der Wald selbst, ein typisches Beispiel für Yellowstone: Man sah überall noch Überreste des großen Feuers aus den 80er Jahren, darüber aber schon der junge Bewuchs mit neuen Bäumen!
Schon erstaunlich, wie lange sich dieses angekokelte Holz hält, bevor es verrottet! Wir hielten auch immer wieder, um die tolle Aussicht hinunter auf die Windungen des Gibbon River zu bestaunen – ein Wahnsinnsausblick! Wenn ihr auf dem Foto genau hinseht, könnt ihr in der untersten Schleife des Flusses übrigens eine kleine Herde Bisons erkennen!
Langsam und anstrengend ging es weiter – ich hätte mir nicht gedacht, dass sich die geschätzten 800 Meter Wegstrecke seit Beginn der Steigung so hinziehen können! Jedenfalls schnauften wir beide ganz gehörig, als wir endlich auf dem Gipfel des Hügels ankamen und dort noch eine kleine Weile ohne Steigung weiterwandern durften. Schließlich erreichten wir das kleine Monument Geyser Basin. Dort gibt es etliche thermale Quellen, u. a. auch einen schönen „Chimney Geyser“:
Wir verweilten etwa 20 Minuten hier oben, beobachteten das Dampfen der Springs und genossen die Idylle. Außer uns war kein Mensch hier oben...
Moment! Hier oben ist keiner – entgegengekommen ist uns auch niemand – wo ist der Besitzer des Autos unten am Parkplatz? Hat den etwa der Bär zum Frühstück...???
Ich wollte gar nicht mehr weiter drüber nachdenken. Andererseits: Wenn es wirklich so wäre, ist der Bär jetzt wenigstens satt...
Schließlich gingen wir wieder an den „Abstieg“, der sich selbstredend viel einfacher und lockerer gestaltete als der schweißtreibende Weg hinauf. Obwohl: Man musste trotz geeignetem Schuhwerk hier auch höllisch aufpassen, weil sehr oft glatter Fels gepaart mit einer dünnen Sandschicht darüber die Füße wegrutschen ließ. Ein unachtsamer Fehltritt und man hätte einen gebrochenen Fuß oder gerissene Bänder riskiert. Nicht auszudenken, jetzt mitten im Urlaub!
So ließen wir uns lieber sehr viel Zeit für den Weg zurück. Schließlich schafften wir es auch tatsächlich ohne Blessuren und Angriffe seitens der Fauna zurück zu unserem Auto. Puh, jetzt erst mal etwas trinken!!!
Eine kleine Anmerkung noch: Der Weg zum Monument Geyser Basin ist eine sehr schöne Wanderung, aber mit Sicherheit kein lockerer Spaziergang. Wer gesundheitliche Probleme oder auch starkes Übergewicht hat, sollte es sich also zwei mal überlegen, ob er den Hike tatsächlich wagt! Ach ja, und vor allem hier ist geeignetes Schuhwerk absolut Pflicht!
Wir fuhren nun aber weiter und nahmen den „kurzen Mittelweg“ der „8“ hinüber in Richtung Osten. Schon kurz darauf hielten wir an einem schönen Viewpoint, und zwar dem der Virginia Cascade:
Um an den Viewpoint zu gelangen, muss man eine kleine, etwa zwei Kilometer lange Schleife südlich der eigentlichen Parkstraße befahren. Es ist aber –wie überall hier im Park- alles hervorragend beschildert, so dass man es kaum übersehen kann.
Nach diesem kleinen Fotostopp ging es nun endlich an das Hauptziel des heutigen Tages: Der Grand Canyon of the Yellowstone!
Traumhafter hätte das Wetter für die Besichtigung dieses Highlights des Parks übrigens nicht sein können; mittlerweile war es später Vormittag und die Sonne strahlte schön warm über dem Yellowstone. Unser erster Stop war am Inspiration Point.
Unsere erste Reaktion auf den Canyon war – Sprachlosigkeit. Unglaublich, diese Schönheit! Außerdem war spätestens jetzt klar, wo der Park seinen Namen her hat: Hier sind die Felswände des Canyons wirklich zum Teil knallgelb!
Vom Inspiration Point aus kann man die Weiten des Canyons so ziemlich am besten bestaunen – allerdings sieht man nur sehr wenig von den malerischen Wasserfällen. Lediglich die Upper Falls sind ganz entfernt zu erkennen.
Dies änderte sich dann aber schlagartig am nächsten Aussichtspunkt, dem Grandview Point.
Von hier konnte man das erste mal die tolle Aussicht auf die gewaltigen Lower Falls des Yellowstone River genießen – ein Bild, das man Stunden genießen könnte! Hier will ich Euch aber erst mal noch ein Bild präsentieren, dass in die östliche Richtung des Canyons fotografiert ist!
Wir wollten noch „näher ran“ an die Wasserfälle und fuhren deshalb weiter zum nächsten Stop: Lookout Point.
Vom Lookout Point könnte man auch einen sehr steil verlaufenden Trail hinunter zum Red Rock Point wandern, was wir aber erstmal gestrichen haben, schließlich gab es ja heute noch einige Punkte mehr zu erwandern...
So fuhren wir weiter bis direkt hin zu den Wasserfällen, genauergesagt bis zum „Brink of Lower Falls Trail“. Auch von hier führt ein recht steiler Weg in Serpentinen hinunter bis direkt an die Kante der Lower Falls. Genau hierfür hatten wir unsere Kräfte aufgespart, also nichts wie hinuntergewandert! An den Leuten, die uns auf dem Weg entgegenkamen, konnten wir schon erkennen, dass der „Aufstieg“ nachher kein Zuckerschlecken werden würde, aber was soll’s...
Auf einem engen, aber gut befestigten und zum Großteil sogar asphaltierten Wanderweg überwanden wir die 180 Meter Höhenmeter hinunter zu den Lower Falls. Und es sollte sich lohnen...
Von einem etwas erhöhten Punkt aus fotografierte ich Claudia (ganz vorne mit der Sonnenbrille) inmitten der Touris direkt an dem Wasserfall:
Anschließend ließ ich es mir nicht nehmen, ein kleines Video über die Wassermassen anzufertigen, die hier über die 93 Meter hohen Fälle hinunterbrausen:
Auch wirklich beeindruckend: Die Fälle produzieren eine solche Menge „Spray“, dass eine regelrechte kleine Wolke, hier im Vordergrund unten erkennbar, entsteht!
Insgesamt waren die Lower Falls, mal abgesehen von den Niagarafällen, die ich 1999 besucht habe, der wohl gewaltigste Wasserfall, den ich je besichtigt habe. Aber es sollte ja noch nicht Schluss sein... Zuerst einmal hieß es natürlich, den beschwerlichen Aufstieg zurück zum Parkplatz zu bewältigen. Mit zwei kleinen Verschnaufpausen klappte das dann sogar wesentlich besser und schneller, als wir gedacht hatten – jedenfalls war es verglichen mit dem morgendlichen Hike zum Monument Geyser Basin ein Kinderspiel...
Weiter ging es auf der Parkstraße bis hin zum „Brink of Upper Falls Trail“. Auch dort muss man ein Stückchen hinuntersteigen, aber wesentlich weniger und kürzer als bei den Lower Falls. So waren wir schnell unten an den ebenfalls wunderschönen, wenn auch bei Weitem nicht so hohen Upper Falls. Bevor das Wasser die Reise über die 33 Meter hohen Fälle antritt, wird es regelrecht zwischen einer Felsen-Engstelle durchgepresst...
Wir fuhren noch ein Stückchen südlich, bis wir an der Chittenden Bridge den Canyon endlich zu dessen Ostseite hin überqueren konnten. Unser nächster Stop war dann am Parkplatz zum „Uncle Tom’s Trail“ und einem feinen Viewpoint in Richtung der Upper Falls hin. Von hier aus konnte man die Wasserfälle richtig schön aus der Nähe betrachten. Wenn Ihr genau hinseht, könnt ihr einzelne Personen rechts von den Fällen erkennen – das ist der Punkt, an dem wir gerade eben noch selbst gestanden sind!
Nun wollte ich es aber wissen – der „Uncle Tom’s Trail“ sollte es sein! Er wird als „strenuous“ und „not recommended for people with heart, lung or other health condition“ beschrieben. Bingo, genau das Richtige für mich! Etwa 300 Stufen sollen innerhalb kürzester Strecke hinunterführen auf den wohl genialsten Ausblick hin zu den Lower Falls. Claudia strich hier allerdings die Segel und zog es vor, im Auto zu warten. Na ja, wer nicht will, der hat schon – immerhin konnte ich nun endlich „meine“ Geschwindigkeit gehen (die Claudia üblicherweise als „rennen“ bezeichnet
).
Schon beim Hinuntergehen hört man das Brausen der nahen Lower Falls und bekommt einen wunderbaren Ausblick auf einen kleinen Regenbogen, den das Spray des Wasserfalls zusammen mit der strahlenden Sonne produzierte...
Beim Hinuntergehen musste man schon regelrecht Slalom-Laufen, um die hyperventilierenden Amis zu umrunden, die am Rand der Treppe stehend wieder mal gerade Pause vom anstrengenden Aufstieg machten...
Schließlich kam ich unten an und war schlichtweg überwältigt! Dieser Ausblick auf die donnernden Lower Falls ist neben den „ganz großen“ Geysiren seither mein absolutes Highlight des Parks!
Etwa 10 Minuten verbrachte ich hier und starrte wie gebannt auf dieses wundervolle Naturschauspiel. So nebenbei dachte ich mir, dass der liebe Gott wohl einen verdammt guten Tag gehabt haben muss, als er Yellowstone erschaffen hat – anders ist das eigentlich nicht zu erklären...
Nun ging es aber daran, die 300 Stufen wieder nach oben zu gelangen. Dass ich da ins Schwitzen und Schnaufen geraten werde, ist eh klar, aber ich dachte mir, ich gehe die Sache lieber langsam und gleichmäßig an als überhastet und schnell zu gehen und dann wieder stehen bleiben zu müssen. Gesagt, getan, schon nach kurzer Zeit hatte ich meinen „Takt“ gefunden und nahm gleichmäßig eine Stufe nach der nächsten. Ein Jungspund, der mich anfangs noch überholt und immer zwei Stufen auf einmal genommen hatte, stand schon kurz später mit hochrotem Kopf, „220 Puls“ und dem Atmen einer Dampflok wieder am Rand. Ich dachte mir noch: „Wieso zieht er sich bei der Hitze auch einen roten Schal an?“ – bis ich bemerkte, dass es sich dabei um seine Zunge handelte, die ihm beim Hecheln bis über den Hals hinunterhing...
Schließlich gelangte ich auch wieder oben bei Claudia an - und ich will keinen Hehl daraus machen: Ein wenig Shampoo nur und ich hätte mir ohne Probleme vor Ort die Haare waschen können – triefnass waren sie nämlich schon!!!
Nun ging es aber weiter zum ...
Genau, das Herzstück des Grand Canyon of the Yellowstone. Von keinem Punkt aus hat man einen schöneren Ausblick auf das Tal und die Lower Falls. Nicht umsonst ist es deshalb auch das meistfotografierte Bild des Parks – zusammen mit dem Old Faithful, versteht sich!
Leute, ich kann Euch sagen: Wer einmal bei schönem Wetter am Artists Point gestanden hat, weiß, wofür man (immer wieder) in die USA fliegt! So einen Ausblick vergisst man nicht mehr, NIE mehr!
Wir verweilten noch ein wenig und hielten noch ein wenig Smalltalk mit amerikanischen Touristen. Leider war schon kurz später ein Pulk Japaner im Anrollen, von denen jeder mindestens drei Kameras um den Hals hängen und jeder zweite ein Stativ dabei hatte. Somit war’s um die Beschaulichkeit geschehen, und wir suchten lieber das Weite. Den Artists Point will ich lieber positiv in Erinnerung behalten...
Dies stellte auch gleichzeitig den Abschied vom Grand Canyon of the Yellowstone dar. Wir fuhren weiter zum nächsten Stop: Sulphur Caldron
Ein unglaublicher Gestank nach Schwefel erfüllte diesen Bereich, der aus den diversen Löchern emporstieg. Ich denke, wenn man sich geruchsmäßig die Hölle vorstellen soll, dann wird es in etwa so sein...
Trotzdem gab das Ganze ein absolutes Bild mit Symbolcharakter ab: Neben den thermalen Quellen und dem Schwefelgestank waren nämlich hier auch ein paar Bisons zu sehen – die beiden Symbole Yellowstones nebeneinander vereint!
Während Sulphur Caldron eigentlich nur ein Aussichtspunkt von der Straße aus ist, parkten wir ein Stückchen weiter dann richtig ein – wir befanden uns am „Mud Vulcano“, dem letzten thermalen Bereich, den wir noch nicht erkundet hatten!
Gleich zu Anfang gelangten wir an ein dampf-speiendes, kochendes Loch: Dragons Mouth Spring
Gleich daneben dann Mud Volcano, der dem Bereich den Namen gab:
Wir gingen auf dem Boardwalk weiter und trafen auf einen älteren Park Ranger, der uns sofort freudig begrüßte und nach dem üblichen Smalltalk (“Where are you guys from…?“ usw.) noch etliche gute Tipps gab. An den Grizzly Fumaroles, also Dampf-speienden Löchern im Boden, ging es vorbei bis hin zum
Der heißt übrigens nicht umsonst so – das Wasser in dem Pool ist so stark säurehaltig, dass drumherum keinerlei Vegetation auf Dauer überleben kann! Die Säure kommt übrigens von Mikroorganismen, die Schwefelsäure als Abbauprodukt abgeben, wenn sie Schwefel „konsumieren“!
Gleich neben dem Sour Lake befindet sich eine der erstaunlichsten Erscheinungen des Yellowstone NP: Black Dragon Caldron, eine kochende und blubbernde große schwarze Pfütze!
Ob ihr’s glaubt oder nicht: Bis 1948 war hier alles komplett bewaldet und keine Spur von dem „schwarzen Loch“ erkennbar. Mit einer gewaltigen Eruption, einer Explosion gleich, erwachte dann der „schwarze Dämon des Waldes“, indem er Bäume mitsamt den Wurzeln regelrecht wegsprengte und sich dann Jahrzehnte eine bis zu sechs Meter hohe schwarze Schlammfontäne aus dem Loch ergoß! Über die Jahre wurde der „Drache“ aber dann ruhiger und heute brodelt das Loch nur noch so vor sich hin. Eines Tages könnte aber der "Dämon" wieder erwachen...
Angesichts dieser nicht ganz so rosigen Aussichten setzten wir unseren Weg lieber fort und kamen zum
Auch dieser Pool sprudelt gewaltig – im Gegensatz zu vielen anderen seiner Art im Yellowstone ist es allerdings nicht kochendes Wasser, sondern Gas, das unter dem Pool austritt und so regelrechte Fontänen entstehen lässt. Auch hier war der Schwefel-Gestank übrigens bestialisch, mehr als eine Minute in der Dampfwolke hält man kaum aus!
So zogen wir weiter zum
Ich habe hier absichtlich nur den Rand der Westseite dieses ansonsten recht schmucklosen Pools abgebildet, um Euch die schier unglaubliche Farbenvielfalt präsentieren zu können. Kaum zu glauben, dass sich die Natur so etwas ausdenken kann, oder...?
Von hier aus ging es über den Hügel wieder hinunter in Richtung Parkplatz. Erst am unteren Rand wurden wir von einer Info-Tafel davon in Kenntnis gesetzt, was die Ursache für all die abgestorbenen Bäume am Hügel ist...
Bis 1978 war dieser Hügel ganz normal bewaldet, bis eine Reihe kleinerer Erdbeben die Gegend heimsuchte. Dies hatte zur Folge, dass sich unterirdisch thermale Quellen auftaten und deshalb der Boden des Hügels mit heißem Wasser durchströmt wurde. Schließlich herrschte eine Bodentemperatur von bis zu 94° C und die Wurzeln der Bäume köchelten regelrecht dahin. Dass das kein Baum auf Dauer überleben kann, dürfte wohl klar sein – ebenso, warum der Hügel seitdem seinen etwas komischen Namen trägt!
Damit war unser kleiner Rundwanderweg am Mud Volcano auch beendet und wir fuhren weiter. Kurz später gelangten wir aber in eine kleine Herde Bisons, die direkt neben der Straße friedlich grasten und für uns wunderschöne Fotomotive waren. Es war, als wollten sie uns mit ihrer Anwesenheit aus dem Yellowstone NP verabschieden...
Ein Stückchen weiter machten wir einen weiteren Stop, an den LeHardys Rapids, also Stromschnellen im Yellowstone River. Es gibt dort auch einen netten Boardwalk am Fluss entlang, so dass man den Fluss und auch die verschiedenen Tiere dort gut beobachten kann.
An der berühmten Fishing Bridge machten wir einen letzten Halt:
Auch hierzu eine kleine Info: Auf der Fishing Bridge ist seit geraumer Zeit, genauer seit dem legendären Jahr 1973, das Fischen verboten: Zu viele standen auf der Brücke, gerieten sich mit Schnüren und Haken gegenseitig und beim Auswerfen mit den Autofahrern hinter ihnen in die Quere. Zudem stellte man fest, dass genau in diesem Bereich unter der Brücke ein wichtiger Laichplatz der Forellen ist, so dass die Angler genau jene Forellen weggefangen hätten, die drauf und dran waren, für Nachwuchs zu sorgen. Seither hat sich die Forellenpopulation deutlich erholt, was wiederum die Angler freut – nur von der Brücke dürfen sie nach wie vor nicht fischen!
Im nahen Fishing Bridge Versorgungsbereich bekämpften wir unseren Hunger mit einer Cheeseburger & Fries Combo, die erstaunlich gut und nicht zu teuer war. Während des Essens ließen wir die letzten vier Tage Revue passieren und waren uns einig, dass dieser Nationalpark definitiv der beste war, den wir jemals besucht haben – und das will bei mir was heißen; immerhin hat er den Arches NP von meiner internen „Pole Position“ verdrängt!
Nach dem Essen fuhren wir weiter in Richtung Osten und gelangten schließlich an die East Entrance, wo wir den Park verließen.
AUF WIEDERSEHEN, YELLOWSTONE! Diese vier Tage werde ich bestimmt nie mehr vergessen; und irgendwann komme ich auch wieder zurück, das weiß ich ganz sicher! Außerdem will ich mich hier als Park Ranger bewerben, wenn ich irgendwann in Deutschland endlich pensioniert bin!!!
Ich cruiste gemütlich in Richtung Osten, während Claudia den doch recht anstrengenden Wanderungen des heutigen Tages Tribut zollen musste und auf dem Beifahrersitz ihre Augenlider von innen nach Beschädigungen absuchte.
So verpasste sie eine wirklich sehenswerte Landschaft, nämlich den...
Nach der eher bergigen Gegend erwartete uns später wieder die typische Wyoming-Landschaft: Vereinzelte Farmen mit Pferdekoppeln, aber alles tip-top und ansehnlich in die Landschaft passend.
Schließlich kamen wir in das Städtchen Cody, wo wir in unser vorgebuchtes Budget Host Inn eincheckten. Na ja, das Ritz Carlton war dieses Motel nun wahrlich nicht, aber zumindest war alles sauber. Während sich Claudia frisch machte, versuchte ich ein Problem zu lösen, das sich schon im Yellowstone NP angedeutet hatte: Meine mitgebrachten Speicherkarten der Kamera waren definitiv nicht genug – viel zu viel hatte ich bis jetzt schon fotografiert; nach insgesamt sieben der 17 geplanten Urlaubstage war schon fast alles voll!
Ich fuhr ein wenig in Cody herum und fand schließlich einen K-Mart, der auch über eine Elektronikabteilung verfügte. Nach einigem Hin und Her konnte ich dort zu einem recht humanen Preis eine 2-Gigabyte-SD-Card ergattern, die mir weitere ca. 1.500 Fotos ermöglichen sollte. Das sollte reichen...
Anschließend kehrte ich zurück und wir schlenderten dann ein wenig in den Shops in Cody herum. In einem Western-Shop sahen wir ein Plakat, das Werbung für das täglich (!) stattfindende Rodeo in Cody macht.
Rodeo? Das wollte ich doch schon immer mal sehen! Kurz bei den Ladeninhabern nachgefragt – ja, auch heute ist wieder Rodeo, und die Eintrittspreise sind wirklich human! Alles klar, ich weiß, was wir mit dem angebrochenen Abend machen!
Es war noch fast 1½ Stunden Zeit bis zum Beginn, deshalb statteten wir dem Buffalo Bill Museum noch einen Besuch ab. Buffalo Bill ist ja sozusagen der Nationalheld von Cody, hat er doch hier eine ganze Zeit gelebt und die Stadt auch 1895 mitbegründet. Im heute noch existenten „Irma’s Hotel“ gehörten ihm übrigens ständig zwei Suiten!
Das Museum war zwar schon geschlossen, aber ein Erinnerungsfoto vor der Statue des Stadt-Helden musste dann doch noch sein!
Dann fuhren wir aber los in Richtung der Rodeo-Arena am "Stadt"-Rand:
Wir bezahlten unseren Obolus an der Kasse und suchten uns ein nettes Plätzchen auf der Haupttribüne. Die Veranstaltung war natürlich weit davon entfernt, ausverkauft zu sein, insgesamt schätze ich die Anzahl der Besucher auf nicht mehr als 1.500 – kein Wunder, das Städtchen ist ja kaum mehr als ein größeres Dorf in Deutschland!
Nach einer patriotischen Eröffnung, die selbst jede Sportveranstaltung in den USA in den Schatten stellt, ging es schließlich los. Und wir sollten unser Eintrittsgeld nicht bereuen: Es war echt erstklassige Unterhaltung, die verschiedenen Disziplinen beim Rodeo waren echt toll!
Ganz am Schluss folgte dann die unvermeidliche Königsdisziplin: Bull Riding! Seit dieser Veranstaltung weiß ich übrigens, wie verdammt lange acht Sekunden sein können! Außerdem bin ich mir sicher, dass jeder dieser Cowboys einen gewissen Hang zum Masochismus haben muss, denn freiwillig würde ich mich nicht auf einen 1000-kg-Bullen setzen, der stinksauer ist und einen Veitstanz aufführt, um seinen unwillkommenen Reiter loszuwerden!
Wir waren jedenfalls voll zufrieden und nach etwa 2½ Stunden war das Rodeo beendet. Eigentlich wollten wir in Cody nun endlich noch was richtiges Essen, nur war es mittlerweile 22.30 Uhr und in allen Restaurants war die Küche bereits geschlossen. So mussten wir halt in den „sauren Apfel“ beißen und uns bei Wendy’s eine Ladung Fast-Food holen – und die war dann sogar wesentlich besser, als wir dachten
. Pappsatt genehmigten wir uns noch einen kleinen Absacker in einer Bar und schliefen schließlich in unserem Motel recht schnell ein – ein erneut traumhafter, aber auch anstrengender Tag war zu Ende gegangen...
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Eintritt Yellowstone NP: Im National Parks Pass enthalten
Zwei Tickets für Rodeo in Cody: 26 € an der Abendkasse – super Investition!
Budget Host Inn Cody: 71 €, vorgebucht über hoteleigene Website – na ja, geht so, aber nichts berauschendes...