6. August 09
Ein bärenstarker TagDie Planung für heute straffes Programm vor: früh aufstehen und spätestens bis 7.30 Uhr Abfahrt, dann durch den Sequoia NP über Fresno in den Yosemite, wo wir im Curry Village eine Unterkunft gebucht hatten. Nach dem aufreibenden Tag gestern ließen wir es dann aber etwas gemütlicher angehen. Als einziger war ich als das nominelle Familienoberhaupt um 7.30 Uhr wach. Etwas später kamen die Kinder dazu. Gegen 8 Uhr hob das tatsächliche Familienoberhaupt kurz den Kopf, murmelte etwas Unverständliches, drehte sich um und döste noch 20 Minuten weiter. Schließlich schafften wir es dann doch noch, gemeinsam zu frühstücken, und gegen 9 Uhr waren wir auf der Piste.
Eine halbe Stunde später erreichten wir den Eingang zum Sequoia NP.
Wir passierten die Guardsmen ...
... und hatten unseren ersten Stopp am Giant Forest Museum. Es war absolut beeindruckend zwischen diesen Giganten herumzulaufen. Für mich erfüllte sich ein Kindheitstraum. Vor über 30 Jahren hatten meine Eltern eine Reise in die USA unternommen. Von den mitgebrachten Bildern hatten sich zwei Motive in mein Gedächtnis eingebrannt: der Grand Canyon und eben die Mammutbäume im Sequoia NP. Seit dem wollte ich da mal hin . Und jetzt stand ich eben da ...
Aber auch die Kinder hatten ihren Spaß:
Natürlich liefen wir den kurzen Trail zum General Sherman Tree. Schon am Parkplatz fielen uns die allgegenwärtigen Bärenhinweise auf, die wir wegen unseren Kindern auch ernst nahmen. Nach wenigen Minuten waren wir da, und Amelie fasste das, was es über den mächtigsten aller Mammutbäume zu sagen gibt, treffend zusammen. „Ein Gerät!“
Auf dem Rückweg versuchte ich eines der allgegenwärtigen Streifenhörnchen zu fotografieren. Doch die Tierchen huschten ständig umher, und blieben im Gegensatz zu den anderen Parks, in denen wir sie antrafen, auf Distanz. Schließlich gelang mir doch eine passable Aufnahme.
Inzwischen war Simone mit den Kindern vorausgegangen. Plötzlich drehte sie sich um, deutete aufgeregt in den Wald und winkte mir zu, dass ich schnell und leise kommen sollte. „Bestimmt ein Chipmunk, das mal nicht flüchtet“, dachte ich im ersten Moment. Doch das Tier, das da in gut 25 Meter Entfernung durch die Bäume trottete, war etwas größer.
Der Bär beachtete uns gar nicht. Er lief parallel zum Weg, hob noch einmal kurz den Kopf, fast so als wollte er Adieu sagen, dann verschwand er im Wald.
Wir waren hin und weg. Unser erster Bär!
Auf den Fahrt zum Nordeingang mussten wir wegen Straßenarbeiten 40 Minuten warten, was unsere Zeitplanung zusätzlich zu unserer morgendlichen Trödelei durcheinander brachte. Wir fuhren deshalb stramm ohne große Unterbrechungen weiter. Der Equinox brachte uns zuverlässig unserem Ziel entgegen. Bei Oakhurst gab es in irgendeiner Fastfood-Kette, deren Name ich vergessen habe, ein spätes Mittagessen. Schließlich erreichten wir um 17.00 Uhr den Südeingang zum Yosemite. Im Park war immer noch gut Verkehr unterwegs. Beim Abzweig zum Glacier Point verkündete eine Tafel, dass aufgrund von Straßenarbeiten mit einer halbstündigen Verspätung one-way zum Aussichtspunkts zu rechnen sei. Jetzt mussten wir eine harte Entscheidung treffen. Wir wollten nicht nach Sonnenuntergang im Camp angekommen, deshalb gab ich schließlich schweren Herzens nach und wir ließen den Glacier Point sausen. Das hatten wir von unser morgendlichen Trödelei (die aber im Endeffekt das Resultat der doppelten Reifenpanne war), aber vielleicht könnten das am nächsten Vormittag noch nachholen, bevor es Richtung Monterey ging.
Nun kam der Tunnel zum Yosemite Valley. Nach der Ausfahrt bot sich dann mit dem Tunnel View der erste Ausblick auf das Tal.
El Capitain wurde noch von der Sonne angestrahlt:
Half Dome:
Aber am schönsten war natürlich das Panaroma an sich:
Wenige Meilen taleinwärts standen dann die ersten Autos Schlange. „Na super“, dachte ich. „Typisch Yosemite, kaum im Tal, schon stehen wir im Stau.“ Wieder war es die beste Ehefrau von allen, die am schnellsten erkannte, was da los war. Noch ein Bär, der am Fluss auf einem Baumstamm balancierte.
Das war also unsere Belohnung für den gestrigen Stress. Zwei Bären in zwei Nationalparks an einem Tag.
Im Curry Village bezogen wir dann unsere fest aufgebauten Zelte. Ursprünglich hatten wir eine Cabin gebucht, aber die Parkverwaltung hatten uns schon im Frühjahr per Email mitgeteilt, dass es aufgrund von Steinschlägen zu Änderungen in der Unterkunft kommen würde, was uns aber nichts ausmachte. Für die Kinder hatte es einen Hauch von Abenteuer.
Zunächst mussten wir alle möglichen Lebensmittel und Toilettenartikel bärensicher in der zugehörigen Box (auf dem Bild links unten) verstauen, was eine ziemliche Herumkramerei in unserem Gepäck zur Folge hatte.
Das Zelt selber war spartanisch eingerichtet, vier Betten (eine Mischung aus Feld –und Krankenhausbetten), Decken, eine nichtfunktionierende Heizung und ein Schreibpult.
Heute hatten die Kinder viel in ihre Tagebücher zu malen: Mammutbäume, Streifenhörnchen, ein Bär im Wald, ein Bär am Fluss, die Zeltunterkunft. Müde, aber glücklich fielen wir in die Betten.
Harald