So Leute, nachdem ich weiß, dass der Abflug Richtung Yellowstone NP für viele nicht mehr weit ist, will ich Euch nicht länger auf die Folter spannen!
Es geht weiter...
22. Juni 2007 Yellowstone NP Wir schliefen wie die Murmeltiere in unserem einfachen, aber nett eingerichteten Motelzimmer in West Yellowstone. Wie üblich war ich eher wach als Claudia und machte deshalb schon mal einige Besorgungen. Da wir am Vortag erfahren hatten, dass die Eismaschine des Motels leider defekt ist, holte ich heute einen Sack Eis im nächstgelegenen Supermarkt, der sich nur 100 Meter die Straße runter befand. So konnte ich wie jeden Tag ausreichend kalte Getränke für den Tag in der Kühlbox bunkern.
Gleich in der Nähe unseres Motels befand sich ein kleines Restaurant namens „Trapper’s“, dessen Angebot wir ganz ansprechend fanden, und das bei klassisch-amerikanischem Frühstück keine Wünsche offen ließ. Da wir recht zeitig dran waren und sich somit außer uns nur ganz wenig Gäste in dem Lokal befanden, mussten wir auch nicht lange warten und konnten deshalb schon sehr früh los in den Park. Prima, genau das war auch mein Plan!
An den Wiesen des Madison River vorbei ging es erst einmal wieder in Richtung Osten. Leider hatten wir erst einmal kein Glück mit Hirschen oder Elchen, die sich dort in den Morgenstunden verstärkt aufhalten sollen. Dafür präsentierte sich uns aber ein komplett weißer Pelikan, der sich in dem Flüsschen ein morgendliches Bad genehmigte.
Ein Stück weiter trafen wir dann an einem kleinen Parkplatz kurz vor der Madison Junction auf einen friedlich grasenden Bison. Obschon ich natürlich den gebührenden Sicherheitsabstand hielt, gelangen mir einige recht schöne Aufnahmen dieses prachtvollen Tieres...
Nun sollte es aber los gehen. Da wir am Vortag schon deutlich mehr als das eigentlich geplante Programm absolvieren konnten, hatten wir heute einiges an „Luft“. Wir beschlossen deshalb noch einmal in den Südwestteil des Parks mit den vielen Geysiren zu fahren, und uns die Zeit zu nehmen, auch den Ausbruch des ein oder anderen „richtig großen“ Geysirs abzuwarten. Natürlich beschränkt sich das Ganze auf diejenigen Geysire, die regelmäßig und deshalb planbar sind. Wir fuhren deshalb als erstes noch einmal auf den Firehole Lake Drive zum Great Fountain Geyser. Bingo, meine Berechnungen von gestern hatten einigermaßen gestimmt. Irgendwann während des späten Abends war der letzte Ausbruch, und heute am späten Vormittag soll es dann wieder so weit sein...
Hierzu gleich noch eine kleine Anmerkung: Für die sechs größten Geysire im Park wird seitens der Park Rangers eine Art „Vorhersagedienst“ betrieben. Auf einer Infotafel in der Nähe des entsprechenden Geysirs wird mit Wachskreide der letzte Ausbruch minutengenau und das daraus errechnete Zeitfenster für die nächste Eruption aufgeschrieben. Dieses variiert natürlich von Geysir zu Geysir, hier am Great Fountain Geyser sind es satte vier Stunden Spielraum. Wer nun glaubt, einfach die „goldene Mitte“ dieses Zeitfensters nehmen zu können, kann damit zwar u. U. richtig liegen, aber auch Pech haben und eine Eruption, die etwas eher als der Durchschnitt ist, um Minuten verpassen. Ergo: Um ein wenig Warten kommt man nicht herum, wenn man die „richtig Großen“ sehen will!
Wie bereits erwähnt passte das Ganze aber ganz gut zu meinen vagen Berechnungen vom Vortag und wir hatten noch einiges an Zeit. Ich beschloss deshalb, die Besichtigung des Teils des Upper Geyser Basins nachzuholen, den wir am Vortag nicht mehr geschafft haben. Wir fuhren also hinunter bis zum Parkplatz des Biscuit Basin, parkten dort und wanderten los. Am Trailhead befand sich ein Warnschild, dass sich der Wanderweg genau im „Bear Country“ befindet, und dass man, wenn möglich, immer in Gruppen wandern und sich dabei unterhalten soll. Hm, zu zweit stellten wir zwar die kleinste aller möglichen Gruppen dar und ein wenig unterhalten könnten wir uns auch – aber wird das ausreichen um einen hungrigen Meister Petz auf Distanz zu halten?
Was soll’s, „no risk, no fun“, wie der Niederbayer zu sagen pflegt. Außerdem wäre das Ganze wahrscheinlich längst für Wanderer gesperrt, wenn dort regelmäßig Touristen von Grizzlys verspeist werden würden...
Gleich nach Beginn des Wanderwegs gab es aber erst einmal einen schönen Pool zu sehen:
Ich schoss ein paar Fotos und wir spazierten weiter. Es ging über einen schmalen Wanderweg durchs Unterholz, genauer gesagt durch junge Nadelbäume.
Plötzlich blieben wir wie vom Blitz getroffen stehen und das Blut gefror uns in den Adern: Ein großes braunes Tier trat nur etwa drei Meter vor uns aus dem Dickicht auf den Wanderweg:
Als wir nach dem ersten Schrecken bemerkten, dass es sich „nur“ um einen Elk handelte, war uns schon bedeutend wohler. Trotzdem wirkte die Szene noch recht bedrohlich, zumal das gute Tier auch noch Verstärkung in Form eines zweiten Elk-Bullens bekam und diese Wapiti-Hirsche ja von der Größe her dem in Europa üblichen Wild deutlich überlegen sind. „Hoffentlich haben die vor uns genauso viel Respekt wie wir vor Ihnen!“ meinte Claudia.
„Die tun nichts!“ entgegnete ich vorsichtshalber mal, um sie nicht weiter zu beunruhigen (obwohl ich keinen blassen Schimmer hatte, ob das auch stimmt). Eins war klar: Wenn die beiden Hirsche sauer werden und beschließen würden, uns „auf die Hörner“ zu nehmen, dann würden wir definitiv „zweiter Sieger“ werden!
Nichts von alledem geschah aber. Wir gingen ruhig weiter und unterhielten uns leise. Die Hirsche beäugten uns zwar neugierig, zogen es aber dann vor, weiter an den Knospen der jungen Fichten zu knabbern und sich nicht weiter um uns zu kümmern.
Wahnsinn, schon wieder so eine Tierbeobachtung wie sie wohl nur im Yellowstone möglich ist! Im Nachhinein denken wir natürlich gern an die Begegnung zurück, aber in dem Moment waren wir einerseits froh, dass die Hirsche so ruhig geblieben sind und andererseits auch, dass es sich nicht um zwei hungrige Grizzlys gehandelt hat...
Wir gingen weiter auf dem Wanderweg weiter in Richtung Süden und kamen dabei an einigen sehr schönen Pools vorbei.
Das wirklich schöne an dieser Wanderung: Neben der herrlich frischen, aber schon angenehm warmen Morgenluft waren die beiden Elk’s bisher die einzigen, die wir auf dem Weg trafen. Etwas später trafen wir dann doch noch auf ein älteres Pärchen aus den USA, mit denen wir ein wenig Smalltalk hielten. Auch sie hatten zuvor Bekanntschaft mit den Hirschen gemacht und es waren Ihnen -dank besserer Fotoausrüstung- einige richtig gute Aufnahmen gelungen.
Schließlich trafen wir auf einen der berühmtesten Sights im Yellowstone National Park: Morning Glory Pool
Insgesamt ist der Morning Glory allerdings etwas kleiner als die bekannten Bilder auf Postkarten und Reiseführern vermuten ließen. Die Farben sind natürlich beeindruckend, wenn es auch m. M. nach andere Pools im Park gibt, die durchaus genauso schön sind!
Auch hier sei mir eine kleine Anmerkung erlaubt: Der Morning Glory Pool steht exemplarisch für das Schicksal vieler Pools hier im Yellowstone NP. Eine Infotafel besagte nämlich, dass der Pool in früheren Tagen noch viel farbenfroher und prachtvoller gewesen sein muss. Allerdings leidet er wie viele seiner Artgenossen an einer schlimmen Krankheit: Homo sapiens.
Will heißen, er wird über kurz oder lang zugrunde gehen, wenn es weiterhin geistig minderbemittelte Touristen gibt, die Münzen, Müll oder andere Gegenstände in den Pool werfen, dadurch den Zufluss am Grund verstopfen und so das Werk der Natur von tausenden Jahren zerstören! Weiter ist die Rede davon, dass eine Reinigung der Pools von diesem Gerümpel wegen des siedendheißen Wassers nicht nur umständlich und extrem teuer ist, sondern auch noch eine ständige Lebensgefahr für die Park Rangers darstellt. Also, liebe Forianer: Seid zumindest Ihr so vernünftig und verwechselt die Pools und Springs im Yellowstone NP nicht mit der Fontana Di Trevi in Rom (in den könnt Ihr von mir aus das Geld bündelweise werfen, da freut sich dann sogar die Stadtverwaltung drüber)!
Wir gingen noch ein Stückchen weiter und erreichten schließlich den Riverside Geyser. Auch dieser gehört zu den „großen sechs“ und verfügt deshalb über das bereits erwähnte „Vorhersagesystem“. Da die Zeit zwischen zwei Eruptionen beim Riverside nur etwa sechs Stunden beträgt, konnten wir am heutigen Tag mit Sicherheit noch einem Ausbruch beiwohnen. Auch das Zeitfenster ist mit insgesamt nur etwa einer Stunde hier deutlich niedriger. Der Infotafel gemäß war der letzte Ausbruch gerade erst vor einer Stunde, und das nächste mal soll es etwa um 16.30 Uhr so weit sein. Hm, das passt doch, wenigstens fällt es nicht mit dem Great Fountain zusammen! Termin ist also vorgemerkt!
A propos Termin, ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es nun Zeit würde, umzudrehen. Wir mussten ja den ganzen Weg zurück zum Parkplatz und anschließend wieder hoch zum Firehole Lake Drive, denn den Ausbruch des Great Fountain wollten wir keinesfalls verpassen!
Gesagt, getan. Wir fuhren also zurück zu besagtem Geysir und stellten fest, dass sich schon eine Schar von ca. 100 Zuschauern versammelt hatte. Auch hier gibt es Bänke, um dort sitzend das Spektakel betrachten zu können – wenn auch bei weitem nicht so viele wie am Old Faithful. Und es gab noch eine Überraschung: Die Park Ranger hatten mittlerweile, so kurz vor dem „großen Moment“, das angegebene Zeitfenster deutlich verkleinert. Demnach musste es bereits in der nächsten halben Stunde so weit sein.
Wie das funktioniert? Nun, es gibt bei jedem Geyser bestimmte Erfahrungswerte. Diese beschränken sich nicht nur auf die durchschnittliche Wartezeit, sondern auch auf andere Anzeichen. Hier am Great Fountain ist z. B. der Füllstand der verschiedenen ringförmigen Becken um die Austrittsstelle ein sehr guter Indikator, wie lange es noch dauern wird. Demnach sollte der Geyser diesmal ein klein wenig eher als sonst dran sein. Uns war’s recht, so brauchten wir nicht mehr lange zu warten. Ich brachte meine Kamera nebst Mini-Tripod in Position, und so warteten wir noch etwa 20 Minuten, bis es so weit war. SHOWTIME!!!
Wie gebannt saßen wir da und beobachteten die in heftigen Stößen austretenden Wasserfontänen des Great Fountain Geyser. Bei diesem Geysir hat man oft den Eindruck, dass die Eruption nun vorbei sei, da sich einige Sekunden nichts mehr tut. Dann aber gibt es wieder einen großen „Burst“, und das Spektakel geht weiter. Übrigens ist Great Fountain dafür bekannt, dass er in zwei oder drei „Wellen“ ausbricht, d. h. es erfolgt nach der ersten Welle eine Pause von ein paar Minuten, bevor die nächste Welle beginnt. Eine komplette Eruption kann bis zu einer Stunde dauern, meist sind es jedoch „nur“ etwa 35 bis 40 Minuten. Die sog. „Superbursts“, also Fontänen bis zur angegebenen Maximalhöhe, kommen eigentlich ausschließlich in der ersten Welle, ganz selten auch einmal in der 2. Welle vor. Insgesamt ist Great Fountain einer der größten und auch ein sehr sehenswerter Geysir, allerdings bedarf es einiges an Aufwand/Timing (oder halt auch mal nur Dusel...
), um ihn zu Gesicht zu bekommen.
Bis zum geplanten Besuch des Riverside Geysers am Spätnachmittag hatten wir jetzt noch massig Zeit, so dass wir beschlossen, uns das West Thumb Geyser Basin anzusehen.
Wir fuhren also in Richtung Südosten auf der Parkstraße weiter und machten am Parkplatz des Old Faithful einen kurzen Toiletten-Stop. Gerade als wir wieder aus dem Gebäude kamen und einsteigen wollten, ging auf der anderen Seite des Firehole River ein Geysir los. „Ach ja, der Old Faithful, den haben wir ja gestern schon gesehen...“ dachte ich mir noch.
Aber Moment mal – kurzer Blick nach rechts – der Old Faithful ist doch viel weiter rechts da hinten. Dieser Geysir ist ja mitten auf Geyser Hill! Das kann doch nur... das ist Beehive Geyser!
Was für ein Glück, der bricht doch nur alle 15 Stunden mal aus! Raus also mit der Kamera! Mir gelangen dann tatsächlich einige Fotos, wenn auch nur aus einiger Entfernung, aber immerhin!
Tja, wieder mal richtig Glück gehabt – und das alles nur wegen eines Toilettenstops...
Nun ging es aber weiter zum West Thumb Geyser Basin. Dieses befindet sich am Südwestzipfel des Yellowstone Lake in der Nähe des „Grant Village“ Versorgungsbereichs.
Hauptattraktion im West Thumb Basin sind vor allem wunderschöne Pools, von denen ich Euch diese beiden nicht vorenthalten will:
Vor allem das kristallklare Wasser im Black Pool hatte es mir angetan. Man konnte in diesen meterweit hineinschauen und hatte das Gefühl, dass es nicht den geringsten Hauch einer Trübung im Wasser geben würde:
Nun werden sich die aufmerksamen Mitleser fragen, wieso denn ausgerechnet der Pool mit dem kristallklaren Wasser „Black Pool“ heißt – das ist ja quasi ein Paradoxon in sich! Nun, die Erklärung ist einfach: Black Pool war tatsächlich einmal pechschwarz! Dichter Bewuchs mit schwarzen und dunkelbraunen thermophilen Bakterien ließ den Pool komplett dunkel erscheinen. Im Jahr 1991 vollzog sich dann aber eine komplette Änderung: Die Temperatur des Wassers stieg deutlich an und der Pool wurde sogar kurzzeitig zum Geysir, da er mehrfach ausbrach. Durch die höhere Temperatur wurden alle dunklen Bakterien abgetötet und heute erscheint der Pool kristallklar!
Weiter ging es auf dem üblichen Boardwalk bis direkt ans Ufer des Yellowstone Lake hinunter. Auch dort gibt es einige thermische Quellen, u. a. auch Geysire. Interessant ist aber hier vor allem die sog. „Fishing Cone“, ein kleiner Pool im Seichtwasserbereich.
Der Name rührt von einer etwas lustigen Geschichte her: Es heißt, dass es Angler gegeben habe, die neben oder von der Fishing Cone aus fischten und im Erfolgsfall den Fisch –immer noch am Haken und an der Schnur hängend- gleich vom Wasser heraus in die Fishing Cone getaucht hätten, um den Fisch in dem heißen Wasser zu garen...! Nun, theoretisch mag das möglich sein, aber wer will schon einen nicht ausgenommenen, ungewürzten und so gekochten Fisch verspeisen...?
Insofern dürfte die Story eher in den Bereich "Anglerlatein" einzustufen sein...
Fakt ist aber, dass es aufgrund dieser Legende in den frühen Jahren des Parks ein begehrtes Foto für Touristen war, in Anglerkluft verkleidet eine Angelgerte in die Fishing Cone zu halten...
Wir gingen auf dem Boardwalk weiter und gelangten abermals zu einem schönen Pool: Seismograph Pool
Dieser Pool steht meiner Meinung nach dem Morning Glory in nichts nach und ist wegen seiner bizarren Form auch ein echtes Prunkstück. Es folgen noch zahlreiche weitere Pools und Springs, allerdings kann ich Euch (leider) nicht alle fotografisch präsentieren. Einen besonders schönen habe ich aber noch:
Wir kehrten anschließend zurück zum Auto und tranken erst einmal ausgiebig. Wenn man auch ständig irgendwelche Pools, Seen und Geysire im Blick hat – dem persönlichen Durst nutzt das nämlich recht wenig! Gottlob hatten wir wie immer ausreichend Kaltgetränke gebunkert. Es war übrigens auch wie am Vortag wieder gut warm, so um die 25° C, und langsam merkte ich, dass sich die Kombination „ständig über 2.200 Höhenmeter“ und „am Morgen das Eincremen vergessen“ in meinem Gesicht und an den Unterarmen bemerkbar macht...
Wir fuhren nun wieder zurück zum Upper Geyser Basin. Es war zwar noch einiges an Zeit bis zum Ausbruch des Riverside Geyser, aber so konnten wir noch ein wenig dort spazieren gehen. Wir parkten das Auto und schlenderten auf dem asphaltierten Direktweg in Richtung Nordosten los. Zuvor mussten wir uns aber noch über einen Bison wundern, der mitten über das Terrain des Old Faithful spazierte, als wären all die Autos und Touristen gar nicht vorhanden...
Wir kamen kurz darauf an einen weiteren der „großen sechs“ Geysire: Castle Geyser. Ich will es vorwegnehmen: Diesen haben wir während unseres Aufenthalts im Yellowstone NP leider nicht ausbrechen sehen. Die Info-Tafel dort verriet uns, dass der nächste Ausbruch etwa um 2am sein werde – na toll, da schlafen wir tief und fest in unserem Motel
. Allerdings: Castle Geyser ist geprägt durch ständige Mini-Eruptionen, deren Zischen und Kochen schon erahnen lassen, welche Kraft in der großen, prachtvollen „Cone“ steckt...
Gleich nach dem Castle Geyser befindet sich noch ein wunderschöner Pool:
Wir gingen diesen kleinen Umweg, um noch einmal kurz beim Grand Geyser vorbeizuschauen und uns wegen der Zeit des nächsten Ausbruchs zu informieren. Die Infotafel stimmte uns zuerst nicht sehr zuversichtlich: 16 Uhr bis 20 Uhr war da zu lesen. Hm, das überlappt sich größtenteils mit dem Riverside. Allerdings, sollte letzterer einigermaßen zeitig dran sein und der Grand Geyser eher spät, dann könnte es klappen. So eine Viertelstunde zum Gehen muss man zwischen den beiden nämlich schon einplanen...
Na ja, mal sehen... Wir spazierten jetzt erst einmal hoch in Richtung Riverside Geyser, über den Boardwalk, den wir auch gestern schon benutzt hatten. Giant Geyser tat uns auch heute nicht den Gefallen eines Ausbruchs, und Grotto spuckte wie immer kleinere Fontänen. Allerdings – etwa 50 Meter von Grotto Geyser entfernt war der Grotto Fountain Geyser gerade richtig aktiv. Wenn dieser auch nicht so extrem hoch ist, hat er doch eine sehr schöne Fontäne und bricht auch schön gleichmäßig aus...
Nun ließen wir uns aber beim Riverside Geyser nieder und warteten auf den Ausbruch. In weiser Voraussicht hatten wir eine Ladung Postkarten mitgenommen und nutzten nun die Wartezeit, um diese zu schreiben. Das auch diesmal wieder verengte Zeitfenster informierte uns, dass wir noch etwa 45 Minuten zu warten hatten. Die Zeit verging mit dem Schreiben relativ schnell, und gottlob habe ich sehr früh meine Kamera parat gemacht. Es geschah nämlich etwas sehr ungewöhnliches: Der Riverside Geyser war heute ein absoluter „Frühstarter“ und ging schon neun Minuten vor der von den Park Rangers frühestmöglich angegeben Zeit los!
Das was wir dann aber sahen, entschädigte für jegliche Wartezeit. Riverside Geyser gilt nicht zuletzt als der optisch schönste, vor allem wegen des feinen „Sprays“, das er produziert, und dem daraus resultierenden kleinen Regenbogen. Könnt Ihr ihn erkennen?
Leider konnte ich hier keinen geeigneten Platz für mein Mini-Stativ finden, so das das Video etwas verwackelt ist. Ich hoffe, Ihr könnt Euch aber trotzdem ein Bild von der Schönheit dieses Geysirs machen!
Ein paar Daten zum Riverside will ich Euch aber nicht vorenthalten: In etwa sechs Stunden vergehen zwischen zwei Ausbrüchen, eine Eruption dauert gut 20 Minuten und die Höhe der Fontäne reicht bis zu 23 Meter. Anders als bei den meisten der Geysire hier im Park wird die Fontäne leicht schräg ausgestoßen. Das Wasser kommt dabei nicht in einzelnen Stößen, sondern relativ gleichmäßig über die ganze Zeit.
Ein Gutes hatte der „Frühstart“ des Riverside aber: Die Chance, den Grand Geyser noch zu erwischen, war relativ groß! Wir machten uns auch gleich schnellen Schrittes auf den Weg zum Grand Geyser. Von weitem schon konnten wir erkennen, dass die auf den Bänken Wartenden immer noch alle ruhig da saßen – ein sicheres Zeichen, dass der Ausbruch noch nicht erfolgt ist! Yeah Baby! Das wäre doch ein Ding, wenn wir jetzt den Grand Geyser auch noch schaffen...!!!
Schritttempo also nochmals erhöht und im Gehen bereits die Kamera scharf gemacht... Ganz so beeilen hätten wir uns aber letztendlich doch nicht müssen: Nachdem wir angekommen waren, blieben uns immer noch gute 20 Minuten Zeit, bis der Grand Geyser los legte. Aber das tat er dann richtig...
Von links nach rechts: Vent Geyser, Turban Geyser und Grand Geyser
Gut 12 Minuten spuckte Grand Geyser Unmengen von Wasser aus, und es gab unzählige „Ah’s“ und „Oh’s“, ähnlich wie bei einem Feuerwerk! Der Grand Geyser ist ein echtes Schauspiel, nirgends wird einem die geballte Kraft der thermalen Wärme des Wassers besser bewusst als bei diesem Geysir.
Was für ein toller Tag! Drei der „sechs großen“ Geysire hatten wir live gesehen, dazu noch etliche kleinere, die auch sehr schön waren! Die enge Terminplanung, das Hin- und Herfahren und das Warten hatten sich mehr als gelohnt!
Nachdem es nun schon Abend geworden war, fuhren wir zurück Richtung West Yellowstone. Auch heute hielten wir wieder am Mount Hayes, der jetzt im Abendlicht ein pittoreskes Bild abgab...
Übrigens: Kurz bevor man den Park in Richtung West Yellowstone verlässt, überquert man die Staatsgrenze zu Montana (*undwiedereinHäkchen*)...
Wir machten uns im Motel frisch, was nach dem warmen Tag und der vielen Wanderei in der Sonne auch bitter nötig war. A propos Sonne: Nach dem Duschen behandelte ich mein Gesicht und die Unterarme mit Claudia’s After-Sun-Creme, die sich schon in Florida bewährt hatte. Meine Vergesslichkeit bezüglich des morgendlichen Sonnencreme-Auftragens hatte ich nämlich mit einem kernigen Sonnenbrand bezahlt. Dies als Warnung an alle Yellowstone-Fahrer: Man unterschätzt nämlich wegen der vergleichsweise gemäßigten Temperaturen die Kraft der Sonne; aber die Höhenmeter im Park tun halt auch das Ihrige – Skifahrer werden wissen wovon ich rede...
Zum Abendessen gingen wir ins „Timberline Cafe“, wo es auch mal etwas anderes als das typische Barfood zu essen gab. Zu meiner Überraschung handelte es sich dabei scheinbar um ein Restaurant ohne „Lizenz“, denn bei meiner Order eines kühlen Bieres schüttelte der Kellner nur ungläubig den Kopf: „Just soft drinks, sir!“. Na ja, dann halt Diet-Coke. Leider gab es heute Grund zur Beanstandung beim Essen, da Claudias Chicken fast roh und ungenießbar war. Offensichtlich aber ein Versehen, denn es wurde uns ohne Diskussion eine neue Portion gebracht, die dann völlig ok war.
Nach dem Essen schlenderten wir noch durch die zuhauf vorhandenen Souvenir-Shops, wo ich mir noch ein T-Shirt holte. Anschließend suchten wir noch eine kleine Bar auf, wo wir den Tag ausklingen ließen. Ich ließ mir dort auch einen „kleinen“ Whiskey schmecken (Größe „klein“ in den USA: geschätzte 0,1 Liter PUR!
), der sehr mild und lecker war. Gegen 22.00 Uhr kehrten wir ins Hotel zurück und schliefen schon bald ein...
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Eintritt Yellowstone NP: Im National Parks Pass enthalten
Hotel: City Center Motel West Yellowstone, 66 €, vorgebucht über
http://www.yellowstonevacations.com/